Michael Ende: Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch

Kein „altes“ Kinderbuch ist moderner als dieses, denn Umweltzerstörung ist das Thema des „satanarchäolügenialkohöllischen Wunschpunschs“. Es ist Silvester und der Schwarzmagier Beelzebuch Irrwitzer und seine Tante, die Geldhexe, haben ein schlechtes Gewissen. Denn in jedem Jahr haben sie ein bestimmtes Pensum an bösen Taten zu erfüllen und das hat diesmal alles andere als geklappt. Und jetzt steht ihnen der Ritt zur Hölle bevor. Das wollen die beiden natürlich vermeiden, also kommen sie auf die Idee, einen Zaubertrank zu brauen und damit bis Mitternacht so viele Katastrophen wie möglich heraufzubeschwören. Doch sie haben ihre böse Rechnung nicht mit dem Kater Maurizio di Mauro und dem Raben Jakob Krakel gemacht. Denn beide sind Spione und versuchen, das Unglück noch sprichwörtlich kurz vor zwölf abzuwenden.

Wer Michael Ende ist, weiß jedes Kind. Zumindest fast jedes. Oder zumindest sollte es jedes wissen. Denn seine Bücher sind nicht nur hervorragend, sie sind vor allem auch lehrreich. Und dieses, das mit Wortspielereien nur so gespickt ist und auch Erwachsenen „höllischen“ Spaß bereitet, ist es ganz besonders.

Das Hörbuch ist eine gekürzte Autorenlesung und daher ein ganz besonderes „Schmankerl“, das man sich, wenn man Zaubermärchen liebt, auf keinen Fall entgehen lassen sollte.

Paul Maar/Helga Bansch: Greta und die magischen Steine

Als sie klein war, hat Greta noch oft nach dem Vater gefragt. Konnte nicht glauben, dass er nicht mehr zu ihr zurück käme. Als sie älter wurde, nahm sie es hin, dass er wohl sein Leben gelassen hat auf dem Weg zum erhofften Reichtum als Matrose. Die Mutter kämpft mit dem Alltag, musste ihre Tiere verkaufen und lebt nun mit der Tochter von einem kleinen Garten und einer Kuh – mehr schlecht als recht. Eine durstige Bettlerin weist sie trotzdem nicht ab. Und auch ihre Tochter hat ein großes Herz und wie so oft, ist die Bettlerin so gar nicht das, was sie zu sein scheint. Und sie sagt Greta einen wichtigen Satz: „Wenn du ihn nicht suchst, wird er nicht kommen“ – also beginnt das Mädchen zu suchen, geht, nur begleitet von ihrem treuen Hund Karo, den weiten Weg zum Meer und lässt sich dort auf die Magie ein, die ihr begegnet….

Ein Buch, das man so schnell nicht wieder vergisst. Das seine Spuren in uns hinterlässt und zum Nachdenken anregt. Oder zum Hoffen. Oder beides.
Der Bamberger Autor, den man vor allem durch das Sams kennt, geht hier einen ganz anderen Weg. Tiefgründig und mit Zeichnungen unterlegt, die die Stimmung des Textes perfekt unterstreichen. Die nicht nur das Kind einladen zu verweilen und Details zu betrachten.
4.5 Stars (4,5 / 5)

Petra Nouns: Takla Makan – Das blaue Licht

Keine Vergangenheit. Keine Gegenwart. Keine Zukunft. Nur das Sein, das immerzu die Vergangenheit mit der Gegenwart und die Gegenwart mit der Zukunft verschmelzen lässt….

Ella besucht eine Multikulti-Schule mit allem Drum und Dran in Berlin. Ihre Eltern wollen das so. Die Mutter Ethnologin, immer in der Welt unterwegs, der Vater Gymnasiallehrer an einer Schule in besserer Gegend, möchten, dass ihr Kind bodenständig bleibt. Das Mädchen kommt mit allen ganz gut zurecht, hat eine beste Freundin und findet, dass Orkan, der Klassensprecher ein echter türkischer Gockel ist. Ella ist viel allein zuhause, hat dort Zeit, ihren Gedanken nachzuhängen und landet plötzlich in der Zukunft. Wie sie dahin kommt, warum sie und Orkan dort ein Paar zu sein scheinen und was die seltsame neue Kioskverkäuferin, deren Börek immer so lecker gewürzt sind, damit zu tun hat, erschließt sich der Achtklässlerin noch nicht. Doch so langsam kommt sie hinter die Geheimnisse des orientalischen Zaubers, mit dem sie belegt ist. Allerdings reagiert sie nicht, wie ein türkisches Mädchen reagieren würde und das bringt die Zauberer – egal, ob schwarzer oder weißer Magie verschrieben – in Aufruhr.

