Lorenzo Marone: Der erste Tag vom Rest meines Lebens

Cesare ist Witwer, die Beziehung zu seiner Tochter etwas unterkühlt, gleiches gilt für seinen schwulen Sohn. Gefühle zu zeigen wäre sowieso undenkbar – denkt er. Doch dann kommt es anders für den alten Mann.

Man kann einfach nicht anders, man muss ihn mögen, diesen schrulligen, zynischen, motzigen alten Kerl, der mit seinen paarundsiebizg Jahren versucht, sein Leben in Ruhe abzuschließen. Bloß lassen ihn die anderen nicht. Vor allem Emma nicht, seine neue Nachbarin, deren traurige, verzweifelte Augen dem Lebenserfahrenen schnell verraten, dass in ihrem Leben so ziemlich alles schiefläuft. Eigentlich wollte sich Cesare nicht einmischen, aber dann kann er nicht mehr anders. Und kämpft für Emma mit ein paar weiteren tapferen, betagten Mitstreitern – ein Kampf, der auch Cesare selbst wieder zurück ins Leben katapultiert. Ob er will oder nicht.

Der Sarkasmus, der ironische Unterton, mit dem Cesare erzählt, die brillante Leistung des Sprechers Peter Weis – es ist ein Genuss, diesem Roman zwischen Verbitterung und Optimismus zuzuhören.

Der Autor ist übrigens eigentlich Jurist – doch das Schreiben scheint ihm mehr Spaß zu machen. Was sein Leser ihm dankt.
4.1 Stars (4,1 / 5)

Tip Toi: Mein großer Weltatlas

Am Anfang herrschte ja ein bisschen Skepsis, ob sich dieses System durchsetzen würde, doch inzwischen hat sich tiptoi einen Namen gemacht und ist aus den Kinderzimmern nicht mehr wegzudenken. Mithilfe des orangenen, sprechenden Stifts ist ein Buch nicht mehr nur ein Buch, sondern auch ein interaktives Medium.

Zudem bietet das System für die noch nicht lesekundigen Vorschüler einen netten Zeitvertreib, wenn grad mal keiner Zeit hat zum Vorlesen. Ein Ersatz ist es nicht, aber eine super Ergänzung. Und eine Quelle des Wissens.

Wie zum Beispiel der Titel: „Mein großer Weltatlas“. Über 1500 Geräusche und Texte bietet dieses audiodigitale Lernsystem. Man lernt etwas über die Kontinente, über Flüsse und Gebirge, Bräuche, Flora und Fauna und vor allem über Artenvielfalt in jeglicher Hinsicht. Man kann zahlreiche Spiele spielen und viel entdecken. Allerdings gibt der Verlag die Altersgruppe zu Recht mit fünf bis acht Jahren an, denn für größere Grundschulkinder hätte es noch viel mehr Infos über die einzelnen Länder und Bräuche gebraucht.
3.2 Stars (3,2 / 5)

David Safier: Mieses Karma hoch zwei

Es war sein Debut und es war ein international voller Erfolg. David Safier landete mit dem miesen Karma 2007 einen Rundumschlag. Inzwischen ist der lang ersehnte zweite Band herausgekommen und wieder geht es um Wiedergeburt – die Protagonisten allerdings sind andere. Daisy und Mark, beide bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Die zwei können sich absolut nicht leiden, haben aber eines gemeinsam: echt mieses Karma. Zur Strafe verbannt Buddha höchstpersönlich sie – welche Wunder – in die Körper von Ameisen. Wobei sie noch Glück haben, denn es hätte ja auch eine verstaubte Zimmerpflanze sein können. In irgendeinem grauen Büro – unterste Wiedergeburtsschublade sozusagen. Aber Daisy und Mark zeigen sich trotzdem kein bisschen dankbar. Weder als Ameisen, noch als Schnecken, Goldfische oder Störche. Dabei gibt ihnen die Suche nach dem Nirwana das, was das Nirwana durchaus sein könnte: reine Liebe.

