Sabine Bohlmann: Das Leben ist kein Wunschkonzert

“Das Leben ist kein Wunschkonzert“, das muss sich die kleine Rosalie dauernd von ihrer Mama anhören. Diese, alleinerziehend, mit stressigem Job hat sich die Illusionen längst abgeschminkt. Doch Rosalie hätte eine Menge Wünsche: allem voran eine Freundin, aber auch ein Hund und ein Papaersatz stehen ganz vorne auf ihrem Wusnchzettel. Dann lernt sie Wanda kennen, die bei ihr im Haus wohnt und so etwas wie eine Schriftstellerin ist. Und die bringt ihr bei, dass man sich alles wünschen kann, aber gut darüber nachdenken muss, ob man das wirklich will. Und dass manche Wünsche ein bisschen Unterstützung brauchen, damit sie in Fahrt kommen…

Sabine Bohlmann scheint ein richtiger Tausendsassa zu sein. Sie ist Schauspielerin, man kennt sie zum Beispiel vom „Marienhof“, leiht als Synchronsprecherin Größen wie Lisa Simpson ihre Stimme und hat bereits einige Bücher über Kinder – zum Beispiel den Umgang mit Kindergeburtstagen – geschrieben. Die allesamt auf Platz 1 der persönlichen Hitliste stehen. Dazu ist sie Mutter von zwei Kindern und Ehefrau. Vielleicht wirkt deswegen das Thema „Alleinziehende“ in ihrem neuesten Kinderbuch ein wenig naiv. Aber das ist das Einzige, was man ihr ankreiden könnte. Denn ansonsten trifft „Das Leben ist kein Wunschkonzert“ genau den Nerv junger Mädchen und lässt sich vor allem ganz prima auch vorlesen. Und das genießen dann auch 13-Jährige noch.
4.5 Stars (4,5 / 5)

Jojo Moyes: Weit weg und ganz nah – gelesen von Luise Helm

Jess ist eine Frau, die sich durchs Leben kämpft. Putzen geht und an einer Bar arbeitet, um genug Geld zu verdienen, damit es ihren Kindern an nichts fehlt. Und doch fehlt es an jeder Ecke. Nicht nur finanziell, sondern auch emotional. Jess kann sich bemühen, wie sie will, die Tatsache, dass sich ihr Mann aus dem Staub gemacht hat und angeblich keinen Penny zahlen kann macht der jungen Frau das Leben genauso schwer wie die Sorge um ihre Kinder. Tanzie ist nicht wie andere Zehnjährige. Statt sich mit Barbies und ersten Teenie-Idolen die Zeit zu vertreiben, löst sie inhomogene Gleichungen. Und Nicky, Jess Stiefsohn, hat es ebenfalls nicht leicht. Er wird gemobbt, weil er anders ist als andere. Weil er seinen Kummer auf seine Weise verarbeitet.
Auf der anderen Seite der Geschichte steht Ed, für den Jess putzt. Ein lebender Beweis dafür, dass reine Intelligenz auch nicht klüger macht. Er ist ein stinkreicher ITler, der einen massiven Fehler gemacht hat und dabei seine komplette Karriere in den Sand setzte.

Die Story verbandelt die beiden, als Tanzie eine einmalige schulische Chance bekommt und Jess das Geld nicht hat, um sie ihr zu ermöglichen. Bei einem Barbesuch verliert Ed betrunkenerweise einen Bündel Geldscheine und statt sie ihm zurückzugeben, behält Jess die Kohle, um Tanzie ihren Wunsch zu erfüllen. Doch dann ist sie plötzlich auf ihn angewiesen, er ist es, der sie quer durchs Land chauffiert, um ihnen zu helfen. Und er ist, der in Jess Gefühle weckt, an die sie schon gar nicht mehr geglaubt hat. Doch dann kommt er hinter ihren Betrug und zieht sich in sein Schneckenhaus zurück. Jess leidet fürchterlich, kommt aber bald zu dem Schluss, dass Liebeskummer ein Luxus ist, den sich eine alleinerziehende Mutter nicht leisten kann. Sie vergräbt ihren Kummer…

Man hätte die Inhaltsangabe auf tausend verschiedenen Wegen angehen können, denn nachdem man dieses Buch gehört oder gelesen hat, weiß man nicht genau, welcher Strang der Handlung denn nun der Wichtigste ist. Sie fügen sich dermaßen perfekt ineinander, geben ein so gelungenes Ganzes ab, dass man nicht einmal sagen könnte, wer hier die Hauptperson ist. Vielleicht Ed? Vielleicht Jess? Oder doch Tanzie oder Nicky? Wahrscheinlich ist es der Hund, Norman. Denn er ist irgendwie, wenn das überhaupt möglich ist, die tragischste Figur in diesem Roman.
Lesens – bzw. hörenswerter geht kaum noch. Dieses Buch erfüllt alle Anforderungen an gute Literatur. Und diese Sprecherin weiß, wie man gute Literatur in Hörgenuss umsetzt.
5.0 Stars (5,0 / 5)

Trixi von Bülow: Ich wünsche mir, dass endlich mal was Schönes passiert

Sie ist mit 39 zwar nicht mehr jung, alt aber auch noch nicht. Fühlt sich aber so. Abgehetzt zwischen Kind und Job, alleinerziehend mit all den Widrigkeiten, die das Leben dann bereithält, kämpft sich Friederike Berger durchs Leben. Und träumt davon, dass endlich mal was Schönes passiert. Obwohl sie eher befürchtet, dass an ihrem 40. Geburtstag die Welt untergehen wird. Doch dann kommt es anders. Ihre Freundin Johanna entführt sie an einen kleinen, aber feinen Ort am Meer. Und sorgt damit ungewollt dafür, dass Fritzi einem wahren Traummann begegnet. Romantisch, sexy, zuvorkommend und offensichtlich ebenfalls über beide Ohren verliebt. Was soll da noch dazwischenkommen?

Frau mit fast vierzig, beruflich in der Verlagsbranche angesiedelt, Krise, Happy End – fertig aus. Der typische Frauenroman der heutigen Zeit? Bis zur Mitte vielleicht. Dann nimmt dieses Buch eine neue Wendung. Wenn auch manchmal sehr an den Haaren herbeigezogen, doch trotzdem leicht und beschwingt. Ein Roman, der es einen für ein paar Stunden vergessen lassen kann, dass die Widrigkeiten des Lebens einen gerade ärgern. Vor allem, wenn man weiblich, alleinerziehend und um die 40 ist!3.4 Stars (3,4 / 5)