Der Wolkenkratzer schwingt die Bürste

Dieses Bilderbuch ist genau das Richtige für alle die, die es lieben, mit der Sprache zu spielen. Und die das auch an unseren Nachwuchs weitergeben wollen. Vorgestellt werden Berufe, die für Kinder wirklich Sinn ergeben: der Wolkenkratzer, der Mitesser, der Sekundenkleber, der ganz eng mit dem Sekundenzeiger zusammenarbeitet und last but not least: der Zitronenfalter. Es bedarf einer langen Ausbildung, um Zitronen so gut zu falten wie Walther, der Zitronenfalter. Da passen glatt deutlich mehr in eine Kiste.

Im ersten Moment kommen erstaunte Blicke, dann ungläubige und dann beginnen die Kinder sich königlich zu amüsieren. Wollen nochmal und nochmal von der Denkmalpflegerin und dem Seeräuber erzählt bekommen, der den geklauten See sicher nicht in einer Tee-, sondern höchstens in einer Seekanne transportiert.

Ein außergewöhnliches Buch. Und eines, das richtig Spaß macht.
4.4 Stars (4,4 / 5)

Valérie D’Heur/Alexandra Kervyn: Herbert und der Bauchnabel

Früher oder später fällt jedem Kind einmal auf, dass es in seiner Körpermitte ein Loch hat, in dem es sich ganz wunderbar herumbohren lässt. Doch wo kommt dieses Loch her, ist es ein Grund, sich sorgen zu machen, warum haben Hühner und Kuscheltiere keines, Mama und Papa aber schon? Herbert ist sehr verwirrt: Könnte es eine Wunde sein? Aber warum tut es dann nicht weh?
Doch die Bärenmama erklärt ihrem Kleinen, was es damit auf sich hat und da ist er doch ziemlich erleichtert.

Ein schönes Bilderbuchbuch schon für ganz Kleine (ab drei Jahren) über die Natur der Dinge. Über den Zweck einer Nabelschnur und darüber, warum wir sie zuerst brauchen und dann nicht mehr.
3.0 Stars (3,0 / 5)

Anke Gasch/Stefanie Jeschke: Prinzessin Pauline zieht los

Prinzessin Pauline-Josefine Langemiene ist fast so etwas wie eine perfekte Prinzessin – inklusive der Vorliebe für die schönsten aller Kleider. Ihre Vorliebe geht sogar so weit, dass sie sich gar nicht prinzessinnenhaft ein Kleid aus der Kleiderkammer stiehlt, nur, weil die Mutter Königin ihr verboten hat, es in den Garten anzuziehen. Vor lauter Begeisterung über den Reifrock fällt die junge Dame glatt in den Teich – und ein Prinz rettet sie. „Ich will dich kennenlernen, aber vorher muss ich mich umziehen. Warte hier auf mich“, bittet die eitle Prinzessin. Doch wie das bei uns Frauen so ist, es dauert, bis man das richtige Outfit für seinen Prinzen gefunden hat. Und ist man dann endlich feritg, wird der Kerl doch glatt vom Drachen entführt. Aber, wenn eine Prinzessin sich in den Kopf gesetzt hat, ihren Prinzen zu treffen, dann ist das so, dann braucht da auch kein Drache zu kommen….

„Eine Prinzessinnengeschichte für mutige Mädchen“, so nennt der Verlag sein neuestes Bilderbuch – und tatsächlich zeigt es Wege auf, die man eher als ungewöhnlich bezeichnen könnte. Als ungewöhnlich, aber durchaus tauglich.
3.9 Stars (3,9 / 5)

3219116655

Martin Gülich/Amélie Jackowski: Herr Lotti findet ein Paket

Eltern, die mal wieder ein Bilderbuch suchen, mit dem Kinder richtig mitfiebern, der ist bei diesem Buch genau richtig. Herr Lotti ist Briefträger und als er eines Tages ein herren- bzw. frauenloses Paket mit ganz vielen Löchern findet, in dem es faucht und kratzt, nimmt er sich dessen an. Er füttert das Etwas, langsam wächst Fell aus den Löchern und als eines Tages eine Maus durchs Wohnzinmmer rennt, hüpft das Paket begeistert hinterher. Langsam dämmert es Herrn Lotti, was er da großzieht…

