Philip Militz/Kai Pannen: Tom und die Schimpfwortpolizei

Tom hat ein ungewöhnliches Hobby. Er sammelt Schimpfwörter. Akribisch verzeichnet er jedes neue Exemplar in seinem kleinen roten Notizbuch.

Und wenn er schlechte Laune hat, dann vergreift er sich an seinem Vorrat und belästigt seine Umwelt mit dem Wortmüll. So zumindest sieht das die Schimpfwortpolizei, die eines Tages in Form von Kommissar Karl-Bruno Bitterbeck vom Dussel-Dezernat vor ihm steht. Er will Tom das Schimpfen austreiben und wenn es sein muss, ihm den Mund mal kräftig mit Seife auswaschen. Doch Tom zeigt dem Herrn Ordnungshüter, wozu Schimpfwörter gut sein können.

Fast jedes Kind kommt einmal in die Phase, in der es die verschiedenen, meist bei Freunden neu gelernten Wörter gründlich ausprobiert und damit seine Umgebung nervt. Dieses Buch ist eine gute und humorvolle Grundlage für ein entsprechendes Gespräch. Man kann sich gemeinsam die in Bilderform gefassten Schimpfwörter betrachten, überlegen, was sie bedeuten und festlegen, welche gar nicht gehen.
3.8 Stars (3,8 / 5)

Barbara Rose/Kerstin Völker: Ich tausche meine Mama um

Pauline hat sich über ihre Mutter geärgert und jetzt hätte sie am liebsten eine andere. Anfangs nimmt Paulines Mama das noch mit Humor, doch bald muss sie erkennen, dass es ihrer Tochter sehr ernst damit ist. Ein ganz besonders gut gelungenes Bilderbuch von Barbara Rose und Kerstin Völker.

„Du bist gemein. (…) Am liebsten hätte ich eine andere Mutter. Eine, die viel mehr lustige Sachen mit mir macht und bei der ich nicht immer mein Zimmer aufräumen muss.“ Pauline ist außer sich vor Wut. Und die Tatsache, dass ihre Mama ihr lediglich vorschlägt, sich eben eine neue Mutter zu kaufen, macht es nicht besser. Pauline stiefelt ab, auf der Suche nach einem Mutterladen. Immerhin: Mama darf mit. Und wird beim Antiquitätenhändler Schneck in Zahlung gegeben. Pauline tauscht sie gegen dessen Mutter. Doch die findet Erdbeereis zu kalt und von Fahrgeschäften auf dem Rummel wird ihr schlecht. Ziemlich bald hätte Pauline dann doch gern ihre eigene Mutter wieder. Aber die hat Herr Schneck inzwischen verkauft. An einen Mann, der gut für sie bezahlt hat….

Mama ist genau richtig so wie sie ist. Und auch, wenn es momenteweise manchmal so aussieht, kein Kind möchte eine andere. Barbara Rose ist eine Geschichte gelungen, die sich erfrischend aus dem Bilderbuchdschungel heraushebt, sich prima für kleine Trotzköpfe eignet und spielerisch, ja geradezu liebevoll zum guten Ende führt.

„Geschichten für Kinder zu schreiben ist sehr viel schwieriger als Texte für Erwachsene zu verfassen“, so die Autorin in einem Interview mit der Stuttgarter Zeitung. Die Mutter von vier Kindern schlägt sich oft die Nacht um die Ohren, um Geschichten zu Papier zu bringen, deren schärfste Kritiker ihre eigenen Töchter sind.

Die Zeichnungen von Kerstin Völker sind fröhlich, aussagekräftig und detailverliebt. Es macht Spaß, sie wiederholt zu betrachten und die wunderbar eingefangenen Emotionen gemeinsam mit Kindern zu entdecken. Prädikat: äußerst wertvoll.
5.0 Stars (5,0 / 5)

Carola Holland/Angelika Glitz: Am liebsten bin ich Gustav

Gustav ist ein kleiner Hund. Zumindest dachte er das, bis die Kühe der Ansicht waren, wer so schöne schwarze Flecken auf weißem Fell habe, der könne nur eine Kuh sein….

