WALKO: Der wilde Räuber Donnerpups: die Räuberprüfung

Im Donnerwald, da donnert es. Und zwar nicht nur bei Gewitter, sondern auch bei eigentlich schönsten Sonnenschein. Man sagt, dass wilde Räuber darin hausen – und Robin will das genauer wissen. Er lässt sich nicht abschrecken, sondern wandert mutig hinein in das grüne Dickicht. Und eigentlich muss er ja nur dem Krach folgen, um die Schurken zu entdecken. Sie sehen so aus, wie man sich das von Schurken so vorstellt. So, als ob mit ihnen nicht gut Kirschen essen wäre. Robin will sich gerade wieder leise zurückziehen, da wird er überwältigt. Das schlaue Kerlchen greift zu einem Trick und erklärt der verdutzen Räuberbande, dass er eigentlich auch Bandit werden wollte, sie ihm aber viel zu langweilig und brav seien. Das lassen sich diese nicht einfach so sagen und versuchen mit allen Mitteln, den kleinen Jungen vom Gegenteil zu überzeugen.

Mit List und Tücke gelingt es Robin, sich nicht nur die Räuber vom Hals zu halten, sondern sie auch noch zu beeindrucken. Beziehungsweise nervös zu machen. Und hier kommt das ins Spiel, was gerade kleinere Jungs zum Brüllen komisch finden: der Donnerpups des Räuberhauptmanns. Vor allem, wenn dieser auch noch mit dem beiliegenden Pupskissen nachgemacht werden kann. Das mit zahlreichen Details illustrierte Bilderbuch spielt sowohl mit dieser Thematik als auch mit den Themen Mut, Leichtsinn und Vertrauen. Dass die Räuber dabei sogar feststellen, dass man Bücher nicht nur als Klopapier verwenden kann, ist ein netter Nebeneffekt, der allerdings etwas sehr gewollt noch schnell am Schluss eingebaut ist.

Von der Menge des Textes her ist das Buch genau richtig für eine gemütliche Vorleserunde zwischendrin. Der Text selbst könnte aber durchaus flüssiger sein. Mal sehen, wie es im zweiten Band sein wird, der bereits im März 2017 erscheint und bei dem Außerirdische das Räuberleben durcheinanderbringen.

Der Kinderbuchautor Walko, im wahren Leben Walter Kössler, ist sein eigener Illustrator. Hat Trickfilm und Animations-Erfahrung und ist der Erfinder der Kinderbuchreihe „Hase und Holunderbär“.
3.0 Stars (3,0 / 5)

Annette Langen/Anne-Kathrin Behl: Graciella will ein Einhorn sein

Allein der Titel und das niedliche Nashornmädchen vorne drauf versprechen ein lustiges Bilderbuch über die Eitelkeit, über das Finden dessen, was zu einem passt und Träume, die man sich verwirklichen kann, wenn man nur richtig will. Egal, wie aussichtslos die Situation erscheint.

So denkt man, wenn man dieses Bilderbuch in die Hand nimmt – und wird dann leider total enttäuscht.
Zum einen ist es zu wenig Text und dieser ist sozusagen unvorlesbar, ein absolutes No-Go bei einem Bilderbuch, und dann ist Graciella nicht nur ein fürchterlich vorlautes Gör, die Geschichte nimmt auch noch eine sehr unschöne Wendung. Es soll ein Buch sein über das Selbstständigwerden, über den Mut, den man braucht und über die Macht des inneren Glauben. Aber Annette Langen, die Mutter des berühmten kleinen Hasen Felix, hat hier deutlich daneben gegriffen. Und auch die Illustrationen verlieren zunehmend, sozusagen von Seite zu Seite mehr, an Charme. Ein Bilderbuch, von dem man leider sagen muss: Absolut nicht zu empfehlen.
0.5 Stars (0,5 / 5)

