Jens Schumacher: Morlo – voll auf Steinzeit

Kaum ein Buch hat mehr Durchhaltevermögen verlangt in der letzten Zeit wie dieses: Denn die Geschichte um Professor Tuffhäusers Nichte Jenny und den von dieser aus Versehen durch die Zeit transportierten Neandertaler Morlo beginnt zäh wie altes Schnitzel. Doch hat man sich mal durch die ersten 40 Seiten gekämpft, wird es zum Lieblingsbuch des Monats. Denn wie die kleine Jenny mit dem Neandertaler durch die Stadt wandert, auf welche Ideen die beiden kommen, um den Mann aus dem Früher zu tarnen und was sie dabei erleben, ist urkomisch.

Seltsam allerdings ist die vom Autor gewählte Sprache. Da sind Wörter dabei, die kennt mancher Erwachsene nicht und auch der Satzbau ist alles andere als kindgerecht. Wo da der Lektor war, als dieses Buch geschrieben und veröffentlicht wurde, das fragt man sich als Kinderbucherprobter schon. Gut, es ist mal was anderes – wahrscheinlich hat sich Jens Schumacher sogar etwas dabei gedacht, denn eigentlich ist er ein Kinderbuchprofi. Man könnte es also auch positiv sehen: So viele neue Wörter, mit denen man dann ganz toll klugscheißern kann, lernt man selten in so kurzer Zeit. Futuristisch, Radikalkur, Unbefugter, defekt, Dreadlocks, Verunreinigung – und das sind die gängigsten. Wobei man hier schon erkennen kann, dass man die meisten davon problemlos hätte kindgerechter ausdrücken können.

Für Leseanfänger sicher nicht geeignet, auch nicht für fortgeschrittene Leseanfänger. Für begeisterte Leseratten allerdings eine willkommene Abwechslung.
3.4 Stars (3,4 / 5)

Moritz Petz und Amélie Jackowski: Der Dachs hat heute schlechte Laune

Neu ist es eigentlich nicht, dieses Bilderbuch. Aber neu aufgelegt. Und aufgelegt ist auch die Hauptperson, der Dachs. Allerdings schlecht aufgelegt, sozusagen richtig schlecht gelaunt.

Und diese miese Laune gibt er systematisch an alle weiter, die ihm begegnen. Egal ob Waschbär, Hirsch oder Eichhörnchen, sie werden angesteckt, bis zum Schluss der ganze Wald schlecht gelaunt ist. Ausgenommen die Amsel, die dem Dachs hilft, sein egoistisches Verhalten wieder gutzumachen und spielerisch die schlechte Laune aller zu verscheuchen.

Moritz Petz und Amélie Jackowski ist ein Bilderbuch gelungen, das mit einfachen Mitteln zeigt, wie wichtig es ist, sich auch einmal zurückzunehmen. Nicht nur auf die eigenen Bedürfnisse zu hören, sondern sich auch Gedanken über die der anderen zu machen. Extrem goldig dabei der von mieser Laune gebeutelte Dachs, den die Französin ganz herrlich mit ihrem Pinsel einfängt.
3.7 Stars (3,7 / 5)

Das verflixte Bummeltier

Bummeltier

Wenn man Kinder beobachtet, dann kommt man zu der Erkenntnis, dass sie ein völlig anderes Zeitgefühl haben als wir. Sie nehmen sich die Zeit, die wir bräuchten, um unser Leben mal zu entschleunigen. Sie besichtigen ausgiebig Blumen und Schnecken am Wegesrand, sind gedankenverloren ins Spiel vertieft oder finden es spannend, Schneeflocken dabei zuzusehen, wie sie an die Fensterscheibe geweht werden. Doch dieses Wahrnehmen der kleinen Wunder unserer Welt kann Erwachsene rasend machen, sitzt ihnen doch irgendwie immer die Zeit im  Nacken. Der Bus fährt, der Arzttermin muss eingehalten werden, man muss zur Arbeit – Beispiele gibt es viele. So wie bei Lena, deren Mutter ihr am liebsten ein „Bummeln verboten“-Schild umhängen würde Doch was würde es nützen? Gar nichts. Denn nicht Lena ist an der Bummelei schuld, sondern das verflixte Bummeltier. Ein grünes Wesen mit großen Augen, einer kalten Nase, einer warmen Zunge, weichem Fell und einem lustigen Schwanz, dem immer etwas einfällt, wie man die Zeit ein wenig stehen lassen könne. Aus Klopapier Schiffchen falten, statt sich die Zähne zu putzen, mit den Socken Handpuppe spielen, statt sie anzuziehen oder Schuhe im Kindergarten tauschen… Es braucht eine Weile, bis Lenas Mama versteht, dass sie gegen das Bummeltier nicht ankommt, sondern sich besser mit ihm arrangiert.