Reder/Gotzen-Beek: Pünktchen vertreibt seine Gewitterlaune

Manchmal wacht man auf und alles ist düster. Niemand kann es einem recht machen, das Essen schmeckt nicht, jeder nervt… es gibt so Tage, da herrscht die schlechte Laune.

„Mag ich nicht, will ich nicht, kann ich nicht leiden!“ – Pünktchen hat heute so richtig miese Laune. Und er lässt sie an allen anderen aus. Doch keiner will sich mit ihm streiten. Bis Willi, die Walze auf dem Spielplatz auftaucht….

„Mit Riesenschritten stürmt Pünktchen auf Willi zu: ‚Hör mal du….du Willi‘, brüllt er los, ‚du (…) greifst immer nur die Kleinen an und machst alles kaputt! Keiner hier im Hof kann dich leiden!‚ ‚Was sagst du da?‘ schnaubend wendet sich Willi, die Walze, zu Pünktchen um. Sein dickes, rundes Gesicht läuft puterrot an, während er immer näher kommt… Pünktchen schließt erschrocken die Augen. (…) gleich wird der wilde Willi ihn – Pünktchen – packen, ihn schütteln und dann… und dann….“

Und dann kommt doch alles anders. Und als Opa ihn beim Heimkommen nach seiner schlechten Laune fragt, merkt Pünktchen, dass die Gewitterwolken über seinem Kopf wie weggeblasen sind.

Ein richtig schönes Buch über Launen, über Mut und über überraschende Wendungen. Der Text von Katja Reider und die Bilder der vielbeschäftigten Kinderbuchillustratorin Betina Gotzen-Beek ergänzen sich optimal. Ein Kinderbuch, das man wunderbar einsetzen kann, um kleine Trotzköpfe wieder auf den Boden zu holen. Denn dieses motzige „mag ich nicht, will ich nicht, kann ich nicht leiden“, das sich dauernd wiederholt, bringt letztendlich jeden zum Lachen….

Sozusagen pädagogisch wertvoll – wie man es von Pünktchen gewohnt ist.
4.8 Stars (4,8 / 5)

Heinz Janischle/Silke Leffler: Ich hab ein kleines Problem, sagte der Bär

Ich hab ein kleines Problem, sagte der Bär… aber keiner hört ihm zu. Jeder, den er anspricht, weiß sofort, was dem Bären fehlt – vermeintlich.

Sie alle meinen es gut. An sich. Aber dem Bären mit seinem Problem kann niemand helfen, denn schließlich kommt er nie dazu, es mitzuteilen. Bis er frustriert aufgibt und dann doch überraschend noch jemanden findet, der Zeit hat, ihm zuzuhören….

Dies ist ein Bilderbuch über das Sich-Zeit-Nehmen, übers Zuhören und ein Buch über Freundschaft, die man oft da findet, wo man sie gar nicht erwartet hat. Man kann es wunderbar vorlesen. Wie der Bär immer trauriger wird, die Leute ihn in ihrem Eifer zutexten und das frustrierte „hmmm“ bevor er weiter trottet – zu schön.

Mir persönlich gefällt dieses Buch ausgesprochen gut. Und das bezieht sich nicht nur auf den Text von Heinz Janisch, sondern auch auf die Bilder. Silke Leffler, die Illustratorin, hat gezeichnete mit realen Elementen vermischt und so ein Flair herbeigezaubert, das an sehr alte Kinderbücher erinnert.
4.1 Stars (4,1 / 5)

Marion und Stefan Jarzombek:

Was macht man, wenn man nicht einschlafen kann? Klar, Schafe zählen. Schlaf-Schafe. Aber was macht man, wenn eines dieser Schafe sich bockig weigert, zu springen?

Hannah kann nicht schlafen und ihre Mama erzählt ihr von der Schlummerwiese. Dort springen Schafe über einen sehr langen Zaun und immer, wenn eins springt, dann wirbelt Traumsand hoch. Und schwuppdiwupp klappt das mit dem Einschlafen. Nicht aber bei Hannah, denn das vierte Schaf bleibt einfach vor dem Zaun stehen, so dass das fünfte direkt in es hineinläuft. Es hat keine Lust zu springen, sagt es. Aber in Wirklichkeit weiß es einfach nicht, wie es geht und Hannah muss nachhelfen…

Ein goldiges Buch zum Einschlafen. Am besten gefällt mir das Trotzkopf-Schaf. Nicht nur von seiner Art her, sondern auch, wie es von Daniel Napp gezeichnet wurde. Und es gefällt mir, dass sich das typische „Weil-ich-halt-nicht-will“ auflöst und erklärt. Weil es halt fast immer so ist, dass es einen Weil-ich-halt-nicht-will-Grund gibt! Und wenn der beseitigt ist, dann schläft es sich gleich viel besser.
3.0 Stars (3,0 / 5)

Knister/Mandy Schlundt: Ja, wenn das so ist!

