Antje Szillat: Maja und Motte

Die Hufnagel-Zwillinge sind so, wie man sich Zwillinge vorstellt. Sie ergänzen sich optimal, sind wie zwei Seiten eines Ganzen. Aber das birgt auch Ärgerpotenzial, nämlich dann, wenn die aufgewecktere von beiden, Motte, mal wieder ziemlich dämliche Ideen hat, die schon von vornherein zum Scheitern verurteilt sind. Dabei hat das Mädel ja im Kern Recht, wenn es sich das nicht gefallen lässt, dass an einer Waveboard-AG nur Jungs teilnehmen. Und Gleichberechtigung einfordert. Doch ihr Plan baut auf Lügen auf – und irgendwann wird das Maja zu viel. Und sie bricht den hochheiligen Zwillingsschwur…

Antje Szillat weiß, wie man Kinderbücher schreibt, manchmal allerdings hat man das Gefühl, sie bedient bestimmte Knöpfe und dann läuft das schon. Dieser Band von Maja und Motte, der fünfte übrigens, ist nur bedingt spannend, an manchen Stellen zu überzogen, doch die Zeichnungen, die überall im Buch verteilt sind und diesem einen Tagebuchcharakter verleihen sowie die Briefe, die sich die Zwillinge selbst dann schreiben, wenn sie richtig Knatsch haben, treffen den Geschmack der Zielgruppe genau. Wobei diese bei Mädchen mit etwa sieben, acht, neun, zehn angegeben werden kann und bei Jungs mit sieben – dann wird es ihnen definitiv zu mädchenlastig.
3.4 Stars (3,4 / 5)

Jens Schumacher: Morlo – voll auf Steinzeit

Kaum ein Buch hat mehr Durchhaltevermögen verlangt in der letzten Zeit wie dieses: Denn die Geschichte um Professor Tuffhäusers Nichte Jenny und den von dieser aus Versehen durch die Zeit transportierten Neandertaler Morlo beginnt zäh wie altes Schnitzel. Doch hat man sich mal durch die ersten 40 Seiten gekämpft, wird es zum Lieblingsbuch des Monats. Denn wie die kleine Jenny mit dem Neandertaler durch die Stadt wandert, auf welche Ideen die beiden kommen, um den Mann aus dem Früher zu tarnen und was sie dabei erleben, ist urkomisch.

Seltsam allerdings ist die vom Autor gewählte Sprache. Da sind Wörter dabei, die kennt mancher Erwachsene nicht und auch der Satzbau ist alles andere als kindgerecht. Wo da der Lektor war, als dieses Buch geschrieben und veröffentlicht wurde, das fragt man sich als Kinderbucherprobter schon. Gut, es ist mal was anderes – wahrscheinlich hat sich Jens Schumacher sogar etwas dabei gedacht, denn eigentlich ist er ein Kinderbuchprofi. Man könnte es also auch positiv sehen: So viele neue Wörter, mit denen man dann ganz toll klugscheißern kann, lernt man selten in so kurzer Zeit. Futuristisch, Radikalkur, Unbefugter, defekt, Dreadlocks, Verunreinigung – und das sind die gängigsten. Wobei man hier schon erkennen kann, dass man die meisten davon problemlos hätte kindgerechter ausdrücken können.

Für Leseanfänger sicher nicht geeignet, auch nicht für fortgeschrittene Leseanfänger. Für begeisterte Leseratten allerdings eine willkommene Abwechslung.
3.4 Stars (3,4 / 5)

Rob Harrell: Spotz – Alles unter Kontrolle

Spotz ist ein Troll und nicht besonders zufrieden – weder mit seinem Leben noch mit seinem Namen: „Ein majestätischer Name ist das wirklich nicht. Oder habt ihr schon mal von irgendwelchen Königen gehört, die ‚Spotz der Allmächtige‘ oder ‚Spotz der Erbarmungslose‘ heißen?“ Seine Familie lebt unter einer Brücke und zwar nur aus einem Grund: So kann man ahnungslosen Spaziergängern ganz wunderbar einen Riesenschrecken einjagen. Kevin Kleinschwein ist Spotz‘ bester Freund und Prinz Roquefort derjenige, der ihm das Leben unangenehm macht. Und ihn dazu bringt, seine Trollwut von der Leine zu lassen. Was Spotz nicht gut bekommt und ihm eine Zeit im Kerker beschert. Doch wozu hat man Freunde und schließlich muss verhindert werden, dass der Prinz geradewegs auf den Thron zusteuert.

