Anica Schriever: Wer ich sagt, muss auch liebe dich sagen


Bald wird Mia 30 und alles läuft schief. Der Mann, von dem sie sich einen Heiratsantrag erhofft hat, schmeißt sie stattdessen raus und zwar nicht nur aus seinem Leben, sondern auch gleich aus der Wohnung. Als sie dann auch noch den Job verliert, langt’s ihr. Sie flüchtet zu ihrem alten Busenfreund Gunnar. Wobei sie ganz vergessen hat, dass sie mit ihm einmal eine Wette bezüglich der Männer und ihres vollendeten dritten Lebensjahrzehnts abgeschlossen hat.

Diese Situation und noch ein paar andere so ganz zuuuufällige Zufälle sind der Rahmen einer Geschichte, die sich einreiht in Tausende anderer ihrer Art. Und dabei liegt sie gut im Mittelfeld. Weder besonders herausragend noch besonders schlecht. Ein typischer Roman, der unter dem Stichwort Frauen in die Regale der Buchhändler einsortiert wird. Wobei es durchaus eine Menge Frauen gibt, die lieber zu etwas anderem greifen.
1.5 Stars (1,5 / 5)

Lewis Perdue: Die Tochter Gottes

Welche Rolle spielt die Frau in der Religion? Gibt es einen Gott oder gibt es vielleicht sogar eine Göttin? Wer ist Maria wirklich und warum wurden in katholischen Gottesdiensten immer schon und immer wieder die alttestamentarischen Texte der Sophia gelesen? Die Anhänger des Gnostizismus sehen in Sophia gar die Urschöpferin des gesamten Universums. Sie ist die göttliche Weisheit, der weibliche Aspekt eines androgynen Gottes, vielleicht sogar ein Teil der christlichen Trinität. Sophia ist das Rätsel, um das sich Perdues neuestes Werk dreht.

Als für ihr Wissen und können bekannte Kunsthändlerin und Gutachterin ist Zoe es gewohnt, mit den teuersten Werken der Welt wieselbstverständlich umzugehen. Als sie aber in das Haus des Kunstsammlers Willi Max gerufen wird, verschlägt es ihr den Atem. Max möchte, dass sie, da er bald sterben wird, sein Vermächtnis betreut und zwar gemeinsam mit ihrem Mann Seth, einem Experten für religiöse Handschriften und Reliquienschreine. Bei der Sammlung handelt es sich um einen Teil der von Hitler gestohlenen Kunstwerke, die der SS-Mann Max bei der Flucht vor den Alliierten an sich nahm. Max will nun, geplagt von seinem Gewissen und so kurz vor seinem Tod, dass Zoe die Werke ihren rechtmäßigen Eigentümern wieder zukommen lässt. Aber das ist nicht alles, was er von ihr will. Der Kunstsammler hat noch ein weiteres uraltes Geheimnis, eine religiöse Wahrheit – die in Hunderten von Jahren unzählige Menschen das Leben gekostet hat: Das Geheimnis um Sophia. Das Mädchen lebte im vierten Jahrhundert nach Christus in einer Region, die als Brutstätte der frühchristlichen Kirche gilt, in der Nähe der anatolischen Stadt Smyrna. In der Siedlung, in der es weder Kirche noch Synagoge gab, stieg Sophia eines Tages auf einen Ochsenkarren und begann zu predigen. Sie vollführte Heilungen, trieb Dämonen aus und wurde von den Menschen als Lehrerin der Gerechtigkeit, als zweiter Messias bezeichnet. Kaiser Konstantin behagte diese Entwicklung gar nicht. Sophia wurde ermordet. Ihr Grabtuch wird im Laufe der folgenden blutrünstigen Geschichte die Hauptrolle spielen. Denn könnte man beweisen, dass das Weibliche göttlich oder das Göttliche weiblich ist, würden die Mauern der Kirche einstürzen. Die Institution wäre ruiniert. Die Gläubigen würden in Jesus Christus nicht mehr den Erlöser schlechthin sehen und Millionen Menschen würden der Kirche den Rücken zudrehen. Um das Geheimnis zu bewahren, wurde und wird gemordet ohne Ende, selbst das Schweigen der Kirche zum Holocaust hat nur einen Grund: Sophia. Seth und Zoe geraten quer durch das ganze Werk von einer blutigen Schlacht in die nächste – ein bisschen viel vielleicht für ein Taschenbuch mit nur etwas mehr als 400 Seiten. Der Lebenssaft spritzt in allen Varianten, teilweise ist es eklig, teilweise einfach nur langweilig. Aber für die, die es rear medium mögen, ist es genau richtig!