Else, du bist so schön. Du bist so schön wie der Sommer. Das, so erzählt Oma, hat Opa immer zu ihr gesagt. Damals, als er noch lebte. Damals, als sie jedes Jahr gemeinsam auf das Tanzfest gegangen sind. Heute will sie nicht mehr hin, was soll sie dort, alt und ohne Opa. Sophie sieht das anders. Sie darf heute bei ihrer Großmutter übernachten und überredet diese, einen nächtlichen Ausflug zu machen.

Die Nacht lau und sternenklar, die Musik wunderschön, die Menschen ausgelassen und herausgeputzt. Oma und Sophie genießen den „heimlichen“ Ausflug aus ganzem Herzen. Und sie lernen Herrn Lerchenfeld kennen. Herr Lerchenfeld, der findet, Oma sei schön. So schön wie der Herbst. Und das findet Sophie auch.

„… ja, wenn das so ist“ ist ein Kinderbuch über Träume und deren Verwirklichung, über die späte Liebe und das kleine große Glück. Es ist ein sehr gefühlvolles Bilderbuch. Ein Bilderbuch – anders, als die anderen.
3.4 Stars (3,4 / 5)

Inda Uruburu/Helen Schneider: Maximilian Schnecks wunderbarer Regentag

Nichts ist ätzender als tagelanger Regen. Der kann einem ja wirklich alles vermiesen. Die lang geplante Party absaufen lassen, das romantische Picknick überfluten und die warmen Abende draußen, auf die man sich im Winter so gefreut hat, aus denen wird auch nichts.
So ähnlich geht’s auch Danny. Er kann Regentage nicht ausstehen. Auf der Veranda sitzen und zuschauen zu müssen, wie es stetig runterplätschert, findet er sooo langweilig. Dabei wollte er doch eigentlich auf die Kirchweih. Karussell fahren und auf der Wasserrutsche heruntersausen.

Doch es ist immer eine Frage der Perspektive.

Die kleine Schnecke Maximilian Schneck nämlich, in deren Haut Danny auf keinen Fall stecken möchte, findet Regentage toll. Denn dann schafft auch er es endlich einmal, die ganze Straße zu überqueren. Dabei helfen ihm die anderen Tiere, und im Gegensatz zu Danny und seinen Schwestern hat Herr Schneck an diesem Tag eine ganze Menge Spaß. Und für morgen, da wünscht er sich wieder einen so schönen Regentag. Im Gegensatz zu den Kindern.

Da sieht man mal, wie schwer es Petrus hat….

„Maximilian Schnecks wunderbarer Regentag“ hat mir sehr gut gefallen. Weil es so schön beide Seiten beleuchtet, weil es zeigt, dass es immer eine andere Sichtweise gibt. Und weil es niedlich geschrieben und gezeichnet ist. Die kleine Schnecke ist sympathisch. Es macht Spaß, sie dabei zu beobachten, wie sie genau die Dinge erlebt, auf die Danny wetterbedingt verzichten muss. Von der Katzenpfote gekreiselt, von der Schwalbe hochgehoben, von der Schlange ein Stückchen mitgezogen. Maximilian Schneck hat seinen Spaß und der Tag, an dem die Sonne wieder scheint, der kommt ja bestimmt….

Dieses Buch hat Helen Schneider, die gerade erst ihr neues Album „Like a Woman“ herausgebracht hat, gemeinsam mit ihrer besten Freundin und Songschreiberin Linda Uruburu geschrieben. Illustriert hat es Lilli Messina, die man bereits von anderen Bilderbüchern kennt. Und weil es soviel Spaß gemacht hat, haben die Drei nicht nur ein, sondern gleich zwei Bücher veröffentlicht. In den Tiergeschichten sind wieder Danny, Amanda und Nicole die menschlichen Hauptpersonen.
3.5 Stars (3,5 / 5)

Clive Dickinson/Linda Birkinshaw: Geschichte hautnah -Prinzessinnen

Es scheint für Mädchen in einem bestimmten Alter kaum etwas Faszinierenderes zu geben als Prinzessinnen. Von der Erbse bis zur Dornenhecke ziehen sich die hochwohlgeborenen Damen durch die Kindheit. Doch wie eine Prinzessin wirklich gelebt hat, wo sie aufs Klo ging und dass überhaupt, das kommt doch relativ selten zur Sprache. Geschichte hautnah aus dem Hause Coppenrath hat den banalen Alltag eines Fräuleins mit Krönchen zum Thema gemacht.

