Gioconda Belli: Mondhitze

“Mondhitze“ ist der neueste Roman der lateinamerikanischen Autorin Gioconda Belli, aus deren Feder auch die „Bewohnte Frau“ stammt. Der Roman spielt in Nicaragua und erzählt von einer 48-Jährigen, deren plötzliches Ausbleiben ihrer Regel ihre ganze Weiblichkeit infrage stellt. Die sehr gut aussehende, schlanke und gepflegte Emma aus der Oberschicht, Arztgattin, will den Zeichen der Zeit nicht das Feld überlassen. Wehrt sich innerlich vehement gegen das Eintreten ihrer Wechseljahre.

Während sie verzweifelt darüber nachdenkt, wie sie aus dieser ihrer persönlichen Hölle wieder herauskommt, wird sie unvorsichtig und fährt einen jungen Mann an. Und ab sofort ändert sich ihr Leben. Und sie erfährt, welche weibliche, auch erotische Macht (das Spezialgebiet der Autorin) in ihrem alternden Körper noch steckt. Und wie sehr sie sich von ihrem Mann entfremdet hat.

Dieser Roman arbeitet mit Bildern. Man kann sie fast spüren die Hitze, riecht den Reis und den Schweiß, spürt die Angst derjenigen, die von ihrem miesen Job abhängig sind genauso wie die Schmuddeligkeit von Hotelzimmern. Lateinamerikanische Frauenpower. Und für Männer höchstens dann geeignet, wenn sie mal sehen wollen, wie unterschiedlich Frauen mit dem Klimakterium umgehen.
3.8 Stars (3,8 / 5)

Monika Bittl/Silke Neumayer: Ich hatte mich jünger in Erinnerung

“Ich hatte mich jünger in Erinnerung“ ist eines der Bücher, die man mit über 45 seiner Freundin schenkt, wenn man ihr mal wieder ein kleines Grinsen ins Gesicht zaubern will. Denn das wird funktionieren, mehr aber nicht. Die beiden Autorinnen, eine glücklich liiert, die andere nicht ganz so, nehmen die Momente auf die Schippe, in denen man sich fragt, wo die hübsche, junge Frau geblieben ist, die man mal war und wer das im Spiegel eigentlich sein soll. Momente, wie den, in denen man im Bus gefragt wird, ob man sich setzen möchte, in denen man sich verzweifelt eine Drogerie-Lesebrille kauft, weil man sonst nicht mehr weiß, welche Inhaltsstoffe der Joghurt hat und die Momente, in denen man dank der Altersweisheit so cool wird, dass es einem egal ist und in denen man bei ausgeübter Zweisamkeit nicht mehr über die Auswirkungen der Schwerkraft nachdenkt sondern über gar nichts.

Wie gesagt, grundsätzlich ganz nett, manchmal sehr an den Haaren herbeigezogen und meistens genau richtig, um bei einer kleinen Kaffeepause mal ein, zwei Kapitelchen zu lesen. Und etwas gestärkter zurück in den Alltag zu gehen. Wobei wir dann darin gestärkt sind, auch mal „Nein“ zusagen, wenn es uns danach ist. Ein literarisches Meisterwerk ist es nicht, aber ein Buch auf dessen Cover „Fuck the Falten“ steht, hat diesen Anspruch wohl schon von Vornherein nicht.
3.4 Stars (3,4 / 5)