Sueli Menezes: Nino das Glühwürmchen

Nino, das Kinderglühwürmchen, ärgert sich. Da gibt er sich nächtelang Mühe, ganz toll zu leuchten und anstatt, dass das jemand zur Kenntnis nimmt, bewundern alle nur den Mond. Mama Glühwurm hat wenig  Verständnis für das Gejammer ihres Sohnes. Schließlich ist es nicht seine Aufgabe, die Nacht zu erhellen, sondern sie zu verzaubern. Der Mond aber hat Mitleid mit dem erbosten kleinen Kerl und bittet Nino daher, ihn für eine Nacht zu vertreten. Er brauche eine Pause. Das lässt sich das kleine Glühwürmchen nicht zweimal sagen. Es trommelt alle seine Freunde zusammen, um sie zu überreden, ihm zu helfen. Doch die sind erst mal ziemlich skeptisch …

Ein wunderschönes kleines Bilderbuch, das nicht nur durch seine mutmachende Geschichte, sondern vor allem auch durch die Zeichnungen von Giuliano Ferri lebt. Wie kaum ein anderer versteht er es, unserer Phantasie Spielraum zu geben für die tierischen Charaktere. Besonders schön dazu: die Haptik des Buches, bei der man mit etwas Phantasie jedes einzelne Glühwürmchen erspüren kann.

Giuliano Ferri: Das wundervolle Geschenk

[aartikel]3865661890:left[/aartikel]Luca ist ein kleines Mäuschen und als er Geburtstag hat ist er ein wenig enttäuscht von dem Geschenk seines Großvaters. Ein kleines Säckchen voll mit Körnern? Was soll er denn damit? Aber dann zeigt der Opa ihm, wie man sich richtig um die kleinen Saatkörner kümmert, damit sie das bieten, was Luca versprochen wurde: dass er mit dem Geschenk rutschen, schaukeln und sich verstecken kann – und es am Schluss sogar verspeisen kann. Luca und seine Freunde kümmern sich daraufhin liebevoll um die kleine Saat und die geht auch bald auf. Und bietet den schönsten Kinderspielplatz, den man sich nur vorstellen kann.

Die Bilderbücher von Giuliano Ferri sind an sich schon ein Geschenk für Kinder und Eltern. Die Geschichten haben immer einen tieferen Sinn, die Zeichnungen sind wunderschön und die Moral der Geschichte ist immer glaubwürdig. Auch dieses Bilderbuch fällt eindeutig in diese Kategorie. Die Geschichte erinnert ein wenig an Hokuspokus Blumibus und hat doch ihren eigen Stil.
4.1 Stars (4,1 / 5)

Jojo Moyes: Weit weg und ganz nah – gelesen von Luise Helm

[aartikel]3839813190:left[/aartikel]Jess ist eine Frau, die sich durchs Leben kämpft. Putzen geht und an einer Bar arbeitet, um genug Geld zu verdienen, damit es ihren Kindern an nichts fehlt. Und doch fehlt es an jeder Ecke. Nicht nur finanziell, sondern auch emotional. Jess kann sich bemühen, wie sie will, die Tatsache, dass sich ihr Mann aus dem Staub gemacht hat und angeblich keinen Penny zahlen kann macht der jungen Frau das Leben genauso schwer wie die Sorge um ihre Kinder. Tanzie ist nicht wie andere Zehnjährige. Statt sich mit Barbies und ersten Teenie-Idolen die Zeit zu vertreiben, löst sie inhomogene Gleichungen. Und Nicky, Jess Stiefsohn, hat es ebenfalls nicht leicht. Er wird gemobbt, weil er anders ist als andere. Weil er seinen Kummer auf seine Weise verarbeitet.
Auf der anderen Seite der Geschichte steht Ed, für den Jess putzt. Ein lebender Beweis dafür, dass reine Intelligenz auch nicht klüger macht. Er ist ein stinkreicher ITler, der einen massiven Fehler gemacht hat und dabei seine komplette Karriere in den Sand setzte.

Die Story verbandelt die beiden, als Tanzie eine einmalige schulische Chance bekommt und Jess das Geld nicht hat, um sie ihr zu ermöglichen. Bei einem Barbesuch verliert Ed betrunkenerweise einen Bündel Geldscheine und statt sie ihm zurückzugeben, behält Jess die Kohle, um Tanzie ihren Wunsch zu erfüllen. Doch dann ist sie plötzlich auf ihn angewiesen, er ist es, der sie quer durchs Land chauffiert, um ihnen zu helfen. Und er ist, der in Jess Gefühle weckt, an die sie schon gar nicht mehr geglaubt hat. Doch dann kommt er hinter ihren Betrug und zieht sich in sein Schneckenhaus zurück. Jess leidet fürchterlich, kommt aber bald zu dem Schluss, dass Liebeskummer ein Luxus ist, den sich eine alleinerziehende Mutter nicht leisten kann. Sie vergräbt ihren Kummer…

Man hätte die Inhaltsangabe auf tausend verschiedenen Wegen angehen können, denn nachdem man dieses Buch gehört oder gelesen hat, weiß man nicht genau, welcher Strang der Handlung denn nun der Wichtigste ist. Sie fügen sich dermaßen perfekt ineinander, geben ein so gelungenes Ganzes ab, dass man nicht einmal sagen könnte, wer hier die Hauptperson ist. Vielleicht Ed? Vielleicht Jess? Oder doch Tanzie oder Nicky? Wahrscheinlich ist es der Hund, Norman. Denn er ist irgendwie, wenn das überhaupt möglich ist, die tragischste Figur in diesem Roman.
Lesens – bzw. hörenswerter geht kaum noch. Dieses Buch erfüllt alle Anforderungen an gute Literatur. Und diese Sprecherin weiß, wie man gute Literatur in Hörgenuss umsetzt.
5.0 Stars (5,0 / 5)

Geraldine Elschner/Jean-Pierre Corderoch: Hokuspokus Blumibus

[aartikel]3865660592:left[/aartikel]Was soll Paul denn mit einem ganzen Kartoffelsack voll kleiner Körnchen machen? Dieses originelle Geburtstagsgeschenk des etwas durchgeknallten Onkel Willi ist mal wieder erklärungsbedürftig und bringt letztendlich eine ganze Stadt zum Strahlen…

Den Schulweg findet Paul fürchterlich, Mama nervt dauernd, er soll sich beeilen, der Weg durch die ganze Stadt ist sterbenslangweilig, bis Paul in der Schule angekommen ist, hat er regelmäβig schlechte Laune. Das weiβ Onkel Willi, nicht lange und es grünt und blüht im Städtchen. Alles sieht viel schöner aus, die Menschen haben plötzlich viel bessere Laune … und niemand weiβ, wer, „hokuspokus blumibus“, diesen Blumenzauber verursacht hat… niemand, bis auf den Bürgermeister, denn der kommt Paul auf die schliche…

Jean-Pierre Corderoch zeichnet verantwortlich für die detailreichen Bilder dieses Buches. Im ersten Moment empfindet man das Buch als überladen, wird aber schnell von den mitlesenden Kindern eines Besseren belehrt. „Guck mal hier und guck mal da“, und „Die sind ja toll bunt“, waren die typischen Reaktionen beim Durchblättern. Es dauert eine Weile, bis man weiterlesen darf, weil das Studieren der Bilder seine Zeit in Anspruch nimmt. Aber so soll es ja auch sein!

„hokuspokus blumibus“ ist eine Geschichte, die zeigt, dass man sich die kleine Welt um sich herum auch selbst ein wenig schöner machen kann.
5.0 Stars (5,0 / 5)