Julia Scharnowski: Starke Jungs brauchen entspannte Eltern

“Kinder suchen sich ihre Eltern mit Bedacht aus“ – dieser alte Satz lässt uns den Blick darauf wenden, warum unsere Kinder unsere Kinder sind. Denn, wenn wir genau hinsehen, stellen wir fest: Sie passen zu uns.

Julia Scharnowksi ist eine Dreifach-Jungsmama und allein deswegen schon prädestiniert dazu, anderen Müttern auch mal einen Ratschlag zu erteilen, besonders hörenswert sind ihre Podcasts. Ihr Buch „Starke Jungs brauchen entspannte Eltern“ ist an sich schon angenehm entspannt. Schön aufgemacht (die Papierqualität allein macht schon Spaß beim Lesen), übersichtlich, die einzelnen Happen nicht zu groß, denn schließlich haben Mamas einiges gemeinsam: wenig Zeit. Und viel schlechtes Gewissen. Werden wir den Bedürfnissen unserer Kinder gerecht, sind wir wirklich wertschätzend, wenn wir laut herummotzen, könnten wir nicht hier noch und da noch? Dieser Erziehungsratgeber nimmt einen ein bisschen mit runter auf der Leiter der Ansprüche an sich selbst, zeigt, was gerade Jungs ausmacht, was an Söhnen besonders ist und was an ihnen für uns Frauen – egal wie viel Willen wir aufbringen – äußerst schwierig zu verstehen ist. Die Autorin bringt kreative Tipps für den Alltag und predigt letztendlich das wichtigste aller Mantras: Du musst nicht perfekt sein, um eine gute (Jungs-) Mama zu sein. Du selbst zu sein und auch mal dafür zu sorgen, dass deine inneren Tanks gut gefüllt sind, Du einen Ausgleich hast, genügt völlig.

Liz Pichon: Tom Gates – krass cooles Kritzelzeug

Jungs wissen sofort, wovon man spricht, wenn man Tom Gates erwähnt. Und die meisten von ihnen finden ihn richtig cool. In Band 16 sind endlich Ferien und Tom freut sich darauf, Zeit mit Derek zu verbringen, Delia ein paar Streiche zu spielen und die ganze Zeit Süßigkeiten und Chips zu essen. Doch dann haben seine Eltern seine Ferien in die falsche Kalenderwoche eingetragen, keiner hat Zeit und Tom ist sozusagen gezwungen, sich mit sich selbst zu beschäftigen. Aber glücklicherweise fällt ihm da genug ein.

Kritzeln, basteln, rätseln – und der Leser darf mitmachen. Vielen Jungs gefallen die Tom-Gates-Bücher vor allem deshalb, weil sie nicht so viel lesen müssen. Die Kombi aus Comic und Buch allein – man kennt das auch aus anderen Reihen – kann durchaus animieren, endlich mal wieder ein klassisches Buch in die Hand zu nehmen. Auf dem E-Reader allerdings sollte man das Buch nicht unbedingt lesen, denn dann geht der ganze Mitmach-Spaß verloren.

Heidemarie Brosche: Jungs-Mamas

[aartikel]3466347203:left[/aartikel]Das ist doch das perfekte Buch, denkt man, wenn man einen Jungen zuhause hat, der einem oft wie ein Wesen von einem anderen Stern vorkommt. Schließlich ist ein Sohn doch die optimale Möglichkeit, um Männer im allgemeinen besser verstehen zu lernen. Die Autorin schreibt über die Ängste und Sorgen, die wilde Jungs (seit wann sind alle Jungs wild?) mit sich bringen, die Schwierigkeiten in den Institutionen, die nicht auf die Bedürfnisse von bewegungsfreudigen Buben ausgerichtet sind (Okay, da hat sie definitiv recht) und die Anforderungen, die auf uns Mütter zukommen, wenn wir einen zukünftigen Mann erziehen wollen. Die Autorin ist Mutter von drei Söhnen und darauf ist sie auch stolz. Das merkt man. Kann sie auch. Was sie aber nicht tun sollte, ist dauernd unterschwellig Mütter mit Töchtern in eine andere Ecke stellen. Oder auch solche Mütter, die beide Geschlechter erziehen. Und was sie auch nicht tun sollte, ist allen anderen das Gefühl geben, sie hätte die Wie-erziehe-ich-einen-Jungen-richtig-Weisheit mit Löffeln gegessen, denn so wirklich die Beweise liefert sie dafür nicht. Und auch nicht immer gute Tipps – bestimmte Gespräche dem Vater überlassen? „Tolle Anregung“ vor allem für all die alleinerziehenden Jungs-Mamas, die ihren Söhnen alles sein müssen. Wenn laute Jungs nerven, soll man die Dankbarkeit nicht aus den Augen verlieren, sich darüber freuen, dass Zickenkriege erspart bleiben, Kosmetikexzesse ausbleiben und man nicht stundenlang shoppen muss – ganz ehrlich, das geht gar nicht! Stereotyper Quatsch mit extremem Schubladendenken. Ein Satz in diesem Werk heißt „Keine Ahnung, wie es bei Familien mit Jungs und Mädchen ist …“ Hmmmm, dem ist nichts hinzuzufügen!! Obwohl doch … hat die Mittelschullehrerin nur Jungs in ihren Klassen? Wenn nicht, dann … naja, auch dem ist nichts hinzuzufügen.

