Isabel Bogdan: Der Pfau

Ein verträumter Landsitz in den schottischen Highlands, eine Bankertruppe, die ein Teambuildingseminar machen muss. Und ein Pfau, der auf einmal alles, was blau war und glänzte als Konkurrenz ansieht – das ist das Szenario, das Isabel Bogdan für ihren Roman aufgebaut hat.

Die Truppe, die untereinander äußerst inhomogen ist, kommt von Tag zu Tag in schwierigere Situationen. Und als sie dann auch noch eingeschneit werden, spitzt sich die Lage zu. Und die wahren Charaktere kommen hinter den Fassaden hervor.

Die Frauenzeitschrift „Brigitte“ spricht von einem kolossalen Vergnügen, der „Spiegel“ hat das Buch auf seine Bestsellerliste gesetzt und trotzdem ist es alles andere als leichte Lektüre. Streckenweise zieht sich das Buch und man fragt sich, warum Hamish und Fiona McIntosh, die Besitzer des Cottages dem Ganzen nicht endlich ein Ende bereiten, doch als es endlich geschieht, ist das irgendwie auch nicht richtig befriedigend. Es ist kein Buch für zwischendurch, aber durchaus eines, das man mal gelesen haben sollte.

Donaldson/Ogilvie: Nelli Spürnase und die verschwundenen Bücher

“Spürnase“ wird sie von allen genannt, denn Nellis Geruchssinn ist stadtbekannt. Sie schnüffelt mal hier, sie schnüffelt mal dort. Geschah ein Verbrechen? Sie riecht es sofort.

So beginnt die Geschichte, deren Hauptperson ein neugieriger und intelligenter Hund ist. Nellie gehört zu Peter, der reichlich unordentlich ist und dem sie mit ihrer Fähigkeit schon so manches Mal aus der Patsche geholfen hat. Doch ihre Lieblingszeit ist die Lesestunde am Montag, zu der Nellie ihren Peter immer begleitet. Doch eines Tages sind plötzlich die Bücher verschwunden. Doch Nellies Spürnase entgeht nichts und sie jagt mitsamt der Kindermeute quer durch die Stadt, um den Bücherdieb zu fangen. Doch als sie ihn haben, ist alles anders als sie dachten …

Ein Bilderbuch nicht nur für Tierliebhaber. Die Zeichnungen von Sara Ogilvie sind anschaulich und bunt, der Text prägt sich durch die Reime gut ein und die Geschichte ist wirklich mal etwas anderes und hat einen schönen Lerneffekt.

Kallie George: Die Villa der Zaubertiere

Feli hat einen zauberhaften Job, im wahrsten Sinne des Wortes: Sie arbeitet in der Villa der Zaubertiere mit und kümmert sich dort um die magischen Tiere. Als Herr Jams auf Reisen gehen muss, bleibt sie mit Oliver alleine zurück und es kommt, wie es kommen muss. Die beiden rangeln um die Hierarchie. Erst als etwas Fürchterliches passiert merken sie, dass sie nur zusammen stark sind. Denn wie sonst sollen sie die Tiere davor retten, ihre Magie zu verlieren und den Babyphönix retten?

Dieses Buch ist genau das, was man erwartet von einem echten Schneiderbuch. Sie waren schon immer ein Garant dafür, dass es beim Lesen nicht langweilig wird. So sehen es die Kinder. Für die Eltern ist vor allem wichtig, dass der Wortschatz der Grundschulzielgruppe angepasst ist, dass die Geschichte spannend, aber nicht zu spannend ist – so, dass man sie auch kurz vor dem Einschlafen lesen oder vorlesen kann. Die Bücher rund um die Villa der Zaubertiere sind jetzt schon erfolgreich und das Schöne ist, man kann sie der Reihe nach lesen, muss es aber nicht.

THILO/Jan Birck: Animal Heroes – Geckoblick

Endlich mal wieder eine Jungsbuch-Reihe, die richtig mitreißt, möchte man ausrufen, nachdem man mit den Animal Heroes Bekanntschaft geschlossen hat.
Doch wer sind diese Tier-Helden, die fliegen wie Falken, schwimmen wie Meeresbewohner und die begleitet sind von magischen Tieren? Ganz normale Jungs. Die Abenteuer erleben, die ihresgleichen suchen. Ihre Gegner, die Beast Boys, sind nicht zu unterschätzen und die Themenfelder, die sie bearbeiten müssen, haben zeitkritischen Charakter. Diesmal geht es um die Rodung von Regenwald, um das rücksichtslose Wirtschaften in eigene Taschen und wie immer um die Beziehung, die wir Menschen zu anderen Geschöpfen dieser Erde haben.

