Holzwarth/Jeschke: Guck mal, wie die gucken!

Sie popeln in der Nase, verhalten sich teilweise ziemlich affig, schmusen mit ihren Kleinen, scheinen irgendwie zu grinsen, machen Faxen, bekommen, wenn sie älter werden, eine Glatze – und eigentlich ist es ganz gut, dass sie hinter Gittern sind. Finden die Zootiere, wenn es um die Menschen geht. Dieses Bilderbuch lebt, wie es sich für ein Bilderbuch gehört, von seinen Zeichnungen. Leider ist das in letzter Zeit nicht mehr wirklich selbstverständlich. Immer öfter lassen sich Bilderbuchmacher dazu hinreißen, politisch und auch sonstwie korrekt zu agieren, versteckte Botschaften einzuarbeiten und den Moralapostel zu spielen. Nicht so hier. Dieses Bilderbuch ist erfrischend „old style“ und erfüllt damit optimal seinen Zweck. Es soll unterhalten und zum Nachdenken anregen – aber kindgerecht.
4.0 Stars (4,0 / 5)

Wieso, weshalb, warum: Digitale Welt

Wie beeinflusst die digitale Welt unser Leben? Wie spreche ich mit meinem Computer? Warum hinterlässt man digitale Fußspuren und was ist ein Cyborg? Diese und viele andere Fragen werden in gewohnt ausführlicher und kindgerechter Weise behandelt. Man kann, reich bebildert, die Entwicklung des Computers von 1936 bis heute verfolgen, findet eine Art Landkarte über das Innenleben, Erklärungen über soziale Netzwerke und die, die dahinterstehen sowie einen Ausblick auf die Zukunft. Die Zielgruppe sind Kinder zwischen acht und zwölf, manche Parts sind auch für Kleinere schon interessant, über andere werden sogar die Eltern dankbar sein. Denn noch einfacher und übersichtlicher kann man kaum informiert werden über Programmiersprachen oder Augmented Reality.

Besonders erwähnenswert das Kapitel über die richtige Recherche im Internet, die erlaubte Auswahl von Bildern und die entsprechend notwendige Kennzeichnung, wenn man sie zu anderen Zwecken verwendet. Topaktuelles Fachwissen zu den Themen Computer, Internet und Social Media sowie dem richtigen Umgang damit.
4.0 Stars (4,0 / 5)

Spielend programmieren lernen

Auch, wenn es auf den ersten Blick so aussieht, dieses Buch ist nichts für wirkliche Anfänger. Ein bisschen was sollte man schon verstehen vom Programmieren, zumindest in der Theorie. Minimum-Voraussetzung ist absolutes Interesse. Zunächst muss man sich die kostenlosen Programmiersprachen Logo und Scratch auf den PC laden, außerdem Python. Und dann kann man sich daran machen, dem Computer beizubringen, was er tun soll. Eine kleine Roboterdame namens Ada – benannt nach Ada Lovelace, der weltweit ersten Programmiererin – begleitet das Kind dabei. Wobei man dazusagen muss, dass Ada Lovelace zu einer Zeit gelebt hat, als es noch gar keine Computer gab.

Was sind bedingte Anweisungen, wie wichtig ist eine festgesetzte Reihenfolge, was sind Pixel, was Tags und wie setze ich all das zu meinen Zwecken ein? Wer dieses Buch wirklich durcharbeitet, erarbeitet sich ein solides Grundwissen, kann danach Webseiten programmieren und erkennt und beseitigt Programmfehler.

Die Aufmachung ist sicher nicht jedermanns Sache und wahrscheinlich spricht sie eher Jungs als Mädchen an. Was ein bisschen schade ist. Denn schließlich holen die Mädchen bei den MINT-Themen in letzter Zeit ziemlich auf.
2.5 Stars (2,5 / 5)

Frauke Nahrgang: Roboter Sam – der beste Freund der Welt

“Ich heiße Sam. Bei Jakob klingt das wie Säm.“ So stellt sich die Smart Action Machine vor – der kleine Roboter, den Jakob und sein Vater Justus erfunden haben. Und erzählt, wie es war, als er zum ersten Mal ein Bewusstsein verspürte, wieso er den kleinen Erfindersohn gerne hat und was mit seinen Vorgängern passiert ist. Jakob und Sam werden echte Freunde, erleben viel zusammen und kämpfen gemeinsam gegen den fiesen Dr. Zimperling. Bei dem Sams Gefühlsscanner gleich darauf hingedeutet hat, dass etwas nicht stimmt.

