Dani Atkins: Wohin der Himmel uns führt

Beth hat ihren Mann verloren, ein gemeinsames Kind wurde ihnen nie geschenkt, trotz aller Versuche. Doch noch ist ein einziger Embryo eingefroren und Beth möchte diesen Weg gehen. Doch dann muss sie erfahren, dass es schon vor Jahren zu einer tragischen Verwechslung gekommen ist und das Kind einer anderen Frau eingepflanzt wurde. Ihr erster Impuls ist, sich ihren Sohn zurückzuholen, koste es, was es wolle. Doch dann treffen die beiden Frauen aufeinander und die jeweiligen Welten geraten vollends ins Wanken. Dieser Schicksalsroman ist so, wie wir es von der Autorin erwarten dürfen: im Zentrum steht die Mutterliebe und um sie herum kreisen die unterschiedlichsten Facetten, Gedankenmodelle und viel Leid. Die entscheidende Frage ist: Wie viel Liebe braucht es, um loszulassen?

Ein Buch, das man kaum aus der Hand legen mag und das wieder einmal ganz großes Gefühlskino ist.

Monika Bittl/Silke Neumayer: Ich hatte mich jünger in Erinnerung

[aartikel]3426787636:left[/aartikel]“Ich hatte mich jünger in Erinnerung“ ist eines der Bücher, die man mit über 45 seiner Freundin schenkt, wenn man ihr mal wieder ein kleines Grinsen ins Gesicht zaubern will. Denn das wird funktionieren, mehr aber nicht. Die beiden Autorinnen, eine glücklich liiert, die andere nicht ganz so, nehmen die Momente auf die Schippe, in denen man sich fragt, wo die hübsche, junge Frau geblieben ist, die man mal war und wer das im Spiegel eigentlich sein soll. Momente, wie den, in denen man im Bus gefragt wird, ob man sich setzen möchte, in denen man sich verzweifelt eine Drogerie-Lesebrille kauft, weil man sonst nicht mehr weiß, welche Inhaltsstoffe der Joghurt hat und die Momente, in denen man dank der Altersweisheit so cool wird, dass es einem egal ist und in denen man bei ausgeübter Zweisamkeit nicht mehr über die Auswirkungen der Schwerkraft nachdenkt sondern über gar nichts.

Wie gesagt, grundsätzlich ganz nett, manchmal sehr an den Haaren herbeigezogen und meistens genau richtig, um bei einer kleinen Kaffeepause mal ein, zwei Kapitelchen zu lesen. Und etwas gestärkter zurück in den Alltag zu gehen. Wobei wir dann darin gestärkt sind, auch mal „Nein“ zusagen, wenn es uns danach ist. Ein literarisches Meisterwerk ist es nicht, aber ein Buch auf dessen Cover „Fuck the Falten“ steht, hat diesen Anspruch wohl schon von Vornherein nicht.
3.4 Stars (3,4 / 5)

Désirée Nick: Neues von der Arschterrasse

[aartikel]3547711983left[/aartikel]“Früher war es ein Fest, sich ein neues Kleid zu kaufen, heute ist diese Aktion bestens geeignet, einem den Tag zu versauen“, „In steuerlichen Angelegenheiten komplett unmündig zu sein, verströmt nach wie vor feminines Flair“ oder „Wer Kaffee trinkt, muss gleichzeitig online sein, dazu hat mich Starbucks erzogen“ – sind typische Sätze aus dem neuen Buch von Désirée Nick. Die man als Dschungelqueen, Theaterstar, Autorin, aber vor allem auch als berühmt-berüchtigte Quasselstrippe kennt. Und wenn eine solche über das Leben von Frauen über 40 schreibt, dann ist ein Dauergrinsen fast schon vorprogrammiert.

Denkt man. Dem ist aber leider nicht so. Im Gegensatz zu ihrem Bestseller „Gibt es ein Leben nach fünfzig?“ lässt dieses Buch ein bisschen zu wünschen übrig. Es ist humorvoll, keine Frage, aber Désirée Nick kritisiert auch Umstände. Solche, die uns Allerweltsfrauen vielleicht eher weniger treffen, aber auch andere. Ist ja grundsätzlich lobenswert. Nur leider fehlt das gewisse Etwas. Würde man dieses Buch vorlesen, würde es an weiten Stellen klingen wie das Gejammer einer altwerdenden Diva, aufgestützt auf ein Kissen am Fensterbrett. Dabei bräuchten wir Frauen deutlich über 40 so dringend eine Fürsprecherin wie Désirée Nick, die sich für uns ins Zeug legt. Wo also ist die spitze Zunge jener Frau geblieben, bei der der „Charakter heller strahlt als die Optik“? Ihre Worte.
2.0 Stars (2,0 / 5)

