Sunil Mann: Immer dieser Gabriel

Gabriel hat es nicht einfach im Engelsinternat – es fällt ihm schwer, sich an die Regeln zu halten. Und er hat keine Lust, sich von anderen ärgern zu lassen. Die Internatsleiterin ist nicht begeistert. Aber wirklich streng ist sie auch nicht. Auch, wenn er ab und zu die Milchstraße säubern oder die Pfeile für Amor spitzen muss – der kleine Nachwuchsengel erinnert sie nämlich ziemlich an sich selbst. Und deswegen bekommt Gabriel auch die Chance, schon vorzeitig als Schutzengel auf die Erde zu kommen. Ein ziemlich spannendes Abenteuer. Das fast noch ein bisschen gelungener wäre, wenn man es in 24 Kapitel eingeteilt hätte. Das hätte sich gerade bei einem Buch wie diesem wirklich angeboten.

„Immer dieser Gabriel“ ist niedlich illustriert und gut geschrieben. Schön zum Vorlesen und prima geeignet auch für kleine Erstleser. Mit einer großen Einschränkung: Wieso schaffen es die Verlage nicht, wenigstens die Kinderbücher ohne Fehler zu drucken? So schwer kann das Lektorat eines solchen Buches doch nicht sein? Ein Wort wie „Regebogen“ dürfte da wirklich nicht vorkommen! Und noch eine weitere Anmerkung: Wenn man witzig sein möchte, dann müsste man das manchmal zu Ende denken, denn wie soll man einem Grundschulkind erklären, was am „Sauren Regen“ lustig sein soll? Das fällt schwer, wenn man selbst in der Zeit des Waldsterbens aufgewachsen ist.

Sunil Mann lebt in der Schweiz und ist der Sohn indischer Einwanderer. Man kennt ihn eher als Krimiautor mit zahlreichen Auszeichnungen. Wie schön, dass er sich auch mal an eine Kindergeschichte gewagt hat. Sollte er öfter machen.
4.5 Stars (4,5 / 5)

Ivan Bates: Der Schreckbär

„Einst lebte ein Bär, der war nicht zu zähmen: Er konnte sich einfach nicht gut benehmen.“ So beginnt ein Bilderbuch, das sich auf sehr amüsante Weise mit Charakteren auseinandersetzen, die Dinge lustig finden, über die andere so gar nicht lachen können. Der Schreckbär zum Beispiel findet es ultrakomisch andere so richtig zu erschrecken. Doch irgendwann langt es den Tieren und sie wollen sich rächen. Aber einer bleibt vernünftig. Das kleine Kaninchen ist überzeugt davon, dass der Bär gar keine bösen Absichten hat. Ihm aber nie jemand beigebracht hat, freundlich zu sein.
Die anderen Tiere sind zwar nicht so recht überzeugt, lassen das Kaninchen aber machen. Und dieses Vertrauen lohnt sich…

Ivan Bates ist ein ganz zuckersüßes Bilderbuch in Reimen gelungen, das ein Thema aufgreift, das man in Kindergärten oft erleben kann. Kleine Kinder, die sich nur durch Lautstärke und Drohgebärden verständigen und die damit dauernd anecken. Nur, weil ihnen nie jemand gezeigt hat, wie man anders auf andere zugeht. Die nur hoffen können, auf verständnisvolle Pädagogen zu treffen, um nicht ganz schnell den „Schreckbär-Stempel“ aufgedrückt zu bekommen.
Ivan Bates studierte Illustration in Manchester und hat bereits viele Kinderbücher illustriert. Die meisten davon sind bisher aber nur in England erschienen. Das wird sich hoffentlich ändern.
4.0 Stars (4,0 / 5)

Lorenz Pauli und Kathrin Schärer: Oma – Emma – Mama

Ein besonders ausgefallenes und außergewöhnliches Bilderbuch trägt den Titel ‚Oma- Emma-Mama‘ uns ist herausgebracht von Lorenz Pauli und Kathrin Schärer. Bei den ‚Protagonisten‘ handelt sich um Chamäleons, die Verstecken spielen. Oma sucht und die kleine Emma auch und zwar nach einem passenden Versteck, doch nichts will klappen. Und letzendlich braucht auch Oma ein Versteck, denn Mama traut ihr wieder mal nicht zu, dass sie alleine klarkommt – in ihrem Alter. Großmutter und Enkelin sitzen also in einem Boot…

Auch dieses Bilderbuch, das sich mit dem Generationenkonflikt und der häufigen Ähnlichkeit zwischen Greis und Kind beschäftigt, besticht vor allem durch seine ganz besonderen Bilder und den nicht gerade alltäglichen Charakter des Chamäleons. Einfach mal was anderes. Schön.
4.0 Stars (4,0 / 5)

Stephan Brüllhart: Leopold und der Fremde

Leopolds Mama warnt den kleinen Tiger eindringlich vor den Fremden, die unten am Wasser wohnen und Konrads Mama warnt das kleine Krokodil ebenso nachdrücklich vor den Fremden oben im Wald – die beiden Kleinen spielen also immer alleine.

Doch eines Tages rollt Leopolds Ball zum Wasser hinunter und da er ihn unbedingt wiederhaben will, wagt er sich trotz aller Warnungen hinein in das gefährliche Gebiet. Konrad und Leopold malen sich schon die schrecklichsten Dinge aus und die Angst vor dem jeweils anderen ist riesengroß. Doch dann stellen sie fest, dass der andere gar nicht gefährlich wirkte und weil sie sich wiedersehen wollen, treffen sie sich heimlich. Doch irgendwann werden sie dabei erwischt und auch aus fremden Erwachsenen werden Freunde.

An sich eine sehr schöne und einfach gemachte Geschichte über Vorurteilen all jenen gegenüber, die nicht so sind wie wir. Theoretisch. Praktisch allerdings würde ich dazu raten, die Zielgruppe der ganz kleinen Bilderbuchgenießer nicht mit einem solch heiklen Thema alleine zu lassen. Sicher, die Angst vor allem, was nur ein bisschen fremd oder anders ist, ist völlig unnötig, die beiden Tierkinder sich allerdings nachts heimlich treffen zu lassen, auch! Es ist absolut notwendig, mit dem Kind über das Thema zu sprechen und ihm klarzumachen, dass es immer zu einem kommen kann mit Fragen und dass es durchaus möglich ist, dass man auch als Eltern mal von seiner Meinung abrückt. Das Kind sollte nicht warten müssen, bis es beim Schwindeln erwischt wird.

Trotzdem, mit pädagogischer Begleitung kann dieses Bilderbuch eine gute Gesprächsgrundlage sein. Es hat sehr wenig Text und sehr einfach strukturierte, äußerst farbenfrohe Bilder. Schön auch für den Kindergarten.
3.4 Stars (3,4 / 5)