Christian Morgenstern: Ein Wiesel saß auf einem Kiesel

Der Schnupfen hockt auf der Terrasse, auf dass er sich ein Opfer fasse – und stürzt alsbald mit großem Grimm auf einen Menschen namens Schrimm. Paul Schrimm erwidert prompt. „Pitschü!“ und hat ihn drauf bis Montag früh.

Typischer kann ein Christian-Morgenstern-Gedicht kaum sein. Und von dieser Sorte gibt es reichlich kindergeeignete in diesem Buch. Das zudem witzig, farbenfroh und phantasievoll von Christine Sormann illustriert ist.

Eine schöne Art, Kindern den Zugang zu Lyrik zu ebnen. Vielleicht sind sie dann später auch eher in der Lage, Gedichte über das Knie zu interpretieren.

Robert Munsch/Marta Holzhausen: Ich lieb‘ dich für immer

Dieses Bilderbuch sollten sich Eltern zuerst alleine ansehen und dann entscheiden, ob ihr Kind in der Lage ist, es zu verkraften. Denn es thematisiert das Leben an sich. Kommen und Gehen, aber auch Vergehen. Anhand der Beziehung eines Sohnes zu seiner Mutter. Die ihm von klein auf versichert, wie lieb sie ihn hat. Doch „Ich lieb dich für immer“ – ist ein Versprechen, das schwer zu halten ist … auf der einen Seite. Auf der anderen Seite wird Mutterliebe gesät und oft erst sehr viel später im Leben geerntet.

Das Buch ist schön gemacht, die Zeichnungen ansprechend, aber man sollte stabil sein, auch als Erwachsener. Sonst können einem schon mal die Tränen in die Augen schießen.

Katja Reider/Kai Pannen: Hast Du einen Vogel?

Holly ist eine kleine Vogeldame und eigentlich hat sie alles, was sie braucht: einen guten Job, ein schönes Nest und tolle Freunde. Aber wie sie halt so sind, die Mädchen aller Gattungen, ein Prinz sollte es schon sein. Aber wo ist er, der Traumvogel, der Vogel fürs Leben? Im Netz tummeln sich nur schräge Vögel, Schmutzfinken mit Meise oder Schnapsdrosseln und auch im realen Leben tut sich Holly schwer. Sucht im Süden, sucht im Schwarm und wird dabei immer unzufriedener. Und dann kommt er doch, der Richtige. Ein ganz Normaler – der Vogel fürs Leben oder doch nur für einen Tag?

Ein wirkliches Kinderbuch ist das nicht im Geringsten, auch, wenn es wie ein Bilderbuch daherkommt. „Endlich brüten statt verhüten“, solche Sätze sind schon ein bisschen strange für die abendliche Gute-Nacht-Lektüre eines Kindes. Hinzu kommt sehr viel Zweideutigkeit. Vom Himmelsstürmer, der sowieso nur abstürzt oder die Fliege macht, von Vögelmännern, die jeden Schnupfen für die Vogelgrippe halten oder von solchen, die nur auf Gänse stehen oder gar auf Küken. Ein Büchlein, um es der Freundin zu schenken, die schon lange den Richtigen sucht, aber sicher keines, das in einem Kinderzimmerregal stehen sollte. Obwohl…auch für die Freundin ist sie nicht grad motivierend, die Vorstellung, dass der Herr Traummann sich wieder verfliegen könnte, wenn er das Weibchen zum Brüten gebracht hat.
2.0 Stars (2,0 / 5)

Anmerkung der Redaktion: :
Wir wurden wir vom Verlag darauf hingewiesen, dass dieses Buch tatsächlich nur für Erwachsene gedacht ist und dass möglicherweise wirklich die Wahl des „Outfits“ etwas ungünstig gewählt ist.