Die Machart des Buches erinnert ein wenig an Greg und seine Tagebücher, wobei Spotz deutlich eine noch jüngere Klientel anspricht. Schon die Tatsache, dass sich sein Name auf Kotz reimt und ihm das durchaus bewusst ist, sorgt für die ersten Grinser auf Jungsgesichtern im Alter zwischen sieben und zehn. Das mit Comicelementen versehene Buch zielt nicht zuletzt auf genau diejenigen jungen Leser ab, deren Lieblingsbeschäftigung nichts mit Buchstaben zu tun hat. Könnte durchaus klappen.
3.8 Stars (3,8 / 5)

Ulrike Kuckero: Das doppelte Christkind

Die Klasse 4c ist der Alptraum jedes Lehrers. Keinerlei Disziplin, Chaos pur, stehengeblieben auf dem Wissen der zweiten Klasse. Doch dann kommt die neue Lehrerin und verblüfft die renitenten Schüler mit pädagogischen Methoden, die die Klasse so nicht kennt. Und dann will sie mit ihnen auch noch bei einem Wettbewerb mitmachen und zur Vorbereitung in eine Schullandheim – das haut sogar den Direktor um, der sich dann aber sogar überreden lässt, die Klasse zu begleiten. Und der ziemlich positive überrascht wird.

Wenn man dieses Buch vorliest, wünscht man sich in einer Tour mehr Lehrer wie Frau Klopstock. Das Buch, das man übrigens nicht nur in der Vorweihnachtszeit lesen kann, ist witzig geschrieben, prima zum Selber- aber auch zum Vorlesen geeignet und wirkt in manchen Punkten wie ein Spiegel einer jeden Klasse – denn überall gibt es Kinder wie die dort beschriebenen. Deren Potenzial einfach noch niemand erkannt hat.
5.0 Stars (5,0 / 5)

Erkläre mir die Weihnachtszeit

Wer hatte eigentlich die Idee zum Adventskranz und wieso hatte der erste Adventskranz zwanzig kleine und vier große Kerzen? Wie baut man eine Krippe auf, was hat der Nikolaus, der übrigens in der Türkei gelebt hat, mit drei armen Mädchen zu tun? Und was haben eigentlich die Äpfel am Weihnachtsbaum mit dem Paradies zu tun?

Diese Fragen beantwortet ein kleines und anschauliches Büchlein aus der Reihe „Der kleine Himmelsbote“, einer religiöse Reihe für die Kleinsten. Das geeignete Alter für dieses Buch ist allerdings allerfrühestens ab vier oder sogar erst ab fünf, auch wenn sein Aussehen und die enthaltenen Zeichnungen anderes vermuten lassen. Denn leider ist die Sprache nicht ganz so kindgerecht wie auf dem Cover angegeben. Viel zu viele Nebensätze. Am besten wäre es eigentlich gewesen, ein solches Buch so zu gestalten, dass Erstleser es selbst schon lesen können. Denn die Erstklässler sind in der Regel bis Weihnachten so weit – und hätten sicher ihren Spaß daran. Auf diese Weise wäre auch garantiert, dass die Sprache einfach genug für Kleinkinder wäre.

Wenn man sich aber nicht von der Aufmachung des Buches in die Irre führen lässt und dieses Buch mit einem großen Kindergarten- oder einem kleinen Schulkind liest, dann ist es sehr informativ und liefert auch Erwachsenen noch die eine oder andere Information zu Weihnachten und vor allem rund um die Bräuche bis zum 6. Januar, die man entweder gar nicht wusste oder mit Sicherheit schon wieder vergessen hat.