Sebastian Meschenmoser: Rotkäppchen hat keine Lust

Der hungrige Wolf kann zunächst sein Glück nicht fassen, als ihm glatt ein süßes kleines Mädchen über den Weg läuft. Perfekt als Mahlzeit, denkt er sich und da er weiß, dass man kleine Mädchen erst umgarnen muss, wenn man möchte, dass diese mit einem mitgehen, fragt er höflich nach, wohin des Weges sie denn sei. Sie will zur Großmutter. Oder besser gesagt, sie will eigentlich nicht. Denn sie kann sich Schöneres vorstellen, als an einem Sonntagnachmittag durch den Wald zu hatschen, nur um der Oma zu gratulieren. Der Wolf kann es nicht fassen: Was ist sie nur für eine Enkelin? Hat als Geschenk einen ollen Kaugummi, einen Ziegelstein und eine alte Socke dabei. Keinen Wein, keinen Kuchen, keine Blumen – nichts von dem, was Großmütter eben so mögen. Das kann er nicht mit ansehen und der Wolf kümmert sich darum, dass Omas Geburtstag sich auch wirklich Jubeltag nennen kann. Dabei verstehen sich Wolf und Oma gleich so gut, dass der Vierbeiner bei ihr einzieht.

Allein Rotkäppchens Gesicht ist unübertroffen. Der Trotz steht ihr gut. Aber das ist nicht das einzige Geniale an diesem Kinderbuch. Einfach anders ist auch die Art und Weise, mit der die kindlichen Leser hier erklärt bekommen, warum man nicht allein im Wald umherstreifen sollte und wie die bösen Wölfe dieser Welt vorgehen. Allein lesen lassen sollte man die Kinder dieses Bilderbuch aber nicht – es ist doch durchaus erklärungsbedürftig. Und am Schluss leider auch nicht logisch. Punktabzug.
4.0 Stars (4,0 / 5)

Nikolai Popov: Warum?

Dieses Kinderbuch ist nicht neu, nur neu aufgelegt – aber leider trotzdem tagesaktuell. Der als jähzornig geltende Kim Jong Un spielt ein bisschen mit Atomwaffen, Boko Haram wütet nicht nur in Nigeria, die Ukraine wird gebeutelt, der Terror des IS steht bei uns vor der Tür… es gibt kaum ein Kind mehr in den deutschen Großstädten, das nicht eines kennt, das flüchten musste. Unsere Besorgnis überträgt sich auf die Kinder, die Nachrichten sind manchmal kaum zu ertragen und erschrecken immer wieder zwischen fröhlichem Geplapper aus Radio und Fernsehen. Das Thema Krieg kann nicht totgeschwiegen werden, die Kinder bekommen es mit, ob man will oder nicht.

Es gibt zahlreiche Kinderbücher für jedes Alter, die sich auf ihre Weise mit dem Thema beschäftigen. Und dabei helfen wollen, Gehörtes und Gesehenes zu verarbeiten. Von Claude Dubois „Akim rennt“, das man bereits mit Sechsjährigen lesen kann bis zu „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“, das man frühestens ab zwölf lesen sollte. Auch bei Minedition hat man sich mit dem Thema auseinandergesetzt und ein Buch mit dem Titel „Warum?“ herausgebracht, das vor allem durch seine Bilder lebt. Es erklärt auf ganz einfache Weise, wie ein klassischer Krieg entsteht und dass man schon im Kleinen viel verhindern könnte. Frei nach Ottfried Preußlers Motto: „Mit Mut und Entschlossenheit lässt sich manches gegen Gewalt und Willkür bewirken auf dieser Welt – übrigens auch im Frieden.“

Nikolai Popov arbeitet mit den Farben, lässt ihnen den Vortritt. Leicht und beschwingt beginnen die Zeichnungen, zunehmend wird es düsterer und dunkler. Gewalt und die erzeugte Gegengewalt, der Hass und die Wut – die Farben, die man damit in Verbindung bringt, nehmen immer mehr überhand. Ein Buch mit einem eigentlich traurigen Ende, aber auch hier ist „eigentlich“ wieder eine Einschränkung, denn Popov lässt es seinen kleinen tierischen Hauptfiguren offen, es in Zukunft besser zu machen. Die Gewaltspirale zu unterbrechen. Und so langfristig für Frieden zu sorgen. Schwer einzuschätzen, ab welchem Alter ein solches Buch verwendet werden sollte – hier hängt es stark vom Entwicklungsstand des Kindes und vor allem von seinen Fragen ab. Denn gerade ein Buch wie „Warum?“ eignet sich, um Unverständliches ein wenig besser zu „begreifen“. Antworten kann es auch nicht liefern.