Wie viele Diener nötig waren, um einer Prinzessin ein Bad zu bereiten, wie viele schichte Kleider die junge Dame tragen musste und wie man sich ihr Gemach vorzustellen hat, das erfährt man in diesem hübsch gemachten Pop-Up-Buch. Womit vertrieb sich eine Prinzessin die Zeit? Warum jagte sie mit einem Falken und nicht mit einem Adler und wie fühlte sich ihr Unterkleid an? Mädchen sind begeistert über all die Informationen direkt aus dem Mittelalter. „Geschichte hautnah“ gibt es übrigens auch für Jungs. Hier stehen – wen wundert’s – die Ritter im Mittelpunkt des Geschehens.
4.1 Stars (4,1 / 5)

Julia Volmert/Susanne Szesny: Wir bleiben eure Eltern!

Nach Angaben des statistischen Bundesamtes wurden allein im Jahr 2005 rund 200.000 Ehen in Deutschland geschieden. Mehr als 150.000 minderjährige Kinder waren davon betroffen. Für die Erwachsenen mag so eine endgültige Trennung oft auch eine Erleichterung sein. Für die Kinder ist es das in den seltensten Fällen. Und der psychische Druck beginnt ja auch nicht erst zum Zeitpunkt der Scheidung, sondern weit vorher. Eltern, die einfühlsame Kinderliteratur zu diesem Thema suchen, finden allerdings nur schwer das Passende. Doch gerade, wenn man sich in einer sehr schwierigen Lebensphase befindet oder auch einfach nur kleinen Kindern etwas Ernstes erklären möchte, ist ein gut gemachtes Kilderbuch als Unterstützung Gold wert. Der Bedarf ist da – albarello reagiert darauf. Das neueste Kinderbuch, das hier erschienen ist, heißt „Wir bleiben eure Eltern!“

Irgendwas ist anders. Lena spürt es. Die Eltern streiten sich immer öfter, die Stimmung zuhause ist reichlich unterkühlt und irgendwann erklärt die Mutter ihr und dem kleinen Bruder, dass ihr Vater ausziehen wird und auch sie sich eine neue, kleinere Wohnung suchen müssen. Es ist schwer zu verstehen für die Knirpse, warum der geliebte Papa nur noch am Wochenende bei ihnen sein soll. Wo sie doch zusammengehören – alle vier. Die neue Situation macht ihnen Angst und manchmal reagieren sie wütend auf all die Veränderungen in ihrer kleinen Welt. Der Gedanke, dass die Eltern sie auch irgendwann nicht mehr lieb haben könnten und sich dann von ihnen trennen, liegt nahe. Doch Vater und Mutter gehen sehr sensibel mit dem Thema um und machen dem Nachwuchs deutlich, dass die Liebe zwischen ihnen und den Kindern unvergänglich ist, dass die Kleinen nicht Schuld sind an der Trennung und dass sie immer ihre Eltern bleiben werden.

Es ist sicher nicht einfach, ein solch komplexes Thema auf rund 25 Seiten Bilderbuch unterzubringen und beim ersten Lesen geht auch alles etwas schnell: kaum gestritten, schon ausgezogen. Doch der Text von Julia Volmert ist einfühlsam auf die Problematik ausgerichtet, die Bilder von Susanne Szesny bewährt aussagekräftig und doch nicht zu düster. Ein Buch, das sich nicht nur für diejenigen eignet, die versuchen, ihren Kindern die Notwendigkeit einer Trennung nahe zu bringen. Im Zeitalter der Patchworkfamilien lässt sich mit diesem Buch auch Kindern aus „intakten“ Familien erklären, was leider allzu oft Realität ist.

Themen, die besonders nah dran sind an den Problemen von kleinen Kindern, sind übrigens eine Spezialität des Verlages. Der TV-Gucki, der kleine Zauberer Windelfutsch oder Benni Benimm eignen sich super als Gesprächshintergrund. Highlight des letzten Jahres: „Pass auf dich auf!“
3.4 Stars (3,4 / 5)
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Bärbel Spathelf/Susanne Szesny: Pass auf dich auf – wenn dich ein Fremder anspricht

Philip und seine Schwester Katharina werden von einem fremden Mann angesprochen, der ihnen anbietet, sie nach Hause zu fahren. ihre Mama wüsste Bescheid. Doch Katharina reagiert genau richtig und hindert ihren Bruder daran, einen vielleicht verhängnisvollen Fehler zu begehen.

Das neueste Buch von Bärbel Spathelf und Susanne Szesny steht seinen Vorgängern in nichts nach. Wieder einmal trifft es haargenau ins Schwarze. Wem und wann darf man die Haustür aufmachen, mit wem und unter welchen Bedingungen darf man mitgehen, darf man in einem solchen Fall auch unhöflich sein und inwieweit kann man lernen, seinem Bauchgefühl zu vertrauen? Alles fragen, die gerade bei Vorschulkindern, deren persönlicher Radius sich langsam erweitert, dringend angesprochen werden müssen.

