Guillaume Musso: Die junge Frau und die Nacht

Thomas ist ein erfolgreicher Schriftsteller, lebt in den USA und verarbeitet alles in seinem Leben per Stift und Papier. Nur eines lässt ihn nicht los: eine alte Schuld. Und genau deswegen ist er alles andere als begeistert, als die Einladung zu einer Jubiläumsfeier seiner ehemaligen Schule ins Haus flattert und sein Freund Maxime ihn drängt, mitzukommen nach Frankreich. Kaum ist er da, bereut er es. Die Erinnerungen an Vinca, seine große Liebe, die damals spurlos verschwand, werden übermächtig und mit ihnen viele andere, die Thomas bisher erfolgreich verdrängt hatte. Denn die beiden Männer tragen ein bitteres Geheimnis mit sich herum und es scheint, als käme die Welt jetzt um die Wahrheit nicht mehr herum …

Doch wie so oft und gerade das ist es ja, was seine Leser (und Hörer) an Guillaume Musso so lieben, ist alles anders als man denkt. Obwohl es schon überraschendere und auch spannendere Bücher von ihm gegeben hat. Trotzdem ist auch dieses Hörbuch – gerade durch den Sprecher Richard Barenberg – wieder einmal ein wunderbarer Zeitvertreib. Gerade auf langen Autofahrten gelingt es dem Autor, dass man hellwach bleibt – schon allein deswegen, weil man auf gar keinen Fall das Indiz verpassen will, das auf die vorhersehbare Wende in der Geschichte hinweist.

Ulrike Stöhring: Vielen Dank für alles – Trennung glücklich überlebt

Vielen Dank für alles – was für ein seltsamer Titel für ein Buch, in dem eine Frau die Trennung von ihrem Mann verarbeitet. Ulrike Stöhring macht es dem Leser, oder wahrscheinlich doch eher der Leserin, einfach, sie in den zwei Jahren nach dem Beziehungsbruch zu begleiten. Man erlebt mit ihr die Höhen und Tiefen, begibt sich mit ihr in seltsame Gefilde und verfolgt ihr fast verzweifeltes Ringen um Coolness.

Anfangs freut man sich: Endlich mal ein Trennungsbuch, das einem nicht erzählt, wie man mit ein bisschen Atmen die Sache schon wieder in den Griff bekommt, wie mit ein bisschen Wegschmeißen 25 Jahre Leben, die sich anfühlen, wie unterwegs verloren, wieder friedlich in die eigene Biographie zu integrieren sind. Die Autorin kommt sympathisch rüber, man fühlt mit ihr, ohne zu tief in ihr Leid gezogen zu werden. Doch dann kommt Stück für Stück die unerfreuliche Wende: Tantra-Massage – nun gut, vielleicht nicht jedermanns Sache. Genauso wie wechselnde Liebhaber. Aber akzeptabel. Nicht akzeptabel allerdings ist die Selbstgefälligkeit und Überheblichkeit, mit der die Autorin schlussendlich ihre Leserinnen behandelt. So als wäre sie die Spezialistin für Trennung, nur, weil sie so ein gutes Verhältnis zu ihrem Ex-Ex hat und auch mit dem Ex einmal monatlich einen Spaziergang zum Gedanken- und Gefühlsausgleich macht. Das ist anderen auch schon gelungen, das ist Größe, keine Frage, aber es ist nichts, was man sich allein auf die eigenen Fahnen schreiben dürfte, denn dazu braucht es immer zwei.
Es ist verständlich, dass eine verlassene und verletzte Frau, die gerade über ihr Leid hinwegkommt, manchmal ein bisschen zu viel Oberwasser gewinnt. Auch sie hat sicher ihre Momente, in denen sie in genau diesem Oberwasser zu ertrinken scheint. Nicht verständlich ist allerdings, dass sie die Würde derer, die länger brauchen zum Trauern oder die anders trauern als sie, nur vermeintlich respektiert. Zwischen den Zeilen steht etwas anderes.

Sophie Kendrick: Das Gesicht meines Mörders

Clara wurde bei einem Einbruch niedergeschlagen, fiel ins Koma und hatte eine Amnesie, als sie wieder aufgewacht ist, erkennt nicht einmal mehr ihre eigenen Mann. Soweit, so logisch. Aber irgendwie hat die junge Frau das Gefühl, dass hier irgendetwas komisch ist. Vor allem die Tatsache, dass sie keinen einzigen Freund, keine Freundin auf der Welt hat, scheint ihr seltsam. Ihr bleibt nur Roland, ihr Mann und sie versucht, sich auf das Neue, bekannte Unbekannte einzulassen. Doch dann kommt es zu einem Mordanschlag – und nur ein Erinnern kann das Überleben sichern.
In dieser Geschichte gibt es nicht nur eine Wende, sondern gleich mehrere. Immer, wenn man glaubt, man hätte eine Ahnung, wer der Mörder sein könnte, wird man wieder hinters Licht geführt. Die Autorin, die bisher nur für andere geschrieben hat, versteht etwas vom Schreiben, das spürt man sofort. Und Beate Rysopp versteht etwas vom Erzählen. Ein Hörbuch, das mit ca. neun Stunden lang, aber keine Sekunde langweilig ist.
4.5 Stars (4,5 / 5)