Meshel Laurie: Nach der Trennung kommt das Glück

Wenn man frisch getrennt ist, dann ist man nach der ersten Trauerphase meist auf der Suche nach dem „Wie weiter“. Und für dieses „Wie weiter“ gibt es auf dem Markt gefühlte 100.000 Ratgeber. Dieser hier ist geht der Frage, wie man Liebeskummer meistern kann, auf einem buddhistisch angehauchten Weg nach. Letztendlich aber ist er eigentlich auch nichts anderes, als das Aufarbeiten der Autorengeschichte – kombiniert mit leicht verständlich gemachtem Wissen rund um den Buddhismus. Wer sich damit schon ein wenig auskennt, wird enttäuscht sein und nicht wirklich etwas Neues erfahren. Wer zum ersten Mal mit dem Buddhismus in Kontakt kommt, für den könnte dieser Ratgeber aber das Richtige sein. Die Basis, nach einer Trennung ein Umdenken einzuleiten. Und irgendwann zu merken, dass innerer Frieden deutlich mehr wert ist für unser Leben als momentanes Glück. Und dass er eine wunderbare Basis sein kann für eine entspannte und erfolgreiche neue Beziehung.

Meshel Laurie war 19 Jahre mit dem Mann ihrer Träume verheiratet, bis er sie – so zumindest ihr Eindruck – von jetzt auf gleich sitzenließ. Sie weiß also, wovon sie spricht, wenn sie sich gebrochenen Herzen widmet.

Ulrike Stöhring: Vielen Dank für alles – Trennung glücklich überlebt

Vielen Dank für alles – was für ein seltsamer Titel für ein Buch, in dem eine Frau die Trennung von ihrem Mann verarbeitet. Ulrike Stöhring macht es dem Leser, oder wahrscheinlich doch eher der Leserin, einfach, sie in den zwei Jahren nach dem Beziehungsbruch zu begleiten. Man erlebt mit ihr die Höhen und Tiefen, begibt sich mit ihr in seltsame Gefilde und verfolgt ihr fast verzweifeltes Ringen um Coolness.

Anfangs freut man sich: Endlich mal ein Trennungsbuch, das einem nicht erzählt, wie man mit ein bisschen Atmen die Sache schon wieder in den Griff bekommt, wie mit ein bisschen Wegschmeißen 25 Jahre Leben, die sich anfühlen, wie unterwegs verloren, wieder friedlich in die eigene Biographie zu integrieren sind. Die Autorin kommt sympathisch rüber, man fühlt mit ihr, ohne zu tief in ihr Leid gezogen zu werden. Doch dann kommt Stück für Stück die unerfreuliche Wende: Tantra-Massage – nun gut, vielleicht nicht jedermanns Sache. Genauso wie wechselnde Liebhaber. Aber akzeptabel. Nicht akzeptabel allerdings ist die Selbstgefälligkeit und Überheblichkeit, mit der die Autorin schlussendlich ihre Leserinnen behandelt. So als wäre sie die Spezialistin für Trennung, nur, weil sie so ein gutes Verhältnis zu ihrem Ex-Ex hat und auch mit dem Ex einmal monatlich einen Spaziergang zum Gedanken- und Gefühlsausgleich macht. Das ist anderen auch schon gelungen, das ist Größe, keine Frage, aber es ist nichts, was man sich allein auf die eigenen Fahnen schreiben dürfte, denn dazu braucht es immer zwei.
Es ist verständlich, dass eine verlassene und verletzte Frau, die gerade über ihr Leid hinwegkommt, manchmal ein bisschen zu viel Oberwasser gewinnt. Auch sie hat sicher ihre Momente, in denen sie in genau diesem Oberwasser zu ertrinken scheint. Nicht verständlich ist allerdings, dass sie die Würde derer, die länger brauchen zum Trauern oder die anders trauern als sie, nur vermeintlich respektiert. Zwischen den Zeilen steht etwas anderes.