„Warum?“ ist eines der Bilderbücher, die man auch Älteren nahelegen kann. Als Anregung für Diskussionen zum Beispiel im Schulunterricht, aber auch als Symbol der ausgestreckten Hand nach einem Streit.

3.2 Stars (3,2 / 5)

Paul Maar/Helga Bansch: Greta und die magischen Steine

Als sie klein war, hat Greta noch oft nach dem Vater gefragt. Konnte nicht glauben, dass er nicht mehr zu ihr zurück käme. Als sie älter wurde, nahm sie es hin, dass er wohl sein Leben gelassen hat auf dem Weg zum erhofften Reichtum als Matrose. Die Mutter kämpft mit dem Alltag, musste ihre Tiere verkaufen und lebt nun mit der Tochter von einem kleinen Garten und einer Kuh – mehr schlecht als recht. Eine durstige Bettlerin weist sie trotzdem nicht ab. Und auch ihre Tochter hat ein großes Herz und wie so oft, ist die Bettlerin so gar nicht das, was sie zu sein scheint. Und sie sagt Greta einen wichtigen Satz: „Wenn du ihn nicht suchst, wird er nicht kommen“ – also beginnt das Mädchen zu suchen, geht, nur begleitet von ihrem treuen Hund Karo, den weiten Weg zum Meer und lässt sich dort auf die Magie ein, die ihr begegnet….

Ein Buch, das man so schnell nicht wieder vergisst. Das seine Spuren in uns hinterlässt und zum Nachdenken anregt. Oder zum Hoffen. Oder beides.
Der Bamberger Autor, den man vor allem durch das Sams kennt, geht hier einen ganz anderen Weg. Tiefgründig und mit Zeichnungen unterlegt, die die Stimmung des Textes perfekt unterstreichen. Die nicht nur das Kind einladen zu verweilen und Details zu betrachten.
4.5 Stars (4,5 / 5)

Drew Daywalt/Oliver Jeffers: Der Streik der Farben

“Wir müssen reden“ ist ein Satz, den keiner von uns gerne hört. Denn in der Regel bedeutet er nichts Gutes. Wenn der Satz dann gleich mehrfach von allen Seiten kommt, dann muss man sich echt was einfallen lassen. So geht es Duncan gerade, dem vonseiten seiner Buntstifte ein ziemlicher harter Wind entgegenweht. Das Beige beschwert sich, dass es dauernd „senfgelb“ oder „hellbraun“ genannt wird und nie auch mal einen Bären malen darf wie das Braun, sondern höchstens mal doofes Getreide. Das Grau ist völlig überarbeitet, weil alle grauen Tiere, wie Elefanten oder Nashörner, so immens groß sind, das Rot hat viel zu viel zu tun, sogar in den Ferien muss es Weihnachtsmänner und Ähnliches malen, das Pink hat auch mal Bock auf Drachen und das Grün ist zwar grundsätzlich mit dem Malen von Drachen zufrieden, ist aber höchst genervt vom Streit zwischen Gelb und Orange, wer denn nun Duncans Sonnenfarbe sei. Aber kein Problem für einen kreativen Jungen…

Dieses Bilderbuch verdient tausend Preise. Die Idee ist wirklich genial und die Umsetzung, man kann es nicht anders sagen, total putzig. Man hat richtig Mitleid mit den Stiften, vor allem dem nackten Rosa. Es gibt Bilderbücher, die eignen sich nicht nur für Vorschulkinder, sondern die werden auch von den Großen geliebt und dieses ist eines davon. Chapeau!
5.0 Stars (5,0 / 5)

