Lauren Oliver: Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie

Wohl jeder von uns hat sich schon mal überlegt, was er tun würde, wenn er wüsste, dass dies sein letzter Tag ist. Samantha Kingston bekommt diese Chance vom Schicksal, es dauert allerdings eine Weile, bis sie bemerkt, dass es eine Chance und keine Strafe ist.
Der 12. Februar sollte eigentlich ein oberflächlicher Tag wie jeder andere sein. Mit ihren Freundinnen, mit Schuleschwänzen, rumknutschen und Partymachen. Doch dann stirbt das Mädchen bei einem Autounfall und siebenmal hintereinander ist alles anders und doch gleich. Stück für Stück versteht das It-Girl, was wirklich wichtig im Leben ist …

Ein heftiges Thema, fast schon eine Gesellschaftskritik und von „Täglich grüßt das Murmeltier“ weit entfernt, perfekt umgesetzt von Anna Thalbach als Sprecherin. Die Zielgruppe liegt bei jugendlichen Mädchen, aber auch für Erwachsene ist die Thematik durchaus ein interessanter Denkanstoß.

Saskia Jungnickel: Eine Reise ins Leben

– oder wie ich lernte, die Angst vor dem Tod zu überwinden.

Vieles versteht man erst, wenn man es sich erklären kann. Also macht sich die Autorin auf, Antworten zu finden, die ihr das Phänomen Tod erklären. Denn genau vor dem hat sie eine Riesenangst, eine dumpfe, dunkle Furcht, der sie sich mit diesem Buch stellen will.

Der Tod kommt, wann er will. So wie beim Bruder der Autorin, der noch jung einfach nachts im Schlaf verstarb. Manchmal kommt er auch, weil er gerufen wird. So wie beim Vater der Autorin, der sich selbst erschossen hat. Erlebnisse, die zweifelsohne enorm prägend sind.

Sich dem Tabuthema zu nähern, ist an sich schon mutig. Wer will das lesen? Wo wir doch alle tagtäglich damit beschäftigt sind, es von uns zu weisen. Doch, wenn man sich einlässt auf dieses Abenteuer, dann gibt es einem eine ganze Menge zurück. „Unter jedem Grabstein liegt eine Weltgeschichte“ (Heinrich Heine) oder „Man könnte viele Beispiele für unsinnige Ausgaben nennen, aber keines ist treffender als die Errichtung einer Friedhofsmauer. Die, die drinnen sind, können sowieso nicht hinaus und die, die draußen sind, wollen nicht hinein.“ (Mark Twain) – es gibt viele Sichtweisen auf den Tod und viele Arten damit umzugehen.

Saskia Jungnikl ist Journalistin, schreibt unter anderem für die Österreichseiten der „Zeit“. Und journalistisch ist auch ihre Herangehensweise an das Thema. Sie recherchiert und folgt den Spuren, die sich auftun. Sammelt Eindrücke, Momente und Weisheiten und präsentiert ihren Lesern dieses Puzzle wie zum Beweis, das der Tod in ihrem Leben jetzt den Schrecken verloren hat.

Astrid Ruppert: Wenn’s am schönsten ist

Peter, Lukas und Sabine waren einmal eine Familie. Doch das sind sie schon lange nicht mehr. Lukas lebt bei seiner Mutter. Der 18-Jährige macht bald Abitur, spielt leidenschaftlich gerne Klavier, hat eine feste Freundin und glaubt, nicht zu vermissen in seinem Leben. Bis er nach vielen Jahren wieder auf seinen Vater stößt.

Peter ist damals einfach weggewesen aus dem Leben des Jungen. Von einem Tag auf den anderen schien er kein Interesse mehr an seinem Sohn zu haben. Die Verletzung sitzt tief und wird auch diesmal wieder verstärkt. Peter rennt wieder weg. Weniger vor der Situation als mehr vor sich selbst, wie er schnell merkt. Es dauert eine ganze Weile, bis sich Vater und Sohn angenähert haben. Hoffnung, wiederentdeckte Gefühle und Verständnis füreinander werden immer wieder abgelöst von Wut und Enttäuschung. Doch mehr und mehr erkennen die beiden Ähnlichkeiten an sich, nähern sich an. Verstehen, welche Rolle Sabine bei der Entfremdung gespielt hat und wollen neu anfangen. Doch dann erfährt Peter, dass er Leukämie hat…

Die Art und Weise, wie Peter mit seiner Krankheit und dem bevorstehenden Tod umgeht, ist stark geprägt von seinem Drang nach Freiheit, auch innerer Freiheit.

