Julia Lanzke: Mom hacks

Ein Buch, in dem die Autorin, Julia Lanzke, ihre persönlichen Tipps und Tricks rund ums Baby zusammengefasst hat. JKennt man alles schon? Langweilt? Das denkt man tatsächlich auf den ersten Blick, wenn man bereits zahlreiche Babyratgeber in der Hand gehalten hat. Umso überraschter ist man, dass man hier Tipps findet, die durchaus beachtenswert sind: Eisschnuller aus Muttermilch gegen Zahnungsschmerzen, Rollenstop für Klorollenabrollerbabys, Parkplätze fürs Bobbycar, um das Aufräumen zu erleichtern, die Ersatzwäscherolle oder der selbstgemachte Wurfstopp für das Geschirr von Neu-am-Tisch-Essern. Als Ergänzung sind einige der Tipps gekennzeichnet und man kann sie mit der GU Kreativ Plus-App direkt als Video auf dem Smartphone starten.

Die Autorin ist eigentlich Realschullehrerin und das Leben mit ihrem Sohn Jannick hat dazu geführt, dass sie dauernd auf der Suche war nach Tipps und sich diese mühsam im Netz zusammensuchen musste. Schnell war die Idee geboren, eine eigene Infoseite zu kreieren, die sofort zahlreiche Anhänger fand.

Hendrich/Bacher: Yunis und Aziza

Für viele Erwachsenen ist das Flüchtlingsthema ein rein politisches. Bei unseren Kindern sieht es da oft ganz anders aus: Sie sind in Kindergarten oder Schule direkt konfrontiert mit den Themen Flucht und Trauma und brauchen die Hilfe Erwachsener, um Erlebnisse richtig einordnen zu können. Eine gute Gesprächsbasis bietet da ein sogenanntes Kinderfachbuch mit dem Titel „Yunis und Aziza“. Die beiden neuen Kindergartenkinder haben Krieg und Flucht hinter sich, haben Bomben erlebt, Zerstörung, Gewalt und Trauer. Sie haben ihre Heimat verloren, sind gerade mal erst drei Monate in Deutschland. Die Erinnerungen an das Erlebte sind noch ganz frisch, all das Neue um sie herum fremd. Und da das Spiel an sich nicht nur Vorbereitung auf das Leben ist, sondern auch der Verarbeitung dient, ist ihre Art zu spielen anders als die der anderen Kinder. Genau wie ihre Reaktion auf einen Hubschrauber. Doch gemeinsam mit den Erzieherinnen und den anderen Kindern lernen die beiden, die Seelen-Monster in Schach zu halten.

Es geht unter die Haut, dieses Buch. Die Illustrationen des Sozialpädagogen Ulrich Koprek lassen der Phantasie gerade so viel Raum, dass man sie noch bedenkenlos mit Kindern betrachten kann. Auch der Text ist kindgerecht, kann ab einem Alter von vier Jahren, eher aufwärts, gut eingesetzt werden. Allerdings sicher nicht bei gerade mal dreijährigen Kindern, wie empfohlen.
Besonders sinnvoll sind aber die Fragen, die immer wieder integriert sind. Die Fragen danach, was Yunis und Aziza fühlen, was sie wohl nachspielen und ob man auch schon einmal Angst hatte, helfen dabei, Zusammenhänge zu verstehen.

In einem zweiten Teil bekommen Eltern und Erzieher Informationen zu Flucht und Trauma und vor allem dazu, wie man zum einen ein traumatisiertes Kind unterstützt und zum anderen wie Kinder am besten mit traumatisierten Spielkameraden umgehen sollten.

Andrea Hendrich und Monika Bacher sind Diplom-Pädagoginnen und haben beide Erfahrung in Elternberatung. Ihr gemeinsames Werk passt gut zu anderen Kinderbüchern zu schwierigen Themen, die im Mabuse-Verlag erschienen sind. Aber gerade bei diesem hier merkt man den verpackten pädagogischen Ansatz teilweise zu stark. Möglicherweise wäre es daher besser, die Pädagogen den Input liefern und andere texten zu lassen.
2.0 Stars (2,0 / 5)