Ein Abklatsch des ersten Parts? Das Äußere sowie der Titel lassen es vermuten. Aber dann ist doch mehr drin als erwartet. Wieder einmal ein typischer Safier. Mit dem eingelösten Versprechen auf Stunden mit Dauergrinsen im Gesicht. Besonders gut geeignet auch als Begleiter für eintönige Autofahrten – mit diesem Hörbuch schläft man bestimmt nicht ein!

David Safier ist übrigens nicht nur ein begnadeter Schriftsteller. Für seine TV-Serie „Berlin, Berlin“ gewann er sowohl den Grimme-Preis als auch den International Emmy.
3.8 Stars (3,8 / 5)

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Jedermann für jedes Kind

Hugo von Hofmannsthal, sein Jedermann und die Stadt Salzburg sind eng miteinander verbunden. Für uns Erwachsene. Kindern ist der Jedermann in der Regel fremd. Und das auch, weil er so ist, wie sie nie sind. Habgierig, selbstbezogen, geldgeil und egoistisch. Doch als der Tod kommt, wird ihm das klar, dem Jedermann, der so ist wie irgendwie jeder Mann, und im letzten Moment kommt er zur Besinnung. Die Gestalt der Guten Werke hilft ihm dabei und rettet ihn so vor dem Fegefeuer.

Es ist eine harte Kost, die Kindern hier von Werner Thuswaldner nacherzählt wird. Auch die Illustrationen von Julian Crouch – die auf einer Produktion der Salzburger Festspiele basieren – sind nicht gerade gefällig. Aber der Text ist leicht verständlich und der Inhalt jedem Kind sofort klar. Wer so handelt und denkt wie der Jedermann, der kann von Glück sagen, wenn so eine kindliche Gestalt daherkommt und ihn belehrt. Das ist irgendwie wie im richtigen Leben. Denn wer Kinder hat, dem wird klar, was wirklich wichtig ist im Leben!

Ein sehr schönes und zartes Heranführen an ein Werk wie dieses. Allerdings sicher nicht für jedes Kind geeignet. Dafür aber mit Sicherheit für jeden kulturbegeisterten Erwachsenen.
3.9 Stars (3,9 / 5)

Melanie Grässer/Eike Hovermann: Gelassen durch die Babyzeit

Eltern fehlt es heute an Vorbildern. Das Projekt Kind lebt damit nicht von der Erfahrung, sondern muss mithilfe von Ratgebern unterstützt werden. Das ist, wenn man deren Stellenwert nicht zu hoch hängt, sicher nicht verkehrt. Denn auch die Ratschläge, die man aus dem Familien- oder Freundeskreis bekommt, sind meist sehr subjektiv und oftmals auch nicht von einem Kind aufs andere übertragbar. Letztendlich müssen alle Eltern ihren eigenen Weg finden und wenn sie ein wenig auf ihre Intuition vertrauen, geschieht das auch relativ schnell und sie werden DIE Experten für ihr eigenes Kind.
Bis dahin ist es gut, wenn man sich einen Ratgeber sucht, der von vielen Autoren lebt. Denn nur dann kann man sicher sein, nicht einfach auf den verlängerten Arm der Subjektivität hereinzufallen. Aus diesem Blickwinkel ist ein Ratgeber wie dieser nicht der Schlechteste. Von der Hebamme über die Physiotherapeutin, vom Logopäden bis zum Jugendamtsleiter sind hier viele Meinungen eingegangen ins Ganze. Und die sind meist recht vernünftig. Weder werden Mütter vorverurteilt, die nicht stillen, noch werden unsinnige „Schlafprogramme“ unterstützt. Die üblichen Widersprüchlichkeiten, zum Beispiel beim Thema Ernährung, sind aber auch hier zu spüren. Hier gilt es einfach, seinen eigenen Weg zu finden und sich darüber klar zu werden, dass niemand so genau weiß, was richtig und was falsch ist und dass das, was heute als richtig gilt, gerade bei der Babyernährung morgen schon wieder falsch sein kann. Schade ist, dass auch diese Autoren es nicht lassen konnten, Kinderentwicklung in Tabellen zu quetschen – wobei sie diese aber immerhin gleich wieder relativieren und mit Beispielen aus eigener Erfahrung ins rechte Licht rücken. Besonders erwähnenswert ist die Tatsache, dass bei diesem Ratgeber nicht alles ins rosahellblaue Licht gerückt wird. Und zwar mit genau der Ehrlichkeit, die notwendig ist, um frischgebackenen Eltern zu zeigen, dass sie nicht alleine sind mit ihren auch mal negativen Gefühlen und wann sie sich Hilfe von außen holen sollten. Ohne sich dafür schämen zu müssen.
Ein Babyratgeber, der wirklich aus der Reihe sticht und jungen Eltern nur empfohlen werden kann.
4.5 Stars (4,5 / 5)

