Alexandra Karr-Meng: Kinder achtsam erziehen

Wut und Geschrei aus dem Familienalltag verbannen, das ist das Hauptziel dieses Buches. Es darauf zu reduzieren, wäre zu wenig. Die Autorin ist Eltern-Coach und beschäftigt sich Tag für Tag mit dem so modernen Thema „Achtsamkeit“. Was letztendlich im Bereich Erziehung Ruhe, Respekt und Wertschätzung bedeutet. Sie bietet Lösungen, die für den Alltag geeignet sind, zeigt, welche klaren Regeln wichtig sind und wie die klassischen Stresssituationen entstehen.

Viele Eltern erwarten eine ganze Menge von ihren Kindern bzw. können nicht nachvollziehen, warum sie von der Persönlichkeit her einfach so anders sind als sie selbst. Aber Menschen kommen bereits mit einem eigenen Charakter auf die Welt und hinzu kommt, dass wir Erwachsenen viele Situationen völlig anders einschätzen als die Kinder selbst. Manchmal ein Drama machen, wo keines notwendig ist und manches herunterspielen, das mehr Aufmerksamkeit bräuchte.

Gemeinsam gut durch den Gefühlsdschungel zu kommen, ist eine der Hauptaufgaben in der Erziehung. Hier der Fels in der Brandung zu bleiben und trotzdem für das Kind da zu sein, wenn notwendig – keine leichte Aufgabe. Die sich zum Beispiel mit guten Geschichten einfacher bewältigen lässt. Tipps wie diese sind genauso sinnvoll wie die Achtsamkeitsübungen und die Erklärungen, warum typische Situationen entgleist sind. Ein sinnvolles Buch für alle, die sich täglich mit Kindern beschäftigen. Und eines, das aus den Unmengen von Eltern-Ratgebern durchaus heraussticht.

Olli Merbeth-Brandtner: Pau und die Wut

Pau ist drei Jahre alt, fast vier, vielleicht auch älter. Er mag viele Dinge nicht. Zum Beispiel, wenn sie sagen, er sei noch zu klein oder schon zu groß. Und wenn so einiges zusammenkommt, dann bekommt Pau so eine Wut im Bauch und die muss raus. Und dann braucht Pau jemanden, der ihn in den Arm nimmt. Und futsch, ist sie weg, die Wut …

Dieses Buch ist zwar prinzipiell für jedes Kind geeignet, aber eigentlich hat es einen pädagogischen Stellenwert. Wie fühlt sich Wut an, was macht sie mit mir und welche Farbe hat sie eigentlich – das Kind, mit dem man dieses Buch liest, soll seine Gefühle reflektieren. Und so lernen, sie wahrzunehmen, einzuordnen und zu verarbeiten. Entsprechend allen Büchern dieser Art hält auch dieses am Schluss ein paar Worte für die Erwachsenen bereit. Diese hier allerdings gehen tiefer als üblich, versetzen sich noch mehr ins Kindliche. Damit die Erwachsenen es auch verstehen.

Olli Merbeth-Brandtner hat sechs kleinere Geschwister, selbst zwei Kinder. Dieses Buch ist entstanden, nachdem sein drittes Kind gestorben ist. Denn Wut kann auch eine mögliche Reaktion auf Verlust sein.

Andrea Flemmer: Arthrose

Man muss nicht alt sein, um unter dauernden Gelenkschmerzen zu leiden. Da genügen schon erbliche Vorbelastung, der falsche Sport in Kindheit und Jugend und die falsche Ernährung, um täglich massive Schmerzen durch Arthrose auszulösen. Und gerade diese Schmerzen, behauptet die Autorin, Diplom-Biologin und Ernährungswissenschaftlerin, kann man reduzieren. Die Maßnahmen, die dazu notwendig sind, beschreibt sie in diesem Ratgeber. Neben der richtigen Bewegung und Nahrungsmitteln, die genau auf die Verschleißerscheinung abgestimmt sind, gibt es vor allem zahlreiche Gewürze und Heilpflanzen, die in der richtigen Dosierung entscheidende Verbesserungen bringen. Dr. Andrea Flemmer hat das Rad mit diesem Buch nicht neu erfunden – aber das war auch gar nicht ihr Ziel. Stattdessen hat sie leicht verständlich gut erklärt, auf was es ankommt und wie man für sich entscheidet, ob eine Operation wirklich der richtige Weg ist.

