Géraldine Elschner/Antoine Guilloppé: Wie ein Wolf

„Um den Hals ein Band. Am Band eine Kette. An der Kette ein Pfahl, tief im Beton versenkt.“ Dieser Hund lebt wirklich wie ein Hund. Keiner traute sich zu ihm. War er doch wie ein Wolf. Dabei wollte er doch nichts anderes als über die Felder zu springen und eine freundliche Hand auf seinem Fell zu spüren. Doch dann kam er ins Tierheim und dort wurde es sogar noch schlimmer. Jetzt kam nicht einmal mehr das Tageslicht zu ihm. Alle hatten Angst vor dem vermeintlichen bösen Wolf. Alle, bis auf einen…

Diese Geschichte rührt einen ganz tief im Herzen. Die Bilder erinnern fast ein bisschen an einen Scherenschnitt. Sie sind klar und doch verwirrend in ihrer Art, in ihrem Perspektiven- und Größenwechsel. Ein typisches Minedition-Buch, nicht Mainstream, sondern etwas ganz Besonderes. Gewidmet ist es dem Unbekannten, der jeden Morgen so heulte.
5.0 Stars (5,0 / 5)

Giuliano Ferri: Das wundervolle Geschenk

Luca ist ein kleines Mäuschen und als er Geburtstag hat ist er ein wenig enttäuscht von dem Geschenk seines Großvaters. Ein kleines Säckchen voll mit Körnern? Was soll er denn damit? Aber dann zeigt der Opa ihm, wie man sich richtig um die kleinen Saatkörner kümmert, damit sie das bieten, was Luca versprochen wurde: dass er mit dem Geschenk rutschen, schaukeln und sich verstecken kann – und es am Schluss sogar verspeisen kann. Luca und seine Freunde kümmern sich daraufhin liebevoll um die kleine Saat und die geht auch bald auf. Und bietet den schönsten Kinderspielplatz, den man sich nur vorstellen kann.

Die Bilderbücher von Giuliano Ferri sind an sich schon ein Geschenk für Kinder und Eltern. Die Geschichten haben immer einen tieferen Sinn, die Zeichnungen sind wunderschön und die Moral der Geschichte ist immer glaubwürdig. Auch dieses Bilderbuch fällt eindeutig in diese Kategorie. Die Geschichte erinnert ein wenig an Hokuspokus Blumibus und hat doch ihren eigen Stil.
4.1 Stars (4,1 / 5)

Dani Atkins: Die Achse meiner Welt

Rachel hat alles, was sich ein junges Mädchen nur wünschen kann. Einen tollen Freund, eine Clique, die zusammenhält wie Pech und Schwefel, sie sieht gut aus und wird bald das Studium beginnen, von dem sie immer geträumt hat. Alles ist perfekt. Bis zu diesem einen Abend, an dem alle noch einmal gemeinsam feiern wollen. Ein unglaublicher Unfall und eine Verkettung von Umständen nimmt ihr den besten Freund, jeglichen Lebenswillen und die Schönheit. Glücklich wird sie nie wieder. Jahre später kommt es erneut zu einem Unfall, doch als Rachel im Krankenhaus aufwacht, ist ihr Leben plötzlich genauso, wie sie es sich vor dem ersten Unglück erträumt hat. Jimmy lebt und er liebt sie. Genau wie sie ihn. Und endlich sind sie bereit, sich das einzugestehen. Das ist die Quintessenz. Doch was ist die Realität? Das Leben, an das sich Rachel erinnert oder das, das sie jetzt führen soll? Die Wirklichkeiten scheinen sich zu überschneiden, so manches Mal rutscht auch noch etwas anderes, nicht Greifbares hinein…