Die Zielgruppe sind Jungs im Grundschulalter, die genau auf diese Helden anspringen. Denn für jeden ist ein Charakter dabei, der zu ihm passt. Kein Wunder, ist THILO allein ja schon ein Garant für ein gutes Kinderbuch. Und hätte er noch ein cooles Mädchen mithineingenommen, dann hätte er die Zielgruppe deutlich erweitern können. Auf die Mädels, die nicht auf rosafarbene Einhörner stehen.

Übrigens: Die Animal Heroes sind als Ebook fast genauso teuer wie die gebunden Ausgabe von Ravensburger. Und die kann man viel besser seinen Kumpels leihen.

Verena Pavoni: Roberta, die Prinzessin in der Krone

Prinzessin Roberta lebt standesgemäß in einer großen, goldenen Krone und ihr Tagesablauf ist geprägt vom Zählen ihrer Zacken – sie läuft dabei immer im Kreis herum und kommt auf Tausende. Damit ist die kleine, feine Lady auch zufrieden, bis der Hund Bo plötzlich in ihrem Zuhause auftaucht und alles durcheinander bringt: Denn er macht Roberta klar, dass ihre Welt viel kleiner ist als sie dachte und wie zu erwarten, dauert es nicht lang, da wird sie ihr auch tatsächlich zu eng.

Es ist menschlich, dass in unseren Köpfen Begrenzungen sind, die nur wir kennen. Es ist ebenfalls menschlich, dass so mancher – zumindest anfangs – mit zu viel Freiheit völlig überfordert ist. Und es ist sozusagen erwiesen, dass es manchmal nicht schaden kann, seine eigene kleine Welt auf den Kopf zu stellen, um einen neuen Blickwinkel und damit neue Perspektiven zu erhalten. So wie Roberta das mithilfe ihres neuen Freundes getan hat.

Erste Reaktion des achtjährigen Kinderbuchprofis: Das ist ja jetzt echt mal was anderes! Ohne Kommentar.

Nickel und Horn: zwei Detektive mit Durchblick

Nickel und Horn sind ein tierisches Gespann: ein Papagei und ein Meerschweinchen, die bei einem alten Herrn leben, der anno dazumal ein erfolgreicher Detektiv war und dem sie damals noch kräftig zur Hand gingen. Doch jetzt ist der Lehnstuhl das Zuhause des alten Mannes, er schläft die meiste Zeit und wird nach allen Regeln der Kunst von seinem Hund Schlappi bewacht, der vor Sorge um den Gesundheitszustand seines Herrchens möglichst jede Aufregung vermeiden möchte. Aber Nickel und Horn langweilen sich und als eines Tages ein kleiner Junge klingelt und den Detektiv um Hilfe bittet, springen die beiden Tierchen heimlich ein. Die Suche nach dem verschwundenen Pupsetierchen des kleinen Paul ist ihr erster Auftrag, den sie ganz alleine hinbekommen müssen und das birgt einiges an Gefahren und aufregenden Situationen.

Der Schreibstil dieses Kinderbuchs ist leicht verständlich, das Buch ist nicht zu viel und nicht zu wenig bebildert und die Buchstaben sind relativ groß. Und doch ist der Anspruch da, auch von einem Dritt- oder Viertklässler gelesen zu werden, denn es sind durchaus Wörter verarbeitet, die nicht ganz einfach sind und auch vom Satzbau kann man das nicht behaupten. Genau das richtige Maß an Herausforderung für Kinder, die über das Erstlesen bereits heraus sind. Dass die Protagonisten Tiere sind passt für die Zielgruppe ebenfalls gut – wobei hier sowohl Mädchen als auch Jungs angesprochen werden. Letzere vor allem durch das immer wieder allseits beliebte Thema des Pupsens, was ihnen in regelmäßigen Abständen dieses ganz spezielle Grinsen ins Gesicht zaubert.

Tierisch süße Häkelfreunde

Konrad, der Kater, Ruth, die Kuh oder Kurt, das Krokodil. Putzig sind sie alle und dank der einfach erklärten und gut bebilderten Anleitung bereits für Anfängerhäkler und auch kleine Häkelhände gut nachzumachen. Wer sich zum ersten Mal ans Häkeln macht, findet bereits am Anfang des Buches eine grundsätzliche Anleitung bzw. Auffrischung.

