Franziska Kalch: Alte Herren und alte Damen

Was unterscheidet alte Herren von alten Damen? Welche Klischees stimmen und in wie vielen Punkten sind sich die beiden Gattungen Mensch doch nicht so unähnlich wie sie glauben? Franziska Kalch hat sich des Themas mit sehr viel Humor angenommen. Liebevoll porträtiert sie die Eigenheiten alter Menschen und gleichzeitig ihre enorme Ähnlichkeit mit der Zielgruppe. Denn echte alte Menschen sind solche mit Lebenserfahrung. Und die, die sich das Kind im Manne bzw. der Frau erhalten haben.

Ein niedliches Bilderbuch gegen Vorurteile und für Verständnis, Toleranz und Spaß am Leben.

Yoko Maruyama: Little Santa – der kleine Weihnachtsmann

Alles hat seine Vor- und seine Nachteile. Ist man der Sohn des Weihnachtsmannes, dann hat dieser ziemlich viel Zeit für seinen Nachwuchs. An Weihnachten aber ist der Papa dann nie da. Dieses Mal soll es anders sein, wünscht sich der Sohn des Weihnachtsmannes. Aber wie das mit dem Wünschen so ist: Man sollte vorsichtig sein, was man sich wünscht! Denn prompt verletzt sich der Weihnachtsmann am Fuß. Was zwar bedeutet, dass er da sein wird am 24. Was aber auch bedeutet, dass die Kinder dieser Welt leer ausgehen werden. Das kann nicht sein, denkt sich der Sohn des Weihnachtsmannes und nimmt die Sache selbst in die Hand. Bis er plötzlich vor einem Weihnachtswunsch steht, der ihm unerfüllbar erscheint …

Minedition ist bekannt für seine Bilderbücher, die zum Nachdenken anregen. Und da passt dieses Bilderbuch ganz wunderbar hinein. Seine Zeichnungen bestechen den Leser bzw. Betrachter durch ihre Details. Besonders gelungen, das Verstecken des Weihnachtsmann-Gesichts, das erst auf den zweiten oder dritten Blick auffällt. Ein Buch, das sich auch gut eignet für Erwachsene, die zu notorischer Unzufriedenheit neigen und mal einen kleinen Schubser zum Aufwachen brauchen.

Nikolai Popov: Warum?

Dieses Kinderbuch ist nicht neu, nur neu aufgelegt – aber leider trotzdem tagesaktuell. Der als jähzornig geltende Kim Jong Un spielt ein bisschen mit Atomwaffen, Boko Haram wütet nicht nur in Nigeria, die Ukraine wird gebeutelt, der Terror des IS steht bei uns vor der Tür… es gibt kaum ein Kind mehr in den deutschen Großstädten, das nicht eines kennt, das flüchten musste. Unsere Besorgnis überträgt sich auf die Kinder, die Nachrichten sind manchmal kaum zu ertragen und erschrecken immer wieder zwischen fröhlichem Geplapper aus Radio und Fernsehen. Das Thema Krieg kann nicht totgeschwiegen werden, die Kinder bekommen es mit, ob man will oder nicht.

Es gibt zahlreiche Kinderbücher für jedes Alter, die sich auf ihre Weise mit dem Thema beschäftigen. Und dabei helfen wollen, Gehörtes und Gesehenes zu verarbeiten. Von Claude Dubois „Akim rennt“, das man bereits mit Sechsjährigen lesen kann bis zu „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“, das man frühestens ab zwölf lesen sollte. Auch bei Minedition hat man sich mit dem Thema auseinandergesetzt und ein Buch mit dem Titel „Warum?“ herausgebracht, das vor allem durch seine Bilder lebt. Es erklärt auf ganz einfache Weise, wie ein klassischer Krieg entsteht und dass man schon im Kleinen viel verhindern könnte. Frei nach Ottfried Preußlers Motto: „Mit Mut und Entschlossenheit lässt sich manches gegen Gewalt und Willkür bewirken auf dieser Welt – übrigens auch im Frieden.“

