Emily Suvada: Cat & Cole – die letzte Generation

Ein Panel, das dafür sorgt, dass man perfekt ist – das ist die Zukunftsmusik, die diese Dystopie schreibt. Krankheiten? Ausgelöscht! Makel? Gibt es nicht mehr! Der eigene Körper ist perfekt. Bis eine tödliche Seuche ausbricht, die zu Kannibalismus führt und die nur eine aufhalten kann: Cat. Sie ist die Tochter eines berühmten Genetikers, ein wahres Nachwuchstalent und anders als andere. Seit ihr Vater gekidnappt wurde, hält sie sich versteckt und während alle anderen in Bunkern leben, versucht sie sich über der Erde am Leben zu erhalten. Als das Versteckspiel immer komplizierter wird, taucht plötzlich Cole auf – und er bringt schlechte Nachrichten. Von nun an sind die beiden so verschiedenen Jugendlichen aufeinander angewiesen. Etwas, das Cat nicht leichtfällt …

Wenn man diesen Band gelesen hat, kann man den zweiten kaum erwarten. Der Spannungsbogen, den die noch junge Australierin Emily Suvada aufgebaut hat, ist auch nach über 400 Seiten noch ungebrochen. Die letzte Generation wird nicht die letzte bleiben, dank einer Protagonistin, die nicht nur ein Geheimnis in ihrer DNA versteckt, sondern die die Interessen aller über ihre eigenen stellt.

Chosen – Die Bestimmte/Das Erwachen

Jared. Ich verfluche seine Gabe, zu mir in Gedanken sprechen zu können.

Wer ist Jared, was hat es mit dem Geheimnis auf sich, das er Emma anvertraut, welche Rolle spielt ihr Vater und kann sie Aidan wirklich trauen – das sind die entscheidenden Fragen, die Emma in beiden Chosen-Büchern umtreiben. Das Szenario ist düster, die Gefühle leidenschaftlich, die Geschichte nur bedingt vorhersehbar.
Doch zurück auf Anfang: Emma soll in ein Internat für Hochbegabte. Glaubt sie. Denn in Wahrheit ist dieses Internat ein Sammelsurium an speziellen Fähigkeiten. Und das passt zu Emma, denn sie ist eine Emotionentaucherin. Eine, die die Gefühle anderer spürt wie ihre eigenen. Eine Gabe, die ihr gefährlich werden kann. Ihre Mutter wusste das und warnte sie schon früh: Nimm nie etwas von einem anderen Menschen an, ohne dich zu fragen, wie er dir schlimmstenfalls damit schaden könnte. Und dann überlege, ob du bereit bist, diese Gefahr einzugehen….

Liest man den einen Teil, dann braucht man den zweiten. Man will wissen, wo dieses Intrigenspiel rund um Liebe und Verrat hinführt. Der Fantasy-Roman hat vor allem für die jugendliche weibliche Zielgruppe einen wahren Magnetcharakter – auch, wenn man sich bisweilen ganz schön konzentrieren muss, um bei all diesen Raben und Falken nicht durcheinander zu kommen.

Besonders cool: das Cover!

Sabine Bohlmann: Und plötzlich war Frau Honig da

Die kleine Person, die da eines Tages ganz in gelb gekleidet vor der Tür einer Familie steht, erinnert zwangsläufig an Mary Poppins, ein bisschen auch an „Eine zauberhafte Nanny“. Genau wie diese wurde sie von der Familie, die aus einem überforderten alleinerziehenden Vater und vier Kindern besteht, nicht gerufen und doch gebraucht. Genau wie Mary Poppins hat sie nur einen Koffer, in den aber Unmengen hineinpassen. Und verfügt über ähnliche Zauberkräfte.
Stück für Stück holt sie die im System vereinsamte Familie wieder an einen Tisch, bringt den Kindern bei, was sie fürs Leben wissen müssen, zeigt dem Vater, dass es nichts bringt, sich hinter seiner Trauer zu verstecken und macht den Alltag mit ihren kleinen Tricks und Besonderheiten zehntausendmal bunter als er je gewesen ist.