Frei nach ihrem Motto: Diagnose Arthrose – so helfen Sie sich selbst!

Mathe – kein Problem!

Mathe ist ein Fach, das einem entweder liegt oder eben nicht. Aber auch, wenn es nicht zu den Schulfachfavoriten gehört, so ist es doch etwas, was man sich mit relativ wenig Lernaufwand erschließen kann – zumindest mit dem richtigen Lehrer oder eben der richtigen Anleitung. Dieses Buch sieht auf den ersten Blick für Mathe-Nicht-Liebhaber eher bedrohlich aus. Es ist sehr groß und schwer, aber: Das liegt vor allem daran, dass es sehr übersichtlich und bunt gestaltet ist. Der Inhalt ist so verteilt, dass er einen nicht sofort erschlägt, sondern mit seinen vielen Bildern und Auflockerungen kombiniert mit wenig Text pro Seite eher sogar ein bisschen neugierig macht. Zu jedem Thema von der ersten bis zur sechsten Klasse findet man hier Erklärungen, Aufgaben und Lösungen. Ganz gezielt kann man dank eines strukturieren Inhaltsverzeichnisses nachschlagen, wenn man etwas nicht verstanden hat – auch Eltern, die sich nicht mehr ganz sicher sind, wie das nochmal gerechnet wird oder die nicht wissen, auf welche Art man heute mit dieser oder jener Aufgabe umgeht, profitieren von einem Werk wie diesem und können auf diese Weise bestimmt so manchen Hausaufgabenstreit vermeiden.
4.0 Stars (4,0 / 5)

Monika Matschnig: Körpersprache

Es gibt Themen, die kommen einfach genauso sicher wieder wie Weihnachten. Und Körpersprache ist eines davon. Inzwischen ist es allgemein bekannt, dass nicht das, was man sagt, entscheidend ist, sondern das, wie man es sagt. Und dazu gehören neben Tonfall, Mimik und Gestik auch andere Aspekte der Körpersprache. Denn die können wir nicht ganz so einfach verbergen wie unsere Gedanken. Unser Körper vermittelt unsere Gefühle, Einstellungen zu anderen, Ablehnung oder Zuneigung – perfekte Wörter in diesem Zusammenhang – lassen sich leicht erraten, wenn man die Grundbegriffe der Körpersprache verstanden hat. Und sie lassen sich dementsprechend bis zu einem gewissen Grad auch verbergen. Bei wichtigen Gesprächen zum Beispiel, wenn man jemanden gerne näher kennenlernen möchte oder Bewerbungen.

Monika Matschnig ist Diplom-Psychologin und Körpersprache-Expertin – und ihre Tipps sind nicht schlecht. Neu erfunden hat sie das Rad aber natürlich auch nicht. Das Schöne ist, sie weiß das, und bezieht sich zum Beispiel auf einen Experten, den man schon seit Jahrzehnten kennt: Samy Molcho, von dem der Satz „Der Körper ist unser größter Schwätzer“ stammt. Besonders interessant ist übrigens ihr Kapitel über die Partnerschaft. Vor allem über erste Anzeichen eines emotionalen Rückzugs und wirksame Deeskalationssignale.
3.5 Stars (3,5 / 5)