Dieses Buch ist anrührend, traurig und hoffnungsvoll stimmend zugleich. Interessant auch die Darstellung weiterer Charaktere: Hanna, die mir ihrer unaufdringlichen Liebe zu Peter ganz tief in dessen Seele dringt, Sabine, die nach so vielen Jahren eine innere, befreiende Wandlung durchmacht, die sie von so vielen anderen alleinstehenden Frauen abhebt und Peters Eltern, die nur langsam, aber noch früh genug verstehen, dass es nie zu spät ist. Ein wunderschöner Roman über das Leben und Sterben.
4.9 Stars (4,9 / 5)

Catherine Leblanc/Eve Tharlet: Wirst du mich immer lieb haben?

Dem kleinen Bären ist ein Missgeschick passiert: Er hat sich beim Spielen seine Jacke zerrissen. Doch wider Erwarten ist seine Mama gar nicht böse. Das bringt ihn auf den Gedanken, wann denn Schluss wäre mit der mütterlichen Liebe und er beginnt ein Fragespiel. Was, wenn er in der Schule faul wäre? Was, wenn er absichtlich alles kaputt machen würde? Und was, wenn er mal so sauer auf seine Mama wäre, dass er sie nicht mehr lieb haben könnte? Mit Erstaunen stellt der kleine Bär fest, dass es nichts gibt, das die Liebe seiner Mutter zu ihm vermindern könnte. Wirklich gar nichts?, fragt sich der kleine Kerl. Und es dauert eine Weile, bis er sich zu fragen traut, was ihm wirklich das Herz schwer macht: Was, wenn Mama stirbt?

Dieses Bilderbuch, wie gewohnt perfekt illustriert von Eve Tharlet, erfüllt mehrere Zwecke. Auf der einen Seite eignet es sich für alle Kinder. Schließlich ist es wichtig, dass sie wissen, dass man vielleicht mal sauer ist, aber die Liebe deswegen nicht weniger wird. Es eignet sich für Familien in schweren Abschiedssituationen, mit dem Versuch zu erklären wie unendlich Liebe sein kann. Und es ist ganz prima geeignet für all diejenigen, die bald Konkurrenz in der Familie bekommen werden und diese jetzt schon fürchten. Denn das ist wohl das Erstaunlichste auf der Welt: Egal, wie viele Kinder in eine Familie geboren werden, eine Mama muss vielleicht ihre Zeit teilen, aber nie ihre Liebe. Denn davon scheint es unendlich viel in unseren Herzen zu geben.
4.4 Stars (4,4 / 5)

Heike Gätjen: Will will’s wissen – Die Frage nach dem Tod

Was Willi Weitzel überhaupt nicht leiden kann, sind Kerne im Kirschkuchen. Aber ansonsten scheint er tatsächlich alles zu mögen und sich für alles zu interessieren. Seine Sendung „Willi wills wissen“ sehen nicht nur die Kinder gerne, sondern auch die Erwachsenen. Und es kann wohl kaum einer behaupten, dass er dabei nicht doch noch das eine oder andere dazulernen würde. Herrn Weitzels neuestes Buchthema „Wie ist das mit dem Tod?“ ist zwar kein amüsantes, aber ein sehr interessantes.

Irgendwann kommt sie, die Frage nach dem Tod, nach dem wie, nach dem warum, nach dem danach. Und dann ist es gut, wenn man weiß, wie man an das „Wir sprechen da eigentlich nicht drüber“-Thema herangehen kann. Ganz natürlich nämlich. Ohne Tamtam und doch mit dem gewohnten Augenzwinkern nimmt sich Willi der Sache an. Er unterhält sich mit Menschen, die mit dem Tod arbeiten und leben, er geht der Frage nach, wie man in verschiedenen Kulturen mit der Endgültigkeit umgeht, warum eine Beerdigung wichtig und auch manchmal lustig ist und er versucht zu erklären, wie sich Trauer anfühlt.

Für Kinder unter acht Jahren ist das Buch noch nicht geeignet, für Eltern von Kindern unter acht Jahren allerdings schon. Man kann sich Anregungen holen und die erhaltenen Informationen für kleinere Kinder altersgemäß darstellen.
4.8 Stars (4,8 / 5)