Corinna Leibig: Der kleine Bauchweh

Kleine Kinder haben häufig Bauchweh und nur selten steckt wirklich der Bauch an sich dahinter. Stattdessen muss das große Ganze betrachten. Im Bauch und zwar im – wie die Yogabesteigerten so schön sagen – Sonnengeflecht treffen sich sehr viele Nerven und gehen einem Kind aus irgendeinem Grund die Nerven durch, dann bekommt es Bauchweh. So wie der kleine Bauchweh – die Hauptperson dieses Buches, das sich für alle Kinder eignet, auch für therapeutische Zwecke.
Was könnte hinter dem Bauchweh liegen, fragt sich das kleine blaue Wesen. Ist er verliebt? Hat er einen Magen-Darm-Virus? Waren es zu viele Runden in der Achterbahn? Hat es gestern zu viel gegessen und liegt ihm das jetzt im Magen. Oder liegt ihm etwas anderes im Magen? Wut? Angst? Ärger?
Gott sei dank gibt es ja den großen Bauchweh, der kennt sich da aus. Und verordnet erst einmal eine Kuschelrunde ….

Typisch für Bücher dieser Art, aber eben auch sehr hilfreich für Eltern und Erzieher sind die Anmerkungen der Autorin am Ende des Buches. Wobei die Kommunikationsdesignerin, die Kinder in herausfordernden Lebenssituationen mit ihrem Projekt „kreativ macht stark!“ unterstützt, nichts schönredet, sondern stattdessen Tipps für schwierige Situationen gibt – schließlich ist auch ein Kinderleben nicht immer nur ein Zuckerschlecken.

Astrid Ruppert: Wenn’s am schönsten ist

Peter, Lukas und Sabine waren einmal eine Familie. Doch das sind sie schon lange nicht mehr. Lukas lebt bei seiner Mutter. Der 18-Jährige macht bald Abitur, spielt leidenschaftlich gerne Klavier, hat eine feste Freundin und glaubt, nicht zu vermissen in seinem Leben. Bis er nach vielen Jahren wieder auf seinen Vater stößt.

Peter ist damals einfach weggewesen aus dem Leben des Jungen. Von einem Tag auf den anderen schien er kein Interesse mehr an seinem Sohn zu haben. Die Verletzung sitzt tief und wird auch diesmal wieder verstärkt. Peter rennt wieder weg. Weniger vor der Situation als mehr vor sich selbst, wie er schnell merkt. Es dauert eine ganze Weile, bis sich Vater und Sohn angenähert haben. Hoffnung, wiederentdeckte Gefühle und Verständnis füreinander werden immer wieder abgelöst von Wut und Enttäuschung. Doch mehr und mehr erkennen die beiden Ähnlichkeiten an sich, nähern sich an. Verstehen, welche Rolle Sabine bei der Entfremdung gespielt hat und wollen neu anfangen. Doch dann erfährt Peter, dass er Leukämie hat…

Die Art und Weise, wie Peter mit seiner Krankheit und dem bevorstehenden Tod umgeht, ist stark geprägt von seinem Drang nach Freiheit, auch innerer Freiheit.

Dieses Buch ist anrührend, traurig und hoffnungsvoll stimmend zugleich. Interessant auch die Darstellung weiterer Charaktere: Hanna, die mir ihrer unaufdringlichen Liebe zu Peter ganz tief in dessen Seele dringt, Sabine, die nach so vielen Jahren eine innere, befreiende Wandlung durchmacht, die sie von so vielen anderen alleinstehenden Frauen abhebt und Peters Eltern, die nur langsam, aber noch früh genug verstehen, dass es nie zu spät ist. Ein wunderschöner Roman über das Leben und Sterben.
4.9 Stars (4,9 / 5)

Ulrike Herwig: Sag zum Abschied leise Blödmann

„Sag zum Abschied leise Blödmann..“ – also eigentlich müsste Charlotte das ziemlich laut sagen, denn sie erwischt ihren Ehemann mit der Klavierlehrerin und die Tastaturen, die die beiden dabei bedienen, sind mehr als schwarz-weiß. Charlotte langt’s. Jetzt hat sie keine Lust mehr, für Sicherheit und Bequemlichkeit alles hinzunehmen. Sie geht. Und findet beim Ausräumen des gemeinsamen Hauses ein uraltes Mobiltelefon mit Nachrichten ihrer Schwester, von der sie seit Jahren nichts mehr gehört hat. Jetzt hat Charlotte einen Auftrag. Auf der Suche nach der verschollenen Doro begegnet sie nicht nur einer ganzen Menge sehr unterschiedlicher Männer, sondern auch sich selbst.