Jerry Scott/Jim Borgman: Zits – Appen und Zappen

Wer einen Jugendlichen – und da ist es völlig egal, ob männlich oder weiblich – zuhause hat, wer nach dem Motto lebt „Humor ist, wenn man trotzdem lacht“ und auch noch über sich selbst lachen kann, der ist mit diesem Buch goldrichtig bedient. Wir hatten ja bereits die Ehre, Jeremy und seine Eltern seit ein paar Jahren zu begleiten. Mit allen Höhen und Tiefen, auch literarisch bzw. comictechnisch gesehen. Und dieses Buch ist mal wieder richtig gut. Zum einen, weil es einem das berechtigte Gefühl gibt, nicht allein zu sein und zum anderen, weil es Brücken baut. Der Jugendliche, der es liest, sieht danach seine Eltern zumindest kurz mal mit anderen Augen und die Eltern verstehen ansatzweise, was diese jahrelange Umbaubaustelle im Kopf ihrer Kinder an Leere und Überfüllung gleichzeitig produzieren kann. Herrlich komisch. Und genau das, was Teenager-Eltern brauchen, um nicht wahnsinnig zu werden. Der einzige, klitzekleine Nachteil: Manches nutzt sich etwas ab mit der Zeit. Kein Wunder bei Band 14.
4.5 Stars (4,5 / 5)

Möge der Witz mit Dir sein

Nachdem gerade erst die Kindergartenkinder und Grundschüler in Sachen Star Wars dran waren, kommen jetzt mal die Erwachsenen. Möge der Witz mit Dir sein zeigt Cartoons von der dunklen Seite der Macht. Verschiedene Zeichner wie Denis Metz, der Nürnberger Cartoonist Gymmick oder Tobias Schülert haben sich zusammengetan und sich Gedanken gemacht über Mülltrennung auf dem Todesstern, Laserschwertbatterien, Stressbewältigung à la Darth Vader und Ewok-Toiletten. Dass die vielen männlichen und wenigen weiblichen Zeichner Meister Yoda und Herrn Vader nicht abgeneigt sind, versteht sich irgendwie von selbst.

Der Herausgeber Michael Holtschulte, Jahrgang 1979, arbeitet als Cartoonist für zahlreiche Zeitungen und Magazine (u.a. für Süddeutsche Zeitung, TAZ, Titanic und den Stern). Vor drei Jahren wurde er mit dem Publikumspreis des Deutschen Preises für die politische Karikatur ausgezeichnet, im vergangenen Jahr mit dem des Deutschen Karikaturenpreises.

Für Star Wars Fans ist dieses Buch ein schönes Mitbringsel, für die Liebhaber leicht bis mittelmäßig schwarzer Cartoons ebenso. Für alle anderen eher bedingt witzig.
2.0 Stars (2,0 / 5)

Valérie D’Heur/Alexandra Kervyn: Herbert und der Bauchnabel

Früher oder später fällt jedem Kind einmal auf, dass es in seiner Körpermitte ein Loch hat, in dem es sich ganz wunderbar herumbohren lässt. Doch wo kommt dieses Loch her, ist es ein Grund, sich sorgen zu machen, warum haben Hühner und Kuscheltiere keines, Mama und Papa aber schon? Herbert ist sehr verwirrt: Könnte es eine Wunde sein? Aber warum tut es dann nicht weh?
Doch die Bärenmama erklärt ihrem Kleinen, was es damit auf sich hat und da ist er doch ziemlich erleichtert.

Ein schönes Bilderbuchbuch schon für ganz Kleine (ab drei Jahren) über die Natur der Dinge. Über den Zweck einer Nabelschnur und darüber, warum wir sie zuerst brauchen und dann nicht mehr.
3.0 Stars (3,0 / 5)

Peter Engel: Riesenkrach unterm Blätterdach

Familie Specht hat ihr Zuhause verloren. Doch dank einer Annonce finden sie schnell eine neue Bleibe. Ein Südseitenast mit Holzboden und eigenem Landeplatz – doch es kommt, wie es kommen muss: Ein Specht macht’s seinen Nachbarn selten recht. Das geht soweit, dass die Nachbarn sogar die Katze holen wollen. Und selbst die WG oben im Baum zeigt sich intolerant. Bis Daddy Specht ein richtig guter Einfall kommt.

Die Idee zu diesem Bilderbuch ist süß, die Umsetzung hätte besser ausfallen können. Vor allem die Texte und deren Gestaltung lassen zu wünschen übrig. Sie reißen die Kinder nicht mit, sind zu holperig formuliert und lang nicht so fantasie- und wortreich wie es für ein Thema wie dieses angemessen gewesen wäre. Schade eigentlich.
2.0 Stars (2,0 / 5)

Matthias Sodtke/Helmut Kollars: Ach du dicker Moppelhase!