Nazis spielen mit, der Vatikan hat seine Rolle, Amerika darf da nicht außen vor stehen und auch der KGB hat was zu melden. Und keinem ist zu trauen. Der eine jagt den anderen, die Hauptdarsteller entkommen mehr oder weniger problemlos jedem Geschütz, waghalsigste Unternehmen sind von Erfolg gekürt. Aber es handelt sich ja hier schließlich auch um Fiktion – und die Geschichte, um die sich dieser Thriller dreht, ist durchaus mitreißend. Allerdings ist es schade, dass Perdue einzelne Fäden aufnimmt, dann aber nicht zu Ende spinnt. Die Schauplätze wechseln zu schnell, Leichen häufen sich in Hotels, Lagerhallen und Stollen – man kann den Überblick verlieren. Wirklich sympathisch als Figur ist eigentlich nur Zoe. Sie zeigt Gefühle, behält aber auch ihren Verstand und sagt deutlich ihre Meinung – und sie findet ihren Glauben wieder. Allerdings in einer sehr modernen Form, die ihren Ursprung rund 300 Jahre nach Christi Geburt hat.

Teilweise beruht „Die Tochter Gottes“ auf der Wahrheit, teilweise auf Vermutungen, die bereits sehr, sehr alt sind und nie bewiesen werden konnten und teilweise beruht sie rein auf der Fantasie des Autors. Die Tatsache, dass die Kirche nicht mehr wirklich einen hohen Stellenwert in unserer heutigen Gesellschaft einnimmt, führt auf der anderen Seite wieder zu einer gewissen Faszination hinsichtlich religiöser Themen und vor allem religiöser Geheimnisse. Damit lässt sich ganz gut Geld verdienen, man bedenke nur, dass „Die Tochter Gottes“ bereits in zwölf Sprachen übersetzt wurde.

Der Amerikaner Lewis Perdue hat sich auf Verschwörungstheorien und Korruptionsthemen spezialisiert. Aber nicht nur das hat ihn bekannt gemacht, auch der Plagiat-Prozess gegen Dan Brown brachte ihm Schlagzeilen ein. Brown soll bei ihm abgeschrieben haben. Denn Perdue veröffentlichte bereits Anfang der 80er Jahre ein Buch namens „The Da Vinci Legacy“.
3.4 Stars (3,4 / 5)

Lewis Perdue: Die Tochter Gottes

Welche Rolle spielt die Frau in der Religion? Gibt es einen Gott oder gibt es vielleicht sogar eine Göttin? Wer ist Maria wirklich und warum wurden in katholischen Gottesdiensten immer schon und immer wieder die alttestamentarischen Texte der Sophia gelesen? Die Anhänger des Gnostizismus sehen in Sophia gar die Urschöpferin des gesamten Universums. Sie ist die göttliche Weisheit, der weibliche Aspekt eines androgynen Gottes, vielleicht sogar ein Teil der christlichen Trinität. Sophia ist das Rätsel, um das sich Perdues neuestes Werk dreht.

Als für ihr Wissen und können bekannte Kunsthändlerin und Gutachterin ist Zoe es gewohnt, mit den teuersten Werken der Welt wie selbstverständlich umzugehen. Als sie aber in das Haus des Kunstsammlers Willi Max gerufen wird, verschlägt es ihr den Atem. Max möchte, dass sie, da er bald sterben wird, sein Vermächtnis betreut und zwar gemeinsam mit ihrem Mann Seth, einem Experten für religiöse Handschriften und Reliquienschreine. Bei der Sammlung handelt es sich um einen Teil der von Hitler gestohlenen Kunstwerke, die der SS-Mann Max bei der Flucht vor den Alliierten an sich nahm. Max will nun, geplagt von seinem Gewissen und so kurz vor seinem Tod, dass Zoe die Werke ihren rechtmäßigen Eigentümern wieder zukommen lässt. Aber das ist nicht alles, was er von ihr will. Der Kunstsammler hat noch ein weiteres uraltes Geheimnis, eine religiöse Wahrheit – die in Hunderten von Jahren unzählige Menschen das Leben gekostet hat: Das Geheimnis um Sophia. Das Mädchen lebte im vierten Jahrhundert nach Christus in einer Region, die als Brutstätte der frühchristlichen Kirche gilt, in der Nähe der anatolischen Stadt Smyrna. In der Siedlung, in der es weder Kirche noch Synagoge gab, stieg Sophia eines Tages auf einen Ochsenkarren und begann zu predigen. Sie vollführte Heilungen, trieb Dämonen aus und wurde von den Menschen als Lehrerin der Gerechtigkeit, als zweiter Messias bezeichnet. Kaiser Konstantin behagte diese Entwicklung gar nicht. Sophia wurde ermordet. Ihr Grabtuch wird im Laufe der folgenden blutrünstigen Geschichte die Hauptrolle spielen. Denn könnte man beweisen, dass das Weibliche göttlich oder das Göttliche weiblich ist, würden die Mauern der Kirche einstürzen. Die Institution wäre ruiniert. Die Gläubigen würden in Jesus Christus nicht mehr den Erlöser schlechthin sehen und Millionen Menschen würden der Kirche den Rücken zudrehen. Um das Geheimnis zu bewahren, wurde und wird gemordet ohne Ende, selbst das Schweigen der Kirche zum Holocaust hat nur einen Grund: Sophia. Seth und Zoe geraten quer durch das ganze Werk von einer blutigen Schlacht in die nächste – ein bisschen viel vielleicht für ein Taschenbuch mit nur etwas mehr als 400 Seiten. Der Lebenssaft spritzt in allen Varianten, teilweise ist es eklig, teilweise einfach nur langweilig. Aber für die, die es rear medium mögen, ist es genau richtig!