Maya Shetreat-Klein: Darm heilt Hirn heilt Körper

Eigentlich ist sie Neurologin, aber sie hat sich auf Ernährung spezialisiert: Dr. Maya Shetreat-Klein findet es nicht gut, dass man Kindern, die zum Beispiel Verhaltensauffälligkeiten zeigen, Medikamente verschreibt, statt sich erst einmal anzusehen, wie sie sich ernähren. In ihrem Buch erklärt sie, wie die heutige Anbauweise, wie Gentechnik und Zusatzstoffe die Maschine Körper mitsamt Geist zum Stolpern bringen, wie man lernt, auf den Körper zu hören und welche Rolle Keime spielen.
Sie ist nicht die erste, die erkannt hat, dass Bakterien, Viren, selbst Parasiten und Pilze etwas mit unserer Gesundheit zu tun haben und der Darm unsere eigentliche Steuerzentrale ist. Aber sie schreibt so, dass jeder es verstehen kann. Bringt Beispiele und Rezepte, Anleitungen für das gemeinsame Essen und Tipps, wie man mit Situationen umgehen kann, in denen ungesunde Nahrungsmittel kaum umgänglich sind. Obwohl bezweifelt werden darf, dass ein normales Kind an einem Kindergeburtstag den Kuchen ausschlagen wird und sich stattdessen die mitgebrachten Algen, Ingwerstückchen und Süßkartoffelchips zugute führen wird.
Grundsätzlich hat diesen Buch einen guten Ansatz und nimmt man das Übertriebene und Alltagsferne nicht ganz so ernst beim Lesen, dann kann man einiges dazulernen und vielleicht doch das eine oder andere in seinen Alltag integrieren.
2.9 Stars (2,9 / 5)

Nicola Schmidt: artgerecht

“Das andere Babybuch“ lautet der Untertitel dieses allein schon optisch hervorragenden Buches, geschrieben von jemanden, der wirklich Ahnung von Babys hat. DAs merkt man schnell. Nicola Schmidt fragt sich hier, warum wir immer nur von artgerecht in Zusammenhang mit Hühnern und Schweinen sprechen, aber nie in Zusammenhang mit Babys. Denn gerade diese brauchen zum Teil etwas ganz anderes als sie heute bekommen. Und vor allem in den letzten Jahrzehnten bekommen haben.

Nicola Schmidt ist eigentlich Wissenschaftsjournalistin. Doch seit der Gründung des artgerecht-Projekts vor einigen Jahren berät sie Eltern und bietet Fortbildungen zum Thema an. Ihr Buch beschäftigt sich ausführlich damit, wieso sich die Bedürfnisse von Babys seit der Steinzeit eigentlich nicht verändert haben und wie wir ihnen genau das Umfeld schaffen, das wir brauchen. Nicola Schmidt erzählt von Affenmamas, die, weil nur im Zoo aufgewachsen, erst lernen mussten, mit ihren Babys umzugehen und denen es damit nicht anders geht als uns: Wir alle lernen von Vorbildern und in Ermangelung der Sippe um uns herum wissen auch wir Menschenfrauen oft nicht, was zu tun ist, wenn wir zum ersten Mal ein Baby bekommen. Denn weder Geburt noch Stillen und selbst nicht das Schlafen sind selbstverständliche Dinge – und wenn man nicht weiß, wie man mit einem Baby umgehen muss, dann hat man anstrengende Wochen vor sich, bis sich alles eingespielt hat. Doch das kann man einfacher haben. Allein die Lektüre dieses Buches hilft schon bei der Vorbereitung. Und beim Entspanntbleiben – dem wichtigsten Aspekt.

Die Art und Weise, wie Nicola Schmidt mit dem Thema umgeht, hebt sich erfrischend von all den anderen Ratgebern auf dem Markt ab. Denn auch, wenn die Tendenz tatsächlich dahin geht, sich dem Thema Baby deutlich natürlicher zuzuwenden, mehr zu tragen, das Kind im Beibett bei sich zu haben und möglichst zu stillen, so ist noch ein weiter Weg, bis all dies wirklich selbstverständlich wird. Doch Nicola Schmidt verurteilt niemand, und auch das ist so gut an diesem Buch. Sie beschäftigt sich auch mit Themen wie Kaiserschnitt, Flaschennahrung oder Windeln, ohne etwas zu verteufeln.

Schön auch die Rubriken „Ammenmärchen“ und die kleinen, aber ausgewählten Fenster mit Tipps, Tricks und Zusatzinfos. Dieses Buch sollte jeder werdenden Mama mitsamt dem Mutterpass ausgehändigt werden.
5.0 Stars (5,0 / 5)

Michael Schulte-Markwort: SuperKids

Jeder will nur das Beste für sein Kind, keine Frage. Doch der Druck von außen wird immer stärker. Ein normales Kind scheint heute schon kaum mehr etwas wert zu sein, dauernd wird um die Kinder herumgekreist, keinen Konflikt dürfen sie mehr alleine lösen. All das sieht auch der Kinder- und Jugendpsychiater Professor Dr. Schulte-Markwort. Im Interview auf Eltern.t-online.de findet er: Wir dürfen unsere Kinder nicht verbiegen wie Marshmallows.