Das Buch ist nett, so richtig was für den Strandkorb – mehr aber auch nicht. Es dümpelt ziemlich an der Oberfläche, lässt manche Charaktere, wie den der kleinen Tochter, stark untergehen und schrammt teilweise sehr knapp an der totalen Kitschgrenze vorbei.
Aber das ist genau das, was nicht nur der Verlag, sondern auch das Buch optisch versprechen und was man von der Autorin kennt. Ulrike Herwig, im Kinder- und Jugendbuchbereich auch als Ulrike Rylance bekannt, festigt ihr Standbein in der leichten Erwachsenenliteratur immer mehr.
2.5 Stars (2,5 / 5)

Julia Volmert/Susanne Szesny: Wir bleiben eure Eltern!

Nach Angaben des statistischen Bundesamtes wurden allein im Jahr 2005 rund 200.000 Ehen in Deutschland geschieden. Mehr als 150.000 minderjährige Kinder waren davon betroffen. Für die Erwachsenen mag so eine endgültige Trennung oft auch eine Erleichterung sein. Für die Kinder ist es das in den seltensten Fällen. Und der psychische Druck beginnt ja auch nicht erst zum Zeitpunkt der Scheidung, sondern weit vorher. Eltern, die einfühlsame Kinderliteratur zu diesem Thema suchen, finden allerdings nur schwer das Passende. Doch gerade, wenn man sich in einer sehr schwierigen Lebensphase befindet oder auch einfach nur kleinen Kindern etwas Ernstes erklären möchte, ist ein gut gemachtes Kilderbuch als Unterstützung Gold wert. Der Bedarf ist da – albarello reagiert darauf. Das neueste Kinderbuch, das hier erschienen ist, heißt „Wir bleiben eure Eltern!“

Irgendwas ist anders. Lena spürt es. Die Eltern streiten sich immer öfter, die Stimmung zuhause ist reichlich unterkühlt und irgendwann erklärt die Mutter ihr und dem kleinen Bruder, dass ihr Vater ausziehen wird und auch sie sich eine neue, kleinere Wohnung suchen müssen. Es ist schwer zu verstehen für die Knirpse, warum der geliebte Papa nur noch am Wochenende bei ihnen sein soll. Wo sie doch zusammengehören – alle vier. Die neue Situation macht ihnen Angst und manchmal reagieren sie wütend auf all die Veränderungen in ihrer kleinen Welt. Der Gedanke, dass die Eltern sie auch irgendwann nicht mehr lieb haben könnten und sich dann von ihnen trennen, liegt nahe. Doch Vater und Mutter gehen sehr sensibel mit dem Thema um und machen dem Nachwuchs deutlich, dass die Liebe zwischen ihnen und den Kindern unvergänglich ist, dass die Kleinen nicht Schuld sind an der Trennung und dass sie immer ihre Eltern bleiben werden.

Es ist sicher nicht einfach, ein solch komplexes Thema auf rund 25 Seiten Bilderbuch unterzubringen und beim ersten Lesen geht auch alles etwas schnell: kaum gestritten, schon ausgezogen. Doch der Text von Julia Volmert ist einfühlsam auf die Problematik ausgerichtet, die Bilder von Susanne Szesny bewährt aussagekräftig und doch nicht zu düster. Ein Buch, das sich nicht nur für diejenigen eignet, die versuchen, ihren Kindern die Notwendigkeit einer Trennung nahe zu bringen. Im Zeitalter der Patchworkfamilien lässt sich mit diesem Buch auch Kindern aus „intakten“ Familien erklären, was leider allzu oft Realität ist.

Themen, die besonders nah dran sind an den Problemen von kleinen Kindern, sind übrigens eine Spezialität des Verlages. Der TV-Gucki, der kleine Zauberer Windelfutsch oder Benni Benimm eignen sich super als Gesprächshintergrund. Highlight des letzten Jahres: „Pass auf dich auf!“
3.4 Stars (3,4 / 5)
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