Julia Zweig: Glück. Allein. (K)ein Liebesroman.

Laura ist Ende dreißig, im besten gebär- und bindungsfähigen Alter, sieht ganz gut aus, hat einen Job, der durchaus passabel ist und ne beste Freundin. Ganz gute Voraussetzungen eigentlich. Und trotzdem ist sie Single. Kein Mann in Sicht, der mit ihr Vater-Mutter-Kind spielen möchte. Da fasst sie einen Plan und sucht sich einfach, ganz pragmatisch, einen Vater für ihr zukünftiges Kind. Dass sich da die ein oder andere absurde Situation von allein ergibt, ist klar. Soweit, so gut. Denn die Idee hat was, der Beginn hat was und man denkt, man hätte ein Buch gefunden, das einen durchaus mal wieder zum Schmunzeln bringen kann. Bis das Ganze in echt ziemlich viel Kitsch ausartet und so unrealistisch weitergeht, dass man für jede Leserin nur hoffen kann, dass sie nicht an Märchen glaubt auf der Suche nach dem perfekten Mann.

Es erstaunt, wenn man liest, dass die Autorin eine Journalistenschule besucht hat und diesen Beruf auch ausübt, denn das Buch ist irgendwie nicht aus einem Guss – wirkt eher ein bisschen verkrampft. Schade. Denn wie gesagt, die Idee hatte was.

Höfer/Scholz: Meine Schwangerschaft

[aartikel]3833836172:left[/aartikel]Es gibt zahlreiche Schwangerschaftsratgeber auf dem Markt und letztendlich sind sie alle gleich. Dieser hier aber ist anders. Besser. Es gibt wohl kaum eine Frage, die offen bleibt. Alles ist extrem anschaulich erklärt und an den richtigen Stellen bebildert. Zusätzlich zu den üblichen Fragen, die im Rahmen einer Schwangerschaft auftauchen, gibt es nützliche Tipps und auch schwierigere Themen werden angesprochen. Jeder Tag der Schwangerschaft wird behandelt, man kann sich also von Anfang bis Ende begleiten lassen und lernt dabei viel Zusätzliches.

Damit man sich in dem doch recht dicken Wälzer gut zurechtfindet, hilft ein Register dabei, die Orientierung zu behalten. Als altmodische Suchmaschine führt es den Leser von einem Thema zum anderen und dazu, dass man das Buch kaum aus den Händen legen kann und immer weiter darin herumschmökert. Sehr empfehlenswert, nicht nur für Erstlingsmütter. Kein Wunder, besteht das Autorenduo doch aus einer Hebamme und einer Frauenärztin, die in einer Berliner Geburtsklinik tätig ist.

Inés Brock: Wie die Geburtserfahrung unser Leben prägt

[aartikel]3837927180:left[/aartikel]Die letzten Jahrzehnte können wir uns in vielen Dingen nicht gerade auf unsere Fahnen schreiben und die Geburtshilfe gehört zweifelsohne dazu. Wir haben verlernt auf unsere innere Stimme zu hören und gehorchen stattdessen regelrecht dem Diktat von außen. Beziehungsweise dem der Medizin. Dabei ist auch ein ganz elementares Wissen fast verlorengegangen: Das Wissen um die Relevanz von Schwangerschaft und Geburtserlebnis und um deren Auswirkungen auf unser weiteres Leben. Der Kaiserschnitt ist zum Alltag geworden, jede kleine vermeintliche Schwierigkeit lässt so manchen Arzt schon zögern. Allein die Tatsache, dass Ärzte statt Hebammen gefragt werden, sagt alles. Doch langsam drängt eigentlich sehr altes Wissen wieder an die Oberfläche und wir erkennen, dass unser Leben nicht erst dann beginnt, wenn wir unseren ersten Schrei von uns geben. Und dass es durchaus ausschlaggebend sein kann, unter welchen Umständen dies geschieht. Stärkt man das Selbstvertrauen einer Frau im Vorfeld und lässt sie dann während der Geburt selbst entscheiden, welche Position sie zum Beispiel einnimmt, dann spürt man, das sie intuitiv weiß, was sie tut.

Das Angenommen-, das Willkommensein ist enorm wichtig für einen Menschen. Erwachsene, die schon als Ungeborene nicht gewollt waren, kämpfen in ihrem Leben häufiger mit Ängsten und Depressionen, mit Suchtproblemen und Kriminalität. Nicht grundlos gehen Therapeuten in ihrer Arbeit immer weiter zurück im Leben eines Menschen, oft bis zur Zeugung. Denn die pränatale Phase kann, genau wie die ersten Lebensmonate, entscheidend prägend sein.

„Das neue Wissen um die lebensgeschichtliche Bedeutung von Schwangerschaft und Geburt und früher Entwicklung stellt also die Gesellschaften vor neue Verantwortlichkeiten im Umgang mit Schwangerschaft und Geburt“ heißt es in einem der Artikel. Eine Verantwortung, die wir alle ernst nehmen sollten: Schwangere Frauen genauso wie Hebammenschüler von heute und morgen, Wissenschaftler, Psychologen und Therapeuten und vor allem Ärzte.

Inés Brock ist Kinder- und Jugendpsychotherapeutin, Supervisorin und Erziehungswissenschaftlerin und hat in diesem Buch zahlreiche Beiträge von unterschiedlichen Berufsgruppen zum Thema zusammengefasst. Bei allen kristallisiert sich heraus: Die Geburt ist ein zentrales Ereignis für den Menschen und die Autoren thematisieren durchaus auch die Einwirkungen der medizinischen Möglichkeiten, das Nicht-Abwartenkönnen der heutigen Zeit und die Folgen, die ein negatives Geburtserlebnis auf einen Menschen haben kann.

