Wir trauern um Henning Mankell, einen der größten Krimiautoren unserer Zeit und Herr über Wallander und Co.
Inga Pfannebecker: Expresskochen Low Carb
Schlank auf die Schnelle – wer möchte das nicht? Im ersten Moment könnte man glauben, dieses ebenfalls sehr schlanke Heftchen aus dem Haus vom Gräfe und Unzer Verlag, reihe sich einfach ein in all die tausend Ernährungsratgeber und Kochbücher, die uns jedes Mal zu Beginn einer neuen Jahreszeit überfluten. Aber bei genauerem Hinsehen findet man sehr leckere Rezepte: Halloumi mit Zucchini-Pesto-Nudeln, Fischpäckchen mit Bohnenpüree oder Biergartensalat mit Omelette. Einfach Mahlzeiten, die man sonst nicht so auf dem Schirm hat, deren Aufwand aber relativ gering ist.
Ein paar überschauliche Tipps sowie eine kostenlose App zum Sammeln der Rezepte und zum Speichern und Planen der Einkaufsliste ergänzen das Programm. Vielleicht nicht ganz das Richtige für extrem Abnehmwütige, aber für all die, die einfach ab und zu mal ein bisschen kürzer treten wollen oder die, die auf der Suche sind nach kohlehydratarmen Mahlzeiten für den Abend definitiv gut geeignet. Da ist der Name der Autorin doch fast schon Programm.
(3,5 / 5)
Sarah Bannan: Die Neue
Eines Tages steht sie da, die Neue. Seidiges Haar, glänzende Augen, wunderschön. Carolyn Lessing kommt gut an bei den Schülern und Schülerinnen der Adams Highschool. Sie ist klug, freundlich, landet schnell in der Clique der beliebtesten Schüler. Doch dann begeht sie einen entscheidenden Fehler. Sie nimmt dem beliebtesten Mädchen der Schule den Freund weg. Und das lässt sich diese nicht so einfach gefallen. Sie startet eine Hetzkampagne über soziale Netzwerke und die ufert richtig aus.
In einem vermeintlich leichten Ton, der zunächst irritiert, beschreibt die New Yorker Autorin in ihrem Debüt wie schnell bei Facebook und Co alles aus den Fugen geraten kann. Was passieren kann, wenn man sich keine Gedanken macht über die Folgen seines Handelns. Erstaunlich ist die Erzählweise. Aus der Perspektive mehrerer Mädchen, die zwar alles mitbekommen, hier und da auch zugeben, dass es notwendig gewesen wäre, einzugreifen. Die aber letztendlich bis zum Schluss außen vor blieben. Ein paar kleine Schuldgefühle ausgenommen.
Und genau das ist es, was man der Autorin ankreiden kann. Denn sie kritisiert das Mobbing höchstens zwischen den Zeilen. Zu wenig möglicherweise für junge Leser(innen).
(2,8 / 5)
Petra Kasch: Mia und das Wolkenschiff
Die Geschichte klingt, wenn auch nicht spektakulär, so doch ganz gut: Mia zieht mit ihren Eltern ans Meer, ein Haus direkt am Strand. Könnte ihr gefallen, wenn da nicht ein Problem wäre: Mia hat Angst vor dem Wasser, kann nicht richtig schwimmen. Traut sich das aber nicht zuzugeben. Was richtig kompliziert wird, als ihre neuen Mitschüler anfangen, auf ihre Teilnahme am Wettschwimmen zu zählen. Doch dann trifft Mia auf einen alten Käptn, der Angst drei Meilen gegen den Wind riechen kann.
Irgendwie ist diese Geschichte seltsam. Man findet nicht richtig hinein, manches scheint unlogisch. Kann es aber nicht an bestimmten Dingen festmachen, auch, wenn die Sprache irgendwie holprig ist und die entscheidende Prise Humor fehlt, daran liegt es gar nicht. Es ist einfach so ein Gefühl, das einen beim Lesen überkommt. Und das schnell dazu führen kann, das Buch recht früh wieder wegzulegen.
(1,2 / 5)
Mercedes Lauenstein: nachts
Nacht für Nacht streift sie durch die Straßen. Ähnlich einer Katze lässt sie sich mal hier, mal da nieder. Klingelt bei Menschen, die noch Licht haben. Macht sie glauben, sie würde forschen. Lässt sich deren Geschichte erzählen, erfährt von Liebeskummer, von gestorbenen Freunden, Umzügen und Schicksalen jeglicher Art. Und von Gründen fürs Wachsein zu Zeiten, in denen andere schlafen. Warum sie den Menschen in ihrer Einsamkeit begegnet, sich selbst in ihnen findet, verrät sie erst mal nicht. Bis sie Alekos Weg kreuzt.
