Christine Nöstlinger: Florenz Tschinglbell

Sisi und Sigi sind Geschwister und eigentlich verstehen sie sich ja ganz gut. Was Sigi aber überhaupt nicht haben kann, ist, wenn er meint, seine Schwester beim Schwindeln und Übertreiben zu ertappen. Deswegen glaubt er ihr auch nicht mehr, als sie von ihrer neuen Freundin erzählt: Florenz Tschinglbell. Die soll grüne Haare haben, Schuhgröße 50 und Vampirzähne. Und sie soll in der Kanalisation wohnen, gemeinsam mit ihrem großen, gelben Hund. Also kommt es wieder mal zum Streit. Den der Vater mit viel Humor schlichten will. Doch als er anfängt, ins Klo zu rufen, damit Florenz hören kann, dass er sie mal sehen will, gräbt er sich sein eigenes Grab und nicht nur seins.

Die österreichische Schriftstellerin Christine Nöstlinger schreibt viele Kinderbücher und die meisten davon sind nicht nur gut, sondern auch ziemlich zeitkritisch, erziehungskritisch, hörigkeitskritisch. Sie beschreibt sich selbst als „wildes und wütendes“ Kind und so sind oft auch ihre Charaktere.

Mal abgesehen davon, dass man Sisi und Sigi kaum hintereinander aussprechen kann, eignet sich dieses Buch mal so grad überhaupt nicht zum Vorlesen. Zumindest nicht als Einschlaflektüre. Außer, man hatte sowieso vor, noch eines zu lesen, um sein Kind wieder zu beruhigen. Es ist ein wunderbares Beispiel dafür, dass man ein Buch immer erst mal selbst unter die Lupe nehmen sollte, bevor man es einem Kind gibt, auch, wenn es ein Kinderbuch ist. Denn nicht jeder kann mit dem Schrecken gleich gut umgehen.
3.4 Stars (3,4 / 5)

Christine Nöstlinger: Pudding Paul rührt um

Paul lebt bei seiner Mutter. Im Gegensatz zu dieser hat er Spaß am Kochen und lebt diesen Drang unter anderem aus, indem er seine Klassenkameradin Rosi mit Mahlzeiten versorgt – wofür sie ihm im Gegenzug die Matheaufgaben erledigt. Aber er kann nicht nur toll kochen, er hat auch detektivisches Talent. Pauli Pistulkas Hobby sind nämlich ungelöste „Kriminalfälle“.

Lea, einer Mitschülerin von Paul und Rosi, wird ein kleines goldenes Herz gestohlen. Einer nach dem anderen gilt als verdächtig und der Fall zieht weite Kreise über das Klassenzimmer hinaus. Doch Rosi und Paul gehen der Sache mit kühlem Kopf nach und finden des Rätsels Lösung.

Dieses Buch ist ein typischer Nöstlinger. Das beginnt bereits bei den Kapitelbeschreibungen, geht über den Stil bis hin zum Inhalt, in dem – ganz leise nur – ein bisschen Moral verpackt ist. Schön und mal etwas anderes ist auch die Kombination von Kriminalroman für Kinder kombiniert mit leicht nachkochbaren, aber schmackhaften Rezepten wie Erdäpfelpüree mit Würstelkraken. Und wer nicht weiß, was Erdäpfel sind, der schaut einfach im Glossar nach. Dort findet man unter anderem die verwendeten österreichischen Ausdrücke ins Deutsche übersetzt.
3.8 Stars (3,8 / 5)

Christine Nöstlinger: Luki live

Wenn die Hormone kreisen, geht der Verstand auf Reisen… Von dem Wahrheitsgehalt dieses Spruches kann sich auch Ariane überzeugen. Ihr bester Freund Luki kommt völlig anders aus seinem Sommeraufenthalt in England zurück. Er hat beschlossen, ab sofort seine Persönlichkeit zu verändern und damit fängt er außen an.

Das bedeutet, dass er neuerdings wie ein bunter Vogel daherkommt. Mit den Schuhen seines toten Großvaters, mit Selbstgestricktem seiner Mutter und mit einem alten Fahrrad, das jeden Moment auseinander zu fallen droht. Seine Haare sind im Sommer gewachsen und werden in einem Pferdeschwanz gebändigt. Doch das Entscheidende: Der junge Mann will fortan immer nur die Wahrheit sagen, egal, ob man das tut oder nicht… alle finden Luki cool, nur Ariane beobachtet das Ganze äußerst misstrauisch. Lukis verhalten auch ihr gegenüber verwirrt sie. Doch als ihr Freund sich in eine andere verliebt, wird dem Mädel klar, was zu tun ist!

„Luki live“ ist rund 30 Jahre alt und trotzdem immer noch genauso aktuell wie damals. Das Buch spricht Kindern, oder besser gesagt angehenden Jugendlichen, direkt aus dem Herz. Und dafür ist Christine Nöstlinger ja sowieso bekannt. Der „Zwerg im Kopf“, der „Gurkenkönig“ oder „Rosa Riedl, Schutzgespenst“ sind Figuren, die einen ein Leben lang begleiten und dann mit den eigenen Kindern wieder aktuell werden. Die Astrid Lindgren Österreichs schreibt so zeitlos, dass der Beltz-Verlag mit der Neuauflage des „Luki live“ genau das Richtige gemacht hat.

Besonders schön: Das österreichisch-deutsche Glossar.
5.0 Stars (5,0 / 5)