Julia Zweig: Glück. Allein. (K)ein Liebesroman.

Laura ist Ende dreißig, im besten gebär- und bindungsfähigen Alter, sieht ganz gut aus, hat einen Job, der durchaus passabel ist und ne beste Freundin. Ganz gute Voraussetzungen eigentlich. Und trotzdem ist sie Single. Kein Mann in Sicht, der mit ihr Vater-Mutter-Kind spielen möchte. Da fasst sie einen Plan und sucht sich einfach, ganz pragmatisch, einen Vater für ihr zukünftiges Kind. Dass sich da die ein oder andere absurde Situation von allein ergibt, ist klar. Soweit, so gut. Denn die Idee hat was, der Beginn hat was und man denkt, man hätte ein Buch gefunden, das einen durchaus mal wieder zum Schmunzeln bringen kann. Bis das Ganze in echt ziemlich viel Kitsch ausartet und so unrealistisch weitergeht, dass man für jede Leserin nur hoffen kann, dass sie nicht an Märchen glaubt auf der Suche nach dem perfekten Mann.

Es erstaunt, wenn man liest, dass die Autorin eine Journalistenschule besucht hat und diesen Beruf auch ausübt, denn das Buch ist irgendwie nicht aus einem Guss – wirkt eher ein bisschen verkrampft. Schade. Denn wie gesagt, die Idee hatte was.

Mandy Hubbard: Wie ich in High Heels durch die Zeit stolperte

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Man tut sich schon etwas schwer, seine Vorurteile im Zaum zu halten, wenn man dieses Buch von außen betrachtet: Der Name der Autorin, die Aufmachung, das ganze Ganze lässt einen ein bisschen daran zweifeln, ob hier wirklich lesenswerte Literatur dahintersteckt: Aber, es ist nicht schlecht, diese typische Mädchenbuch. Die Geschichte dreht sich um Callie, die sich ihre Klassenfahrt nach London ein wenig anders vorgestellt hat. Dass sie zusätzlich eine „kleine“ Zeitreise ins 19. Jahrhundert unternehmen würde, das hätte sie sich niemals träumen lassen. Aber sie hat Glück und wird verwechselt. Und daher herzlich aufgenommen im Herrenhaus zu Harksbury. Dessen Hausherr ihr durchaus gefällt. Er ist arrogant, aber ziemlich gutaussehend. Die Verwirrungen um das Mädchen aus dem 20. Jahrhundert lassen nicht lange auf sich warten.
Muss man nicht gelesen haben. Klar. Aber es ist ein netter Zeitvertreib. Nichts tiefgehendes. Aber zwischen Shakespeare und Sartre kann man es schon mal einschieben, wenn man 15 ist – zur Entspannung.
3.4 Stars (3,4 / 5)

Jean-Paul Sartre: Das Spiel ist aus

[aartikel]3499100592:left[/aartikel]Eve liebt ihre kleine Schwester Lucette und sie hasst ihren Mann, der sie nur wegen ihres Geldes geheiratet hat und nun versucht, sie loszuwerden, um sich an die Jüngere ranzumachen. Eve durchschaut das Spiel, kann sich aber nicht mehr wehren. Andre schafft es, sie zu vergiften. Im gleichen Moment, in dem Eve stirbt, wird auch Pierre ermordet. Der Widerstandskämpfer, Revolutionär mit Leib und Seele und im Gegensatz zu der eleganten und reichen Eve ein Mann aus einfachen Verhältnissen, stirbt durch die Hand eines Verräters.

Kurz danach begegnen sich Eve und Pierre in der Rue Laguenesie – dem Übergang zur Schattenwelt. Sie sind tot, handlungsunfähig, was das Leben angeht, können sich aber frei bewegen und dem zusehen, das sie hinterlassen haben. Die Totenwelt ist gleichgültig gegenüber dem Leben, aber die beiden Protagonisten wollen das so nicht akzeptieren. Sie kämpfen gegen die Hoffnungslosigkeit – doch ohne Hoffnung. Eve quält sich wegen Lucette, die unbedarft ins gleiche Schicksal rennt wie sie selbst, Pierre erkennt mit Entsetzen, dass seine Genossen im Begriff sind, in eine tödliche Falle zu laufen.

Schnell realisieren die beiden, dass sie sich lieben bzw. geliebt hätten. Denn es lag ein Irrtum vor. Sie bekommen eine zweite Chance. Müssen dabei aber 24 Stunden lang ihre Liebe über alles andere stellen.

Auf den ersten Blick wirkt die Geschichte einfach, logisch und überschaubar. Doch tatsächlich finden sich unter dieser Oberfläche Verflechtungen zwischen Eve und Pierre, die zwangsläufig zu einem unheilvollen Ende führen müssen. Beide versuchen, gegen das Unvermeidliche anzukämpfen und enden in direkter Verbindung zueinander – ohne wirklich verbunden zu sein. Ein wunderschöner Klassiker der Moderne, erschienen 1947 unter dem Titel „Les jeux sont faits“. Die romantische Geschichte um die Frau aus bester Gesellschaft und den trotzigen und etwas ungehobelten Mann, für den seine Ideale die Welt bedeuten, verschafft einem die klitzekleine Hoffnung auf eine zweite Chance, wenn man sie mal braucht.
5.0 Stars (5,0 / 5)