Martin Gülich/Amélie Jackowski: Herr Lotti findet ein Paket

Eltern, die mal wieder ein Bilderbuch suchen, mit dem Kinder richtig mitfiebern, der ist bei diesem Buch genau richtig. Herr Lotti ist Briefträger und als er eines Tages ein herren- bzw. frauenloses Paket mit ganz vielen Löchern findet, in dem es faucht und kratzt, nimmt er sich dessen an. Er füttert das Etwas, langsam wächst Fell aus den Löchern und als eines Tages eine Maus durchs Wohnzinmmer rennt, hüpft das Paket begeistert hinterher. Langsam dämmert es Herrn Lotti, was er da großzieht…

Diese Geschichte ist nicht nur extrem putzig geschrieben, sie ist auch sehr schön gezeichnet. Sie beinhaltet viel von dem, was man seinen Kindern mitgeben möchte und zwar ohne auch nur einmal den moralischen Zeigefinger zu heben.
Getestet an einer ganzen Gruppe von Kindergartenkindern und: für sehr gut befunden.
4.8 Stars (4,8 / 5)

Peter Engel: Riesenkrach unterm Blätterdach

Familie Specht hat ihr Zuhause verloren. Doch dank einer Annonce finden sie schnell eine neue Bleibe. Ein Südseitenast mit Holzboden und eigenem Landeplatz – doch es kommt, wie es kommen muss: Ein Specht macht’s seinen Nachbarn selten recht. Das geht soweit, dass die Nachbarn sogar die Katze holen wollen. Und selbst die WG oben im Baum zeigt sich intolerant. Bis Daddy Specht ein richtig guter Einfall kommt.

Die Idee zu diesem Bilderbuch ist süß, die Umsetzung hätte besser ausfallen können. Vor allem die Texte und deren Gestaltung lassen zu wünschen übrig. Sie reißen die Kinder nicht mit, sind zu holperig formuliert und lang nicht so fantasie- und wortreich wie es für ein Thema wie dieses angemessen gewesen wäre. Schade eigentlich.
2.0 Stars (2,0 / 5)

Sabine Bohlmann/Kerstin Schoene: Die Geschichte vom kleinen Siebenschläfer, der nicht einschlafen konnte

Sabine Bohlmann scheint ein Allround-Talent zu sein. Sie ist Schauspielerin, Sprecherin, sie schreibt wirklich gute Erziehungsratgeber und jetzt auch noch Bilderbücher vom Feinsten. Denn dieses Werk ist außergewöhnlich niedlich. Es geht um einen kleinen Nachwuchssiebenschläfer, der einfach nicht einschlafen kann. Und was ist ein Siebenschläfer schon ohne Schlaf? Die anderen Tiere versuchen ihm zu helfen, schlafen aber über ihren Versuchen alle selbst ein. Der Fuchs beim Schäfchenzählen, der Bär beim Kuscheltierknuddeln und die Nachtigall beim Liedervorsingen. Doch dann entwickelt Mini-Siebenschläfer seine eigene Methode, das Problem in den Griff zu bekommen.

Doch noch nicht nur die Idee zum Buch sowie der Text, auch die Zeichnungen und die Bild-Text-Anordnungen stechen aus der Menge. Kerstin Schoene ist keine unbekannte Illustratorin. Das wohl bekannteste, von ihr illustrierte Buch ist wohl „Monster gibt es nicht“.
4.7 Stars (4,7 / 5)

Marcus Pfister: Der Paradiesvogel

Marcus Pfister kennt man vor allem vom Regenbogenfisch, aber nicht nur die Unterwasserwelt, auch andere Tiere haben es ihm angetan. Unter anderem die Raben. Diesmal wird das gelangweilte Rabenvolk von einem Paradiesvogel besucht, der sie alle mal so richtig aufmischt. Zuerst denken die kleinen Vogelspießer ja, das geht so nicht, aber dann tanzen sie doch alle die Polonaise. Und amüsieren sich so gut wie lange nicht mehr. Auch dann noch, als der schräge Vogel längst wieder weitergezogen ist.

Marcus Pfister hat bisher 47 Bilderbücher herausgebracht, keines so wirklich mit dem anderen vergleichbar, aber insgesamt eine hohe Millionenzahl an Verkäufen. Sein Konzept, sich nicht ganz auf einen Stil festzulegen, scheint voll und ganz aufzugehen. Der Schweizer Illustrator ist in der Lage, Stimmungen nicht nur einzufangen, sondern auch zu erzeugen. Was er zum Beispiel bei „Der kleine Mondrabe“, um bei den Raben zu bleiben, perfekt bewiesen hat.
3.4 Stars (3,4 / 5)

Nicola O’Byrne: Nutze deine Fantasie – aber pass auf, was du dir wünscht!

