Guillaume Musso: Die junge Frau und die Nacht

Thomas ist ein erfolgreicher Schriftsteller, lebt in den USA und verarbeitet alles in seinem Leben per Stift und Papier. Nur eines lässt ihn nicht los: eine alte Schuld. Und genau deswegen ist er alles andere als begeistert, als die Einladung zu einer Jubiläumsfeier seiner ehemaligen Schule ins Haus flattert und sein Freund Maxime ihn drängt, mitzukommen nach Frankreich. Kaum ist er da, bereut er es. Die Erinnerungen an Vinca, seine große Liebe, die damals spurlos verschwand, werden übermächtig und mit ihnen viele andere, die Thomas bisher erfolgreich verdrängt hatte. Denn die beiden Männer tragen ein bitteres Geheimnis mit sich herum und es scheint, als käme die Welt jetzt um die Wahrheit nicht mehr herum …

Doch wie so oft und gerade das ist es ja, was seine Leser (und Hörer) an Guillaume Musso so lieben, ist alles anders als man denkt. Obwohl es schon überraschendere und auch spannendere Bücher von ihm gegeben hat. Trotzdem ist auch dieses Hörbuch – gerade durch den Sprecher Richard Barenberg – wieder einmal ein wunderbarer Zeitvertreib. Gerade auf langen Autofahrten gelingt es dem Autor, dass man hellwach bleibt – schon allein deswegen, weil man auf gar keinen Fall das Indiz verpassen will, das auf die vorhersehbare Wende in der Geschichte hinweist.

Guillaume Musso: Das Atelier in Paris – gelesen von Richard Barenberg

Beide suchen nur ein bisschen Ruhe und brauchen eine Auszeit. Dummerweise haben sowohl die englische Polizistin Madeline als auch der mürrrische amerikanische Schriftsteller, der nur effektiv schreiben kann, wenn er ins selbstgewählte Exil geht, die gleiche Wohnung gemietet: ein lichtdurchflutetes Atelier in Paris, am Ende einer Sackgasse. Es ist nicht irgendein Atelier, sondern das eines berühmten bereits verstorbenen Malers. Als Gaspard und Madeline dann auch noch hinter die tragischen Lebensumstände des Malers kommen, ist ihre Neugier geweckt und der Streit um die Wohnung schnell vergessen. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche – nach einem verlorenen Sohn, drei verschollenen Gemälden und der zum Teil grausamen Wahrheit.

Guillaume Musso ist einer der bedeutendsten französischen Schriftsteller der heutigen Zeit. Der Gymnasiallehrer veröffentlicht verhältnismäßig viele Romane, doch ausnahmslos alle sind so gut, dass sie in bis zu 40 Sprachen übersetzt werden und regelmäßig die Bestsellerlisten bevölkern. Mit „Das Atelier in Paris“ ist dem 1974 geborenen Musso wieder einmal ein Meisterwerk gelungen. Und noch dazu eins, mit dem er sich indirekt bei seinen Fans bedankt. Denn wer ganz aufmerksam ist, wird die eine oder andere sich in Paris tummelnde Figur wiederentdecken.

Der Schauspieler Richard Barenberg ist mit seiner tiefen und sonoren Stimme genau der richtige für diesen Roman mit kleinen Thrill-Elementen. Er vertont den Wechsel der Erzählfigur mit einer Selbstverständlichkeit, die nur wenige mit einer solchen Eleganz beherrschen. Chapeau!

Guillaume Musso: Das Mädchen aus Brooklyn

Als Raphael diese Frau kennenlernt, weiß er, das ist die Frau seines Lebens. Die Liebe blüht in unermesslichem Tempo auf und die Hochzeit steht schnell vor der Tür. Aber irgendetwas treibt Raphael dazu an, seine Angebetete in die Enge zu bringen. Er fragt sie aus über ihre Vergangenheit, will von der so schweigsamen Anna alles wissen. Und hört nicht auf zu bohren, auch wenn er spürt, dass das ein fataler Fehler sein könnte. „Stell dir vor, ich hätte etwas Schreckliches getan. Würdest du mich trotzdem lieben?“ fragt Anna ihn schließlich und zeigt dem Mann ihres Herzen ein Foto. Darauf: verkohlte Leichen.
Raphael flüchtet im ersten Moment, kommt mit der Situation nicht klar, und als er zurückkehrt und darauf hofft, dass sie ihm das plausibel erklären kann, ist Anna weg und für den jungen Mann beginnt eine dramatische Suche – bei der er unterstützt wird von einem Freund, einem Polizisten, der ihm so manchen Weg ebnet und so manche Türe öffnet. Doch wie sagt man so schön? Wenn alle Türen offen stehen, zieht es!