Die Besonderheit an Frau Honig: Sie ist eng mit den Bienen verbunden, lernt Betty, der Kleinsten der Familie, wie man mit einem solchen Volk umgeht und sorgt dafür, dass es den kleinen, für die Menschheit so wichtigen Tierchen gut geht. Und wenn sie dafür auf die Schnelle mal ein paar Blumen im Stadtgrau wachsen lassen muss.

Doch eines Tages ist es soweit: Es wird Zeit für Frau Honig zu gehen – eine andere Familie wartet und die Sommerfelds sind jetzt in der Lage, nach dem Tod der Mama und Ehefrau nach vorne zu sehen und ihr Glück selbst in die Hand zu nehmen.

Dieses Buch ist wieder so, wie man es von Sabine Bohlmann erwartet. Ihre Vorliebe für Mary Poppins ist ja bekannt (… und das Bittere wird süß!) und der Ton des Buches ist fast schon unverkennbar. Es ist wunderbar zum Selbstlesen, und noch viel wunderbarer zum Vorlesen geeignet. Allerdings hätte die Autorin ihrer Zeichnerin etwas mehr auf die Finger schauen sollen. Denn diese hat – wie es leider in der Kinderbuchwelt viel zu häufig passiert – das Buch anscheinend, zumindest an einer Stelle, nicht richtig gelesen. Und das ist etwas, das Kindern sofort auffällt. Doch trotzdem ist dieses Buch ein wirkliches Highlight und gehört daher definitiv zu den besten Kinderbüchern in diesem Sommer.
5.0 Stars (5,0 / 5)

Britta Sabbag: Fritzi Klitschmüller


Fritzi hat es gerade nicht einfach. Ihre beste Freundin ist weggezogen. Der Geburtstag steht vor der Tür und Mama muss auf Kur. Papa ist dauerhaft schlecht gelaunt, weil in das Erker-Haus, das er kaufen wollte, nun andere einziehen und es so für ihn zum Ärger-Haus geworden ist und weil er seine anstrengende Schwester um Hilfe fragen muss. Zu allem Übel glauben die Eltern auch noch, sie sei zu klein für ein Skateboard. Stattdessen bekommt sie ein weißes Spitzenkleid, das sie erst mal mit einem Säbel ihres Bruders etwas aufhübscht. In diesem Outfit öffnet sie die Tür, als der neue Nachbarsjunge sich vorstellen will – und auch, wenn sich Fritzi zunächst sträubt, die beiden werden Freunde und machen die Sommerferien zum Skateboardbeschaffungsabenteuer.
Britta Sabbag ist bekannt für leichte Literatur, die sich um Liebe und Freundschaft dreht. Bei ihren Kinderbüchern geht sie tiefer, allerdings ohne die Leichtigkeit zu verlieren. Fritzi Klitschmüller wirkt ein bisschen wie eine moderne Pippi Langstrumpf. Eins von den Mädchen, die zwar auf der einen Seite gerne und gewieft Mädchen sind, auf der anderen Seite sich aber auch nicht unterbuttern lassen. Sie und Thies nehmen das Leben trotz seiner Widrigkeiten leicht, werden spielend mit der ätzend petzenden Cousine fertig. Die Nachbarschaft wird schnell mal aufgemischt – mit durchwegs positiven Ergebnissen.
Besonders schön ist auch die Vertonung durch die deutsche Schauspielerin Birte Schnöink, die mit ihrer rauen Stimme Fritzi genau den Charakter einhaucht, den man beim Lesen erwartet. Die CD ist leider etwas kürzer als das Buch, hat aber trotzdem eine Dauer von rund eineinhalb Stunden, von denen keine Minute langweilig wird. Optimal auch für lange Autofahrten mit Grundschulkindern – denn das ist eine Geschichte, die auch wir Eltern und sogar große Geschwister gerne hören.
4.0 Stars (4,0 / 5)