Dani Atkins: Wohin der Himmel uns führt

Beth hat ihren Mann verloren, ein gemeinsames Kind wurde ihnen nie geschenkt, trotz aller Versuche. Doch noch ist ein einziger Embryo eingefroren und Beth möchte diesen Weg gehen. Doch dann muss sie erfahren, dass es schon vor Jahren zu einer tragischen Verwechslung gekommen ist und das Kind einer anderen Frau eingepflanzt wurde. Ihr erster Impuls ist, sich ihren Sohn zurückzuholen, koste es, was es wolle. Doch dann treffen die beiden Frauen aufeinander und die jeweiligen Welten geraten vollends ins Wanken. Dieser Schicksalsroman ist so, wie wir es von der Autorin erwarten dürfen: im Zentrum steht die Mutterliebe und um sie herum kreisen die unterschiedlichsten Facetten, Gedankenmodelle und viel Leid. Die entscheidende Frage ist: Wie viel Liebe braucht es, um loszulassen?

Ein Buch, das man kaum aus der Hand legen mag und das wieder einmal ganz großes Gefühlskino ist.

Christina Wolff: Die Magier von Paris

Zwei verfeindete Magierfamilien, zwei Nachkommen, einer männlich, einer weiblich und keiner weiß mehr, wie alles begann … das Setting der Geschichte kommt einem iiiiirgendwie bekannt vor. Vielleicht vom Zaubererthema mal abgesehen. Als die beiden Väter am selben Tag das Zeitliche segnen – wobei das nicht das Gleiche bedeutet wie bei uns und die mitsprechenden Ahnen für einige Verwirrung sorgen – , müssen die zwei Jugendlichen ihre Aufgaben übernehmen und finden sich auch brav in ihr Schicksal. Zunächst … denn als ein weiterer Magier erscheint und seine düsteren Machenschaften treibt, beschließen die beiden Youngster, gemeinsame Sache zu machen – gegen alle Regeln.

Welche Kulisse könnte besser passen zu einer magischen Geschichte als die Gassen von Paris? Der Wirbelwind Claire und der coole Rafael sind ziemlich sympathische Figuren, die ihre Leser mitreißen und überzeugen. Und denen es gelingt, die Welt der Magie auf den Kopf zu stellen. Wer sich mal ein Wochenende lang im Bett verkriechen und die Welten wechseln möchte, ist mit diesem Buch gut beraten – denn es besitzt genau die richtige Mischung aus Spannung und Charme.

Marie Reiners: Frauen, die Bärbel heißen – gelesen von Katja Riemann

[aartikel]3839816130:left[/aartikel]Bärbel Böttcher lebt sehr zurückgezogen mit ihrer kleinen Mischlingshündin Frieda am Rande einer Kleinstadt. Sie will keinen Kontakt zu anderen Menschen, zeigt fast schon autistische Züge und geht voll auf im Präparieren von Tierkadavern. Es genügt ihr, sich von Tartar zu ernähren, den Shoppingkanal zu schauen und ansonsten die Welt draußen zu lassen. Als sie bzw. eher ihr Hund allerdings durch Zufall im Wald eine Leiche findet, ist es vorbei mit der Ruhe. Plötzlich überschlagen sich die Ereignisse und Bärbel steckt mitten in einer Art Krimi. Die Gattin des Ermordeten ist ihr genauso auf den Fersen wie die Lokaljournaille. Und plötzlich lernt sich die Mittfünfzigerin von einer ganz anderen Seite kennen.

Am besten sind die Geschichten rund um die rabenschwarze Geschichte. Zum Beispiel die, in der Bärbel erzählt, wie sie ihre Eltern, die sich umgebracht haben, beseitigt hat, damit sie nicht in eine Pflegefamilie muss. Allein die strohtrockene Art der Protagonistin und die wie dafür geschaffene Sprecherin sind dieses Hörbuch schon wert. Allerdings ist man sich oft nicht ganz sicher, ob man laut rauslachen oder vor Fremdscham versinken möchte.

Andreas Steinhöfel: Anders

[aartikel]3867425752:left[/aartikel]Schon seine Kinderbücher rund um Rico, Oskar und Paul Vier zeigen, wie einfühlsam und anders der Autor von „Anders“ ist. Andreas Steinhöfel versteht etwas von seinem Handwerk und hat hier eine Geschichte geschaffen, die tief unter die Haut geht. Wer ihn anno 2014 auf der Buchmesse in Frankfurt gehört hat, wird dies bestätigen. „Anders“ ist eines dieser Bücher, die einem lange im Kopf bleiben.

Es geht um den kleinen Felix, der, nachdem ausgerechnet seine ehrgeizige Helikopter-Mutter ihn über den Haufen gefahren hat, die Zeit einer ganzen Schwangerschaft lang im Koma lag und als Anders wieder aufgewacht ist. Erinnerungen an die Zeit vor dem Unfall hat er nicht. Und es gibt da so den einen oder anderen, dem das auch lieber ist. Doch so langsam drängeln sich die Ereignisse wieder ins Bewusstsein des nun gar nicht mehr angepassten und duckmäuserischen Jungen – beinahe mit fatalen Folgen.

Die Hörspielinszenierung ist tatsächlich nur etwas für Hörspielbegeisterte. Denn die Bearbeitung durch Karlheinz Koinegg und die Umsetzung durch den WDR ist, wie es das CD-Cover bezeichnet „atmosphärisch-dicht“. Überladen könnte man es auch nennen. Denn an manchen Stellen macht das Stakkato den Hörer eher nervös und führt dazu, dass man von den eigentlichen Zwischentönen, die Steinhöfel geschaffen hat, abgelenkt wird.
3.4 Stars (3,4 / 5)