Man kennt das ja vom Universum – da wünscht man sich etwas von ganzem Herzen, tritt es dann ein, hätte man es eigentlich doch lieber anders gewollt. Beim Wünschen sollte man sich immer ganz besonders gut überlegen, wie man es denn gerne hätte. Das muss auch der kleine Hase erfahren, dem gerade so langweilig war und der ausgerechnet den Wolf trifft, der ihm natüüüürlich sofort und gerne helfen möchte. Ganz raffiniert bringt er den Hasen dazu, sich mithilfe seiner Fantasie in die Falle zu begeben. Fast, denn im letzten Moment fällt diesem ein, dass er doch selbst der Held seiner eigenen Geschichte ist und sich von keinem dahergelaufenen Wolf vorschreiben lassen muss, zu was er seine Wünsche und seine Fantasie nutzt.

Endlich einmal wieder ein Bilderbuch, das sich traut, den Trampelpfad der Eintönigkeit zu verlassen. Und das ein Thema angeht, das man so nicht oft findet und dessen Vermittlung doch so wichtig ist. Schließlich ist es gut, wenn man schon als Kind lernt, dass man diejenigen, die einem Geist gehen, durchaus auf den Mond schießen kann. Und wenn es nur in der Fantasie ist.
3.7 Stars (3,7 / 5)

Géraldine Elschner/Antoine Guilloppé: Wie ein Wolf

„Um den Hals ein Band. Am Band eine Kette. An der Kette ein Pfahl, tief im Beton versenkt.“ Dieser Hund lebt wirklich wie ein Hund. Keiner traute sich zu ihm. War er doch wie ein Wolf. Dabei wollte er doch nichts anderes als über die Felder zu springen und eine freundliche Hand auf seinem Fell zu spüren. Doch dann kam er ins Tierheim und dort wurde es sogar noch schlimmer. Jetzt kam nicht einmal mehr das Tageslicht zu ihm. Alle hatten Angst vor dem vermeintlichen bösen Wolf. Alle, bis auf einen…

Diese Geschichte rührt einen ganz tief im Herzen. Die Bilder erinnern fast ein bisschen an einen Scherenschnitt. Sie sind klar und doch verwirrend in ihrer Art, in ihrem Perspektiven- und Größenwechsel. Ein typisches Minedition-Buch, nicht Mainstream, sondern etwas ganz Besonderes. Gewidmet ist es dem Unbekannten, der jeden Morgen so heulte.
5.0 Stars (5,0 / 5)

Joachim Friedrich: Die furchtlosen zwei von Bahnsteig 3

Billy und sein bester Kumpel Pommes, der seinen Spitznamen nicht von ungefähr hat, sind Tauben und leben auf Bahnsteig 3. Gemeinsam mit ihrer Gang und ihrem Boss. Das allerdings gefällt dem Bahnhofswärter gar nicht und er versucht mit allen Mitteln, die Viecher zu vertreiben. Eines Tages gelingt es ihm, alle Tauben sind auf einen Schlag verschwunden – entführt. Doch Billy, Pommes und ihre neuen Freunde aus dem edlen Taubenhaus lassen sich das nicht gefallen.

Es gibt ein bestimmtes Alter, da finden vor allem Jungs das Benützen von Wörtern aus dem Fäkalienbereich wahnsinnig komisch. Und die kommen hier voll auf ihre Kosten. Es macht richtig Spaß, dieses Buch einem Fünfjährigen vorzulesen, der sich jedes Mal bei dem Wort Kack-Attack und den dazugehörigen Zeichnungen kaputtlacht. Wobei man auch als Erwachsener zugeben muss, dass das Buch in seiner Art so witzig geschrieben ist, dass man selbst nicht umhin kann, bei der Vorstellung – und nicht nur bei dieser – grinsen zu müssen. Ein echt gelungenes Buch, das seine Zielgruppe zwischen fünf und elf perfekt erreicht.
4.9 Stars (4,9 / 5)

Brigitte Endres/Joelle Tourlonias: Hallo, ich bin auch noch da!

Eines gleich vorweg: Endlich mal wieder ein richtig gutes Bilderbuch. Eines, das alles hat, was ein Bilderbuch braucht: Gute Zeichnungen, kindgerechte Texte und ein kleines bisschen ‚Die Moral von der Geschicht…‘.

