Wolfgang Schweiger: Duell am Chiemsee

Frank Janek war mal Mitglied einer berüchtigten Motorradgang und hat einige Vorstrafen auf dem Buckel. Ein Gefängnisaufenthalt hat ihm gutgetan, er ist inzwischen raus aus der Szene und hat sich eine Karriere als Schauspieler aufgebaut. Doch plötzlich taucht sein totgeglaubter Ex-Komplize Markus Bosch wieder auf und hat nichts Besseres zu tun als ihn zu erpressen. Janek lässt sich darauf ein und beteiligt sich an einem Überfall auf einen Drogenkurier. Doch die Sache geht gründlich schief und das Leben des Neustars geht mega den Bach runter. Denn plötzlich muss er einen nach dem anderen beseitigen, um nicht aufzufliegen bzw. um selbst zu überleben, kommt kaum nach damit und zusätzlich schlägt er sich noch herum mit einer misstrauischen Polizistin. Doch er kämpft sich durch.
Dieser Krimi ist kein Krimi. Er ist überhaupt nicht spannend, an keiner Stelle überraschend, eher ein Buch, bei dessen Lektüre man aus dem Kopfschütteln nicht mehr herauskommt. Nur ein Beispiel: Frank Janek gelingt es, die Überreste einer äußerst blutige Auseinandersetzung in seinem Wohnzimmer innerhalb kürzester Zeit so zu beseitigen, dass die Spurensicherung ins Leere läuft. Klaaar.

Dabei ist Wolfgang Schneider für seine guten Stories eigentlich bekannt, er ist Drehbuchautor für Serien wie „Der Fahnder“ oder „Soko 5113“ und es ist auch bei Weitem nicht der erste Chiemgau-Krimi mit dem Ermittlerduo Gruber/Bischoff.
1.0 Stars (1,0 / 5)

Robert B. Parker: Der stille Schüler

Privatdetektiv Spenser bekommt einen neuen Auftrag: Eine alte Dame will nicht wahrhaben, dass ihr über alles geliebter Enkel ein Amokläufer sein soll, der in seiner eigenen Schule wahllos Lehrer und Schüler erschossen hat. Spenser ermittelt trotzdem dessen Schuld – und die vieler anderer.

17 Jahre ist Jared Clark alt. Oder jung – je nachdem. Er ist ein stiller Schüler, unauffällig, kein Außenseiter sondern ein Einzelgänger. Keine Geschichten mit Mädchen, obwohl er nicht schlecht aussieht, kein Sport, nichts Auffälliges. Und doch geht er eines Tages hin und erschießt gemeinsam mit jemandem, mit dem er sonst nichts zu tun hat, Menschen. Zumindest sieht es danach aus und alle wollen es glauben. Seine Lehrer, seine Eltern, die Polizei. Und dann kommt Spenser, angeheuert von der selbstbewussten Oma des Schülers, die an ihren Enkel glaubt. Und deckt in der vermeintlichen Vorstadt-Idylle die Abgründe auf.

Spenser ist cool, er sieht gut aus und weiß das, er versteht sein Handwerk und ist körperlich noch jedem Wichtigtuer überlegen. Und das verwunderlicherweise (oder besser: beneidenswerterweise?) bereits seit 1973. Der Detektiv, ehemaliger Profiboxer mit kurzer Polizeikarriere, altert nicht. Nettes i-Tüpfelchen: Sein bester Freund ist Auftragskiller mit optimalen Beziehungen in die Unterwelt. Die ihm auch hier mal wieder richtig gut was nützen.

Spenser gibt auch nicht auf, als seine Auftraggeberin kapituliert. „Ich finde mehr und mehr über immer weniger heraus. Am Ende werde ich alles über nichts wissen.“ Er riecht, dass hier was faul ist und er will jetzt wissen, was es ist. Seine ultracoole Art, seine rotzigen Dialoge mit Menschen, die glauben, er müsste sich vor ihnen fürchten, seine verletzliche Sehnsucht nach Susan, die mal wieder weit weg weilt und sein witziger Umgang mit Pearl, dem Hund, machen auch diesen Krimi aus Parkers Feder wieder aus. Dennoch: Irgendwie ist es trotzdem immer das Gleiche.

Der Autor wurde 1932 geboren und promovierte knapp 40 Jahre später über die „Schwarze Serie“ in der amerikanischen Kriminalliteratur. Bereits drei Jahre nach Erscheinen seines ersten Buches erhielt er den Edgar Award für den besten Kriminalroman des Jahres.
3.2 Stars (3,2 / 5)

Walter Sittler: Malin

Walter Sittler ist Schauspieler, ein ziemlich bekannter obendrein und das bedeutet eine häufige Abwesenheit von seiner Frau und seinen drei Kindern. Die vielen einsamen Abende in Hotelzimmern haben ihn auf die Idee mit Malin gebracht. Zunächst nur für die Familie gedacht, wurde jetzt ein lesenswertes Kinderbuch für alle daraus.