Das verwirrt Gustav. Und auch sein Freund, der eingebildete Großmaulfrosch, ist ihm nicht wirklich eine Hilfe bei der Identitätsfindung. Na gut, denkt Gustav, und verbringt von nun an seine Tage auf der Weide. Nur blöd, dass er von dem vielen Gras dauernd rülpsen muss. Und als dann der Wolf kommt und ihn für seinesgleichen erklärt, da blickt der kleine Gustav gar nicht mehr durch.

Dieses Bilderbuch, das in Kooperation mit der Eltern-Zeitschrift entstanden ist, ist ein besonders schönes Exemplar zum Thema Selbstfindung. und gut geeignet für die Erkenntnis, dass man besten man selbst ist, um sich in seiner Haut so richtig wohl zu fühlen.
3.4 Stars (3,4 / 5)

Jeanette Randerath/Günther Jakobs: Du bist ein echtes Wundertier

Ein kleiner Vogel wird am Strand angespült. Der Seehund und das Deichschaf finden ihn und nehmen ihn auf. Es ist eine kleine Trottellumme, wie der Einsiedlerkrebs fachkundig feststellt und die Tiere des Strandes machen sich daran, sie zu unterrichten. Jeder will ihr das beibringen, was er am besten kann.

Doch das klappt nichts so ganz. Zumindest nicht nach dem Zeitplan, den sich die Tiere vorgenommen haben. Die Trottellumme hat ihren eigenen. Dabei lernt sie eine ganze Menge und zwar ohne, dass irgendjemand etwas davon merkt.

Nach einem schweren Sturm ist der kleine Vogel, den alle in Sicherheit wähnten, plötzlich verschwunden und seine neue Tierfamilie ist krank vor Angst. Doch die Trottellumme hat viel gelernt und schafft den Weg zurück…

Jedes Kind ist etwas ganz Besonderes, das ist die Hauptaussage dieses Buches. Und jedes hat seinen eigenen Entwicklungszeitplan – den es zu akzeptieren gilt. Ein Plädoyer für entspannteres Lernen.

Der Autorin Jeanette Randerath und dem Illustrator Günther Jakobs ist ein sehr einfühlsames Bilderbuch gelungen, dessen Zeichnungen an Kindchenschema nichts fehlen lassen.

Wer übrigens zu einem bestimmten Thema ein passendes Bilderbuch sucht, wird auf der Pädagogenseite des Thienemannverlags fündig. Egal, ob es um´s Ängstlichsein, um Toleranz oder um das Trotzen geht, die Vorschläge sind prima und sehr hilfreich.
4.6 Stars (4,6 / 5)

Melanie Freund/Udo Weigelt: Wenn der wilde Wombat kommt

Bei Minedition ist eine neue Ausgabe von „Wenn der wilde Wombat kommt“ erschienen. Ob einem nun die Zeichnungen von Anne-Katrin Piepenbrink oder die von Melanie Freund besser gefallen, das ist Geschmackssache. An sich aber ist und bleibt dieses Buch ein Highlight auf dem Kinderbuchmarkt.

Es beginnt mit folgenden Worten: „An einem Sommertag im Zoo hörte ein Papagei, wie ein Tierpfleger zum anderen Sagte: „Heute bekommen wir einen wilden Wombat. Er kommt direkt aus Australien. Wir müssen sehr vorsichtig mit ihm sein.““

Was sich daraus ergibt, ist ein Paradebeispiel für die Gerüchteküche. Der Wombat wird immer wilder und gefährlicher und versetzt sogar den König der Tiere in Angst und Schrecken. Als er dann ankommt, völlig harmlos, süß und naiv, ist es ausgerechnet der Plappergei, der so gar nicht verstehen will, wo denn die anderen Tiere alle hinverschwunden sind….

Ein tolles Bilderbuch zum Thema Klatsch und Tratsch und dazu, wie man anderen damit wehtun kann.