Stephania Jana/Ursula Kollritsch: Das Jahr des Rehs

[aartikel]3548612865:left[/aartikel]Viele Jahre sind ins Land gegangen seit Bella und Bine das letzte Mal etwas voneinander hörten. Die früher unzertrennlichen Freundinnen hatten sich aufgrund unterschiedlicher Lebensentwürfe komplett aus den Augen verloren. Bella, freie Journalistin, unglücklich liiert mit einem Russen mit gewaltiger Bindungsangst, lebt in der tobenden Hauptstadt – gemeinsam mit ihrem Sohn. Bine dagegen ist Architektin und hat mit ihrem Mann und den gemeinsamen Kindern die Ruhe des hessischen Heimatortes Engbach (!) vorgezogen – mit einem Plastikreh im Garten. In Wahrheit Zeichen Ihrer Auflehnung und nicht ihrer Anpassung. In dieser Lebensumbruchphase kommen sich die beiden Frauen – angeregt durch ein paar alte Briefe auf dem Dachboden – wieder näher. Und merken, dass sie neben all den Differenzen auch einen großen gemeinsamen Nenner haben. Die Fragen „Was machst Du und mit wem?‘ stehen permanent im Raum. In ihrem nun folgenden E-Mail-Verkehr sind sie von Anfang schonungslos ehrlich mit sich und der anderen. Und erleben ein Jahr des Umbruchs auf diese Weise gemeinsam.

Die Freundinnen hinter den beiden Freundinnen sind Ursula Kollritsch und Stephania Jana. „Das Schreiben war wie eine heimliche Affäre. So konnten wir das Leben einer anderen Frau leben, gestalten, in ihrer Rolle lachen, weinen, lästern und lieben“, so die Autorinnen. Ihr Projekt war genau auf ein Jahr angelegt, die E-Mails der Frauen, in deren Rollen sie schlüpften, wurden wirklich geschrieben, auf diese Weise haben sie sich gegenseitig überrascht und obwohl das nur das Grundgerüst werden sollte, wurde genau dieser Briefverkehr das eigentliche Buch. Auch, wenn es etwas länger als ein Jahr dauerte.

Man merkt diesem Roman an, dass Profis dahinterstecken. Aber man merkt auch, dass sich gerade diese wohl schwertun mit dem Kürzen. Denn das hätte der Geschichte mehr Pfiff gegeben. Im Gegensatz zu den zwei etwas seichten Traummännern von Frauen in den Vierzigern, die sich noch mal sexuell und auf jede andre Art entfalten und bestätigt sehen wollen, bevor sie verblühen. Man könnte fast ein bisschen Mitleid haben mit Bella und Bine.
2.8 Stars (2,8 / 5)

Silke Porath: Mutti muss mit

[aartikel]3862653668:left[/aartikel]Ein bisschen unglaubwürdig ist sie ja schon, die Geschichte von der Geliebten, die diesen Mann so unbedingt will, dass sie seine Ehefrau aufklärt und statt hochkant rausgeschmissen zu werden, von dieser dazu eingeladen wird, mit der Schwiegermutter in spe in Urlaub zu fahren. Noch ein bisschen unglaubwürdiger ist, dass gerade diese eine Schwiegermutter das so sang- und klanglos mitmacht. Denn sie ist das, was man einen echten Besen nennt. Ein Schwiegermuttermonster, das zum Lachen höchstens in den Keller geht, das anderen sämtliche Freuden des Lebensversagt, weil es selbst keine Freude am Leben hat und das tyrannisiert. Doch all das macht Claudia gar nicht aus, will sie doch über diesen steinigen Weg das Herz ihres Geliebten komplett gewinnen. Das allerdings geht mega-schief.

Turbulenter als diese Geschichte könnte das Leben selbst nicht sein. Hier wird wirklich jedes Klischee bedient und selbst, wenn es beseitigt werden soll, wird es durch ein noch größeres ersetzt. Was wiederum aber für den einen oder anderen Leser, bzw. für die eine oder andere Leserin, denn die sind ganz eindeutig die angestrebte Zielgruppe, durchaus seinen Reiz haben könnte. Irgendwie hat das Buch was, man schüttelt zwar beim Lesen automatisch immer wieder den Kopf, bleibt aber trotzdem dran. Schließlich will man dann nämlich doch wissen, wie dieses obskure Experiment mit den vielen Nebenschleichwegen und -schauplätzen ausgeht.

Silke Porath, die Mitautorin von „Schokolade ist auch nur Gemüse“, hat wie in ihren anderen Büchern auch einen leichten Ton angeschlagen, dem Genre entsprechend arbeitet sie mit einfachen Sätzen und kleinen Sprachspielchen. Nett. Mehr aber auch nicht.
1.9 Stars (1,9 / 5)