Malin stand eines Tage einfach so am Fenster seines Hotelzimmers. Er war ungefähr so groß wie eine Handpuppe, von oben bis unten behaart wie ein kleines Äffchen und grundsätzlich etwa ebenso quirlig. Am ersten Abend allerdings nicht. Da war er müde, durchnässt und durstig. Und als er frisch geföhnt gewesen ist und etwas getrunken hatte, da legte er sich erst mal eine Runde schlafen. In Herrn Sittlers Bett.

„Da stand ich nun, mit dem Kleinen in meinem Bett, von dem ich nicht wusste, woher er kam, was er wollte oder auch nur, was er brauchte. Ich dachte, er wird es mir dann schon sagen, wenn er wieder aufwacht.“

Und das tat Malin dann auch. Er ist auf einer Einladungsrundtour zu allen seinen Verwandten, um diese zum nächsten Frühlingsfest einzuladen. Aber er hat sich den Fuß verletzt und deswegen nimmt er den Tourbus der Schauspieler. Und jetzt soll der Autor ihm helfen. Für ihn Holunderbeeren besorgen, davon lebt das kleine Wesen nämlich und ihn ein bisschen unterstützen. Erst im Lauf der Zeit merkt Walter Sittler, worauf er sich da eingelassen hat.

All die Abenteuer, die er mit Malin erlebt, schreibt er auf und schickt sie nach Hause. Und schafft somit eine wunderbare Verbindung zwischen sich und seinen Kindern.

Zuerst denkt man ja: nicht schon wieder ein Schauspieler, der sich zum Schreiben berufen fühlt, aber dieser Gedanke übersteht nicht mal die ersten zwei Seiten. Das Buch ist witzig geschrieben, erinnert an manchen Stellen etwas an einen ziemlich bekannten bayerischen Kobold namens Pumuckl und die Aufteilung in die Briefe macht es zu einem perfekten Gute-Nacht-Geschichten-Buch, das sich auch für etwas geübtere Leseanfänger eignet.
4.3 Stars (4,3 / 5)

Stefan Naglis: Der Schatten des Geldes

Ein Familienvater wird tot in seinem Auto aufgefunden. Kopfschuss. An seiner Hand Schmauchspuren. Alles deutet auf einen Selbstmord hin.

Doch der Kriminaler Marc Steiner hat so ein komisches Gefühl. Und dem geht er nach. Auch gegen den Willen seines Chefs. Sein Gefühl trügt ihn nicht. Der Tote hat einige Leichen im Keller. Ein Auftragskiller, die Russische Mafia und die oberste Etage einer Schweizer Bank sind in die Geschichte verwickelt. Und eine Frau, die den Kripobeamten komplett aus der Spur wirft. Als seine Familie bedroht wird, bekommt er zum ersten Mal in seinem Leben richtig Angst und beginnt, Fehler zu machen. Verhängnisvolle Fehler.

Dieses Erstlingswerk von Stefan Naglis ist gut gelungen. Der Krimi ist spannend, liest sich flüssig und die eingebauten Gedankenpassagen lockern den Text noch zusätzlich auf. Die Hauptfigur erinnert etwas an den Anti-Helden Kurt Wallander des Autors Henning Mankell. Auch hier gibt es an Nebenschauplätzen Probleme mit der Frau und der Tochter, auch Marc Steiner bewegt sich immer ein wenig abseits der Vorschriften. Und auch er ist nur ein Mensch … und ein Mann.

Besonders gut gefällt mir die Rolle der Assistenten Tom und Lara. Marc glaubt Tom nach so vielen Jahren engster Zusammenarbeit zu kennen und wird in seinem Glauben an seine Menschenkenntnis komplett erschüttert. Und das gleich im zweifachen Sinn, denn auch Lara, die Neue, überrascht den eingefahrenen Polizisten immer wieder. Und zeigt, dass Vorurteile meist ins Nichts führen.

Für Krimibegeisterte durchaus lesenswert!

Der 48-jährige Stefan Naglis verdient sein Geld normalerweise als freiberuflicher Informatiker im Bereich der Züricher Banken. Er weiß also, wovon er spricht. Bereits mit 17 Jahren zeigte er Ambitionen zum Krimischreiben, aber dann kamen ihm Beruf und Familie dazwischen und erst in den letzten Jahren hatte Stefan Naglis wieder die Muße, sich hinzusetzen und seinen Figuren Leben einzuhauchen. Und jetzt ist er gerade dabei, eine Fortsetzung des Buches zu schreiben – mal sehen, ob er die Spannung halten kann…
3.3 Stars (3,3 / 5)