Ein Buch wie dieses ist optimal für etwas geübtere Erstleser, die bereits mit direkter und indirekter Rede umgehen können. Man merkt, dass hier eine Grundschullehrerin zugange war. Frauke Nahrgang kennt die Zielgruppe und deren Bedürfnisse. Die Sätze sind kurz und in relativ einfachen Worten gehalten, die Kapitel überschaubar, die Schrift groß genug, um schnell das Gefühl von Leseerfolg zu vermitteln. Die zahlreichen bunten Illustrationen, gezeichnet von Markus Spang, laden zum optischen Verweilen ein und sind so gemacht, dass der kleine Leser sich bei ihrem Betrachten innerlich noch einmal mit der gerade gelesenen Szene auseinandersetzen kann. Einziges Manko: ein bisschen mehr Spannung hätte das Thema schon hergegeben.
3.0 Stars (3,0 / 5)

Ota Hofman: Luzie, der Schrecken der Straße

Luzie langweilt sich schrecklich. Es ist der letzte Sommer vor dem Schulbeginn, alle ihre Freundinnen sind im Urlaub und ihre Eltern müssen arbeiten. Da bleibt nur der fiese Oswald mit seiner Bande. Um bei ihnen mitmachen zu dürfen, lässt sich die Kleine auf einige Mutproben ein. Sie klettert auf das Dach des Supermarktes, tauscht ihre Schultasche gegen eine Riesenportion Eis ein und klaut. Doch plötzlich bekommt das Päckchen Knete, das sie hat mitgehen lassen, ein Eigenleben – Friedrich und Friedrich, die beiden Knetgummimännchen, retten sie gerade noch vor dem Kaufhausdetektiv und bringen auch sonst wieder mit einer ganzen Menge Unordnung Ordnung in Luzies Leben.

Luzies Geschichte ist heute so aktuell wie zu ihrer Entstehungszeit. Bandenbildung, Mobbing, Mutproben sowie die Klarheit darüber, was richtig und was falsch ist und wann ein deutlichen „Nein“ angebracht, aber schwer durchzusetzen ist – das sind Themen, die jeden Schulhof betreffen. Und auch die Tatsache, dass das Mädchen definitiv zu viel fernsieht ist wunderbar ins Heute übertragbar. Das Medium hat sich vielleicht geändert, die Problematik nicht. Umso besser, wenn es Bücher wie dieses gibt, die schön zu lesen sind, die Raum für Phantasie bieten und die sich ganz wunderbar als Diskussionsgrundlage eignen. Auch in der Klasse.

Das sechsteilige Fernsehabenteuer war damals ein Highlight und ist noch immer schnitttechnisch gesehen vom Feinsten. Das Buch, die Grundlage der Serie, gehört definitiv zu den Klassikern und hat sich, so die ZEIT, „einen festen Platz in deutschen Kinder- und Wohnzimmern erobert“.
4.0 Stars (4,0 / 5)

Petrowitz/Spang: Kung-Fu im Turnschuh

Normalerweise drehen sich die Erstleserbücher um Piraten und Prinzessinnen, manchmal auch um Tiere oder Erlebnisse welcher Art auch immer in der Schule – da hebt sich „Kung-Fu im Turnschuh“ mal erfreulich von der Masse ab.

Robin wird bald zehn und ist eher der schüchterne Typ. Endlich hat er seinen Vater überredet, ihm die neuesten Turnschuhe zu kaufen – in der Hoffnung, dadurch ein bisschen weniger Außenseiter zu sein. Doch dann purzelt etwas aus dem Schuh, das aussieht wie ein klitzekleiner Mann. Mit Glatze, langem Bärtchen und einem orangefarbenen Gewand. Es handelt sich um Meister Ming, einem Großmeister der Shaolin. Der Turnschuh-Shaolin. Eine sehr seltene und geheime Form.
Und er weigert sich, den Schuh aufzugeben. Also muss Robin mit einem neuen und einem alten Turnschuh an den Füßen in die Schule und wird prompt wieder Opfer der anderen. Doch dank Meister Ming lernt der Junge sich gegen Unfaires zu verteidigen…

Mal abgesehen von der Idee sind vor allem die Zeichnungen witzig. Sechs- bis Zehnjährige können sich kaputtlachen, wenn Robin auf dem Klo sitzt und der Meister auf der Klorolle meditiert. Und letztendlich wünscht sich vielleicht jeder ganz insgeheim einen kleinen Turnschuh-Shaolin für schwierige Situationen.

Lesestufe 3 ist aber der dritten Klasse, aber mit ein bisschen Hilfe kann man das Buch auch schon mit einem Erstklässler lesen und wenn es noch nicht geht, dann liest man es eben einfach mal vor. Auch kuschelig.
4.6 Stars (4,6 / 5)

Regina Schwarz/Susanne Szesny: Wenn kleine Tiere Pipi müssen

Pipi machen ist für kleine Kinder ein ganz großes Thema. Vor allem dann, wenn sie gerade dabei sind, sauber zu werden. Zu dem Thema gibt es zahlreiche Bücher, das hier fällt allerdings ein bisschen aus dem Rahmen: Es zeigt, wie alle anderen Pipi machen, dass die Tiere dafür keine Windel brauchen und dass es selbst im Tierreich nicht alle einfach laufen lassen, sondern viele ebenfalls ein Klo benutzen. Auch wenn dieses ein bisschen anders aussieht als unseres.
Etwas weniger schön, weil nicht ganz so gelungen in der Versform, sind die Reime, aus denen der Text gestaltet ist. Die Bilder dafür haben genau den altmodischen Charakter, der sich gerade wieder ein wenig durchsetzt. Und der es Kleinkindern ermöglicht, jedes Detail genau zu betrachten. Trotzdem kann auch hier Susanne Szesny ihren Stil nicht verleugnen.

