Géraldine Elschner/Alexandra Junge: Das Osterküken

Hilda hatte ein wunderschönes Ei gelegt. Aber das Küken will partout nicht ausschlüpfen, es findet der richtige Zeitpunkt wäre der Ostersonntag. Doch wann ist der? Die Mama weiß es nicht, die anderen Tiere auf dem Hof auch nicht, aber Max, der Steinkauz, der weiß Bescheid. Also wartet das Küken bis zum Frühjahrsanfang, dann noch auf den nächsten Vollmond und am darauffolgenden Sonntag ist es endlich soweit.

Dieses Bilderbuch ist etwas ganz Besonderes. Nicht nur, weil die Zeichnungen wirklich niedlich sind – das beste Beispiel ist das Küken, das mithilfe eines Strohhalms den Verlauf des Mondes beobachtet –
sondern, weil man hier etwas erfährt, was wohl den meisten Erwachsenen auch nicht klar ist: Warum Ostern in einem Jahr so früh und in einem anderen so spät ist.

Die Französin Géraldine Elschner, die heute in Heidelberg lebt, ist bekannt in der Bilderbuchwelt. Besonders schön sind ihre Bücher ‚Hokuspokus Blumibus‘ oder ‚Das Weihnachtszicklein‘. Alexandra Junge ist ebenfalls eine Fachfrau. Sie studierte Kinderbuchillustration in Hamburg und Straßburg und ihre Bilder waren bereits in zahlreichen Ausstellungen zu sehen.
4.7 Stars (4,7 / 5)

Birte Müller: Fritz Frosch pupst!

Fritz Frosch muss dauernd pupsen. Er kann nichts dafür, es kommt einfach so über ihn. Die anderen Kinder finden es lustig, die Erwachsenen eher weniger. Seine Mama schleppt ihn zum Arzt, der Lehrer ist wütend auf ihn und als seine Mama ihm androht, ihn nirgendwo mehr mit hinzunehmen, wenn er nicht mit dem Pupsen aufhört, unterdrückt Fritz das Bedürfnis, die Luft zu entlassen. Doch das hat gravierende Folgen…

Birte Müller lebt und arbeitet heute in Hamburg, wo sie auch Kinderbuchillustration studierte. Zwischenstopps in Australien, Mexiko und Bolivien erweiterten ihren Horizont. Heutzutage werden ihre Bilderbücher in16 Sprachen übersetzt und überall auf der Welt mit Erfolg verkauft.
4.8 Stars (4,8 / 5)

Claudia Gürtler/Ralf Butschkow: Das Loch

Patrick hat eine ganz andere Vorstellung von Ordnung als seine Mutter. Die Schatzhaufen, die er liebevoll in seinem Zimmer auftürmt, nennt sie verächtlich Misthaufen und selbst große Geschenke kann sie nicht leiden, weil die alles vollstellen. Als Oma kommt, selbstverständlich nur mit Kleinigkeiten im Gepäck, wird Paddy von seiner Mum gezwungen, aufzuräumen und dabei entdeckt er unter dem Bett ein Loch, in das er alles hineinkehrt, was grad nicht niet- und nagelfest ist. Zuerst ein voller Erfolg, doch dann wird es dem Loch schlecht…

Die Idee ist putzig, hat sich doch jeder von uns schon einmal gefragt, ob wir schwarze Löcher unter dem Bett, hinter Schränken oder in Waschmaschinen haben – aber die Umsetzung ist nicht hundertprozentig kindgerecht. Die Sprache, die die Autorin gewählt hat, ist zu hochgestochen, die Schrift schwer lesbar – das allerdings wird wettgemacht durch die Zeichnungen von Ralf Butschkow, fleißigen Bilderbuchlesern und -leserinnen in der Regel bekannt. Sie retten das Ganze grad nochmal. Doch trotz Bilderbuchcharakter: Für Vierjährige und Jüngere nur äußerst bedingt geeignet.