Nulli, der Hase, hat immer wieder ein bisschen Figurprobleme. Aber diesmal hat er ein bisschen arg viel von Oma Bärs leckerer Rüblitorte gegessen, er ist viiiiel zu moppelig. Zuerst will er das nicht glauben, als sein bester Freund Priesemut ihn darauf hinweist und reagiert beleidigt. Aber als er dann in der Dachluke hängenbleibt und nur dank Priesemut wieder herausploppen kann, merkt er, dass der Frosch Recht hat. Die beiden entwickeln einen Ernährungs- und Bewegungsplan und mithilfe eines Tricks macht Priesemut für Nulli sichtbar, wie viel er bereits an Gewicht verloren hat.

Dass Abnehmen nicht nur doof ist, sondern auch eine ganze Menge Freude macht, dass man durch Bewegung allgemein wieder fit wird und es leckere Alternativen zu Rüblitorte und Co gibt, das zeigt dieses wieder einmal ganz liebevoll gestaltete Buch aus der Reihe ganz spielerisch. Geeignet nicht nur für Kinder mit Übergewicht, sondern für alle, die Spaß an Gesundem haben oder es lernen möchten.
4.2 Stars (4,2 / 5)

Nicola O’Byrne: Nutze deine Fantasie – aber pass auf, was du dir wünscht!

Man kennt das ja vom Universum – da wünscht man sich etwas von ganzem Herzen, tritt es dann ein, hätte man es eigentlich doch lieber anders gewollt. Beim Wünschen sollte man sich immer ganz besonders gut überlegen, wie man es denn gerne hätte. Das muss auch der kleine Hase erfahren, dem gerade so langweilig war und der ausgerechnet den Wolf trifft, der ihm natüüüürlich sofort und gerne helfen möchte. Ganz raffiniert bringt er den Hasen dazu, sich mithilfe seiner Fantasie in die Falle zu begeben. Fast, denn im letzten Moment fällt diesem ein, dass er doch selbst der Held seiner eigenen Geschichte ist und sich von keinem dahergelaufenen Wolf vorschreiben lassen muss, zu was er seine Wünsche und seine Fantasie nutzt.

Endlich einmal wieder ein Bilderbuch, das sich traut, den Trampelpfad der Eintönigkeit zu verlassen. Und das ein Thema angeht, das man so nicht oft findet und dessen Vermittlung doch so wichtig ist. Schließlich ist es gut, wenn man schon als Kind lernt, dass man diejenigen, die einem Geist gehen, durchaus auf den Mond schießen kann. Und wenn es nur in der Fantasie ist.
3.7 Stars (3,7 / 5)

Rick Kirkman/Jerry Scott: Attacke aus dem Kinderzimmer

Eltern von drei und mehr Kindern, die Baby Blues nicht kennen, haben einen großen Erleichterungsfaktor in ihrem Leben verpasst. Denn nichts ist beruhigender als die Tatsache, dass es anderen genauso und zwar ganz genauso geht wie einem selbst. Egal, ob in Amerika oder hier bei uns. Elterliche Privatsphäre ist etwas, von dem Kinder jahrelang denken, es sei komplett überbewertet. Beziehungsweise überhaupt nicht vorhanden. Der reine Wunsch: strafbar. Diese Erfahrung machen auch Babs und Paul, deren drei Racker langsam in das Alter kommen, in dem man wirklich keine ruhige Minute mehr zu haben scheint. Zumindest nicht gemeinsam. Die sich durch die Baby Blues-Bücher wie durchs wahre Leben ziehende kinderbedingte Demenz bei Babs, Jungs, die keine Gute-Nacht-Küsse mehr verteilen wollen und die Frage, wer darf rülpsen und wer nicht sind nur Teile eines wieder einmal gut gelungenen amüsanten Ganzen.

Die unverkennbaren Zeichnungen, der Witz, der sich oft nur Eingeweihten wirklich erschließt und die Möglichkeit, dieses Buch jederzeit weglegen zu können, wenn jemand nach einem schreit – und zwar, ohne später stundenlang nach dem Anschluss zu suchen, machen auch dieses Comic wieder aus.

Es ist nicht eines der besten Bücher aus der Reihe, aber die Tatsache, dass es sich hier bereits um Band 16 handelt, zeigt trotzdem, wie wenig oder positiv betrachtet, wie viel Eltern zu lachen haben.
3.8 Stars (3,8 / 5)