Doch worum geht es? In einem kleinen Zooladen mitten in der Stadt bleiben viele Leute, eher kleine als große, vor den Käfigen hängen. Sagen ‚Oh, wie niedliche‘ oder ‚Ach, wie süß‘, meinen aber immer nur die Kaninchen, die Wellensittiche oder Meerschweinchen. Nie bemerkt einer das kleine Chamäleon, das sich doch jedes Mal so chic macht, wenn einer in den Laden kommt. Sein Schwänzchen zu einer extrahübschen Schnecke dreht und ganz nah an die Scheibe kriecht. Irgendwann hat es genug davon und haut ab. Nach einer Odyssee durch die gefährliche Stadt landet es in einem Bäckerladen, wird beim Anblick einer Schabe unvorsichtig und wäre, inzwischen komplett bemehlt, beinahe geschnappt worden. Beinahe, wäre da nicht Camée gewesen. Das kleine Mädchen, das selbst dauernd damit zu kämpfen hat, dass es nie richtig wahrgenommen wird, rettet das Chamäleon und nennt es Leon. Cha-Mehl-eon!

Übersehenwerden tut weh. Da macht dieses Buch keinen Hehl draus. Aber es zeigt auch, dass es Lösungen gibt: Die richtige Freundschaft kann eine davon sein.
5.0 Stars (5,0 / 5)

Quentin Gréban: Minchen – Ein Geschenk für Mama

Minchen möchte ihrer Mama eine Freude machen. Gemeinsam mit ihren Schuldfreunden bastelt sie einen Blumentopf mit bunten Papierblumen. Doch das Geschenk, auf das das kleine Marienkäfermädchen so stolz ist, sicher nach Hause zu bringen, stellt sich als große Herausforderung dar. Und es klappt nicht. Ein starker Wind bläst das Käferchen in die Luft, das Geschenk kann es grad noch halten, aber die Blumen sind alle zerknickt. Und dann fängt es auch noch an zu regnen!

Das schöne Geschenk ist kaputt, und nun hat sie nichts für Mama. Die Schnecke versucht sie zu trösten. Doch weder ihr Vorschlag noch der der anderen Tiere eignen sich für Minchens Mama. Sie kann keine Netze spinnen wie ihre Freundin und auch keine Herzen in Blätter knabbern wie die kleine Raupe. Aber dann fällt ihr etwas auf: Die Biene hat ein gestreiftes Geschenk, die Schnecke eines mit Spiralen, die Raupe eines mit Löchern, die Spinne eines wie ein Stern… Also braucht sie auch eines, das ihr ähnlich ist: Rot mit schwarzen Punkten. Und was sie dann bastelt, ist für ihre Mama das schönste Geschenk, das sie je gesehen hat.

Quentin Gréban hat mit „Minchen – ein Geschenk für Mama“ ein Bilderbuch schon für die ganz Kleinen geschaffen. Einfache, aber gefühlvoll und ausdrucksstarke Zeichnungen, leicht verständliche Texte und ein Thema, das jedes Kind kennt. Ein hübsches Bilderbuch für zwischendurch.
3.8 Stars (3,8 / 5)

Géraldine Elschner/Alexandra Junge: Das Osterküken

Hilda hatte ein wunderschönes Ei gelegt. Aber das Küken will partout nicht ausschlüpfen, es findet der richtige Zeitpunkt wäre der Ostersonntag. Doch wann ist der? Die Mama weiß es nicht, die anderen Tiere auf dem Hof auch nicht, aber Max, der Steinkauz, der weiß Bescheid. Also wartet das Küken bis zum Frühjahrsanfang, dann noch auf den nächsten Vollmond und am darauffolgenden Sonntag ist es endlich soweit.

Dieses Bilderbuch ist etwas ganz Besonderes. Nicht nur, weil die Zeichnungen wirklich niedlich sind – das beste Beispiel ist das Küken, das mithilfe eines Strohhalms den Verlauf des Mondes beobachtet –
sondern, weil man hier etwas erfährt, was wohl den meisten Erwachsenen auch nicht klar ist: Warum Ostern in einem Jahr so früh und in einem anderen so spät ist.

Die Französin Géraldine Elschner, die heute in Heidelberg lebt, ist bekannt in der Bilderbuchwelt. Besonders schön sind ihre Bücher ‚Hokuspokus Blumibus‘ oder ‚Das Weihnachtszicklein‘. Alexandra Junge ist ebenfalls eine Fachfrau. Sie studierte Kinderbuchillustration in Hamburg und Straßburg und ihre Bilder waren bereits in zahlreichen Ausstellungen zu sehen.
4.7 Stars (4,7 / 5)