Übrigens: das Buch ist zwar im Januar 2014 neu erschienen, neu an sich ist es aber nicht!
1.7 Stars (1,7 / 5).

Sabine Büchner/Robert Munsch: Die Prinzessin in der Tüte

Prinzessin Lissy hat alles, was man sich nur wünschen kann. Ein tolles Schloss, die schönsten Kleider und einen attraktiven Verlobten. Doch dann kommt ein böser Drache, zerstört ihr Schloss, verbrennt ihre Klamotten und reißt sich auch noch Prinz Ronald unter die Nase. Doch das lässt sich Lissy nicht einfach so gefallen: Sie zieht sich eine Tüte über den unbedeckten Körper und zieht los, um ihren Prinzen zu retten. Auf der Spur der Verwüstung folgt Lissy dem Ungetüm bis zu seiner Höhle und trickst es dann geschickt aus. Doch was ist der Dank: Der oberflächliche Herr Prinz mokiert sich über ihr Aussehen – und bekommt dafür seine Quittung.

Ein goldiges Bilderbuch über Oberflächlichkeiten und Eitelkeiten, über selbstbewusste Frauen und eigene Entscheidungen, dessen Geschichte man durchaus noch hätte ein bisschen mehr ausschmücken hätte dürfen. Da wäre noch mehr drin gewesen an Robert Munschs typischem Wortwitz. Die kleine Kritik geht allerdings nur an den Bestsellerautor, die Zeichnungen von Sabine Büchner sind wirklich zuckersüß.
4.3 Stars (4,3 / 5)

André Sedlaczek: DAS WARS noch lange nicht – Sternenkrieger privat

Ende der 70er Jahre setzte Regisseur George Lucas „Star Wars“ mit erstaunlichen Effekten in Szene. Dass das Epos ein solcher Erfolg würde, damit hatte zu diesem Zeitpunkt niemand gerechnet. Doch Lucas landete nicht nur damals einen Coup, sondern rettete sein Imperium auch noch mit drei Prequels ins nächste Jahrhundert. Begleitet von einer Merchandising-Maschinerie, die beängstigend wie eine Droiden-Armee in die Kinderzimmer zieht: Sammelkarten, Videospiele, Internetseiten für Kinder, mobile Spielformen für Smartphones und Tablets, Lego, Comics, Bettwäsche, Kleidung. Es gibt fast nichts, was es diesbezüglich nicht gibt.

Um die letzten Lücken zu schließen, hat sich nun André Sedlaczek den Sternenkriegern ganz privat angenommen. In „Das wars noch lange nicht“ zeigt er Szenen, die man bisher vermisst hat. Haben auch Darth Vader und sogar Meister Yoda „menschliche“ Bedürfnisse? Ist es wirklich so, dass Letzterer keinen Spaß versteht? Und warum hat er eigentlich in der Kindheit einen Logopäden besucht? Antworten auf spannende Fragen wie diese findet man beim Durchblättern dieses Büchleins auf jeder Seite – ein Muss für Star Wars Fans.
Und wie schreibt der Autor in seinem Vorwort so schön: „Vielen Dank an George Lucas, der seine Träume zu unseren werden ließ.“
3.4 Stars (3,4 / 5)

Stephen King/Stewart O‘Nan: Ein Gesicht in der Menge

Dean Evers lebt ganz alleine in Florida. Kaum dahin umgezogen, ist seine geliebte Frau verstorben und er saß alleine da. Ohne Familie, ohne Freunde, gar ohne Bekanntenkreis. Mit nur einem einzigen Freund, der ihm aus der Schulzeit geblieben war und mit dem er gelegentlich mal Kontakt hat. Seine einzige Freude ist das Fernsehen. In der Regel Baseball. Als er wieder einmal abends vor der Glotze sitzt, fällt ihm ein Gesicht in der Menge auf. Der Mann sieht aus wie sein alter Zahnarzt. Der kann es aber nicht sein, denn er ist seit Jahren verstorben. Doch Evers hat sich nicht getäuscht. Immer mehr bekannte Gesichter tauchen im Publikum auf, selbst seine tote Frau ist dabei und es gelingt ihm sogar, mit ihr zu telefonieren – was nicht nur sein Weltbild im Allgemeinen verändert, sondern im Besonderen auch die Sicht auf seine Ehe.