Diese Geschichte ist nicht nur extrem putzig geschrieben, sie ist auch sehr schön gezeichnet. Sie beinhaltet viel von dem, was man seinen Kindern mitgeben möchte und zwar ohne auch nur einmal den moralischen Zeigefinger zu heben.
Getestet an einer ganzen Gruppe von Kindergartenkindern und: für sehr gut befunden.
4.8 Stars (4,8 / 5)

Peter Engel: Riesenkrach unterm Blätterdach

Familie Specht hat ihr Zuhause verloren. Doch dank einer Annonce finden sie schnell eine neue Bleibe. Ein Südseitenast mit Holzboden und eigenem Landeplatz – doch es kommt, wie es kommen muss: Ein Specht macht’s seinen Nachbarn selten recht. Das geht soweit, dass die Nachbarn sogar die Katze holen wollen. Und selbst die WG oben im Baum zeigt sich intolerant. Bis Daddy Specht ein richtig guter Einfall kommt.

Die Idee zu diesem Bilderbuch ist süß, die Umsetzung hätte besser ausfallen können. Vor allem die Texte und deren Gestaltung lassen zu wünschen übrig. Sie reißen die Kinder nicht mit, sind zu holperig formuliert und lang nicht so fantasie- und wortreich wie es für ein Thema wie dieses angemessen gewesen wäre. Schade eigentlich.
2.0 Stars (2,0 / 5)

Sabine Bohlmann/Kerstin Schoene: Die Geschichte vom kleinen Siebenschläfer, der nicht einschlafen konnte

Sabine Bohlmann scheint ein Allround-Talent zu sein. Sie ist Schauspielerin, Sprecherin, sie schreibt wirklich gute Erziehungsratgeber und jetzt auch noch Bilderbücher vom Feinsten. Denn dieses Werk ist außergewöhnlich niedlich. Es geht um einen kleinen Nachwuchssiebenschläfer, der einfach nicht einschlafen kann. Und was ist ein Siebenschläfer schon ohne Schlaf? Die anderen Tiere versuchen ihm zu helfen, schlafen aber über ihren Versuchen alle selbst ein. Der Fuchs beim Schäfchenzählen, der Bär beim Kuscheltierknuddeln und die Nachtigall beim Liedervorsingen. Doch dann entwickelt Mini-Siebenschläfer seine eigene Methode, das Problem in den Griff zu bekommen.

Doch noch nicht nur die Idee zum Buch sowie der Text, auch die Zeichnungen und die Bild-Text-Anordnungen stechen aus der Menge. Kerstin Schoene ist keine unbekannte Illustratorin. Das wohl bekannteste, von ihr illustrierte Buch ist wohl „Monster gibt es nicht“.
4.7 Stars (4,7 / 5)

Matthias Sodtke/Helmut Kollars: Ach du dicker Moppelhase!

Nulli, der Hase, hat immer wieder ein bisschen Figurprobleme. Aber diesmal hat er ein bisschen arg viel von Oma Bärs leckerer Rüblitorte gegessen, er ist viiiiel zu moppelig. Zuerst will er das nicht glauben, als sein bester Freund Priesemut ihn darauf hinweist und reagiert beleidigt. Aber als er dann in der Dachluke hängenbleibt und nur dank Priesemut wieder herausploppen kann, merkt er, dass der Frosch Recht hat. Die beiden entwickeln einen Ernährungs- und Bewegungsplan und mithilfe eines Tricks macht Priesemut für Nulli sichtbar, wie viel er bereits an Gewicht verloren hat.

Dass Abnehmen nicht nur doof ist, sondern auch eine ganze Menge Freude macht, dass man durch Bewegung allgemein wieder fit wird und es leckere Alternativen zu Rüblitorte und Co gibt, das zeigt dieses wieder einmal ganz liebevoll gestaltete Buch aus der Reihe ganz spielerisch. Geeignet nicht nur für Kinder mit Übergewicht, sondern für alle, die Spaß an Gesundem haben oder es lernen möchten.
4.2 Stars (4,2 / 5)