Faszienyoga

Yoga ist absolut salontauglich geworden, selbst Männer schämen sich nicht mehr, einen entsprechenden Kurs zu besuchen. Nicht zuletzt deshalb gibt es inzwischen auch zahlreiche Ab- und Unterarten, die mit der Mode gehen. Die Verbindung zwischen „Faszien“ und „Yoga“ scheint auf den ersten Blick ein ebensolcher Trend zu sein. Doch weit gefehlt. Denn letztendlich konzentriert man sich beim Yoga schon immer auf das Bindegewebe und die Dehnung. Man hat es nur nicht extra bezeichnet. Faszien sind das Spannungsnetzwerk des Körpers und können, vereinfacht gesagt, bei zu viel Anspannung auch starke Schmerzen auslösen. Bei älteren Menschen, und wir sprechen hier bereits von 35-Jährigen, ist das Fasziengewebe verklebt und verdickt und macht daher immer mehr Schwierigkeiten, sich einfach und leicht zu bewegen. Wer jetzt in die Schonhaltung geht, macht alles nur noch schlimmer. Und genau hier greift das Buch von Mattheus Els an. Er hat Tanz, Bewegung und Yoga studiert und hat sich seit vielen Jahren auf das Bindegewebe spezialisiert. In sehr einfachen Worten – problemlos auch für Laien verständlich – und unterstützt von gut gemachten Bildern erklärt der Autor, was notwendig ist, wie man vorgeht und was man vermeiden sollte. Er zeigt bestimmte Übungen, die sich besonders gut für die Lockerung des Fasziengewebes eignen und erklärt ganz nebenbei viel Yogawissen. Aufgesprungen auf einen Trend, aber trotzdem: Ein schönes Buch vor allem für Anfänger. Die sich, wenn sie diese Übungen ein paar Mal durchgezogen haben, fühlen werden als wären sie „gestreckt“ worden.
3.4 Stars (3,4 / 5)

F.X. Mayr für zuhause

Basisch leben, den Körper mal so richtig entsäuern – wer heutzutage kein Yoga macht oder mit dem Faszienball hantiert, der lässt sich zumindest darauf ein. Klingt ja auch ganz nett: Einfach die sauren Lebensmittel weglassen und schon wird alles besser: Haut, Stimmung, Gewicht.
Doch ganz so einfach ist es dann doch nicht. Es gilt Eigenverantwortung zu übernehmen und auch hier, den inneren Schweinehund zu überwinden. „Eine Ernährungsumstellung gleicht einer Reise auf zwei Ebenen: der kulinarischen und der mentalen. Der dafür benötigte Reiseführer ist dieses Buch.“ Wobei die Rezepte nicht alle unter den Aspekt „schnelle Küche“ fallen, eher wird dem Thema Essen als Lebensgenuss das Kochen als Lebensgefühl an die Seite gestellt. Möglicherweise nicht immer nach jedermanns Geschmack. Und nicht immer absolut alltagstauglich.

Der gerade für den Anfänger besonders interessante Aspekt, welche Lebensmittel basisch sind und welche Basenräuber, kommt bei diesem Buch in der einfachen Übersicht ebenfalls ein wenig zu kurz. Hier gibt es für den Einsteiger deutlich bessere. Auch die Absätze über Nahrungsmittelunverträglichkeiten und den Darm als Ernährungsgehirn an sich hätten durchaus ausführlicher ausfallen dürfen. Genau wie die optische Gestaltung, die doch eher bei den Basics bleibt. Und damit die Unmotivierten sicher nicht besonders motiviert.
1.5 Stars (1,5 / 5)

Gudrun Ongania: An die Töpfe, gärtnern, los!

Die Autorin gehört zu denjenigen, die einfach in der Mitte des Lebens noch einmal neu anfangen. Sie war Unternehmensberaterin, tauschte den spießigen Anzug gegen Gartenhandschuhe und machte nicht nur ein bisschen auf Midlife-Crisis, sondern gründete „VEG and the City“, um Menschen dazu zu bringen, Gemüse in der Stadt anzubauen. Dazu entwickelte sie ein ganz eigenes platzsparendes System, so genannte Erntestationen, bei denen man in die Höhe geht statt in die Breite. Das Ganze machte sie dermaßen erfolgreich, dass sie sogar vom WWF einen Förderpreis bekam.

Vor diesem Hntergrund ist ihr Bildband gleich noch interessanter. Sie erklärt die Notwendigkeit urbaner Gärten, unser Sehnen nach dem Ursprünglichen, hilft, Ecken zu finden, die sich eignen und beschreibt verschiedene Gartentypen inklusive Zeitbudget.