Mercedes Lauenstein, 1988 geboren, arbeitet in der jetzt-Redaktion der Süddeutschen Zeitung. Ihrem Debüt ’nachts‘ merkt man an, dass es von jemandem geschrieben wurde, der vom Schreiben etwas versteht. Es ist nicht fesselnd, aber es hält einen, man möchte mehr wissen über die Schicksale von Fedora oder Julian, fürchtet sich mit ihr vor Egon und erfährt, warum der eine oder andere die Nacht mag. Oder sich vor ihr fürchtet. Und man verändert seinen eigenen Blickwinkel auf die dunkles Seite des Tages. Fragt sich, was die Nacht für einen selbst bedeutet. Und allein aufgrund dieser Überlegungen ist dieses Buch das Lesen wert.
(4,1 / 5)
Monika Specht-Tomann: Was macht das Monster unterm Bett?
Immer wieder kann man feststellen, dass es kindliche Ängste gibt, die bei vielen Kindern auftauchen. Sie sind Teil von bestimmten Entwicklungsstufen, gehören also irgendwie mit dazu. Und können daher ganz anders behandelt werden als solche Ängste, die nicht ’normal‘ sind, die herrühren von Ereignissen, die die Kinder als beängstigend empfinden. Um erst einmal zu verstehen, was gute und was schlechte Ängste sind, wie man Ängste erkennen und deuten kann und wie man mit den einzelnen Ängsten umgehen kann, ist dieses Buch genau richtig.
Die Autorin ist Psychologin, hat selbst vier Kinder und sieben Enkelkinder und sie richtet sich mit diesem Buch vor allem an Eltern. Aber auch an Pädagogen. Und sie gibt hilfreiche und alltagstaugliche Tipps. Gute Beispiele sind die Ängste vor der Nacht, die vor dem Kindergarten bzw. der Schule oder aber auch die, die durch eine Trennung bzw. Scheidung entstehen. Den Umgang mit solchen Ängsten ordnet sie altersgerecht ein. Eine Lektüre, die sich nicht wie ein Fachbuch liest, sondern sprachlich der Zielgruppe angepasst ist und eine Lektüre, die man nur empfehlen kann.
(4,0 / 5)
Matthias Sodtke: Die Geschichte, wie Nulli und Priesemut Freunde wurden
Nulli und Priesemut gehören zu der ‚Sendung mit der Maus‘ wie die Maus selbst. Ihre Geschichten gibt es auch als Bilderbücher in allen möglichen Formaten – inklusive einem für die Handtasche (und zwar in gebundener Form). Das Neueste aus dem Hause von Hase und Frosch erzählt in Form von Oma Bär über die Anfänge der Geschichte. Wie zwei einsame Lebewesen sich nach einem Freund sehnen, irgendwie zu niemand passen und sich sicher sind, dass das Leben noch ein bisschen mehr Spaß machen könnte, wenn man nicht alleine wäre. Was sie dann ja auch bestätigt bekommen.
Das Buch unterstreicht die jeweiligen Typen der beiden. Die wie immer charakteristischen Zeichnungen von Helmut Kollars mit ihren ausgefallenen Details, die man erst auf den zweiten Blick erkennt, machen es bunt und fröhlich und die Sprache ist auch diesmal wieder perfekt zum Vorlesen geeignet.
Was allerdings verwundert, ist, dass sich Matthias Sodtke – ganz entgegen seiner sonstigen Art – nicht viel Mühe gegeben zu haben scheint beim Aufbau seiner Geschichte. Es hätte sich so schön angeboten, Priesemut erst einmal aus einer Kaulquappe entstehen zu lassen – aber diese Möglichkeit hat der Autor leider verstreichen lassen. Stattdessen werden die Kaulquappen zu Randfiguren degradiert. Schade.