Es gibt wenig wirklich gute Bücher zu diesem heiklen Thema. „Pass auf dich auf!“ ist gerade deshalb wirklich herausragend, weil es ganz natürlich damit umgeht, dass man als Kind in eine solche Situation geraten kann und wissen sollte, wie man damit umgehen muss. die Bilder sind einprägsam, aber nicht düster. Dieses Kinderbuch sensibilisiert, ohne Angst zu machen.

Wer mehr wissen möchte, über Philip, Katharina und ihre kleine Schwester Stefanie sowie deren sympathische Eltern, der findet zu vielen „schwierigen“ Kinderthemen Unterstützung. Ganz besonders hübsch sind „Der kleine Zauberer Windelfutsch“ und „Ein Bär von der Schnullerfee“. Zu beiden Büchern dazu gibt es ein kleines Hilfsmittel – passend zum Thema. Aber auch das Schlafengehen bzw. das Nichtschlafenwollen, das Zähneputzen oder das Streiten werden in den Bilderbüchern von Bärbel Spathelf behandelt und von Susanne Szesny optimal zeichnerisch umgesetzt. Und zwar ohne gleich den moralischen Zeigefinger zu heben!
3.8 Stars (3,8 / 5)

Knister / Eve Tharlet: … das versprech ich Dir!

Nach einem langen Winterschlaf erwacht das kleine Murmeltier Bruno und freundet sich mit einer wunderschönen gelben Blume an, die von Tag zu Tag anmutiger wird. Eines Morgens bittet die Blume das Murmeltier darum, ihr zu vertrauen und ganz fest zu pusten….

Ein wunderschön poetisches Bilderbuch, das zeigt, dass Freundschaft und Vertrauen eng zusammen gehören. Auch wenn es nicht immer ganz leicht ist! Durch die niedlichen Illustrationen von Eve Tharlet geht die kurze, aber tiefsinnige Geschichte so richtig zu Herzen. Dieses Werk hat das Zeug zum echten Klassiker, denn schöner kann ein Bilderbuch kaum sein.
5.0 Stars (5,0 / 5)

Daniela Wakonigg/Tülay Sözbir-Seidel: Was heißt Iiih?

Beim Stöbern auf der Buchmesse habe ich ein richtiges kleines Juwel entdeckt. Es ist ein Hörbuch für Kinder bzw. nein, es ist kein Hörbuch, es ist ein Stimmbuch!

Ein Stimmbuch ist ein Hörbuch, dessen Stimmungen mithilfe von Tönen eingefangen wurden und so das jeweilige Textstück optimal unterstreichen. Dieses hier nennt sich „Was heißt iiih?“ und ich muss sagen, der Titel ist das Einzige, das mir nicht gefällt, der hätte etwas kreativer sein können. Die Geschichte selbst ist aber richtig goldig umgesetzt. Es dreht sich um den kleinen Käfer iiih, der seinen Namen von einem Menschen bekommen hat.

iiih ist nicht wirklich zufrieden damit. Er möchte wissen, was sein Name bedeutet und macht sich auf den Weg zu uns. Am Rand der Lichtung, die seine Welt von der Menschenwelt trennt, trifft er ein kleines Mädchen, das ihm bei seiner Suche nach sich selbst hilft. Denn Kinder ekeln sich nicht voreinander – auch nicht Menschenkinder vor Käferkindern….

Diese Geschichte dauert nur etwas mehr als eine halbe Stunden, aber in dieser Zeit war es bei uns zuhause außergewöhnlich still. Das kleine Drama um das Käferlein ist so stimmungsvoll und auch fantasievoll umgesetzt, dass es gleich die ganze Familie in seinen Bann genommen und dazu gebracht hat, nach der eigenen Namensbedeutung zu forschen. Besonders ansprechend ist auch das kleine Kinderbuch mit dem kompletten Text, das als Booklet der CD beigelegt ist. Gerade für die Kleineren ist es so leichter, der Geschichte anhand der Illustrationen zu folgen. Die Bilder sind Tülay Sözbir-Seidel übrigens sehr gut gelungen. Sie steht der Autorin Daniela Wakonigg in nichts nach – oder schöner ausgedrückt: Die beiden ergänzen sich gut!

Empfohlen ist das Werk ab fünf, ich finde aber, dass man es gerade aufgrund der musikalischen Untermalung und der Ergänzung durch die Bilder durchaus bereits ab drei Jahren einsetzen kann.
5.0 Stars (5,0 / 5)