Nazis spielen mit, der Vatikan hat seine Rolle, Amerika darf da nicht außen vor stehen und auch der KGB hat was zu melden. Und keinem ist zu trauen. Der eine jagt den anderen, die Hauptdarsteller entkommen mehr oder weniger problemlos jedem Geschütz, waghalsigste Unternehmen sind von Erfolg gekürt. Aber es handelt sich ja hier schließlich auch um Fiktion – und die Geschichte, um die sich dieser Thriller dreht, ist durchaus mitreißend. Allerdings ist es schade, dass Perdue einzelne Fäden aufnimmt, dann aber nicht zu Ende spinnt. Die Schauplätze wechseln zu schnell, Leichen häufen sich in Hotels, Lagerhallen und Stollen – man kann den Überblick verlieren. Wirklich sympathisch als Figur ist eigentlich nur Zoe. Sie zeigt Gefühle, behält aber auch ihren Verstand und sagt deutlich ihre Meinung – und sie findet ihren Glauben wieder. Allerdings in einer sehr modernen Form, die ihren Ursprung rund 300 Jahre nach Christi Geburt hat.

Teilweise beruht „Die Tochter Gottes“ auf der Wahrheit, teilweise auf Vermutungen, die bereits sehr, sehr alt sind und nie bewiesen werden konnten und teilweise beruht sie rein auf der Fantasie des Autors. Die Tatsache, dass die Kirche nicht mehr wirklich einen hohen Stellenwert in unserer heutigen Gesellschaft einnimmt, führt auf der anderen Seite wieder zu einer gewissen Faszination hinsichtlich religiöser Themen und vor allem religiöser Geheimnisse. Damit lässt sich ganz gut Geld verdienen, man bedenke nur, dass „Die Tochter Gottes“ bereits in zwölf Sprachen übersetzt wurde.

Der Amerikaner Lewis Perdue hat sich auf Verschwörungstheorien und Korruptionsthemen spezialisiert. Aber nicht nur das hat ihn bekannt gemacht, auch der Plagiat-Prozess gegen Dan Brown brachte ihm Schlagzeilen ein. Brown soll bei ihm abgeschrieben haben. Denn Perdue veröffentlichte bereits Anfang der 80er Jahre ein Buch namens „The Da Vinci Legacy“.
3.4 Stars (3,4 / 5)

Alan Glynn: Stoff

MDT-48 ist eine Designerdroge, aber nicht irgendeine, sie ist Viagra fürs Gehirn.

Wer sie nimmt, durchschaut in Windeseile sämtliche Zusammenhänge, lernt Sprachen in wenigen Stunden und kann problemlos zum erfolgreichen Day-Trader werden.

Wer sie nimmt, wird über kurz oder lang mit Blackouts zu kämpfen haben, mit Zeitsprüngen und mit tierischen Kopfschmerzen. Beides kann und wird tödliche Folgen haben. Doch das alles weiß Eddie Spinola noch nicht, als er mehr oder weniger zufällig an Hunderte dieser kleinen weißen Pillen gegen den Alltagsfrust gerät. Und als er beginnt, die Sache zu durchschauen, ist es zu spät. Die Lifestyle-Droge nimmt Besitz von ihm, die Sucht schleicht sich fies von hinten an, erst psychisch, dann physisch. Die Dinge nehmen unweigerlich ihren Lauf….

Wer Thriller nicht nur mit Killer gleichsetzt, sondern auf der Suche ist nach einer wirklich guten Story, der liegt mit Alan Glynns „Stoff“ genau richtig. Der Tod, der subtil in diesem Werk die Hauptrolle spielt, hält sich trotzdem dezent zurück. Glynn weiß den Leser zu fesseln, der Spannungsbogen ist geschickt aufgebaut und hält bis zur letzten Silbe an. Ein Buch, das man kaum mehr aus den Händen legen mag!