6 CDS, über 400 Minuten – und keine davon ist langweilig. Man fiebert mit mit Raphael, man zweifelt mit ihm, hofft mit ihm und leidet mit ihm. Und irgendwann auch mit Anna, deren Rolle – ganz, wie bei Musso zu erwarten ist – in diesem Spiel eine ganz andere ist als man zunächst dachte. Einzig die Rahmengeschichte rund um Raphaels Trennung von seiner Ex und das dazugehörige Baby stören den Lesefluss etwas und man kann nicht umhin, sich zu fragen, ob diese Konstellation gewaltsam eingebaut ist, um auf genau einen Punkt hinzuführen. Aber das kann man als Leser kaum glauben, denn es ist eigentlich nicht Mussos Art, so durchschaubar vorzugehen.
Musso ist ein Lesevergnügen. Immer. Daran besteht kein Zweifel. Aber vertont von Richard Barenberg ist es ein Hochgenuss. Keiner passt besser zu diesem bärbeißigen Mann mit den weichen Seiten wie dieser Schauspieler und Sprecher.
4.0 Stars (4,0 / 5)

Guillaume Musso: Vierundzwanzig Stunden

Nicht umsonst ist der ehemalige Gymnasiallehrer Musso immer wieder auf den ersten Plätzen der französischen Bestsellerlisten (und nicht nur dieser) zu finden. Seine Figuren sind extrem durchdacht, haben in der Regel einiges durchgemacht und sind echte Charakterköpfe. Nie perfekt, dafür umso liebenswerter. So wie Arthur Costello. Er kommt einem Familiengeheimnis auf die Spur und reist auf den Spuren seiner Vorfahren durch die Zeiten. Für ihn vergehen nur Tage, für seine Umwelt sind es Jahre – und alles, was er sich aufbaut, wird zum Ende hin verschwinden, das prophezeit ihm sein Großvater, von ihm in einer spektakulären Aktion aus der Psychiatrie befreit und sein einziger wirklicher Verbündeter – egal, welche Worte man wählt, man würde diesem Buch nicht gerecht. Zum einen, weil man zu viel verraten würde und damit das Konstrukt Mussos zerstören würde, zum anderen, weil die Geschichte so komplex ist, dass man sie keinesfalls in wenige Zeilen fassen kann.

Das Buch ist ein typischer Musso, ein Spiel mit den Zeiten, den Realitäten einzelner Persönlichkeiten, ein bisschen Liebesroman, ein bisschen Thriller und ein völlig überraschendes Ende. Und das ist das wirklich einzige Manko dieses Buches, das Ende kommt viel zu überraschend, viel zu schnell und lässt dem Leser keinen Atemzug – genial auf der einen Seite, ein bisschen zu heftig auf der anderen. Beim Buch mag das noch gehen, blättert man eben zurück, liest noch mal nach. Beim Hörbuch, das übrigens von Richard Barenberg sehr gut vertont ist, wird es da schon schwieriger. Am besten, man beginnt gleich wieder bei Track eins.
Doch trotz aller schlussendlichen Verwirrung hat dieses (Hör)Buch die Note eins verdient. Mit Stern.
5.0 Stars (5,0 / 5)

Guillaume Musso: Lass mich niemals gehen

Ethan hat keinen Bock darauf, sein Leben als Arbeiter zu verbringen, nur weil das Schicksal ihm das vorzugeben scheint. Bei einem Ausflug nach New York, den er mit seiner Verlobten und seinem besten Freund Jimmy unternimmt, taucht er von einem Moment auf den anderen unter und beginnt ein neues Leben. Ziemlich erfolgreich. 15 Jahre später hat er in Manhattan eine steile Karriere als Psychologe hingelegt, veröffentlicht zahlreiche Bücher und wird als Lebensberater gebucht. Dass die Frauen dem attraktiven Mitdreißiger zu Füßen liegen, gefällt ihm zwar, aber seine große Liebe Céline, die er auf seinem Weg nach oben getroffen und wieder verlassen hat, kann er nicht vergessen. Als Céline ihn an einem schicksalsträchtigen Tag zu ihrer Hochzeit einlädt und unübersehbar hofft, dass er diese verhindert, versaut es Ethan. Doch er bekommt eine neue Chance. Und nicht nur eine. Er darf den Tag nochmal und nochmal erleben, trifft dabei auf Schicksal und Karma.

Das Muster ist bei Guillaume Musso oft das Gleiche. Der Franzose liebt es, starre Zeitschienen aufzulösen und seine treuen Leser damit immer wieder aufs Neue zu überraschen. Das ist ihm auch diesmal ziemlich gut gelungen. Das Buch ist spannend bis zur letzten Seite. Was nicht zuletzt mit der Rolle eines jungen Mädchens zu tun hat und damit, dass es fast nicht möglich ist, sein Schicksal auszutricksen. Aber eben nur fast nicht möglich.

Wer Lust hat, das Original zu lesen: Es ist 2008 unter dem Titel „Je reviens te chercher“ erschienen.
4.8 Stars (4,8 / 5)