Die Wendung, die diese Kurzgeschichte zweier für ihre Brillanz bekannter Autoren – Stephen King und Stewart O’Nan – macht, ist eher überschaubar. Das Stück ist gut, aber nicht überraschend. Herausragend allerdings der Sprecher David Nathan, die deutsche Stimme von Johnny Depp – er versteht es, Untertöne laut werden zu lassen.
3.9 Stars (3,9 / 5)

Katherine Applegate: Eve & Adam

Adam ist perfekt. Schöner kann ein Mann nicht sein. Kein Wunder, Adam war nur als Zeitvertreib gedacht, wurde am Computer erstellt und dann zum Leben erweckt. Seine Schöpferin: die selbst genveränderte siebzehnjährige Eve, deren Mutter ihre Finger in diversen dubiosen Machenschaften zu haben scheint.

Eve verbringt ihre Zeit in der Privatklinik ihrer Mutter, angeblich, um sich von einem schweren Unfall zu regenerieren. Die Tatsache, dass sie das gar nicht nötig hat, fällt ihr erst auf, als Solo, der einzige Junge in dem ganzen Unternehmen, sie mit der Nase darauf stößt. Solos Rolle in dem ganzen Spiel erschließt sich Eve nicht recht. Die Faszination, die von dem kernigen jungen Mann ausgeht, allerdings schon. Das Vertrauen zwischen den beiden wächst und eines Tages zeigt Solo ihr etwas, dass das junge Mädchen komplett in Zerrissenheit stürzt.
Dieses Buch hat eine Menge Nebenstränge, die alle mal mehr, mal weniger gut mit der Hauptgeschichte verbunden sind. Da ist auf der einen Seite Aislin, Eves Freundin und deren Mutter ein wahrer Dorn im Auge, dann Aislins Freund, der sich als Dealer eher weniger eine goldene als mehr eine blaue Nase verdient, da sind seltsame Wissenschaftler, große Erkenntnisse und kleine Leute, die Großes verheimlichen. Und da ist dann Adam, dem Eve kaum widerstehen kann. Aber muss sie das? Und kann man überhaupt eine Beziehung eingehen zu einem Wesen, das man selbst geschaffen hat. Wo ist die Grenze – nicht nur ethisch und moralisch, sondern auch rein menschlich?

Katherine Applegate muss sich, so heißt es auf dem Klappentext des optisch extrem gut gelungenen Buches, ihren Traummann nicht erst entwerfen. Sie hat ihn schon gefunden. Gemeinsam mit dem Actionautor Michael Grant hat sie mit ‚Eve & Adam‘ ihren ersten gemeinsamen Jugendroman verfasst. Wobei beiden ein Buch gelungen ist, das gerade Mädchen in der Pubertät sehr in seinen Bann zieht. Liest man das Buch allerdings mit etwas mehr Abstand zum Hormonchaos, dann fehlt einem das Vertiefen einiger Themen. Manche Handlungsstränge hätte man weglassen, andere dafür deutlich ausbauen können. Trotz allem: eine der wohl besten Dystopien der letzten Zeit. 4.4 Stars (4,4 / 5)

Michaela Schonhöft: Kindheiten

Dieses Buch der Sozialwissenschaftlerin und Journalistin beleuchtet, wie kleine Menschen in anderen Ländern groß werden. Sie ist, teilweise auch mit ihren Kindern, durch die Welt gereist, um von den Erfahrungen anderer zu lernen. So bekam sie den Background, zusammenzufassen, wie Kinder in anderen Ländern der Erde aufwachsen, welche Rolle die Verbundenheit mit der Natur spielt und welche weltweit die Disziplin. Eltern wollen glückliche Kinder, aber sie wollen auch, dass diese glücklichen Kinder glückliche Erwachsene werden, die in der Lage sind, sich in der Gesellschaft zurechtzufinden. Dafür sehen die einen strenge Bildung als gutes Fundament, andere das freie Entfalten des kindlichen Spiels. Schwierig wird es vor allem dann, wenn man selbst seine Kinder anders erzieht, als es in dem jeweiligen Land üblich ist.