Die Filmrechte am Erstlingswerk des Iren, das im Originaltitel „The Dark Fields“ heißt, sind bereits nach Hollywood verkauft.
3.4 Stars (3,4 / 5)

Bernard Mourad: Kauf mich!

Es ist das Werk eines Libanesen, der normalerweise sein Geld mit Investmentbanking verdient. Man ahnt daher schnell, wie die Hauptfigur Alexandre Guyot auf die Idee kommt, sich selbst an der Börse anzubieten. Zunächst stehen die Aktien im wahrsten sinne des Wortes gut: Der zweiundreißigjährige Pariser ist das erste menschliche Wesen, das an der Börse notiert ist – und damit für kurze Zeit der Nabel der Welt. Nach einem Emissionspreis von rund 30 Euro liegt der offizielle Preis bei der Erstnotiz bereits beim Dreifachen – die Individualgesellschaft hat eine Marktkapitalisierung von über 12 Millionen erreicht. Das freut vor allem diejenigen, die an Alex prozentual Anteil haben. Guyot liebt seinen Job, wohnt angemessen, lebt gut und erfüllt alle Erwartungen, die sein Prospekt verspricht – allerdings nur solange, bis ihn Gefühle aus dem Tritt bringen, denn sobald die Ich-AG schwächelt, schwächelt auch der Kurs und es kommt zu einer feindlichen Übernahme….

Die Idee zu „Kauf mich!“ ist genial, der Wert eines Menschen bekommt eine ganz neue Bedeutung, die Umsetzung allerdings ist an manchen Stellen etwas gewöhnungsbedürftig. Bernard Mourad spart nicht mit Fremdwörtern. Wären diese nur dem Börsenjargon entnommen, so könnte man es als durch die Umstände gegeben hinnehmen. Doch um dieses Taschenbuch flüssig zu lesen, sollten Worte wie gastroösophageal oder priapisch unbedingt zum eigenen Wortschatz gehören – denn teilweise ist sogar das Fremdwörterbuch hier überfragt. Wer allerdings sein Wissen um ein paar extravagante Ausdrücke erweitern will und so ganz nebenbei noch auf der Suche ist nach einer guten Geschichte, der kann sich auf 270 spannende Seiten freuen.
5.0 Stars (5,0 / 5)

Tom Perrotta: Little Children

„Little Children“ von Tom Perrotta ist ein Roman. Irgendwie aber ist er auch eine Satire! Oder sogar ein Thriller? Das People Magazine nannte das Buch auch eine Komödie. Egal, eines ist es auf jeden Fall: klasse! Es beinhaltet alles, was man sich wünschen kann: eine gute Story – nicht die Neuste, zugegeben. Spannende Nebenschauplätze, wunderbar verbunden mit der Rahmenhandlung und einen spitzfindigen Einblick in die heutige Gesellschaft.

Die Hauptfiguren sind Sarah und Todd. Beide sind verheiratet, beide haben ihre Karriereträume für sich schon begraben. Beide sind Eltern und mit den Kindern zuhause. Sarah war als Studentin engagierte Feministin, Todd als ehemals umjubelter Footballstar genau das Gegenteil. Sie treffen sich auf einem Spielplatz und verlieben sich ineinander. Im Laufe der Affäre, die zwangsläufig daraus folgen muss, wird beiden immer deutlicher, dass sie genau da gelandet sind, wo sie nie hinwollten: in einer miefigen Vorstadtatmosphäre, die sich überall auf der Welt so oder so ähnlich wieder findet. Sie beschließen zu flüchten….

Parallel dazu erzählt Perrotta die Geschichte des aus der Haft entlassenen Sexualstraftäters Ronnie McGorvey, einem perversen Pädophilen, der bei seiner Mutter Unterschlupf gefunden hat und von dem ehemaligen Cop Larry hasserfüllt gejagt wird. Wie ein Zopfstrickmuster werden die Handlungsstränge immer wieder zusammengeführt und gipfeln dann im Finale. Absolut lesenswert!

Das Buch, das bei uns erst jetzt im Herbst herauskam, ist in Amerika bereits 2004 erschienen und wurde mit Kate Winslett in der Hauptrolle verfilmt. Filmstart ist in Deutschland am 18. Januar 2007. Es ist nicht das erste Werk Perrottas, das seinen Weg auf die Leinwand gefunden hat. Auch die Komödie „Election“ kam mit Reese Witherspoon und Matthew Broderick in die Kinos.
4.0 Stars (4,0 / 5)