Teri Terry: Book of Lies

Sie begegnen sich zum ersten Mal auf der Beerdigung ihrer Mutter und nur eine wusste davon, dass es die andere gibt. Piper und Quinn hätten unterschiedlicher nicht aufwachsen können. Die eine in einem wohlbehüteten und wohlhabenden Elternhaus, mit netten Freunden, Schulbesuch und tollen Kleidern, die andere in äußerst ärmlichen Verhältnissen mitten im Moor, gemeinsam mit der alten Großmutter, zu der die Leute nur dann kamen, wenn sie im Leben nicht mehr weiterwussten und so verzweifelt waren, dass sie ihre Dienste in Anspruch nahmen. Mal für ein Huhn, mal für ein paar Laib Brot oder etwas Milch.
Die Frage, warum die eine so leben musste und die andere so leben durfte, quält die beiden. Warum dachte die Mutter, sie müsste eines der Kinder wegsperren, vor sich selbst und andere vor ihm schützen? Und hat sie dabei wirklich die richtige Entscheidung getroffen? Nur langsam kommen die Mädchen auf die Spur eines schrecklichen Familiengeheimnisses und können sich dem Bann dessen kaum entziehen…

Ein typisches Teri-Terry-Buch, auch wenn es sich diesmal nicht um eine Dystopie handelt, sondern die Erzählung eher mit der Vergangenheit in all ihren zeitunabhängigen Schichten spielt. Das Szenario ist düster und magisch, die Art und Weise, wie Mutter und Großmutter versucht haben, die Kinder vor sich selbst zu schützen, reichlich grausam. Bisweilen wundert man sich über die Kaltschnäutzigkeit der Protagonistinnen, über deren Verhalten, das wiederum durch ihr Alter erklärt werden könnte – sie sind Teenager, die beiden Schwestern, und sie agieren wie solche. Sie haben keine Probleme, sich zu verwandeln auf ihrer Suche nach der Identität, jeden Tag ein anderes Gesicht zu zeigen und dabei düstere Seiten zu durchleben, ohne überhaupt nur mit der Wimper zu zucken.

Die Idee ist gut, aber nicht komplett ausgearbeitet. An manchen Stellen hat Teri Terry einige Längen drin, die nicht hätten sein müssen, an anderen hätte sie gern etwas mehr in die Tiefe gehen dürfen. Das Cover, das gewählt wurde, ist dagegen extrem gut geraten. Die Idee, die Farbgebung und die Wahl der Schrift passen exakt zum Buch. „Book of Lies“ trifft genau den Zielgruppengeschmack von rund 15-jährigen Mädchen, mit etwas mehr Rotstift hätte es sich eventuell auch als Empfehlung für Ältere geeignet.
3.0 Stars (3,0 / 5)

Nina Blazon: Feuerrot

Diese Autorin ist fast schon ein Garant für Lesevergnügen. Nina Blazon hat zahlreiche Bücher geschrieben: Kinderbücher, Jugendbücher, Krimis,…und Historienromane. „Feuerrot“ handelt, wie der Titel schon ein wenig einfallslos zeigt, von der Zeit der Hexenverbrennung. Orientiert sich am Hexenhammer und möglichst genau am Ravensburg der damaligen Zeit mitsamt seinen Einwohnern, bzw. mit dem, was von diesen überliefert wurde. Das Ganze gekonnt gemixt mit einer guten Portion Phantasie und Erzählkunst.

Lucio bringt im Hause des reichen Kaufmanns, in dem auch Magdalene dient, einiges durcheinander. Irgendetwas stimmt mit ihm nicht, das spürt Madda genau. Und als er sich das erste Mal an sie heranmacht, weiß sie auch, was es ist. Dieses kühle, kalte Flackern in seinen fast schon gelben Augen passt genauso wenig zu dem, der er eigentlich sein soll wie sein Verhalten. Sie ist zu klug, um auf die Verführungskünste des hübschen jungen Italieners hereinzufallen. Doch in Zeiten der Inquisition hat es keine Frau leicht gehabt, der jemand so gar nicht wohlgesonnen war. Und auch Madda muss erleben, wie sie angeklagt wird. Und hätte sie nicht wirklich gute Freunde – sie hätte keine Chance.

Das Besondere an diesem Buch ist das Unrealistische. Denn dass Patrizier sich mit Gesinde und Handwerksfamilien einlassen, um eine von ihnen zu retten, ist so unwahrscheinlich, dass der Gedanke schon wieder faszinierend wirkt. Die rund 500 Seiten lesen sich wie nichts. Aber nur, wenn man schon lange keinen Hexenroman mehr gelesen hat. Oder sich gerade mitten in der Pubertät befindet.
3.4 Stars (3,4 / 5)

Angelika Diem/Susanne Szesny: Vom Verlieren und Gewinnen

Die Hexe Pollonia ist ein ganz zauberhaftes Wesen und sie taucht nicht zum ersten Mal in der Bilderbuchwelt auf. Letztendlich geht es immer darum, dass die kleine Hexe, die das Herz eigentlich am richtigen Fleck trägt, immer wieder mal ein bisschen mit der Nase darauf gestoßen werden muss, dass dem so ist. In diesen beiden Geschichten geht es um Wettkampf, einmal um ein Rennen, das Pollonia verliert, weil sie einer anderen Hexe hilft, und einmal darum, das perfekte Hexentier zu präsentieren. Pollonia will hier so richtig auftrumpfen, merkt aber schnell, dass weder ein Königstiger noch ein Eisbär und schon gar kein eingebildeter Pfau es mit ihrem Kater Camillo aufnehmen kann.

