Sophia Rauchberg: ausgehoppelt

Anna liebt ihren Chef Marc und geht davon aus, dass diese Liebe auf Gegenseitigkeit beruht. Doch dem scheint nicht so zu sein. Statt ihr den langersehnten Heiratsantrag zu machen, schickt er sie in den Urlaub und das nicht ganz ohne Hintergedanken – er versucht, ihre Lorbeeren einzuheimsen und sie dafür aus dem Weg zu schaffen. Anna entscheidet sich für Österreich, sie will sich Marcs Familie mal genauer ansehen und gibt sich dort als dessen Assistentin aus. Nicht nur, dass das Land für sie ein Ort mit sieben Siegeln ist, es herrscht auch eine die ihr immer wieder Rätsel aufgibt. Doch nicht nur die Sprache ist rätselhaft, auch die Situation vor Ort ist verzwickt. Wer ist denn nun wer, und wer gehört zu wem, und welche Rolle spielt hier eigentlich Marc?

Dieses Buch fällt eindeutig unter die Kategorie unterste Schublade. Die Geschichte ist an den Haaren herbeigezogen, die Sprachwitze flach wie eine Flunder und die Ausdrucksweise der Autorin alles andere als sprachlich ansprechend. Da mag Sophia Rauchenberg, die in der Literaturwelt noch viele andere Namen hat, noch so viele gute Rezensionen bekommen haben, ein guter, humorvoller Roman sieht trotzdem anders aus.
0.8 Stars (0,8 / 5)

Trixi von Bülow: Ich wünsche mir, dass endlich mal was Schönes passiert

Sie ist mit 39 zwar nicht mehr jung, alt aber auch noch nicht. Fühlt sich aber so. Abgehetzt zwischen Kind und Job, alleinerziehend mit all den Widrigkeiten, die das Leben dann bereithält, kämpft sich Friederike Berger durchs Leben. Und träumt davon, dass endlich mal was Schönes passiert. Obwohl sie eher befürchtet, dass an ihrem 40. Geburtstag die Welt untergehen wird. Doch dann kommt es anders. Ihre Freundin Johanna entführt sie an einen kleinen, aber feinen Ort am Meer. Und sorgt damit ungewollt dafür, dass Fritzi einem wahren Traummann begegnet. Romantisch, sexy, zuvorkommend und offensichtlich ebenfalls über beide Ohren verliebt. Was soll da noch dazwischenkommen?

Frau mit fast vierzig, beruflich in der Verlagsbranche angesiedelt, Krise, Happy End – fertig aus. Der typische Frauenroman der heutigen Zeit? Bis zur Mitte vielleicht. Dann nimmt dieses Buch eine neue Wendung. Wenn auch manchmal sehr an den Haaren herbeigezogen, doch trotzdem leicht und beschwingt. Ein Roman, der es einen für ein paar Stunden vergessen lassen kann, dass die Widrigkeiten des Lebens einen gerade ärgern. Vor allem, wenn man weiblich, alleinerziehend und um die 40 ist!3.4 Stars (3,4 / 5)

Katherine Applegate: Eve & Adam

Adam ist perfekt. Schöner kann ein Mann nicht sein. Kein Wunder, Adam war nur als Zeitvertreib gedacht, wurde am Computer erstellt und dann zum Leben erweckt. Seine Schöpferin: die selbst genveränderte siebzehnjährige Eve, deren Mutter ihre Finger in diversen dubiosen Machenschaften zu haben scheint.

Eve verbringt ihre Zeit in der Privatklinik ihrer Mutter, angeblich, um sich von einem schweren Unfall zu regenerieren. Die Tatsache, dass sie das gar nicht nötig hat, fällt ihr erst auf, als Solo, der einzige Junge in dem ganzen Unternehmen, sie mit der Nase darauf stößt. Solos Rolle in dem ganzen Spiel erschließt sich Eve nicht recht. Die Faszination, die von dem kernigen jungen Mann ausgeht, allerdings schon. Das Vertrauen zwischen den beiden wächst und eines Tages zeigt Solo ihr etwas, dass das junge Mädchen komplett in Zerrissenheit stürzt.
Dieses Buch hat eine Menge Nebenstränge, die alle mal mehr, mal weniger gut mit der Hauptgeschichte verbunden sind. Da ist auf der einen Seite Aislin, Eves Freundin und deren Mutter ein wahrer Dorn im Auge, dann Aislins Freund, der sich als Dealer eher weniger eine goldene als mehr eine blaue Nase verdient, da sind seltsame Wissenschaftler, große Erkenntnisse und kleine Leute, die Großes verheimlichen. Und da ist dann Adam, dem Eve kaum widerstehen kann. Aber muss sie das? Und kann man überhaupt eine Beziehung eingehen zu einem Wesen, das man selbst geschaffen hat. Wo ist die Grenze – nicht nur ethisch und moralisch, sondern auch rein menschlich?

