Ava Reed: Alles. Nichts. Und ganz viel dazwischen.

Leni ist ein ganz normaler Teenager. Sie hat mit Emma eine allerbeste Freundin, Eltern, mit denen sie gut klarkommt und in der Schule passt es auch. Denkt Leni zumindest, aber je näher das Abitur rückt, desto seltsamer fühlt sich alles an. Schleichend, zunächst fast unbemerkt, legt sich so eine komische Schwere auf Leni, die sie nicht kennt. Entwickelt sie Gefühle der Angst, die ihr fremd sind. Eines Tages kann sie nach einem Panikanfall in der Schule gar nicht mehr aus ihrem Zimmer, nicht einmal wirklich aus ihrem Bett. Eine Odyssee der Diagnosen beginnt – bis klar ist, dass Leni unter einer Depression leidet. Bis sie allerdings lernt, die Gedanken-Gespenster in Schach zu halten, dauert es noch viel längerer. Doch dann trifft Leni auf Matti, der nicht nur schöne Augen, sondern auch eine sehr seltene Erkrankung hat – aber ganz und gar nicht gewillt ist, sich von dieser die Lust am Leben nehmen zu lassen.

Die Autorin, die das Buch mit eigenen, authentischen Tagebucheinträgen gespickt hat, geht das Thema unaufgeregt und sensibel an, packt es in eine mutmachende Lovestory und gibt Leni das Happy End, das sie verdient.

Remo H. Largo/Monika Czernin: Jugendjahre – Kinder durch die Pubertät begleiten

[aartikel]3869524340:left[/aartikel]Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer – so sah es schon Sokrates. Und wenn man das Ganze noch durch die bösen Computerspiele und das Komasaufen ergänzt, hat man doch gleich mal das Pubertier von heute. Remo H. Largo ist durch seine Bücher „Babyjahre“ und „Kinderjahre“ dafür bekannt, dass er relativiert. Dass er Eltern hilft, nicht hereinzufallen auf reißerische Schlagzeilen und Buchtitel, auf das „So-hat-Ihr-Kind-zu-sein“-Blabla. Und auch in diesem Buch rückt er Dinge ins rechte Licht, weckt Verständnis für die Lebenssituation, in der Jugendliche sich gerade befinden und schärft den Blick dafür, dass es auch an uns Eltern liegt, diese Phase gut mit unseren Kindern zu bestehen, um aus diesen verantwortungsvolle Erwachsene zu machen, die trotzdem nicht nach jeder Pfeife tanzen. Nur leider … eignet sich der Titel nicht als Hörbuch. Wenn überhaupt, dann vielleicht zumindest mit den Original-Stimmen der beiden Autoren, wobei die Rolle von Monika Czernin nicht ganz klar wird.
Was allerdings nicht funktioniert ist das bloße Vorlesen. Denn die Bücher Largos sind keine von der Sorte, die man in einem Rutsch durchliest. Sie eignen sich eher dafür, sie immer mal wieder zur Hand zu nehmen, darin zu blättern und sich neues Wissen anzueignen, sich auch mal bestätigt zu fühlen oder seine eigene Ansicht von einer anderen Seite zu beleuchten. Einen Track nach dem anderen zu hören, nimmt dem Buch das, was es eigentlich ausmacht. Wobei der Sprecher, Helge Heynold, es nicht wirklich besser macht. Und das ist schade. Sehr schade.

Jerry Scott & Jim Borgman: Nur kein Stress!

[aartikel]3830380364:left[/aartikel]3 Bände in einem – Zits soweit das Auge reicht, das allein würde schon genügen, um diesem Buch Ehre zu erweisen. Denn ein Comic allein ist einfach immer viel zu schnell vorbei.
Jeremy ist ein ganz normaler Jugendlicher und allein das macht ihn schon per se zur Witzfigur und nicht nur ihn, auch ganz automatisch seine Eltern. Denn wie heißt es so schön? Pubertät ist dann, wenn die Eltern komisch werden.
Das geht auch Jeremy so, für den Mama und Papa mindestens von einem anderen Stern kommen, diese aber immer wieder damit kämpfen, dass ihre eigene Teenagerzeit nicht erst seit ein paar Jahren vorbei ist und sie wirklich, wirklich, wirklich nicht mehr cool sind. Egal, wie in sie einmal waren.
Jeremy und seine Freunde wundern sich, warum die Spielplatzgeräte plötzlich so klein sind, sie kämpfen mit romantischen Gefühlen, die definitiv mit der gewünschten Coolness kollidieren, sie futtern ganze Kühlschränke leer und fragen direkt im Anschluss, was es heute eigentlich zu essen gibt und sie treiben ihre Umwelt in den Wahnsinn – sie sind also völlig normal und genau das macht es so komisch. Denn man erkennt zum einen sich selbst im Kind als auch im Erwachsenen …

Daniel J. Siegel: Aufruhr im Kopf

[aartikel]3868823441:left[/aartikel]Dass Jugendliche keineswegs durchgeknallt sind, auch nicht den Verstand verloren haben, sondern lediglich mit einer enormen Baustelle in ihrem Kopf zu kämpfen haben, ist inzwischen hinreichend bekannt. Was allerdings tatsächlich im Gehirn eines Pubertierenden passiert, wissen die Wenigsten von uns. Welche Rolle spielt zum Beispiel das Dopamin beim Entstehen von Süchten, wieso landen mühsam aufgebaute Synapsen und Neurone auf dem Hirnfriedhof und was hat es mit dem In-Worte-Fassen von Gefühlen auf sich? Fragen, die hier zwar ausführlich beantwortet werden, allerdings in einer sehr amerikanischen Art. Auch die immer wieder herangezogenen Beispiele geben dem Buch einen eher populistischen Charakter – das mag in gewisser Hinsicht leichter verständlich und durchaus interessant sein, wirklich wissenschaftlich ist es nicht. Und das ist schade, denn der Untertitel „Was während der Pubertät im Gehirn unserer Kinder passiert“ lässt auf mehr hoffen. Vor allem von einem Professor für Psychiatrie, der an einem Zentrum für Kultur, Gehirn und Entwicklung arbeitet. Für wen aber bereits die Tatsache, dass die Pubertät bis 25 dauern kann, eine Überraschung ist, für den könnte dieses Buch doch genau das Richtige sein.
3.5 Stars (3,5 / 5)