Ivan Bates: Der Schreckbär

„Einst lebte ein Bär, der war nicht zu zähmen: Er konnte sich einfach nicht gut benehmen.“ So beginnt ein Bilderbuch, das sich auf sehr amüsante Weise mit Charakteren auseinandersetzen, die Dinge lustig finden, über die andere so gar nicht lachen können. Der Schreckbär zum Beispiel findet es ultrakomisch andere so richtig zu erschrecken. Doch irgendwann langt es den Tieren und sie wollen sich rächen. Aber einer bleibt vernünftig. Das kleine Kaninchen ist überzeugt davon, dass der Bär gar keine bösen Absichten hat. Ihm aber nie jemand beigebracht hat, freundlich zu sein.
Die anderen Tiere sind zwar nicht so recht überzeugt, lassen das Kaninchen aber machen. Und dieses Vertrauen lohnt sich…

Ivan Bates ist ein ganz zuckersüßes Bilderbuch in Reimen gelungen, das ein Thema aufgreift, das man in Kindergärten oft erleben kann. Kleine Kinder, die sich nur durch Lautstärke und Drohgebärden verständigen und die damit dauernd anecken. Nur, weil ihnen nie jemand gezeigt hat, wie man anders auf andere zugeht. Die nur hoffen können, auf verständnisvolle Pädagogen zu treffen, um nicht ganz schnell den „Schreckbär-Stempel“ aufgedrückt zu bekommen.
Ivan Bates studierte Illustration in Manchester und hat bereits viele Kinderbücher illustriert. Die meisten davon sind bisher aber nur in England erschienen. Das wird sich hoffentlich ändern.
4.0 Stars (4,0 / 5)

Philip Militz/Kai Pannen: Tom und die Schimpfwortpolizei

Tom hat ein ungewöhnliches Hobby. Er sammelt Schimpfwörter. Akribisch verzeichnet er jedes neue Exemplar in seinem kleinen roten Notizbuch.

Und wenn er schlechte Laune hat, dann vergreift er sich an seinem Vorrat und belästigt seine Umwelt mit dem Wortmüll. So zumindest sieht das die Schimpfwortpolizei, die eines Tages in Form von Kommissar Karl-Bruno Bitterbeck vom Dussel-Dezernat vor ihm steht. Er will Tom das Schimpfen austreiben und wenn es sein muss, ihm den Mund mal kräftig mit Seife auswaschen. Doch Tom zeigt dem Herrn Ordnungshüter, wozu Schimpfwörter gut sein können.

Fast jedes Kind kommt einmal in die Phase, in der es die verschiedenen, meist bei Freunden neu gelernten Wörter gründlich ausprobiert und damit seine Umgebung nervt. Dieses Buch ist eine gute und humorvolle Grundlage für ein entsprechendes Gespräch. Man kann sich gemeinsam die in Bilderform gefassten Schimpfwörter betrachten, überlegen, was sie bedeuten und festlegen, welche gar nicht gehen.
3.8 Stars (3,8 / 5)

Barbara Rose/Kerstin Völker: Ich tausche meine Mama um

Pauline hat sich über ihre Mutter geärgert und jetzt hätte sie am liebsten eine andere. Anfangs nimmt Paulines Mama das noch mit Humor, doch bald muss sie erkennen, dass es ihrer Tochter sehr ernst damit ist. Ein ganz besonders gut gelungenes Bilderbuch von Barbara Rose und Kerstin Völker.

„Du bist gemein. (…) Am liebsten hätte ich eine andere Mutter. Eine, die viel mehr lustige Sachen mit mir macht und bei der ich nicht immer mein Zimmer aufräumen muss.“ Pauline ist außer sich vor Wut. Und die Tatsache, dass ihre Mama ihr lediglich vorschlägt, sich eben eine neue Mutter zu kaufen, macht es nicht besser. Pauline stiefelt ab, auf der Suche nach einem Mutterladen. Immerhin: Mama darf mit. Und wird beim Antiquitätenhändler Schneck in Zahlung gegeben. Pauline tauscht sie gegen dessen Mutter. Doch die findet Erdbeereis zu kalt und von Fahrgeschäften auf dem Rummel wird ihr schlecht. Ziemlich bald hätte Pauline dann doch gern ihre eigene Mutter wieder. Aber die hat Herr Schneck inzwischen verkauft. An einen Mann, der gut für sie bezahlt hat….

Mama ist genau richtig so wie sie ist. Und auch, wenn es momenteweise manchmal so aussieht, kein Kind möchte eine andere. Barbara Rose ist eine Geschichte gelungen, die sich erfrischend aus dem Bilderbuchdschungel heraushebt, sich prima für kleine Trotzköpfe eignet und spielerisch, ja geradezu liebevoll zum guten Ende führt.

„Geschichten für Kinder zu schreiben ist sehr viel schwieriger als Texte für Erwachsene zu verfassen“, so die Autorin in einem Interview mit der Stuttgarter Zeitung. Die Mutter von vier Kindern schlägt sich oft die Nacht um die Ohren, um Geschichten zu Papier zu bringen, deren schärfste Kritiker ihre eigenen Töchter sind.

Die Zeichnungen von Kerstin Völker sind fröhlich, aussagekräftig und detailverliebt. Es macht Spaß, sie wiederholt zu betrachten und die wunderbar eingefangenen Emotionen gemeinsam mit Kindern zu entdecken. Prädikat: äußerst wertvoll.
5.0 Stars (5,0 / 5)