Anne Ameling/Günther Jakobs: Hektor spielt nicht mit Mädchen!

[aartikel]3649628929:left[/aartikel]Der kleine Igel Rocky hat ziemlich genaue Vorstellungen davon, was Jungssache und was Mädchenkram ist. Und natürlich ist Wölfchen Hektor da ganz seiner Meinung. Theoretisch zumindest, denn praktisch würde ihm das schon durchaus mal gefallen, was die Mädels da spielen. Aber das traut er sich nicht zu sagen. Die Mädchen, eine Eule und ein Eichhörnchen allerdings lassen sich diese Vorurteilerei nicht gefallen und zeigen Rocky bei einem überraschenden Fußballspiel, was sie können …
Es ist sicher keines der absoluten Highlights der Saison, aber es ist gut, dieses Bilderbuch. Denn gerade Jungen tun sich heute besonders schwer, ihre Rolle zu finden. Und die Umwelt macht es ihnen nach wie vor nicht leicht. Ein Mädchen, das mit Autos spielt? Wunderbar. Ein Junge, der den ganzen Tag eine Babypuppe rumträgt – hmmmm, da kommt schon mal ein Spruch. Das Schöne an diesem Buch ist die Herangehensweise ans Thema: unaufgeregt und nicht polarisierend – optimal geeignet auch für Kindergärten und ähnliche Einrichtungen. Am besten ist der Wolfsvater, der – auf Hektors Hinweis hin, dass Schmetterlinge ja wohl Mädchenkram seien – nur lapidar antwortet: Schmetterlinge sind Schmetterlinge. Und am Schluss spielen alle alles: Jungskram und Mädchenkram, Eichhörnchenkram, Wolfskram, Igelkram und Eulenkram und am allerliebsten Schmetterlingskram.

Kirsten Boie/Jutta Bauer: Juli

[aartikel]3407740778:left[/aartikel]Der Spitzname des kleinen Julian sagt alles. Juli heißt der Sonnenschein und er zaubert in Windeseile ein Lächeln in die Gesichter. In das der Kinder, weil sie sich regelmäßig wieder erkennen und in das des Erzählenden, weil das Buch einfach zu goldig geschrieben ist und sich außergewöhnlich gut und richtig schön schnodderig vorlesen lässt.

Juli ist nicht ganz unbekannt, man kennt ihn aus Siebenstein und die meisten Geschichten gibt es auch als einzelne Bilderbücher. Schöner allerdings ist dieses Sammelwerk von sieben grundverschiedenen Geschichten, die sich alle um die Sorgen und Nöte eines Kindergartenkindes drehen. Denn schließlich ist es eine Katastrophe, wenn das heiß geliebte – chemisch wahrscheinlich völlig verseuchte und trotzdem unentbehrliche – Plastikglühwürmchen made in sonstwo plötzlich verschwunden ist. Oder wenn man sich so ein bisschen in die Kindergartenpraktikantin verliebt ohne zu wissen, was Verliebtsein eigentlich ist und dann mit eigenen Augen ansehen muss, wie ein „alter“ Mann, bestimmt schon zwanzig oder so, seinen Mund auf den der Angebeteten drückt. Dann heiratet Juli vielleicht doch lieber Kathrin, die er schon seit der Krabbelgruppe kennt. Die weiß wenigstens genau, wie man ein Klomonster überlistet!

Für Jutta Bauer ist Kirsten Boies Figur Juli wie geschaffen! Wieder einmal trifft die Künstlerin mit ihren Zeichnungen direkt ins Schwarze. Man muss ihn einfach gern haben, den kleinen Kerl! Ein optimales Buch auch für Jungs!
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