Wenn man übrigens ein Geschwisterkind zuhause hat, das gerade das Lesen lernt, dann wird dieses mit „Wenn kleine Tiere Pipi müssen“ ebenfalls viel Spaß haben. Denn dieses Thema ist und bleibt aktuell – nur bekommt es dann einen humorvolleren Charakter.
3.8 Stars (3,8 / 5)

Cuno/Kraushaar: Mein erstes Arztkofferbuch

Gerade für die Zweijährigen ist das Thema Arztbesuch ein großes Thema. Zum einen, weil sie selbst öfter hinmüssen, zum anderen aber auch, weil sie beginnen, sich für ihren Körper zu interessieren. Dass es hierzu also zahlreiche Bücher auf dem Markt gibt, ist naheliegen. Dieses Buch fällt da hübsch aus dem Rahmen. Denn es ist tatsächlich aufgemacht, wie ein kleines Köfferchen und die wichtigsten Arztutensilien wie der Reflexhammer, die Spritze oder das Stethoskop kann man herausnehmen, sie wieder hineinpuzzeln oder auch gleich damit spielen. Die Texte sind einfach, kurz gehalten und absolut altersentsprechend.

Eine hübsche Idee aus dem Hause Ravensburger.
4.1 Stars (4,1 / 5)

Nina Blazon: Feuerrot

Diese Autorin ist fast schon ein Garant für Lesevergnügen. Nina Blazon hat zahlreiche Bücher geschrieben: Kinderbücher, Jugendbücher, Krimis,…und Historienromane. „Feuerrot“ handelt, wie der Titel schon ein wenig einfallslos zeigt, von der Zeit der Hexenverbrennung. Orientiert sich am Hexenhammer und möglichst genau am Ravensburg der damaligen Zeit mitsamt seinen Einwohnern, bzw. mit dem, was von diesen überliefert wurde. Das Ganze gekonnt gemixt mit einer guten Portion Phantasie und Erzählkunst.

Lucio bringt im Hause des reichen Kaufmanns, in dem auch Magdalene dient, einiges durcheinander. Irgendetwas stimmt mit ihm nicht, das spürt Madda genau. Und als er sich das erste Mal an sie heranmacht, weiß sie auch, was es ist. Dieses kühle, kalte Flackern in seinen fast schon gelben Augen passt genauso wenig zu dem, der er eigentlich sein soll wie sein Verhalten. Sie ist zu klug, um auf die Verführungskünste des hübschen jungen Italieners hereinzufallen. Doch in Zeiten der Inquisition hat es keine Frau leicht gehabt, der jemand so gar nicht wohlgesonnen war. Und auch Madda muss erleben, wie sie angeklagt wird. Und hätte sie nicht wirklich gute Freunde – sie hätte keine Chance.

Das Besondere an diesem Buch ist das Unrealistische. Denn dass Patrizier sich mit Gesinde und Handwerksfamilien einlassen, um eine von ihnen zu retten, ist so unwahrscheinlich, dass der Gedanke schon wieder faszinierend wirkt. Die rund 500 Seiten lesen sich wie nichts. Aber nur, wenn man schon lange keinen Hexenroman mehr gelesen hat. Oder sich gerade mitten in der Pubertät befindet.
3.4 Stars (3,4 / 5)

Petra Kasch: Mia und das Wolkenschiff

Die Geschichte klingt, wenn auch nicht spektakulär, so doch ganz gut: Mia zieht mit ihren Eltern ans Meer, ein Haus direkt am Strand. Könnte ihr gefallen, wenn da nicht ein Problem wäre: Mia hat Angst vor dem Wasser, kann nicht richtig schwimmen. Traut sich das aber nicht zuzugeben. Was richtig kompliziert wird, als ihre neuen Mitschüler anfangen, auf ihre Teilnahme am Wettschwimmen zu zählen. Doch dann trifft Mia auf einen alten Käptn, der Angst drei Meilen gegen den Wind riechen kann.

Irgendwie ist diese Geschichte seltsam. Man findet nicht richtig hinein, manches scheint unlogisch. Kann es aber nicht an bestimmten Dingen festmachen, auch, wenn die Sprache irgendwie holprig ist und die entscheidende Prise Humor fehlt, daran liegt es gar nicht. Es ist einfach so ein Gefühl, das einen beim Lesen überkommt. Und das schnell dazu führen kann, das Buch recht früh wieder wegzulegen.
1.2 Stars (1,2 / 5)