Brigitte Endres/Joelle Tourlonias: Hallo, ich bin auch noch da!

Eines gleich vorweg: Endlich mal wieder ein richtig gutes Bilderbuch. Eines, das alles hat, was ein Bilderbuch braucht: Gute Zeichnungen, kindgerechte Texte und ein kleines bisschen ‚Die Moral von der Geschicht…‘.

Doch worum geht es? In einem kleinen Zooladen mitten in der Stadt bleiben viele Leute, eher kleine als große, vor den Käfigen hängen. Sagen ‚Oh, wie niedliche‘ oder ‚Ach, wie süß‘, meinen aber immer nur die Kaninchen, die Wellensittiche oder Meerschweinchen. Nie bemerkt einer das kleine Chamäleon, das sich doch jedes Mal so chic macht, wenn einer in den Laden kommt. Sein Schwänzchen zu einer extrahübschen Schnecke dreht und ganz nah an die Scheibe kriecht. Irgendwann hat es genug davon und haut ab. Nach einer Odyssee durch die gefährliche Stadt landet es in einem Bäckerladen, wird beim Anblick einer Schabe unvorsichtig und wäre, inzwischen komplett bemehlt, beinahe geschnappt worden. Beinahe, wäre da nicht Camée gewesen. Das kleine Mädchen, das selbst dauernd damit zu kämpfen hat, dass es nie richtig wahrgenommen wird, rettet das Chamäleon und nennt es Leon. Cha-Mehl-eon!

Übersehenwerden tut weh. Da macht dieses Buch keinen Hehl draus. Aber es zeigt auch, dass es Lösungen gibt: Die richtige Freundschaft kann eine davon sein.
5.0 Stars (5,0 / 5)

Jeanette Randerath/Günther Jakobs: Du bist ein echtes Wundertier

Ein kleiner Vogel wird am Strand angespült. Der Seehund und das Deichschaf finden ihn und nehmen ihn auf. Es ist eine kleine Trottellumme, wie der Einsiedlerkrebs fachkundig feststellt und die Tiere des Strandes machen sich daran, sie zu unterrichten. Jeder will ihr das beibringen, was er am besten kann.

Doch das klappt nichts so ganz. Zumindest nicht nach dem Zeitplan, den sich die Tiere vorgenommen haben. Die Trottellumme hat ihren eigenen. Dabei lernt sie eine ganze Menge und zwar ohne, dass irgendjemand etwas davon merkt.

Nach einem schweren Sturm ist der kleine Vogel, den alle in Sicherheit wähnten, plötzlich verschwunden und seine neue Tierfamilie ist krank vor Angst. Doch die Trottellumme hat viel gelernt und schafft den Weg zurück…

Jedes Kind ist etwas ganz Besonderes, das ist die Hauptaussage dieses Buches. Und jedes hat seinen eigenen Entwicklungszeitplan – den es zu akzeptieren gilt. Ein Plädoyer für entspannteres Lernen.

Der Autorin Jeanette Randerath und dem Illustrator Günther Jakobs ist ein sehr einfühlsames Bilderbuch gelungen, dessen Zeichnungen an Kindchenschema nichts fehlen lassen.

Wer übrigens zu einem bestimmten Thema ein passendes Bilderbuch sucht, wird auf der Pädagogenseite des Thienemannverlags fündig. Egal, ob es um´s Ängstlichsein, um Toleranz oder um das Trotzen geht, die Vorschläge sind prima und sehr hilfreich.
4.6 Stars (4,6 / 5)

Angelika Glitz/Imke Sönnichsen: Der tapfere Toni

Toni und Papa machen einen echten ‚Männertag‘. Toni würde ja lieber den ganzen Tag lang Fußball spielen, aber Papa hat da etwas anderes vor. Er will mit Toni das Bergungeheuer besuchen.

Also machen die beiden sich auf den Weg einen ganz hohen Berg hinauf. Bald schon kann Toni nicht mehr und auch bei der Aussicht auf Ungeheuer ist ihm nicht ganz wohl. Aber Papa will, dass er ein tapferer Junge ist und so macht Toni eben mit. Bis sie tatsächlich dem Bergungeheuer begegnen und jetzt Papa derjenige ist, der Angst hat….

Ein schönes Bilderbuch zum Thema Mut und wie einfach es ist, von anderen zu fordern, sie sollen tapfer sein. Vor allem, wenn sie viel kleiner sind als wir und uns ihre Angst vielleicht manchmal lächerlich erscheint. Dabei sind wir selbst nicht besser, auch die Erwachsenen verlieren mal den Mut und dann ist es gut, wenn sie das auch zugeben können. Sprachlich besonders hervorzuheben ist die durch das Buch wunderbar gegebene Möglichkeit, mit dem Kind anhand der detailreichen Bilder feste Ausdrucksweisen wie „die Beine baumeln lassen“ üben zu können.
4.5 Stars (4,5 / 5)