Aprilkind/van den Speulhof/Pricken: Der Grolltroll

Der Grolltroll hat ganz genau Vorstellungen davon, was er will und wehe, wenn es nicht so klappt, wie er sich das vorstellt: Dann raucht es ihm aus Nasen und Ohren, er stampft mit dem Fuß auf und brüllt ein fettes „Nein“. Es ist, als würde ein Gewitter in ihm wohnen, mit Blitz und Donner und allem, was dazu gehört. Manchmal kann er nicht mal einschlafen vor lauter Wut. Die anderen Tiere nervt das alles und irgendwann lassen sie ihn sitzen. Zuerst ist dem Grolltroll das egal, aber dann merkt er schnell, dass es allein lang nicht so schön ist wie mit den anderen … und dass jetzt etwas nötig ist, was so gar nicht leichtfällt.

Ein bisschen viele Köche für ein Bilderbuch, aber das Ergebnis ist niedlich. Was wohl daran liegt, dass es Köche sind, die etwas von Kinderbüchern und damit auch von Kindern verstehen. „Der Grolltroll“ zeigt kleinen Trotzköpfen, dass man nun mal nicht immer mit dem Kopf durch die Wand kann und wenn es doch mal passiert, wie man aus dieser Situation auch wieder herauskommt.

Schöne Ergänzung: die dazugehörige Plüschfigur

Olli Merbeth-Brandtner: Pau und die Wut

Pau ist drei Jahre alt, fast vier, vielleicht auch älter. Er mag viele Dinge nicht. Zum Beispiel, wenn sie sagen, er sei noch zu klein oder schon zu groß. Und wenn so einiges zusammenkommt, dann bekommt Pau so eine Wut im Bauch und die muss raus. Und dann braucht Pau jemanden, der ihn in den Arm nimmt. Und futsch, ist sie weg, die Wut …

Dieses Buch ist zwar prinzipiell für jedes Kind geeignet, aber eigentlich hat es einen pädagogischen Stellenwert. Wie fühlt sich Wut an, was macht sie mit mir und welche Farbe hat sie eigentlich – das Kind, mit dem man dieses Buch liest, soll seine Gefühle reflektieren. Und so lernen, sie wahrzunehmen, einzuordnen und zu verarbeiten. Entsprechend allen Büchern dieser Art hält auch dieses am Schluss ein paar Worte für die Erwachsenen bereit. Diese hier allerdings gehen tiefer als üblich, versetzen sich noch mehr ins Kindliche. Damit die Erwachsenen es auch verstehen.

Olli Merbeth-Brandtner hat sechs kleinere Geschwister, selbst zwei Kinder. Dieses Buch ist entstanden, nachdem sein drittes Kind gestorben ist. Denn Wut kann auch eine mögliche Reaktion auf Verlust sein.

Robert Starling: Kleiner Drache, große Wut

Finn ist ein süßer kleiner Kerl, ganz lieb. Solange ihn nichts wütend macht. Dann nämlich spuckt der kleine Drache Feuer. Und wütend macht Finn viel. Zum Beispiel, wenn er beim Spielen verliert. Oder wenn er Erbsen essen soll. Als er seinen Kumpels das Fußballtor verkohlt, nur, weil er mal Torwart sein soll, da wird es den anderen zu bunt. Sie sind sauer auf Finn. Das macht Finn traurig, aber er weiß nicht, wie er seine Wut in den Griff bekommen soll. Der kleine Drache holt sich Rat und mit ein bisschen Übung klappt es auch mit Selbstkritik und Geduld. Und dann findet Finn seinen eigenen Weg, um seine Wut-Energie in die richtigen Bahnen zu lenken.

Ganz süßes Bilderbuch für kleine Wutnickel, die noch nicht gelernt haben, ihre Emotionen zu kontrollieren, aber schon so weit sind, einzusehen, dass es so nicht geht. Die Zeichnungen und Texte sind einfach, aber nicht simpel, die Aufmachung besonders hübsch und einfach mal was anderes. Nur der Geruch des Buches stört. Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man meinen, es sei verkohlt.
3.0 Stars (3,0 / 5)

Nikolai Popov: Warum?

Dieses Kinderbuch ist nicht neu, nur neu aufgelegt – aber leider trotzdem tagesaktuell. Der als jähzornig geltende Kim Jong Un spielt ein bisschen mit Atomwaffen, Boko Haram wütet nicht nur in Nigeria, die Ukraine wird gebeutelt, der Terror des IS steht bei uns vor der Tür… es gibt kaum ein Kind mehr in den deutschen Großstädten, das nicht eines kennt, das flüchten musste. Unsere Besorgnis überträgt sich auf die Kinder, die Nachrichten sind manchmal kaum zu ertragen und erschrecken immer wieder zwischen fröhlichem Geplapper aus Radio und Fernsehen. Das Thema Krieg kann nicht totgeschwiegen werden, die Kinder bekommen es mit, ob man will oder nicht.

Es gibt zahlreiche Kinderbücher für jedes Alter, die sich auf ihre Weise mit dem Thema beschäftigen. Und dabei helfen wollen, Gehörtes und Gesehenes zu verarbeiten. Von Claude Dubois „Akim rennt“, das man bereits mit Sechsjährigen lesen kann bis zu „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“, das man frühestens ab zwölf lesen sollte. Auch bei Minedition hat man sich mit dem Thema auseinandergesetzt und ein Buch mit dem Titel „Warum?“ herausgebracht, das vor allem durch seine Bilder lebt. Es erklärt auf ganz einfache Weise, wie ein klassischer Krieg entsteht und dass man schon im Kleinen viel verhindern könnte. Frei nach Ottfried Preußlers Motto: „Mit Mut und Entschlossenheit lässt sich manches gegen Gewalt und Willkür bewirken auf dieser Welt – übrigens auch im Frieden.“

Nikolai Popov arbeitet mit den Farben, lässt ihnen den Vortritt. Leicht und beschwingt beginnen die Zeichnungen, zunehmend wird es düsterer und dunkler. Gewalt und die erzeugte Gegengewalt, der Hass und die Wut – die Farben, die man damit in Verbindung bringt, nehmen immer mehr überhand. Ein Buch mit einem eigentlich traurigen Ende, aber auch hier ist „eigentlich“ wieder eine Einschränkung, denn Popov lässt es seinen kleinen tierischen Hauptfiguren offen, es in Zukunft besser zu machen. Die Gewaltspirale zu unterbrechen. Und so langfristig für Frieden zu sorgen. Schwer einzuschätzen, ab welchem Alter ein solches Buch verwendet werden sollte – hier hängt es stark vom Entwicklungsstand des Kindes und vor allem von seinen Fragen ab. Denn gerade ein Buch wie „Warum?“ eignet sich, um Unverständliches ein wenig besser zu „begreifen“. Antworten kann es auch nicht liefern.

„Warum?“ ist eines der Bilderbücher, die man auch Älteren nahelegen kann. Als Anregung für Diskussionen zum Beispiel im Schulunterricht, aber auch als Symbol der ausgestreckten Hand nach einem Streit.

3.2 Stars (3,2 / 5)