Ulrike Kuckero: Das doppelte Christkind

Die Klasse 4c ist der Alptraum jedes Lehrers. Keinerlei Disziplin, Chaos pur, stehengeblieben auf dem Wissen der zweiten Klasse. Doch dann kommt die neue Lehrerin und verblüfft die renitenten Schüler mit pädagogischen Methoden, die die Klasse so nicht kennt. Und dann will sie mit ihnen auch noch bei einem Wettbewerb mitmachen und zur Vorbereitung in eine Schullandheim – das haut sogar den Direktor um, der sich dann aber sogar überreden lässt, die Klasse zu begleiten. Und der ziemlich positive überrascht wird.

Wenn man dieses Buch vorliest, wünscht man sich in einer Tour mehr Lehrer wie Frau Klopstock. Das Buch, das man übrigens nicht nur in der Vorweihnachtszeit lesen kann, ist witzig geschrieben, prima zum Selber- aber auch zum Vorlesen geeignet und wirkt in manchen Punkten wie ein Spiegel einer jeden Klasse – denn überall gibt es Kinder wie die dort beschriebenen. Deren Potenzial einfach noch niemand erkannt hat.
5.0 Stars (5,0 / 5)

Leslie Kaminoff: Yoga Anatomie

Dieses Buch, eine erweiterte Neuauflage, sieht sich nicht als komplette Studie der menschlichen Anatomie oder gar des Wissens über Yoga, verbindet aber beides sehr interessant vor allem für diejenigen, die sich tiefer damit beschäftigen wollen, welche Auswirkungen die einzelnen Asanas, Bewegungen und Atemtechniken tatsächlich auf den Körper haben. Typische Yogastellungen werden sehr anschaulich anhand des Muskel- und Sehnenbildes gezeigt. Es wird verdeutlicht, welche Areale in Anspruch genommen werden – inklusive einer Beschreibung in Wortform.

Die Autorinnen möchten den Lesern die Vorstellung nahebringen, dass sie einen Geist und einen Körper besitzen, der ein- und ausatmet und sich in einem Gravitationsfeld bewegt und welchen Nutzen man aus Yoga ziehen kann. Von effizienterer Bewegung bis zum klareren Geist. Man lernt etwas über Zwerchfellatmung, richtigen Stand und die Rolle der Wirbelsäule. Nicht unbedingt zu empfehlen für Yoga-Anfänger. Für Fortgeschrittene aber, für solche, die spezielle körperliche Probleme haben und natürlich für Lehrende als Unterstützung ist dieses Buch genau richtig.
4.1 Stars (4,1 / 5)

Erkläre mir die Weihnachtszeit

Wer hatte eigentlich die Idee zum Adventskranz und wieso hatte der erste Adventskranz zwanzig kleine und vier große Kerzen? Wie baut man eine Krippe auf, was hat der Nikolaus, der übrigens in der Türkei gelebt hat, mit drei armen Mädchen zu tun? Und was haben eigentlich die Äpfel am Weihnachtsbaum mit dem Paradies zu tun?