Auch, wenn es schon der fünfte Band der Häkelfreunde ist: Diese kleinen Amigurumis, die Designerinnen aus der ganzen Welt entworfen haben, sind besonders niedlich. Schöner kann man Woll- und Garnreste eigentlich gar nicht verarbeiten. Die kleinen Häkeltiere eignen sich auch prima als superpersönliches Geschenk. Für ein Baby, ein Kleinkind und alle die, die zwar schon größer, aber mit ihrem inneren Kind eins sind.
4.0 Stars (4,0 / 5)

Sonne im Bauch

“Eine Geschichte über die Liebe“ ist der Untertitel dieses Bilderbuchs, in dem sich das kleine Eichhörnchenjunge Toni fragt, was das eigentlich ist, die Liebe. Und weil die Eltern wieder einmal mit den kleinen Geschwistern beschäftigt sind, macht sich Toni auf den Weg zu Sokrates, der weisen alten Eule. Die entdeckt in ihm den Philosophen-Nachwuchs und nimmt sich Zeit für die Beantwortung der Frage. Langsam tasten sich die beiden an die Liebe heran. Wie fühlt sie sich an, wann taucht dieses Gefühl nach Sonne im Bauch auf, welche verschiedenen Formen der Liebe gibt es, wie zeigt man Liebe am besten? Toni lernt, wie wichtig es ist, so geliebt zu werden, wie man ist.

Die Aufmachung und Gestaltung des Buches zeugt auch von Liebe und zwar von einer Liebe zu Bilderbüchern und davon, dass die Macher wissen, welche (Bild-)Sprache Kinder brauchen. Etwas irritierend ist das Rezept hinten im Buch, den Kindern erschließt sich der Zusammenhang nicht recht – aber ein gutes Sonnenpfannkuchenrezept kann man ja immer brauchen.
3.5 Stars (3,5 / 5)

Holzwarth/Jeschke: Guck mal, wie die gucken!

Sie popeln in der Nase, verhalten sich teilweise ziemlich affig, schmusen mit ihren Kleinen, scheinen irgendwie zu grinsen, machen Faxen, bekommen, wenn sie älter werden, eine Glatze – und eigentlich ist es ganz gut, dass sie hinter Gittern sind. Finden die Zootiere, wenn es um die Menschen geht. Dieses Bilderbuch lebt, wie es sich für ein Bilderbuch gehört, von seinen Zeichnungen. Leider ist das in letzter Zeit nicht mehr wirklich selbstverständlich. Immer öfter lassen sich Bilderbuchmacher dazu hinreißen, politisch und auch sonstwie korrekt zu agieren, versteckte Botschaften einzuarbeiten und den Moralapostel zu spielen. Nicht so hier. Dieses Bilderbuch ist erfrischend „old style“ und erfüllt damit optimal seinen Zweck. Es soll unterhalten und zum Nachdenken anregen – aber kindgerecht.
4.0 Stars (4,0 / 5)

Katja Reider/Kai Pannen: Hast Du einen Vogel?

Holly ist eine kleine Vogeldame und eigentlich hat sie alles, was sie braucht: einen guten Job, ein schönes Nest und tolle Freunde. Aber wie sie halt so sind, die Mädchen aller Gattungen, ein Prinz sollte es schon sein. Aber wo ist er, der Traumvogel, der Vogel fürs Leben? Im Netz tummeln sich nur schräge Vögel, Schmutzfinken mit Meise oder Schnapsdrosseln und auch im realen Leben tut sich Holly schwer. Sucht im Süden, sucht im Schwarm und wird dabei immer unzufriedener. Und dann kommt er doch, der Richtige. Ein ganz Normaler – der Vogel fürs Leben oder doch nur für einen Tag?

Ein wirkliches Kinderbuch ist das nicht im Geringsten, auch, wenn es wie ein Bilderbuch daherkommt. „Endlich brüten statt verhüten“, solche Sätze sind schon ein bisschen strange für die abendliche Gute-Nacht-Lektüre eines Kindes. Hinzu kommt sehr viel Zweideutigkeit. Vom Himmelsstürmer, der sowieso nur abstürzt oder die Fliege macht, von Vögelmännern, die jeden Schnupfen für die Vogelgrippe halten oder von solchen, die nur auf Gänse stehen oder gar auf Küken. Ein Büchlein, um es der Freundin zu schenken, die schon lange den Richtigen sucht, aber sicher keines, das in einem Kinderzimmerregal stehen sollte. Obwohl…auch für die Freundin ist sie nicht grad motivierend, die Vorstellung, dass der Herr Traummann sich wieder verfliegen könnte, wenn er das Weibchen zum Brüten gebracht hat.
2.0 Stars (2,0 / 5)

Anmerkung der Redaktion: :
Wir wurden wir vom Verlag darauf hingewiesen, dass dieses Buch tatsächlich nur für Erwachsene gedacht ist und dass möglicherweise wirklich die Wahl des „Outfits“ etwas ungünstig gewählt ist.