Claire Alexander: „Ein klein wenig anders“

Schon mal etwas von einem Pluter gehört? Von diesen kleinen Wesen, die sooo stolz darauf sind, dass sie, wenn sie nur lang genug proben, alle gemeinsam und ganz synchron dunkle Wolken in die Luft pluuuufen können? Doch als sie das dem kleinen Leser vorführen wollen, tanzt einer aus der Reihe und statt dunklem Rauch kommt erst mal gar nichts und dann, mit einem dicken „Schuuuuf“ ein regenbogenfarbenes Herz.

Das finden die anderen Pluter dann doch etwas befremdlich und wenden sich ab. Und wäre da nicht jemand, der den wahren Wert der schönen bunten Wolke erkennt, wer weiß, vielleicht hätte sich dann der kleine Aus-der-Reihe-tanz-Pluter anpassen müssen, um wieder mitspielen zu dürfen. Und wäre dabei sehr unglücklich geworden. Aber so ändert sein kleines buntes Herz bald die ganze Welt. Zumindest die der Pluter. Und ein bisschen auch die von Bilderbuchliebhabern aller Altersklassen.

Geeignet für Kinder ab 2 Jahren

Valeri Gorbachev: Die gute Pute

Die Pute auf dem Bauernhof ist unzufrieden. Sie findet keine Freunde, hat an jedem etwas auszusetzen und fühlt sich allein. Der Hahn ist ihr zu laut, die Ziege zu gefährlich, das Schwein zu missmutig, die Henne zu sehr mit ihren Küken beschäftigt. Egal, denkt sich die Pute, such ich mir halt woanders Freunde. Am Teich angekommen, betrachtet sie ihr Spiegelbild und findet sich richtig toll. Wenn man so gut aussieht und so phantastisch ist, warum will denn dann niemand ihr Freund sein? Als der Fuchs auftaucht und ihr anbietet, sozusagen gemeinsam Abend zu essen, will sie das lieber nicht. Der Fuchs versucht sie in den Wald zu zerren und gerettet wird sie von … ja, von echten Freunden. Die es ihr verzeihen, dass sie sich vom Hochmut hat blenden lassen.

Natürlich sollte man sich seine Freunde gut aussuchen. Sie sollen ja möglichst ein Leben lang bleiben. Und natürlich sollte man auch selbst ein guter Freund sein, denn sonst tun sie genau das nämlich nicht. Aber manchmal gilt es zweimal hinzusehen, ob sich nicht doch ein guter Freund da verbirgt, wo man es gar nicht vermutet hat.

Marc-Uwe Kling: „Das NEINhorn“

Das kann einem ja vielleicht auf den Keks gehen, wenn alle immer gut gelaunt sind, die Sonne dauernd scheint und die Wolken aus Zuckerwatte sind. Das NEINhorn will nicht mit den Knuddelengeln kuscheln, nicht vom Glücksklee fressen und schon gar nicht will es an rosa glasierten Äpfeln lutschend funkelnde Regenbogen runterrutschen. Es will weg. Und es geht. Gemeinsam mit dem WASbär, dem NAhUND und der störrischen KönigsDOCHter entschließt es sich, sein Leben bockig zu verbringen. Doch das klappt nicht so ganz, denn immer wieder schleicht sich diese blöde gute Laune ganz fies von hinten an.

Neben „Der Tag, an dem Oma das Internet kaputt gemacht hat“ und „Prinzessin Popelkopf“ ist das „Neinhorn“ ein weiteres Kinderbuch aus der Feder des Tausendsassas und ausgemachten Sprachwitzkönigs Marc-Uwe Kling. Seine Känguru-Chroniken haben Kultstatus bei Jugendlichen und sind vor allem als Hörbuch absolut genial.

Nettes Extra: Unter www.dasneinhorn.de gibt es passend zum Bilderbuch Ausmalbilder und Bastelanleitungen.

Moritz Petz und Amélie Jackowski: Der Dachs hat heute schlechte Laune

[aartikel]3314016328:left[/aartikel]Neu ist es eigentlich nicht, dieses Bilderbuch. Aber neu aufgelegt. Und aufgelegt ist auch die Hauptperson, der Dachs. Allerdings schlecht aufgelegt, sozusagen richtig schlecht gelaunt.

Und diese miese Laune gibt er systematisch an alle weiter, die ihm begegnen. Egal ob Waschbär, Hirsch oder Eichhörnchen, sie werden angesteckt, bis zum Schluss der ganze Wald schlecht gelaunt ist. Ausgenommen die Amsel, die dem Dachs hilft, sein egoistisches Verhalten wieder gutzumachen und spielerisch die schlechte Laune aller zu verscheuchen.

Moritz Petz und Amélie Jackowski ist ein Bilderbuch gelungen, das mit einfachen Mitteln zeigt, wie wichtig es ist, sich auch einmal zurückzunehmen. Nicht nur auf die eigenen Bedürfnisse zu hören, sondern sich auch Gedanken über die der anderen zu machen. Extrem goldig dabei der von mieser Laune gebeutelte Dachs, den die Französin ganz herrlich mit ihrem Pinsel einfängt.
3.7 Stars (3,7 / 5)

Das verflixte Bummeltier

Bummeltier

Wenn man Kinder beobachtet, dann kommt man zu der Erkenntnis, dass sie ein völlig anderes Zeitgefühl haben als wir. Sie nehmen sich die Zeit, die wir bräuchten, um unser Leben mal zu entschleunigen. Sie besichtigen ausgiebig Blumen und Schnecken am Wegesrand, sind gedankenverloren ins Spiel vertieft oder finden es spannend, Schneeflocken dabei zuzusehen, wie sie an die Fensterscheibe geweht werden. Doch dieses Wahrnehmen der kleinen Wunder unserer Welt kann Erwachsene rasend machen, sitzt ihnen doch irgendwie immer die Zeit im  Nacken. Der Bus fährt, der Arzttermin muss eingehalten werden, man muss zur Arbeit – Beispiele gibt es viele. So wie bei Lena, deren Mutter ihr am liebsten ein „Bummeln verboten“-Schild umhängen würde Doch was würde es nützen? Gar nichts. Denn nicht Lena ist an der Bummelei schuld, sondern das verflixte Bummeltier. Ein grünes Wesen mit großen Augen, einer kalten Nase, einer warmen Zunge, weichem Fell und einem lustigen Schwanz, dem immer etwas einfällt, wie man die Zeit ein wenig stehen lassen könne. Aus Klopapier Schiffchen falten, statt sich die Zähne zu putzen, mit den Socken Handpuppe spielen, statt sie anzuziehen oder Schuhe im Kindergarten tauschen… Es braucht eine Weile, bis Lenas Mama versteht, dass sie gegen das Bummeltier nicht ankommt, sondern sich besser mit ihm arrangiert.