Besonders schön auch die Kurzinfo zum Wombat, geschickt in Form eines Zooschildes integriert. Damit sich wenigstens unsere Kinder nicht mehr fürchten, wenn der wilde Wombat kommt.
4.0 Stars (4,0 / 5)

Stephan Brüllhart: Leopold und der Fremde

Leopolds Mama warnt den kleinen Tiger eindringlich vor den Fremden, die unten am Wasser wohnen und Konrads Mama warnt das kleine Krokodil ebenso nachdrücklich vor den Fremden oben im Wald – die beiden Kleinen spielen also immer alleine.

Doch eines Tages rollt Leopolds Ball zum Wasser hinunter und da er ihn unbedingt wiederhaben will, wagt er sich trotz aller Warnungen hinein in das gefährliche Gebiet. Konrad und Leopold malen sich schon die schrecklichsten Dinge aus und die Angst vor dem jeweils anderen ist riesengroß. Doch dann stellen sie fest, dass der andere gar nicht gefährlich wirkte und weil sie sich wiedersehen wollen, treffen sie sich heimlich. Doch irgendwann werden sie dabei erwischt und auch aus fremden Erwachsenen werden Freunde.

An sich eine sehr schöne und einfach gemachte Geschichte über Vorurteilen all jenen gegenüber, die nicht so sind wie wir. Theoretisch. Praktisch allerdings würde ich dazu raten, die Zielgruppe der ganz kleinen Bilderbuchgenießer nicht mit einem solch heiklen Thema alleine zu lassen. Sicher, die Angst vor allem, was nur ein bisschen fremd oder anders ist, ist völlig unnötig, die beiden Tierkinder sich allerdings nachts heimlich treffen zu lassen, auch! Es ist absolut notwendig, mit dem Kind über das Thema zu sprechen und ihm klarzumachen, dass es immer zu einem kommen kann mit Fragen und dass es durchaus möglich ist, dass man auch als Eltern mal von seiner Meinung abrückt. Das Kind sollte nicht warten müssen, bis es beim Schwindeln erwischt wird.

Trotzdem, mit pädagogischer Begleitung kann dieses Bilderbuch eine gute Gesprächsgrundlage sein. Es hat sehr wenig Text und sehr einfach strukturierte, äußerst farbenfrohe Bilder. Schön auch für den Kindergarten.
3.4 Stars (3,4 / 5)

David Slonim: Er kam mit der Couch

Eines der witzigsten Bilderbücher, die seit Anfang dieses Jahres erschienen sind, ist zweifellos das von David Slonim. In „Er kam mit der Couch“ entwickelt er die Idee, dass eine Familie mit einer alten Couch auch ein Männchen erwirbt, das diese bzw. die Couch partout nicht mehr verlassen will. Es leidet nämlich unter akuter Polsteritis.

Die Familie versucht alles, aber das Männchen sitzt miesmufflig auf dem Sofa und will von nichts etwas wissen. Doch eines Tages verhindert der Couchmann, dass Sophie, die Tochter der Couchbesitzer, verunglückt und gehört von da an zur Familie. Die noch größer wird, als der Hund den Sessel zerbeißt und ein neuer gekauft werden muss.

Wenig Text, witzig formuliert und kombiniert mit einfachen, aussagekräftigen Bildern, die eine Menge Humor in sich bergen. Ein schönes Bilderbuch, das nicht nur Kindern, sondern auch Erwachsenen gut gefällt und bei dem es Spaß macht, es immer wieder in die Hand zu nehmen und gemeinsam mit den Kindern über das Thema zu philosophieren.
5.0 Stars (5,0 / 5)

Marc Limoni/Günther Jakobs: Teddy Knopfauge sucht sein Zuhause

Marc Limoni ist mit „Teddy Knopfauge“ ein ausgesprochen feinfühliges Buch über wahre Freundschaft gelungen. Unterstrichen durch die ausdrucksstarken Zeichnungen von Günther Jakobs ist dieses Bilderbuch eines der ganz besonderen.