(3,4 / 5)
Sabine Bohlmann: Das Leben ist kein Wunschkonzert
“Das Leben ist kein Wunschkonzert“, das muss sich die kleine Rosalie dauernd von ihrer Mama anhören. Diese, alleinerziehend, mit stressigem Job hat sich die Illusionen längst abgeschminkt. Doch Rosalie hätte eine Menge Wünsche: allem voran eine Freundin, aber auch ein Hund und ein Papaersatz stehen ganz vorne auf ihrem Wusnchzettel. Dann lernt sie Wanda kennen, die bei ihr im Haus wohnt und so etwas wie eine Schriftstellerin ist. Und die bringt ihr bei, dass man sich alles wünschen kann, aber gut darüber nachdenken muss, ob man das wirklich will. Und dass manche Wünsche ein bisschen Unterstützung brauchen, damit sie in Fahrt kommen…
Sabine Bohlmann scheint ein richtiger Tausendsassa zu sein. Sie ist Schauspielerin, man kennt sie zum Beispiel vom „Marienhof“, leiht als Synchronsprecherin Größen wie Lisa Simpson ihre Stimme und hat bereits einige Bücher über Kinder – zum Beispiel den Umgang mit Kindergeburtstagen – geschrieben. Die allesamt auf Platz 1 der persönlichen Hitliste stehen. Dazu ist sie Mutter von zwei Kindern und Ehefrau. Vielleicht wirkt deswegen das Thema „Alleinziehende“ in ihrem neuesten Kinderbuch ein wenig naiv. Aber das ist das Einzige, was man ihr ankreiden könnte. Denn ansonsten trifft „Das Leben ist kein Wunschkonzert“ genau den Nerv junger Mädchen und lässt sich vor allem ganz prima auch vorlesen. Und das genießen dann auch 13-Jährige noch.
(4,5 / 5)
Gerhard Falschlehner: Die digitale Generation
Jugendliche lesen anders – so lautet der Untertitel dieses Buches, das sich zur Aufgabe gemacht hat, ein Gegenplädoyer zum aktuellen Kulturpessimismus zu schaffen. Denn tatsächlich, so der Autor, lesen die heutigen Jugendliche nicht weniger, sie laufen auch nicht Gefahr, durch digitale Medien zu verdummen, sie lesen nur anders.
„Das lineare Lesen von Schrift bleibt als Basiskompetenz zwar unverändert wichtig, viel häufiger benötigen wir aber digitales Lesen, um uns in multimodalen und multimedialen Räumen zu orientieren“, schreibt Gerhard Falschlehner, Geschäftsführer des Österreichischen Buchclubs der Jugend.
Auch heute noch lesen Kinder und Jugendliche – nur lesen sie anders. Und auch heute noch werden die Grundlagen des Lesens und die Liebe dazu im Kleinkindalter geweckt.
Jugendliche erwarten heute mehr von Medien als die Vertreter der Langspielplattengeneration. Ästhetik auf höchstem Niveau, sie kennen sich aus mit Pixel und 3D. Die Frage ist, wie können wir Erwachsene damit umgehen oder besser: uns darauf einstellen. Denn die Welt verändert sich und wir sollten nicht stehen bleiben.
(4,1 / 5)
Sophie Seeberg: Die Schanin hat nur schwere Knochen
Sophie Seeberg ist Diplom-Psychologin und Gerichtsgutachterin und das Buch mit dem schwer lesbaren Titel ist bereits ihr zweites Werk über das, was sie täglich mit ihrer Arbeit erlebt. Dabei will sie sich keinesfalls lustig machen – dazu sind viele der Geschichten auch viel zu tragisch – aber sie versucht, mithilfe von Humor das zu verarbeiten, was sie täglich erlebt. Auch an Schrecklichem. Und da sie einen schönen Schreibstil hat, macht sie das in Form von Büchern.
Darin beschreibt sie ihre skurrilsten Erlebnisse, manchmal sicher auch reichlich überzogen, aber nie respektlos. Sie erinnert sich an ihre ersten Termine, an ihre Hilflosigkeit und sinnlose Versuche, anderen Chancen zu geben. Sie erinnert sich aber auch an liebevolle Menschen, die irgendwie die Kurve nicht kratzen können und sie prangert Kollegen an, die das Klischee der bösen Frau vom Amt durch und durch erfüllen -ähnlich der Prusseliese aus Pippi Langstrumpf. So wie in der Geschichte des vom Schicksal gebeutelten Herrn Sondermanns. In der sie am Schluss zugibt, dass sie sich zwar ein wenig unprofessionell verhalten hat, dies aber trotzdem schön fand.
Ein Buch, das einen staunen lässt über all die wahr gewordenen Klischees, das einen schmunzeln lässt über die Dummheit mancher und das einen fassungslos zurücklässt über die Entscheidungen mancher Richter. Ein Sachbuch der ganz anderen Art. An dem man eigentlich nur zwei Sachen kritisieren kann: Erstens kann man es nicht am Stück, sondern muss es auf Etappen lesen, denn sonst wird es irgendwie langweilig und zweitens ist die Umschlaggestaltung absolut kontraproduktiv.
(3,7 / 5)