Ivan Bates: Der Schreckbär

„Einst lebte ein Bär, der war nicht zu zähmen: Er konnte sich einfach nicht gut benehmen.“ So beginnt ein Bilderbuch, das sich auf sehr amüsante Weise mit Charakteren auseinandersetzen, die Dinge lustig finden, über die andere so gar nicht lachen können. Der Schreckbär zum Beispiel findet es ultrakomisch andere so richtig zu erschrecken. Doch irgendwann langt es den Tieren und sie wollen sich rächen. Aber einer bleibt vernünftig. Das kleine Kaninchen ist überzeugt davon, dass der Bär gar keine bösen Absichten hat. Ihm aber nie jemand beigebracht hat, freundlich zu sein.
Die anderen Tiere sind zwar nicht so recht überzeugt, lassen das Kaninchen aber machen. Und dieses Vertrauen lohnt sich…

Ivan Bates ist ein ganz zuckersüßes Bilderbuch in Reimen gelungen, das ein Thema aufgreift, das man in Kindergärten oft erleben kann. Kleine Kinder, die sich nur durch Lautstärke und Drohgebärden verständigen und die damit dauernd anecken. Nur, weil ihnen nie jemand gezeigt hat, wie man anders auf andere zugeht. Die nur hoffen können, auf verständnisvolle Pädagogen zu treffen, um nicht ganz schnell den „Schreckbär-Stempel“ aufgedrückt zu bekommen.
Ivan Bates studierte Illustration in Manchester und hat bereits viele Kinderbücher illustriert. Die meisten davon sind bisher aber nur in England erschienen. Das wird sich hoffentlich ändern.
4.0 Stars (4,0 / 5)

Jutta Langreuter/Silvio Neuendorf: Bist du noch mein Freund?

Knäcke und Taps haben einen kleinen, ganz versteckten Garten, in dem sie etwas anpflanzen: Salat, Radieschen und vor allem ihre heißgeliebten Erdbeeren. Doch eines Tages sind die Erdbeeren einfach verschwunden. Und der Verdacht liegt nahe. Knäcke verdächtigt Taps. Und Taps Knäcke. Die beiden sind stinksauer aufeinander und wollen nie wieder etwas miteinander zu tun haben. Doch als sie das wutentbrannt den anderen Tieren erzählen, verstehen diese das gar nicht, waren Taps und Knäcke doch immer so ein wundervolles Team. Und sie erinnern die beiden einzeln an all die schönen Erlebnisse, die sie zusammen gehabt haben, an die Erinnerungen an wundervolle Momente, die sie teilen. Als die beiden sich wieder über den Weg laufen, haben sie viel nachgedacht. Und reißen das Boot gerade noch mal in die richtige Richtung.

Streit gibt es immer wieder. Aber echte Freunde schaffen es, Prioritäten zu setzen und das Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden. Und wenn es ihnen selbst nicht gelingt, dann brauchen sie andere, die sie mit der Nase darauf stoßen, dass sie im Begriff sind, einen Fehler zu machen. Solche Freunde, wie Taps und Knäcke sie haben. Eine wichtige Lehre für kleine Bilderbuchleser und ein von Coppenrath in gewohnt edler Weise aufgemachtes schönes Buch über die Freundschaft und ihre Klippen.
3.7 Stars (3,7 / 5)

Marcus Pfister: Der Paradiesvogel

Marcus Pfister kennt man vor allem vom Regenbogenfisch, aber nicht nur die Unterwasserwelt, auch andere Tiere haben es ihm angetan. Unter anderem die Raben. Diesmal wird das gelangweilte Rabenvolk von einem Paradiesvogel besucht, der sie alle mal so richtig aufmischt. Zuerst denken die kleinen Vogelspießer ja, das geht so nicht, aber dann tanzen sie doch alle die Polonaise. Und amüsieren sich so gut wie lange nicht mehr. Auch dann noch, als der schräge Vogel längst wieder weitergezogen ist.

Marcus Pfister hat bisher 47 Bilderbücher herausgebracht, keines so wirklich mit dem anderen vergleichbar, aber insgesamt eine hohe Millionenzahl an Verkäufen. Sein Konzept, sich nicht ganz auf einen Stil festzulegen, scheint voll und ganz aufzugehen. Der Schweizer Illustrator ist in der Lage, Stimmungen nicht nur einzufangen, sondern auch zu erzeugen. Was er zum Beispiel bei „Der kleine Mondrabe“, um bei den Raben zu bleiben, perfekt bewiesen hat.
3.4 Stars (3,4 / 5)