Theresa Thönnissen: Mein Jahr als Säugetier

[aartikel]342665542X:left[/aartikel]Kein Zweifel: Wer zum ersten Mal ein Baby bekommt und nicht zufällig einen ganzen Stall vorher bei Verwandten oder Freunden betreut hat, der wird ziemlich überrascht werden. Denn ein Baby zu haben ist nicht das, was man sich gemeinhin drunter vorstellt. Mütter und auch Väter von heute, oft der Einzelkindgeneration entwachsen, haben heutzutage keine Ahnung von dem, was auf sie zukommt. Learning by doing ist angesagt und meist dauert es nur wenige Wochen, bis sich die kleine Familie aufeinander eingespielt hat. Besonders geschockt war Theresa Thönnissen, selbst ein Kind der Fläschchen-Generation, vom Stillen und allem, was dazugehört: Brüste wie Melonen, Milchpumpen, bei denen man sich vorkommt wie gemolken, Stillhütchen, Brust geben in der Öffentlichkeit mit all seinen netten Facetten, nasse Flecken auf dem Shirt, wenn nur ein schreiendes Baby im Fernsehen kommt und dem dann folgenden Möhrchenmassaker.

Dieses Buch kann Illusionen rauben und gleichzeitig vermitteln, wie zauberhaft es ist, mit einem neugeborenen Wesen die Welt zu entdecken. Mit viel Humor setzt sich die Autorin mit diesen ersten Monaten ihres Mutterdaseins auseinander. Man kann jetzt nicht sagen, dass sie sich wirklich von all den anderen Autoren bzw. Autorinnen dieser Art Literatur gravierend unterscheidet, aber sie ist auch lang nicht so langweilig wie viele unter ihnen. Was wohl daran liegt, dass Sprache ihr Metier ist.
2.4 Stars (2,4 / 5)

Catherine Leblanc/Eve Tharlet: Wirst du mich immer lieb haben?

[aartikel]3865661491:left[/aartikel]Dem kleinen Bären ist ein Missgeschick passiert: Er hat sich beim Spielen seine Jacke zerrissen. Doch wider Erwarten ist seine Mama gar nicht böse. Das bringt ihn auf den Gedanken, wann denn Schluss wäre mit der mütterlichen Liebe und er beginnt ein Fragespiel. Was, wenn er in der Schule faul wäre? Was, wenn er absichtlich alles kaputt machen würde? Und was, wenn er mal so sauer auf seine Mama wäre, dass er sie nicht mehr lieb haben könnte? Mit Erstaunen stellt der kleine Bär fest, dass es nichts gibt, das die Liebe seiner Mutter zu ihm vermindern könnte. Wirklich gar nichts?, fragt sich der kleine Kerl. Und es dauert eine Weile, bis er sich zu fragen traut, was ihm wirklich das Herz schwer macht: Was, wenn Mama stirbt?

Dieses Bilderbuch, wie gewohnt perfekt illustriert von Eve Tharlet, erfüllt mehrere Zwecke. Auf der einen Seite eignet es sich für alle Kinder. Schließlich ist es wichtig, dass sie wissen, dass man vielleicht mal sauer ist, aber die Liebe deswegen nicht weniger wird. Es eignet sich für Familien in schweren Abschiedssituationen, mit dem Versuch zu erklären wie unendlich Liebe sein kann. Und es ist ganz prima geeignet für all diejenigen, die bald Konkurrenz in der Familie bekommen werden und diese jetzt schon fürchten. Denn das ist wohl das Erstaunlichste auf der Welt: Egal, wie viele Kinder in eine Familie geboren werden, eine Mama muss vielleicht ihre Zeit teilen, aber nie ihre Liebe. Denn davon scheint es unendlich viel in unseren Herzen zu geben.
4.4 Stars (4,4 / 5)

Heike Abidi: Wahrheit wird völlig überbewertet

[aartikel]3426512092:left[/aartikel]Friederike gerät in einen weiblichen Albtraum: Ihr Wohlfühlbäuchlein wird mit den ersten Anzeichen einer Schwangerschaft verwechselt und ihr gelingt es nicht, das Missverständnis schnellstmöglich wieder aus der Welt zu schaffen und den Ball der Peinlichkeiten zurückzupassen. Die Lawine, die daraufhin ins Rollen kommt, lässt den Leser fast 400 Seiten lang in einem Zustand zwischen Fremdschämen und Dauergrinsen verweilen. Das Lügengeflecht, das sich um die junge Marketingfachfrau spinnt, die ja eigentlich schon mit ihrem bevorstehenden vierzigsten Geburtstag und ihrem durchgeknallten ererbten Papagei genug zu tun hat, wird immer enger. Doch jedes Mal, wenn man glaubt, jetzt kommt sie da nicht mehr raus, findet die Autorin Heike Abidi einen tatsächlich glaubwürdigen Weg, sich noch mehr in die Bredouille zu reiten.

Endlich mal wieder ein Buch, das man als wirklich witzig empfehlen kann. Die Hauptfigur eignet sich ganz wunderbar zur Identifikation. Wobei gerade der krasse Gegensatz zwischen der schonungslosen Ehrlichkeit mit sich selbst und dem Verstricken der Wahrheit anderen gegenüber den Reiz des Buches ausmacht. Chapeau!
Quer durch alle Altersgruppen und Verlage hat Heike Abidi, die auch unter dem Pseudonym Emma Conrad schreibt, übrigens noch einiges vor in den nächsten Monaten und Jahren: Frauenromane, Krimis, Kinder- und Jugendbücher – auf den weiteren Werdegang dieser Autorin darf man gespannt sein.
5.0 Stars (5,0 / 5)