Petra Nouns: Takla Makan – Das blaue Licht

Keine Vergangenheit. Keine Gegenwart. Keine Zukunft. Nur das Sein, das immerzu die Vergangenheit mit der Gegenwart und die Gegenwart mit der Zukunft verschmelzen lässt….

Ella besucht eine Multikulti-Schule mit allem Drum und Dran in Berlin. Ihre Eltern wollen das so. Die Mutter Ethnologin, immer in der Welt unterwegs, der Vater Gymnasiallehrer an einer Schule in besserer Gegend, möchten, dass ihr Kind bodenständig bleibt. Das Mädchen kommt mit allen ganz gut zurecht, hat eine beste Freundin und findet, dass Orkan, der Klassensprecher ein echter türkischer Gockel ist. Ella ist viel allein zuhause, hat dort Zeit, ihren Gedanken nachzuhängen und landet plötzlich in der Zukunft. Wie sie dahin kommt, warum sie und Orkan dort ein Paar zu sein scheinen und was die seltsame neue Kioskverkäuferin, deren Börek immer so lecker gewürzt sind, damit zu tun hat, erschließt sich der Achtklässlerin noch nicht. Doch so langsam kommt sie hinter die Geheimnisse des orientalischen Zaubers, mit dem sie belegt ist. Allerdings reagiert sie nicht, wie ein türkisches Mädchen reagieren würde und das bringt die Zauberer – egal, ob schwarzer oder weißer Magie verschrieben – in Aufruhr.

Dieses Buch, das übrigens nur der Beginn einer Reihe sein sollte (woraus leider nichts wurde, weil die Autorin ganz überraschend verstarb), verzaubert im wahrsten Sinne des Wortes. Es ist exakt auf die Zielgruppe der 12- bis 15-jährigen Mädchen zugeschrieben und die Autorin trifft die Gradwanderung zwischen den Kulturen ganz gut, karikiert bisweilen sogar ein bisschen und bleibt dabei trotzdem respektvoll. Und letztendlich stellt sich wieder einmal heraus: Egal, wie unterschiedlich die Kulturen und Religionen sein mögen, wenn die Liebe im Spiel ist, dann läuft es immer auf das Gleiche hinaus:

Das Mädchen macht den Jungen gut. Der Junge macht das Mädchen schön.
4.0 Stars (4,0 / 5)

Rainer Doh: 1990 – Ganz andere Sorgen

Gottfried Käfer leitet ein Busunternehmen mit äußerst gutem Ruf in Heckenheim im Heckental, einer beschaulichen Kleinstadt in Baddewürdebersch. Seine etwas verknöcherte Tochter Veronika schafft es gerade noch vor Torschluss einen Mann zu finden, dieser verwirklicht sich im Unternehmen des Schwiegervaters, das durchaus einen Anteil an der Entscheidung für Veronika hatte und es wäre eigentlich jeder zufrieden, würde sich denn dann endlich mal Nachwuchs einstellen. Und wäre da nicht die Öffnung der innerdeutschen Grenzen mit all ihren Möglichkeiten. Doch genau diese Möglichkeiten lösen Veronikas Probleme. Schaffen aber neue.

Dass Rainer Doh sich bisher vor allem mit Fachbüchern zum Thema IT befasst hat, merkt man gar nicht. Der Roman hat, wie schon sein erster Krimi zuvor, eine interessante Sprache, eigentlich passende Handlungsstränge, aber irgendetwas fehlt trotzdem. Man hat am Schluss das Gefühl, da hätte noch etwas kommen müssen – obwohl von dem, was reingepackt war, man eigentlich gesättigt sein dürfte. Vielleicht ist es auch das. Vielleicht hätte sich der Autor entscheiden sollen, welche Problematik er aufgreifen möchte: die eines Familienunternehmens, die der Ost-West-Habgier? Und vielleicht hätte er ein wenig Abstand nehmen sollen von all den Vorurteilen. Denn dass diese humorvoll gemeint sind, erschließt sich einem nicht sofort. Möglicherweise braucht man dazu einfach einen anderen Humor – möglicherweise liegt es aber auch an der gewählten Erzählperspektive. Kein Buch, das man gleich wieder weglegt, aber auch keines, auf das man sich den ganzen Tag freut.
2.0 Stars (2,0 / 5)