Melanie Grässer/Eike Hovermann: Gelassen durch die Babyzeit

Eltern fehlt es heute an Vorbildern. Das Projekt Kind lebt damit nicht von der Erfahrung, sondern muss mithilfe von Ratgebern unterstützt werden. Das ist, wenn man deren Stellenwert nicht zu hoch hängt, sicher nicht verkehrt. Denn auch die Ratschläge, die man aus dem Familien- oder Freundeskreis bekommt, sind meist sehr subjektiv und oftmals auch nicht von einem Kind aufs andere übertragbar. Letztendlich müssen alle Eltern ihren eigenen Weg finden und wenn sie ein wenig auf ihre Intuition vertrauen, geschieht das auch relativ schnell und sie werden DIE Experten für ihr eigenes Kind.
Bis dahin ist es gut, wenn man sich einen Ratgeber sucht, der von vielen Autoren lebt. Denn nur dann kann man sicher sein, nicht einfach auf den verlängerten Arm der Subjektivität hereinzufallen. Aus diesem Blickwinkel ist ein Ratgeber wie dieser nicht der Schlechteste. Von der Hebamme über die Physiotherapeutin, vom Logopäden bis zum Jugendamtsleiter sind hier viele Meinungen eingegangen ins Ganze. Und die sind meist recht vernünftig. Weder werden Mütter vorverurteilt, die nicht stillen, noch werden unsinnige „Schlafprogramme“ unterstützt. Die üblichen Widersprüchlichkeiten, zum Beispiel beim Thema Ernährung, sind aber auch hier zu spüren. Hier gilt es einfach, seinen eigenen Weg zu finden und sich darüber klar zu werden, dass niemand so genau weiß, was richtig und was falsch ist und dass das, was heute als richtig gilt, gerade bei der Babyernährung morgen schon wieder falsch sein kann. Schade ist, dass auch diese Autoren es nicht lassen konnten, Kinderentwicklung in Tabellen zu quetschen – wobei sie diese aber immerhin gleich wieder relativieren und mit Beispielen aus eigener Erfahrung ins rechte Licht rücken. Besonders erwähnenswert ist die Tatsache, dass bei diesem Ratgeber nicht alles ins rosahellblaue Licht gerückt wird. Und zwar mit genau der Ehrlichkeit, die notwendig ist, um frischgebackenen Eltern zu zeigen, dass sie nicht alleine sind mit ihren auch mal negativen Gefühlen und wann sie sich Hilfe von außen holen sollten. Ohne sich dafür schämen zu müssen.
Ein Babyratgeber, der wirklich aus der Reihe sticht und jungen Eltern nur empfohlen werden kann.
4.5 Stars (4,5 / 5)

Daniel J. Siegel: Aufruhr im Kopf

Dass Jugendliche keineswegs durchgeknallt sind, auch nicht den Verstand verloren haben, sondern lediglich mit einer enormen Baustelle in ihrem Kopf zu kämpfen haben, ist inzwischen hinreichend bekannt. Was allerdings tatsächlich im Gehirn eines Pubertierenden passiert, wissen die Wenigsten von uns. Welche Rolle spielt zum Beispiel das Dopamin beim Entstehen von Süchten, wieso landen mühsam aufgebaute Synapsen und Neurone auf dem Hirnfriedhof und was hat es mit dem In-Worte-Fassen von Gefühlen auf sich? Fragen, die hier zwar ausführlich beantwortet werden, allerdings in einer sehr amerikanischen Art. Auch die immer wieder herangezogenen Beispiele geben dem Buch einen eher populistischen Charakter – das mag in gewisser Hinsicht leichter verständlich und durchaus interessant sein, wirklich wissenschaftlich ist es nicht. Und das ist schade, denn der Untertitel „Was während der Pubertät im Gehirn unserer Kinder passiert“ lässt auf mehr hoffen. Vor allem von einem Professor für Psychiatrie, der an einem Zentrum für Kultur, Gehirn und Entwicklung arbeitet. Für wen aber bereits die Tatsache, dass die Pubertät bis 25 dauern kann, eine Überraschung ist, für den könnte dieses Buch doch genau das Richtige sein.
3.5 Stars (3,5 / 5)

Demenz – Ist das ein Tier wie Krebs

Til Schweiger hat das Vorwort geschrieben zu einem Buch, das den etwas sperrigen Titel „Demenz – ist das ein Tier wie Krebs“ trägt. Die Autorinnen Bianca Mattern, Eva-Maria Popp und Iris Weißer beschäftigen sich hier mit der Frage, wie Kinder Demenz bei Angehörigen empfinden. Und lassen vor allem Kinder zu Wort kommen. Sie zeigen Bewältigungsstrategien auf, gehen aber zu wenig darauf ein, dass es nicht nur die Großeltern, sondern gerade bei immer älter werdenden Eltern auch die Eltern selbst treffen kann. Und dass diese Situation ganz anders zu bewerten ist.
Wer mehr zu dem Thema wissen möchte – ein Artikel bei Eltern.t-online.de gibt Aufschluss.
2.5 Stars (2,5 / 5)