Dieses Romandebüt, das sich zunächst einreiht in eine Art Strömung, die derzeit auf dem Buchmarkt herrscht, hat ein unglaubliches Ende. Wer jetzt allerdings dieses zuerst liest, nimmt sich selbst viele Stunden echten Lesegenuss. Der Roman, der in England absolut eingeschlagen hat, wird in vielen Ländern verlegt und es ist eines der Bücher, die man in seinem Regal stehen haben sollte. Eines der richtig guten! 
5.0 Stars (5,0 / 5)

Jennifer L. Armentrout: Obsidian – Schattendunkel

Eine große Liebe zwischen Licht und Schatten – besser als der Verlag selbst hätte man diese Geschichte wohl nicht auf einen Punkt bringen können. Katy ist 17 und dass ihre Mutter sie in ein Kaff am Ende der Welt verfrachtet, findet sie nicht gerade lustig. Dass ihr Nachbar, ebenfalls in ihrem Alter und dummerweise blendend aussehend, sie mega-abweisend behandelt, passt da doch nur ins Bild. Doch dann kommt seine Zwillingsschwester ins Spiel und Katy gewinnt eine Freundin. Doch das passt Daemon überhaupt nicht. Warum nicht, welche Rolle ein ferner Planet spielt, was vulkanisches Gesteinsglas damit zu tun hat und wie es ist, einen Alien zu lieben – das beschreibt Jennifer L. Armentrout in diesem ersten Band der Reihe sehr ausführlich, manchmal fast schon semi-erotisch – genau richtig für die Zielgruppe der zwölf- bis sechszehnjährigen Mädchen.

Daemon verkörpert alles, was ein Mädchen von ihrem Held erwartet: Er sieht hammermäßig gut aus, beschützt sie und ist im richtigen Moment schwach….

Die Geschichte lehnt sich an an viel Bekanntem: Ein bisschen Biss, ein wenig E.T., hier ein wenig Wunderwaffe, dort die Leidenschaft der Liebe und dass die Autorin sich ganz gern mal den einen oder anderen Zombiefilm reinzieht, lässt sich auch nicht leugnen – aber trotzdem hat die Story etwas. Ein großer Kritikpunkt allerdings ist die Wahl der Sprecherin. Sie ist eine der typischen Stimmen für Jugendbücher, aber dieser kindliche Unterton, den Merete Brettschneider hier wählt, passt eher zur „Freche-Mädchen“-Reihe als zu so einem Buch.
3.0 Stars (3,0 / 5)

Chesterton: Pater Brown – Der Marquis von Marne

Wenn jemand sich komplett zurückzieht, dann ist das den Leuten immer ein wenig unheimlich. Und schnell kursieren dann die abenteuerlichsten Gerüchte. So ist es auch bei James Mair, dem Marquis von Marne. Auch um ihn und seine völlig eingekapseltes Leben auf seinem Schloss ranken sich die Geschichten. Eine davon lautet, er sei, nach dem Tod seines Gegners bei einem Duell in wahnhafte Schuldgefühle verfallen, angefacht von religiösen Mächten. Das kann Pater Brown so nicht auf sich und der Kirche sitzen lassen. Er beginnt der Sache auf den Grund zu gehen und kommt hinter eine ganz erstaunliche Geschichte.

Dieses Hörspiel in alter Manier fasziniert gerade durch seine Machart – man hat das Gefühl, in den Sechzigern vor einem alten Radio zu sitzen und Westdeutschen Rundfunk zu hören. Besonders herausragend dabei Inge Meysel, die alle anderen Sprecher mühelos schon damals in den Schatten stellte. Schade, dass nicht Heinz Rühmann den Pater gesprochen hat. Das wäre das Tüpfelchen auf dem i gewesen.

Gilbert Keith Chesterton war nicht nur Schriftsteller, sondern auch Journalist. Seine Freundschaft mit einem katholischen Pater brachte ihn nicht nur dazu, zu konvertieren, sondern diente ihm auch als Basis für seine Pater Brown Geschichten – heute weltberühmt. Und in ihrer Art einfach unantastbar.
3.9 Stars (3,9 / 5)