Nikolai Popov arbeitet mit den Farben, lässt ihnen den Vortritt. Leicht und beschwingt beginnen die Zeichnungen, zunehmend wird es düsterer und dunkler. Gewalt und die erzeugte Gegengewalt, der Hass und die Wut – die Farben, die man damit in Verbindung bringt, nehmen immer mehr überhand. Ein Buch mit einem eigentlich traurigen Ende, aber auch hier ist „eigentlich“ wieder eine Einschränkung, denn Popov lässt es seinen kleinen tierischen Hauptfiguren offen, es in Zukunft besser zu machen. Die Gewaltspirale zu unterbrechen. Und so langfristig für Frieden zu sorgen. Schwer einzuschätzen, ab welchem Alter ein solches Buch verwendet werden sollte – hier hängt es stark vom Entwicklungsstand des Kindes und vor allem von seinen Fragen ab. Denn gerade ein Buch wie „Warum?“ eignet sich, um Unverständliches ein wenig besser zu „begreifen“. Antworten kann es auch nicht liefern.

„Warum?“ ist eines der Bilderbücher, die man auch Älteren nahelegen kann. Als Anregung für Diskussionen zum Beispiel im Schulunterricht, aber auch als Symbol der ausgestreckten Hand nach einem Streit.

3.2 Stars (3,2 / 5)

Giuliano Ferri: Das wundervolle Geschenk

Luca ist ein kleines Mäuschen und als er Geburtstag hat ist er ein wenig enttäuscht von dem Geschenk seines Großvaters. Ein kleines Säckchen voll mit Körnern? Was soll er denn damit? Aber dann zeigt der Opa ihm, wie man sich richtig um die kleinen Saatkörner kümmert, damit sie das bieten, was Luca versprochen wurde: dass er mit dem Geschenk rutschen, schaukeln und sich verstecken kann – und es am Schluss sogar verspeisen kann. Luca und seine Freunde kümmern sich daraufhin liebevoll um die kleine Saat und die geht auch bald auf. Und bietet den schönsten Kinderspielplatz, den man sich nur vorstellen kann.

Die Bilderbücher von Giuliano Ferri sind an sich schon ein Geschenk für Kinder und Eltern. Die Geschichten haben immer einen tieferen Sinn, die Zeichnungen sind wunderschön und die Moral der Geschichte ist immer glaubwürdig. Auch dieses Bilderbuch fällt eindeutig in diese Kategorie. Die Geschichte erinnert ein wenig an Hokuspokus Blumibus und hat doch ihren eigen Stil.
4.1 Stars (4,1 / 5)

Knister/Mandy Schlundt: Ja, wenn das so ist!

Else, du bist so schön. Du bist so schön wie der Sommer. Das, so erzählt Oma, hat Opa immer zu ihr gesagt. Damals, als er noch lebte. Damals, als sie jedes Jahr gemeinsam auf das Tanzfest gegangen sind. Heute will sie nicht mehr hin, was soll sie dort, alt und ohne Opa. Sophie sieht das anders. Sie darf heute bei ihrer Großmutter übernachten und überredet diese, einen nächtlichen Ausflug zu machen.

Die Nacht lau und sternenklar, die Musik wunderschön, die Menschen ausgelassen und herausgeputzt. Oma und Sophie genießen den „heimlichen“ Ausflug aus ganzem Herzen. Und sie lernen Herrn Lerchenfeld kennen. Herr Lerchenfeld, der findet, Oma sei schön. So schön wie der Herbst. Und das findet Sophie auch.

„… ja, wenn das so ist“ ist ein Kinderbuch über Träume und deren Verwirklichung, über die späte Liebe und das kleine große Glück. Es ist ein sehr gefühlvolles Bilderbuch. Ein Bilderbuch – anders, als die anderen.
3.4 Stars (3,4 / 5)