Ingmar Wendland, der Autor, zeigt liebevoll und unaufgeregt, dass die Monate Dezember und Januar einem jahrtausendealten Rhythmus folgen und Weihnachten mehr ist als nur beschenkt zu werden.
3.4 Stars (3,4 / 5)

Matze/Feli im Land der Kinderseelen

Was ist, wenn jemand stirbt? Und wo war er eigentlich vor seiner Geburt? Das sind Fragen, die Kinder beschäftigen, auf die sie Antworten suchen und bei denen sie allzu oft leider abgespeist werden. Doch gerade, wenn es um Verluste geht oder wenn eine Krankheit bedrohend wird, dann können Antworten auf diese Fragen elementare Sicherheitsstützen im Leben werden. Und auch, wenn es keine wissenschaftlich fundierten Antworten sind, so gleichen sich die Antworten derer, die versuchen, welche zu geben, überall auf der Welt. Letztendlich geht es immer um die Seele, die unsterbliche, die reine Seele – manchmal hat sie Aufgaben, manchmal ist sie auf Durchgangsreise und manchmal, so wie bei Isabel Schneider, kommt sie aus dem Land der Kinderseelen bewusst auf die Erde. Und durchläuft dafür einen Prozess, der sie stärken und schützen soll. Wieso die Seele, die sich für Männlichkeit entschieden hat – Matze – ausgerechnet beigebracht bekommt, dass Mädchen blöd sind, erschließt sich nicht wirklich – auch die Trennung in einen Jungs- und einen Mädchenteil des Buches ist nicht logisch anhand der Neutralität der Seelen, selbst wenn sie mit dem Kreislauf des Lebens verglichen wird.
Aber ansonsten ist es ein schönes, ruhiges und irgendwie tröstliches Buch, das auch und vor allem aufgrund seiner kleinen Randzeichnungen besticht.
3.0 Stars (3,0 / 5)

Petra Kasch: Mia und das Wolkenschiff

Die Geschichte klingt, wenn auch nicht spektakulär, so doch ganz gut: Mia zieht mit ihren Eltern ans Meer, ein Haus direkt am Strand. Könnte ihr gefallen, wenn da nicht ein Problem wäre: Mia hat Angst vor dem Wasser, kann nicht richtig schwimmen. Traut sich das aber nicht zuzugeben. Was richtig kompliziert wird, als ihre neuen Mitschüler anfangen, auf ihre Teilnahme am Wettschwimmen zu zählen. Doch dann trifft Mia auf einen alten Käptn, der Angst drei Meilen gegen den Wind riechen kann.

Irgendwie ist diese Geschichte seltsam. Man findet nicht richtig hinein, manches scheint unlogisch. Kann es aber nicht an bestimmten Dingen festmachen, auch, wenn die Sprache irgendwie holprig ist und die entscheidende Prise Humor fehlt, daran liegt es gar nicht. Es ist einfach so ein Gefühl, das einen beim Lesen überkommt. Und das schnell dazu führen kann, das Buch recht früh wieder wegzulegen.
1.2 Stars (1,2 / 5)

Sabine Bohlmann: Das Leben ist kein Wunschkonzert

“Das Leben ist kein Wunschkonzert“, das muss sich die kleine Rosalie dauernd von ihrer Mama anhören. Diese, alleinerziehend, mit stressigem Job hat sich die Illusionen längst abgeschminkt. Doch Rosalie hätte eine Menge Wünsche: allem voran eine Freundin, aber auch ein Hund und ein Papaersatz stehen ganz vorne auf ihrem Wusnchzettel. Dann lernt sie Wanda kennen, die bei ihr im Haus wohnt und so etwas wie eine Schriftstellerin ist. Und die bringt ihr bei, dass man sich alles wünschen kann, aber gut darüber nachdenken muss, ob man das wirklich will. Und dass manche Wünsche ein bisschen Unterstützung brauchen, damit sie in Fahrt kommen…

Sabine Bohlmann scheint ein richtiger Tausendsassa zu sein. Sie ist Schauspielerin, man kennt sie zum Beispiel vom „Marienhof“, leiht als Synchronsprecherin Größen wie Lisa Simpson ihre Stimme und hat bereits einige Bücher über Kinder – zum Beispiel den Umgang mit Kindergeburtstagen – geschrieben. Die allesamt auf Platz 1 der persönlichen Hitliste stehen. Dazu ist sie Mutter von zwei Kindern und Ehefrau. Vielleicht wirkt deswegen das Thema „Alleinziehende“ in ihrem neuesten Kinderbuch ein wenig naiv. Aber das ist das Einzige, was man ihr ankreiden könnte. Denn ansonsten trifft „Das Leben ist kein Wunschkonzert“ genau den Nerv junger Mädchen und lässt sich vor allem ganz prima auch vorlesen. Und das genießen dann auch 13-Jährige noch.
4.5 Stars (4,5 / 5)