Engler/Tourlonias: Ich bin ein Tiger

Man nimmt dieses Buch über einen kleinen „Tiger“-Jungen und seinen Tagesablauf in die Hand und kann nicht anders: Man muss an Calvin und Hobbes denken. Aber wer deren Humor mag, der freut sich ja entsprechend auf ein richtig cool gemachtes Kinderbuch. Und ja, die Zeichnungen sind richtig cool. Da hat Mademoiselle Joelle genau den Punkt getroffen, der die Zielgruppe ab drei, vier bis hin zu Erstklässlern anspricht. Was man von den Texten des Autoren Michael Engler zumindest diesmal nicht behaupten kann. Laaaaaaangweilig, war der Kommentar der kleinen Bilderbuchversuchskaninchen, die für das Buchblögchen im Einsatz sind. Logisch, sie sind kritisch, aber sie sind einfach Besseres gewohnt. Obwohl, als Einschlafbuch könnte sich die Geschichte vielleicht doch noch eignen. In den Schlaf gelangweilt sozusagen.
1.0 Stars (1,0 / 5)

http://www.michaelengler.com/

Die Geschichte vom kleinen Siebenschläfer, der nicht aufwachen wollte

Sabine Bohlmann ist fast schon ein Garant für gelungen. Und auch dieses Buch, das dem aufgeweckten, bereits bekannten Siebenschläfer gilt, der diesmal gar nicht aufwachen will, ist wieder eines aus der Kategorie putzig.

Ganz klar, wer am „Abend“ zu lang wach ist, kommt am Morgen nicht aus den Federn. Und so geht es auch dem kleinen Siebenschläfer, der zu Frühlingsbeginn so gar nicht in die Gänge kommt. Egal, was die anderen Tiere auch versuchen, er pennt tief und fest. Bis es plötzlich ganz still ist. Denn da ist er nun mal wie alle Kinder: Die totale Stille ist beunruhigend – ein nett verpackter Hinweis an all die Eltern, die ihr Telefon und ihre Klingel abstellen, wenn das Kind schläft und die sich wundern, warum genau das so gar nicht richtig klappen will…
Und genau das ist es, was Sabine Bohlmann auszumachen scheint: Sie ist entspannt, nimmt nicht alles bitterernst. Sieht man sich so manches ihrer Bücher an, ist man fast überzeugt davon, dass in ihr ein noch ziemlich großes Kind steckt. Und das spüren auch die kleinen Leser.
4.5 Stars (4,5 / 5)

Scout: Mein Weltatlas

Einen Atlas sollte jeder zuhause haben, selbst in Zeiten des Internets. Aber wenn man dann seinem Kind etwas zeigen möchte, stellt man schnell fest, dass die normalen Atlanten alles andere als kindgerecht sind. Und deswegen gibt es spezielle Kinderatlanten. Mit zahlreichen Bildern, wenig Grafiken, schön bunt und mit den wichtigsten Informationen zu jedem Kontinent. Der von Scout, erschienen beim Helmut Lingen Verlag, bietet darüber hinaus noch einiges mehr: Natur und Kultur, Flaggen, Infos über die Ozeane, über typisches Essen und ein paar Hintergrundinfos, mit denen man gut mal im Heimat- und Sachkundeunterricht punkten kann. Denn wer weiß denn schon, dass ganz Kanada eigentlich ein Dorf ist? Das Wort kommt nämlich aus der Sprache der Irokesen und bedeutet übersetzt Siedlung/Dorf.

Gerade für Schulanfänger eignet sich dieser Atlas im DINA 4 Format ganz wunderbar. Man kann dann sogar schon ein bisschen selbst drin lesen, die einzelnen Abschnitte sind überschaubar und die Sprache nicht zu kompliziert.
4.5 Stars (4,5 / 5)

Cuno/Kraushaar: Mein erstes Arztkofferbuch

Gerade für die Zweijährigen ist das Thema Arztbesuch ein großes Thema. Zum einen, weil sie selbst öfter hinmüssen, zum anderen aber auch, weil sie beginnen, sich für ihren Körper zu interessieren. Dass es hierzu also zahlreiche Bücher auf dem Markt gibt, ist naheliegen. Dieses Buch fällt da hübsch aus dem Rahmen. Denn es ist tatsächlich aufgemacht, wie ein kleines Köfferchen und die wichtigsten Arztutensilien wie der Reflexhammer, die Spritze oder das Stethoskop kann man herausnehmen, sie wieder hineinpuzzeln oder auch gleich damit spielen. Die Texte sind einfach, kurz gehalten und absolut altersentsprechend.

Eine hübsche Idee aus dem Hause Ravensburger.
4.1 Stars (4,1 / 5)