Diese Fragen beantwortet ein kleines und anschauliches Büchlein aus der Reihe „Der kleine Himmelsbote“, einer religiöse Reihe für die Kleinsten. Das geeignete Alter für dieses Buch ist allerdings allerfrühestens ab vier oder sogar erst ab fünf, auch wenn sein Aussehen und die enthaltenen Zeichnungen anderes vermuten lassen. Denn leider ist die Sprache nicht ganz so kindgerecht wie auf dem Cover angegeben. Viel zu viele Nebensätze. Am besten wäre es eigentlich gewesen, ein solches Buch so zu gestalten, dass Erstleser es selbst schon lesen können. Denn die Erstklässler sind in der Regel bis Weihnachten so weit – und hätten sicher ihren Spaß daran. Auf diese Weise wäre auch garantiert, dass die Sprache einfach genug für Kleinkinder wäre.

Wenn man sich aber nicht von der Aufmachung des Buches in die Irre führen lässt und dieses Buch mit einem großen Kindergarten- oder einem kleinen Schulkind liest, dann ist es sehr informativ und liefert auch Erwachsenen noch die eine oder andere Information zu Weihnachten und vor allem rund um die Bräuche bis zum 6. Januar, die man entweder gar nicht wusste oder mit Sicherheit schon wieder vergessen hat.

Ingmar Wendland, der Autor, zeigt liebevoll und unaufgeregt, dass die Monate Dezember und Januar einem jahrtausendealten Rhythmus folgen und Weihnachten mehr ist als nur beschenkt zu werden.
3.4 Stars (3,4 / 5)

Rowan Coleman: Zwanzig Zeilen Liebe

Stella arbeitet in einem Hospiz. Und schreibt dort für die Betreuten ihre letzten Briefe, schreibt für sie Dinge auf, die sie noch belasten und überreicht diese Briefe, wenn diejenigen, die noch etwas auf Herzen hatten, verstorben sind. Dabei hat Stella selbst genug Probleme. Denn ihre Ehe ist einer großen Belastungsprobe ausgesetzt. Ihr Mann war Soldat und hat ein Bein verloren. Darüber kommt er nicht hinweg, genauso wie über das, was er erlebt hat. Am schlimmsten aber ist für ihn, dass er sich schuld fühlt am Tod seines besten Freundes – bzw. Stella irgendwie die Schuld dafür gibt. Weil er für sie leben wollte.

Dieses Buch von Rowan Coleman – zeigt einem, wie kostbar Erinnerungen sind, dass es immer noch einen Weg gibt und dass man sich darüber bewusst sein sollte, dass es, wenn man zu lange zögert, einfach schon zu spät sein kann.

„Zwanzig Zeilen Liebe“ ist nicht wirklich ein Liebes-, sondern eher ein Lebensroman. Einer von denen, die einem etwas mitgeben, bei denen man nach lange danach nachdenkt über den Stoff und den Bezug zum eigenen Leben. Ähnlich wie es bei „Einfach unvergesslich“ ist, wobei Letzteres noch einen Tick besser war.

Das Hörbuch wird gelesen – und zwar ungekürzt auf zwei mp3-CDs – von einem hochkarätigen Sprecherensemble, bei dem das Zuhören richtig viel Spaß macht. Gerade, aber nicht nur in der Vorweihnachtszeit trifft es den Nerv.
3.9 Stars (3,9 / 5)

Der Grüffelo – Meine wunderbare Weihnachtszeit

Die meisten Adventskalender können gut und gerne noch einen ihnen ähnlich gearteten Gesellen in ihrer Nähe vertragen. So einen wie diesen. Dieses kleine, viereckige Paket enthält eine ganze Menge Dinge, die die so spannenden Vorweihnachtszeit ein wenig verkürzen können:
Gemeinsam mit dem gerade bei kleineren Kindern äußerst beliebten Grüffelo und dem Grüffelokind kann man 24 Tage lang basteln, backen, dekorieren, singen und spielen. Also genau das tun, was man eigentlich immer vorhat, wenn man kleine Kinder hat. Denn für die, und das sollte man in der oft eher wenig besinnlichen Vorweihnachtszeit nie vergessen, muss das weihnachtliche Fest nicht perfekt sein. Sie wünschen es sich – genau wie wir alle eigentlich – friedlich und ohne Hektik.
4.0 Stars (4,0 / 5)