Dieses Buch, das übrigens nur der Beginn einer Reihe sein sollte (woraus leider nichts wurde, weil die Autorin ganz überraschend verstarb), verzaubert im wahrsten Sinne des Wortes. Es ist exakt auf die Zielgruppe der 12- bis 15-jährigen Mädchen zugeschrieben und die Autorin trifft die Gradwanderung zwischen den Kulturen ganz gut, karikiert bisweilen sogar ein bisschen und bleibt dabei trotzdem respektvoll. Und letztendlich stellt sich wieder einmal heraus: Egal, wie unterschiedlich die Kulturen und Religionen sein mögen, wenn die Liebe im Spiel ist, dann läuft es immer auf das Gleiche hinaus:

Das Mädchen macht den Jungen gut. Der Junge macht das Mädchen schön.
4.0 Stars (4,0 / 5)

Angelika Diem/Susanne Szesny: Vom Verlieren und Gewinnen

Die Hexe Pollonia ist ein ganz zauberhaftes Wesen und sie taucht nicht zum ersten Mal in der Bilderbuchwelt auf. Letztendlich geht es immer darum, dass die kleine Hexe, die das Herz eigentlich am richtigen Fleck trägt, immer wieder mal ein bisschen mit der Nase darauf gestoßen werden muss, dass dem so ist. In diesen beiden Geschichten geht es um Wettkampf, einmal um ein Rennen, das Pollonia verliert, weil sie einer anderen Hexe hilft, und einmal darum, das perfekte Hexentier zu präsentieren. Pollonia will hier so richtig auftrumpfen, merkt aber schnell, dass weder ein Königstiger noch ein Eisbär und schon gar kein eingebildeter Pfau es mit ihrem Kater Camillo aufnehmen kann.

Susanne Szesny gehört zu den Besten, die wir in Deutschland haben. Zweifelsohne. Ihre Bilder treffen den Nerv der Zeit, ihre Figuren haben einen hohen Wiedererkennungswert und sind bis ins Detail perfekt unperfekt. In diesen Bildern gibt es immer noch etwas zu entdecken, egal, wie oft man das Buch bereits betrachtet hat.
4.1 Stars (4,1 / 5)

Kathryn Littlewood: Die Glücksbäckerei – das magische Rezeptbuch

Die Bäckerei der Familie Glyck wird nicht umsonst die Glücksbäckerei genannt. Man reißt ihnen die Sing-Sang-Ingwer-Cookies, die Tiefschlaf-Snickerdoodles und Liebesmuffins regelrecht aus der Hand. Versteht es Roses Mama doch nur zu gut, ein wenig Magie walten zu lassen und so ein ganzes Städtchen in Zufriedenheit zu hüllen. Ihr ganz besonderes Backbuch mit den zauberhaften Rezepten halten sie und ihr Mann vor den Kinder gut verschlossen – bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie verreisen müssen. Die Verantwortung, die jetzt auf den Schultern der Kinder liegt, liegt dort schwer und der Versuch, in die Fußstapfen der Mutter zu treten, führt zu einem absoluten Chaos. Im ersten Moment sind die Kinder da ziemlich erleichtert, als Tante Lilly auftaucht und sich als Retterin in der Not beweist. Doch Rose ist kritisch – ihr Bauchgefühl sagt ihr, dass mit der ach so liebenswürdigen Tante irgendetwas nicht stimmt: Wieso lässt sie sich jahrelang nicht blicken und kommt genau dann, wenn ihre Eltern nicht da sind? Und warum hat sie so ein ausgeprägtes Interesse an den Familienrezepten?

Die Geschichte, die sich für Mädchen ab der dritten, vierten Klasse eignet, hat sehr viel Zauberhaftes an sich. Ein bisschen erstes Schwärmen fürs andere Geschlecht, viel Magie und eine sympathische Heldin sind die richtigen Zutaten dafür, dass Kathryn Littlewood mit der Glücksbäckerei ein ganz wunderbares Buch gelungen. Und das, obwohl sie von sich selbst behauptet, eine gute Köchin, aber eine fürchterliche Bäckerin zu sein.

Durch die Vertonung mit Sascha Icks gewinnt die Glücksbäckerei noch an Wert. Nur das Ende, das kommt reichlich überraschend und ist irgendwie nicht ganz befriedigend – und lässt damit die Option auf eine Fortsetzung offen. Die in Buchform in Amerika bereits erschienen ist und auch hier nicht lange auf sich warten lassen wird.
3.4 Stars (3,4 / 5)