Katherine Applegate muss sich, so heißt es auf dem Klappentext des optisch extrem gut gelungenen Buches, ihren Traummann nicht erst entwerfen. Sie hat ihn schon gefunden. Gemeinsam mit dem Actionautor Michael Grant hat sie mit ‚Eve & Adam‘ ihren ersten gemeinsamen Jugendroman verfasst. Wobei beiden ein Buch gelungen ist, das gerade Mädchen in der Pubertät sehr in seinen Bann zieht. Liest man das Buch allerdings mit etwas mehr Abstand zum Hormonchaos, dann fehlt einem das Vertiefen einiger Themen. Manche Handlungsstränge hätte man weglassen, andere dafür deutlich ausbauen können. Trotz allem: eine der wohl besten Dystopien der letzten Zeit. 4.4 Stars (4,4 / 5)

Karina Lorenz/Andrea Micus: Rubinroter Sommer

‚Rubinroter Sommer‘ ist eine wahre Geschichte. Die Geschichte einer verheirateten Frau und Mutter, die sich erst spät im Laufe ihrer Ehe bewusst wird, dass sie Frauen liebt. Eine Frau, um genau zu sein: Kathleen. Diese Erkenntnis ist für sie schon nicht einfach. Für ihre Familie, explizit ihren Mann aber noch viel weniger. Zunächst hält der dominante Franz, dessen Leben nur aus Arbeit und Ausbau des familieneigenen Unternehmens besteht, das Ganze für einen Scherz. Als ihm klar wird, dass es der volle Ernst seiner Frau ist, hofft er auf einen netten Dreier. Doch als Karina sich entschließt, ihn zu verlassen, da tobt er. Versucht mit allen Mitteln, die beiden zu trennen. Aber es gelingt ihm nicht, die Liebe der zwei Frauen wird immer stärker und irgendwann lässt Franz sie nicht nur zu, sondern sorgt auch dafür, dass sie die absolute Erfüllung findet.

Wer jetzt einen erotisch angehauchten Lesbenroman erwartet hat, der liegt komplett daneben. Aus dem Nähkästchen plaudert Karina Lorenz nicht. Ihr geht es, und das merkt man in fast jeder Zeile, darum, ihre Geschichte zu erzählen, möglicherweise auch ein bisschen darum, Verständnis zu ernten für den nicht gerade typischen Weg, den sie eingeschlagen hat. Unterstützt wird sie beim Erzählen von Andrea Micus, einer Journalistin, die Karina und Kathleen im Rahmen einer Reportage kennengelernt hat. Das Buch ist trotzdem nicht wirklich flüssig zu lesen. Es hat seine Längen, die manchmal nicht nur lang, sondern auch langweilig werden. Trotzdem: Wer gerne in andere, fremde Leben eintaucht, wird hier fündig.
2.5 Stars (2,5 / 5)

Lissa Price: Starters

Ausrottung und Aussterben sind genauso Thema der meisten Zukunftsvisionen in Romanform wie ungleiche Verteilung, Angst und Elend bei den Übriggebliebenen. Lissa Price allerdings kam mit der gleichen Basis auf eine ganz neue Idee.
Sind es in Stephenie Meyers Science Fiction mit dem Titel „Seelen“ Außerirdische, die die Körper der Menschen übernehmen, so werden sie in ‚Starters‘ von Alten ersetzt. Sporen haben dafür gesorgt, dass Menschen zwischen zwanzig und vierzig von der Bildfläche verschwunden sind. Überlebt haben vor allem die schwachen Mitglieder der Gesellschaft. Diejenigen, die zuerst geimpft wurden. Inzwischen gibt es fast nur noch Teenager, wenige Kinder und eine ganze Menge Alter. Die locker bis zu 200 Jahre alt werden können. Die sogenannten ‚Enders‘ fühlen sich zwar nicht so, sehen aber entsprechend aus. Mit all den Zipperlein, die so dazugehören. Wen wundert es da, dass sie sich nichts sehnlicher wünschen als einen jungen Körper für ihr erfahrenes Bewusstsein.