Knopfauge ist Tims Teddy und sein bester Freund. Obwohl er ziemlich abgewetzt ist und eines seiner Augen von Tims Mutter durch einen Knopf ersetzt werden musste, gibt es für Tim keinen schöneren. Durch einen dummen Zufall allerdings wird Teddy Knopfauge mit Sperrmüll verwechselt und abtransportiert. Doch einer der Müllmänner hat Mitleid mit ihm und schenkt ihn seiner Tochter. Der kleine Teddy will aber zurück zu Tim. Und er findet auch tatsächlich jemandem, der ihm da helfen kann, allerdings zu einem sehr hohen Preis….

Auch, wenn die Geschichte an sich nicht neu ist, so betrifft sie doch fast jedes Kind. Und auch die meisten Erwachsenen werden sich beim Vorlesen an das eine oder andere Kuscheltier erinnern, das sich – meist ziemlich unansehnlich – den Platz Nummer eins im Kinderherz gesichert hat. Eine Freundschaft, die oft ein Leben lang hält.
4.8 Stars (4,8 / 5)

Suzy Lee: Welle

Eines der schönsten Bilderbücher des ersten Halbjahres 2009 stammt aus der Feder der Künstlerin Suzy Lee. Ihr ist es gelungen, einen sonnigen Tag, eine verspielte Meereswelle und ein aufgewecktes kleines Mädchen in Gleichklang zu bringen.

Dieses Bilderbuch über ein Mädchen, das mit der Kraft der Natur spielt und sich auf die verschiedensten Arten mit einer Welle beschäftigt, regt zum Nachdenken an. Ganz ohne Worte lebt es von seinen eindrucksvollen Zeichnungen, die – schlicht gehalten – nicht nur Kindern, sondern vor allem auch Erwachsenen gefallen dürften.
5.0 Stars (5,0 / 5)

Uta Charlotte Stern/Manfred Tophoven: Meine Mama nur für mich

Zunächst ist Tim begeistert, als er erfährt, dass er ein Geschwisterchen bekommt. Aber bereits die ersten Gespäche mit anderen Kindergartenkindern, die schon einen Bruder oder eine Schwester haben, lassen ihn skeptisch werden….

Doch als es soweit ist, freut sich Tim sehr. Er hat jetzt einen kleinen Bruder und der findet ihn bereits neugeboren ganz toll. Stück für Stück aber schleicht sich die Realität ein. Seine Mama hat keine Zeit mehr für Tim, alles dreht sich nur um Jonas. Da wird Tim ziemlich eifersüchtig. Seine Mutter erklärt ihm aber sehr anschaulich, wie das ist mit dem Platz im Herzen und welche Rolle er für sie spielt und das beruhigt Tim dann doch.

Dieses Buch, getextet von Uta Charlotte Stern, ist gut gemacht, behandelt das Thema anschaulich, herausragend aber ist es nicht. Es ist wohl auch schwer, mit einem solchen Thema das Rad neu zu erfinden. Doch die Texte sind bereits für kleine Kinder schlüssig und auch tröstlich. Die Illustrationen von Manfred Tophoven sind von der Farbenwahl her fröhlich und detailgenau. Störend ist allerdings – und gerade bei solchen Dingen sind Kinder sehr kritisch – dass z.B. die Mutter fast durchgehend die gleiche Kleidung anhat. Bereits eine ganze Weile vor der Geburt, direkt danach und später auch noch. Mal ganz abgesehen davon, dass ihr Bauch ab dem dritten Monat nicht mehr zu wachsen scheint. Zusätzlich ist es nicht sehr realitätsnah, dass Mama am Abend fröhlich „Gute Nacht, ich geh jetzt in die Klinik“ sagt und am nächsten Morgen mit den gleichen Klamotten genauso fröhlich wieder auf der Couch liegt. Klar, sowas gibt es, aber die meisten kleinen Kinder müssen doch erst einmal damit klarkommen, dass Mama für ein paar Tage weg ist und sie sie in einem sterilen Krankenhauszimmer wiedersehen.
1.9 Stars (1,9 / 5)