Drachenschnodder

So richtig gute Bilderbücher findet man irgendwie in letzter Zeit selten. Es wiederholt sich alles, scheint, als hätte so mancher Verlag keine Autoren mehr mit wirklich neuen Ideen. Was man vom Lingen Verlag nicht behaupten kann. Denn die haben Esther Miskotte und ihr Buch „Drachenschnodder“.

Da sitzen die Tiere des Waldes eines schönen Tages in ihrem friedlichen Wald und plötzlich ist ein Knall zu hören, der die Bäume zum Zittern bringt. Ein Donner irgendwie – ganz ohne Gewitter. Das wollen der Bär, der Hase und die anderen jetzt aber genauer wissen und gehen dem Lärm nach. Dabei finden sie einen ziemlich erkälteten Drachen, der erst wieder fliegen kann, wenn er gesund ist. Aber das, so sagt er, kann dauern. Doch darüber sind die Tiere nicht begeistert. Schließlich ist der Drache ein Fremder und man weiß ja nie….Doch der Hase ist mutig und versorgt den Drachen mit einer Menge Gemüse und Obst – und auch, wenn dieser lieber ein paar Prinzessinnen verspeisen würde, so merkt das Ungetier doch schnell, wie gut ihm die Vitamine tun. Und die Fürsorge….

Wie immer wurde dieses Buch an Kindern der entsprechenden Altersgruppe getestet. Und dabei wurde richtig viel gelacht. Und ein bisschen was gelernt.
Ein Buch, perfekt für alle, die mit Leib und Seele vorlesen und daraus auch ein bisschen ein Theaterstück für die Kinder machen. Denn die Rolle des erkälteten Drachen ist dankbar. Die Zeichnungen allerdings könnten noch phantasievoller sein. Sie orientieren sich sehr am Mainstream.
4.0 Stars (4,0 / 5)

tiptoi® Star Wars(TM) Episode I-VI

Noch cooler geht es kaum: StarWars für Anfänger und Profis als Tiptoi-Buch. Kindgerecht aufbereitet erfährt man viel über die Handlung und ihre Hintergründe, über die wichtigsten Figuren und das Ganze mit den Originalstimmen.

Filmszenen aus den sechs Episoden ermöglichen es, wie live dabei zu sein und mit Anakin Skywalker, dem Hohen Rat der Jedi und Meister Joda und seinen besonnenen Entscheidungen das Imperium mitzuerleben.

Mithilfe der Geräusche und Bilder aus den Filmen taucht man in das galaktische StarWars- Imperium ein. Das optimale Geschenk für kleine Schulanfänger, die ja schließlich auf ihre Art auch große Helden sind. Ohne Laserschwert, dafür mit Schultüte. Möge die Macht mit ihnen sein! Und mit einem Autor, der aus der Kinderbuchwelt nicht mehr wegzudenken ist: THiLO.

„Es hat wahnsinnig Spaß gemacht, meine Kinder nach dem Mittagessen abzuwimmeln: ‚Nein, ich kann leider nicht Vokabeln abhören, ich muss leider, leider StarWars schauen!’Tja, das war mein Los über Wochen und Monate. Alle sechs Episoden rauf und runter schauen. Die besten Bilder für das Buch aussuchen. Die passenden Original-Töne finden. Die bekanntesten Zitate mussten auch ins Buch. Und dann noch die komplette Geschichte – bisher – zusammenfassen.“

Kein Problem für jemanden, bei dem Riesen, Zwerge, Hexen, Feen, sprechende Koffer, Monster und Ritter sich nur so auf dem Schreibtisch tummeln. Und dessen Bücher mit einer Auflage von über drei Millionen in zwanzig Sprachen übersetzt wurden.
5.0 Stars (5,0 / 5)