Vielleicht muss der Otto-Normalverbraucher-Garten-oder-Balkon-Begrüner nicht ganz so in die Tiefe gehen, wie sie es tut, aber interessant ist es auf jeden Fall, sich einmal mit pH-Werten und verschiedenen Erde-Typen auseinanderzusetzen. Besonders viel Spaß macht es aber, einfach ein bisschen herumzublättern, die Fotos von Johanna Muther zu bewundern und sich so Lust zu machen, einfach mal wieder etwas Ursprüngliches zu tun. Und wenn man nur Kartoffeln im Sack anlegt.

Eine schöne Ergänzung sind die Rezepte zum Schluss. Überbackene Salbeiblätter oder mit Reis gefüllte Zucchiniblüten sind schließlich nichts, was man alle Tage auf dem Tisch hätte.
4.5 Stars (4,5 / 5)

Theresa Thönnissen: Mein Jahr als Säugetier

Kein Zweifel: Wer zum ersten Mal ein Baby bekommt und nicht zufällig einen ganzen Stall vorher bei Verwandten oder Freunden betreut hat, der wird ziemlich überrascht werden. Denn ein Baby zu haben ist nicht das, was man sich gemeinhin drunter vorstellt. Mütter und auch Väter von heute, oft der Einzelkindgeneration entwachsen, haben heutzutage keine Ahnung von dem, was auf sie zukommt. Learning by doing ist angesagt und meist dauert es nur wenige Wochen, bis sich die kleine Familie aufeinander eingespielt hat. Besonders geschockt war Theresa Thönnissen, selbst ein Kind der Fläschchen-Generation, vom Stillen und allem, was dazugehört: Brüste wie Melonen, Milchpumpen, bei denen man sich vorkommt wie gemolken, Stillhütchen, Brust geben in der Öffentlichkeit mit all seinen netten Facetten, nasse Flecken auf dem Shirt, wenn nur ein schreiendes Baby im Fernsehen kommt und dem dann folgenden Möhrchenmassaker.

Dieses Buch kann Illusionen rauben und gleichzeitig vermitteln, wie zauberhaft es ist, mit einem neugeborenen Wesen die Welt zu entdecken. Mit viel Humor setzt sich die Autorin mit diesen ersten Monaten ihres Mutterdaseins auseinander. Man kann jetzt nicht sagen, dass sie sich wirklich von all den anderen Autoren bzw. Autorinnen dieser Art Literatur gravierend unterscheidet, aber sie ist auch lang nicht so langweilig wie viele unter ihnen. Was wohl daran liegt, dass Sprache ihr Metier ist.
2.4 Stars (2,4 / 5)

Barbara Berckhan: Wie Sie anderen den Stachel ziehen, ohne sich zu stechen

So manch einer macht einem das Leben schwer: Schwierige Menschen können sehr distanziert sein, unentschlossen, cholerisch, sie können sich das Maul zerreißen über andere oder dauernd beleidigt sein – Varianten gibt es viele. Die, wenn wir ehrlich sind, alle auch ins uns stecken. Genau deswegen behandelt die Autorin ‚schwierige Menschen‘ auch nicht als Kategorie, sondern mit Verständnis: „Das Verständnis, das ich mir auch für mein Schwierigsein wünsche.“ Barbara Berckhan ist Kommunikationstrainerin und ihre Art zu schreiben zeugt nicht nur von Kompetenz, sondern auch von einer guten Prise Humor.
Menschen, die wir als schwierig bezeichnen, haben Muster entwickelt. Ein über Jahre antrainiertes und erlerntes Verhalten wird immer wieder abgespult und nervt dabei die anderen. Wie solche Verhaltensmuster bereits in der Kindheit entstehen, wie man die Fesseln der Gewohnheit abstreifen kann und warum man nicht gleich jeden, der sie im Übermaß zeigt, verurteilen sollte, das erfährt man gewohnt übersichtlich in diesem GU-Band. Besonders interessant der selbstkritische Aspekt. Das Beleuchten des Anteils, der von jedem schwierigen Charakterzug auch in uns steckt. Inklusive der Tipps, was man lernen kann aus dem Umgang mit dem Nörgler, dem Antriebslosen oder dem Wüterich. Denn in all diesen Eigenschaften stecken – in der richtigen Dosis – wichtige Kernkompetenzen, die man sich selbst ebenfalls zunutze machen kann.
Ein Plädoyer für die Toleranz und die Tugend, aus allem das Beste zu machen.