Susanne Szesny gehört zu den Besten, die wir in Deutschland haben. Zweifelsohne. Ihre Bilder treffen den Nerv der Zeit, ihre Figuren haben einen hohen Wiedererkennungswert und sind bis ins Detail perfekt unperfekt. In diesen Bildern gibt es immer noch etwas zu entdecken, egal, wie oft man das Buch bereits betrachtet hat.
4.1 Stars (4,1 / 5)

Kathryn Littlewood: Die Glücksbäckerei – das magische Rezeptbuch

Die Bäckerei der Familie Glyck wird nicht umsonst die Glücksbäckerei genannt. Man reißt ihnen die Sing-Sang-Ingwer-Cookies, die Tiefschlaf-Snickerdoodles und Liebesmuffins regelrecht aus der Hand. Versteht es Roses Mama doch nur zu gut, ein wenig Magie walten zu lassen und so ein ganzes Städtchen in Zufriedenheit zu hüllen. Ihr ganz besonderes Backbuch mit den zauberhaften Rezepten halten sie und ihr Mann vor den Kinder gut verschlossen – bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie verreisen müssen. Die Verantwortung, die jetzt auf den Schultern der Kinder liegt, liegt dort schwer und der Versuch, in die Fußstapfen der Mutter zu treten, führt zu einem absoluten Chaos. Im ersten Moment sind die Kinder da ziemlich erleichtert, als Tante Lilly auftaucht und sich als Retterin in der Not beweist. Doch Rose ist kritisch – ihr Bauchgefühl sagt ihr, dass mit der ach so liebenswürdigen Tante irgendetwas nicht stimmt: Wieso lässt sie sich jahrelang nicht blicken und kommt genau dann, wenn ihre Eltern nicht da sind? Und warum hat sie so ein ausgeprägtes Interesse an den Familienrezepten?

Die Geschichte, die sich für Mädchen ab der dritten, vierten Klasse eignet, hat sehr viel Zauberhaftes an sich. Ein bisschen erstes Schwärmen fürs andere Geschlecht, viel Magie und eine sympathische Heldin sind die richtigen Zutaten dafür, dass Kathryn Littlewood mit der Glücksbäckerei ein ganz wunderbares Buch gelungen. Und das, obwohl sie von sich selbst behauptet, eine gute Köchin, aber eine fürchterliche Bäckerin zu sein.

Durch die Vertonung mit Sascha Icks gewinnt die Glücksbäckerei noch an Wert. Nur das Ende, das kommt reichlich überraschend und ist irgendwie nicht ganz befriedigend – und lässt damit die Option auf eine Fortsetzung offen. Die in Buchform in Amerika bereits erschienen ist und auch hier nicht lange auf sich warten lassen wird.
3.4 Stars (3,4 / 5)

Hiawyn Oram/Sarah Warburton: Hilfe, meine Hexe spinnt!

Rüdiger Franz Zauberspeck, kurz Rudi, ist verzweifelt. Der amtlich geprüfte Hexenkater muss hilflos mit ansehen, dass seine Hexe Sisina Sicilia gar keine Hexe sein will. Und es kommt noch schlimmer. Sie hat sogar Ambitionen, einen Prinzen zu heiraten und eine echte rosa Prinzessin zu werden.

Rudi holt sich Rat bei seinem Onkel Sigfried, der ihn auch eifrig mit den besten Ratschlägen und den nötigen Zaubersprüchen versorgt. Einer davon verwandelt Sisina von ihr unbemerkt kurz vor dem ersten Rendezvous in ein total häßliches Gör. Aber genau das findet der Prinz sehr liebenswert, denn von schönen Prinzessinnen mit geschnittenen Zehennägeln und ohne Warzen hat er die Nase voll. Alles läuft auf eine Hochzeit hinaus, vor der Sissi ihren Angebeteten natürlich erst noch prüfen muss. Doch der will den ausgesuchten Drachen nicht bekämpfen….

Dieses Bilderbuch ist ein Highlight. Für Hexengeschichtenliebhaber ganz besonders, aber nicht nur für diese. Es besteht eigentlich nur aus Briefwechseln, überall gibt es etwas zu entdecken und die Illustrationen von Sarah Warburton haben mich dazu gebracht, gerade raus zu lachen. Besonders goldig sind die Bilder von Sisina Sicilia wie sie verzweifelt versucht, sich wie eine Prinzessin zu bewegen. Wunderbar.
4.9 Stars (4,9 / 5)