Und hier kommen die ‚Starters‘ ins Spiel. In Ermangelung von Bezugspersonen leben viele von ihnen auf der Straße. Immer auf der Flucht vor den Häschern, die sie, wenn sie sie erwischen, bis zu ihrem 18. Lebensjahr in Heime stecken, die mehr lieblosen Kasernen denn einem Zuhause gleichen. Hier beginnt die Geschichte von Callie. Das junge Mädchen, das sich hingebungsvoll um seinen kleinen Bruder kümmert, ist verzweifelt. Tyler ist lungenkrank und braucht teure Medikamente und er braucht dringend ein warmes Dach über dem Kopf. Um ihm dies zu bieten, wählt sie den Weg zur Body Bank. Das Unternehmen Prime Destinations bietet eine Menge Geld für einen zu mietenden jungen Körper. Versehen mit einem im Gehirn implantierten Neurochip kann das Bewusstsein eines alten Menschen, eines Enders, den Körper übernehmen. Sex ist nicht erlaubt, gefährliche Sportarten auch nicht und nach ein paar Tagen, vielleicht einem Monat ist der Spuk vorbei. Die Sechzehnjährige lässt sich trotz aller Zweifel auf den Deal ein, wacht aber dummerweise zu früh auf und findet sich wieder im Leben einer reichen alten Frau, die sich zur Aufgabe gemacht hat, ihre verschwundene Enkelin zu suchen und dabei den Kampf gegen Prime Destinations aufnehmen will. Zwei Seelen wohnen nun in dieser Brust und nachdem sich die beiden zunächst bekämpfen, gehen sie später eine Allianz ein.

Lissa Price hat mit diesem futuristischen Thriller ein ganz beachtliches Debüt abgelegt, das – vor allem in der Hörbuchfassung gelesen von der Synchronstimme des jungen Vampirlieblings Bella – ziemlich unter die Haut geht. Abgesehen von ein paar wenigen, überschaubaren Nebenschauplätzen konzentriert sich die Autorin auf den eigentlichen Plot und hält den Leser so bei der Stange.
Das Ende allerdings kommt zu abrupt und lässt dabei doch auch der Phantasie zu wenig Spielraum. Was dazu führt, dass der Roman so eigentlich nicht für sich selbst stehen kann. Welch ein Glück für die Leser und Hörer, dass Lissa Price bereits an einer Fortsetzung arbeitet. Mit dem wenig erstaunlichen Titel „Enders“.
Lissa Price: Starters, erschienen als Hörbuch bei Osterwold im März 2012, gelesen von Annina Braunmiller, der Preis für sechs CDs liegt bei rund zwanzig Euro.

Daniel Glattauer: Alle sieben Wellen

Wer „Gut gegen Nordwind“ kennt, kennt auch Leo Leike. Und der ist jetzt zurück aus Boston. Damit haben zwar leider Emmis witzige Dialoge mit dem automatischen Systemadministrator ein Ende, aber die Geschichte nimmt wieder an Fahrt auf. Und kaum stehen die beiden nach der monatelangen Pause erneut in Kontakt, schon knistert es wieder auf dem Computerbildschirm. Und bald nicht nur auf diesem. Dass Leo inzwischen eine Lebensgefährtin hat und auch Emmis Privatleben einer massiven Veränderung unterzogen wurde, ändert daran nichts. Im Gegenteil sogar…

Es gibt kaum ein besseres (Sprecher-)paar als Andrea Sawatzki und Christian Berkel. Die Spannung und positive Energie, die zwischen beiden herrscht, kommt optimal rüber und dieses Buch ist tatsächlich eines der wenigen, das man als Hörbuch unbedingt gehört haben sollte, weil man sonst etwas verpasst, eines also, das den – sowieso schon genialen – Text des Autors erst so richtig zum Leben erweckt. Und die Tatsache, dass die Sache jetzt beendet scheint – man mag es kaum glauben. Denn bestimmt fällt Herrn Glattauer erneut eine interessante Lebenswendung für Emmi Rothner und Leo Leike ein.
4.7 Stars (4,7 / 5)