Letztendlich kommt Schonhöft zu keiner neuen, aber einer gut zusammengefassten Wirklichkeit: Kinder brauchen Nestwärme, sie brauchen ein „Dorf“, man sollte ihnen Zeit schenken, ihnen eine eigene Meinung lassen und sie an Bildung und soziale Kompetenzen heranführen. Letzteres am besten durch Vorbild. Und schon hat man, was alle wollen: einen neuen glücklichen Menschen für diese, unsere Welt.

Ein wunderbarer Überblick und ein toller Trost für Eltern, die liebevoll aus dem Schema ihrer Umgebung fallen!
4.3 Stars (4,3 / 5)

Fabian Lenk: Die Zeitdetektive – Entführung in Nürnberg

Kim, Julian und Leon sind Zeitreisende und man kennt sie bereits. Und dass ihre Abenteuer quer durch die Zeit nicht ungefährlich sind, ist ebenfalls nichts Neues. Das bestätigt auch ihre diesmalige Reise ins mittelalterliche Nürnberg, die Stadt der Kaiserburg, auf der ein Verbrecher sein Unwesen treibt und es möglicherweise hier im Jahre 1356 tatsächlich auf den Kaiser Karl den IV abgesehen hat.

Schließlich hat der gerade ein Gesetz verfasst, das die Herrschaft der Kirche und damit des Papstes grundlegend schwächen soll. Doch das lässt sich dieser nicht so einfach gefallen und reagiert mit kriminellen Mitten.
Dieser spannende kleine Krimi beinhaltet geheime Treffen um Mitternacht, seltsame Katzen und Poltergeister und eignet sich nicht nur zum Selbstlesen für Kinder etwa ab acht Jahren, sondern ein bisschen früher bereits auch zum Vorlesen.

Und mal ehrlich? Gibt es eine bessere Kombination als die aus Spaß und Lernen? Diese Buchreihe ist ganz wunderbar geeignet, um neugierig zu machen auf Geschichte und auf Städte. Man kann sie zum Beispiel gut im Vorfeld eines geplanten Besuches nutzen, um sich bereits mal ein Bild zu machen. Ganz spielerisch. Schön am Ende das Glossar, das alte Wörter oder solche direkt aus Nürnberg wie Kemenate oder Himmelsstallung erklärt.
3.4 Stars (3,4 / 5)

Claudius Pläging: Not am Mann

Blöder hätte es ja eigentlich nicht laufen können: Eigentlich wollten sie nur miteinander schlafen, doch dann kommt es zwischen Miriam und Sebastian zu einem Missverständnis, das glatt einen Wohnungsbrand auslöst, Sebastian in eine äußerst verzwickte Lage bringt und Miriam eine ganze Weile im Krankenhaus beschert. Da es gegen Eigenverschulden keine Versicherung gibt, sind die beiden innerhalb kürzester Zeit nicht nur ihre Wohnung, sondern auch die gesamte Existenz los. Alles gerät aus den Fugen und letztendlich landet Sebastian für kurze Zeit im Knast. Gemeinsam mit Kiki, einem Schwerverbrecher mit kindlichem Herz. Doch damit nimmt das Elend erst recht seinen Lauf, denn Sebastian schlittert slapstickmäßig von einer beschissenen Situation in die nächste, wird in Dinge reingezogen, mit denen er im Leben nichts zu tun haben wollte und versucht letztendlich das Blatt zu wenden und doch noch der Held zu werden, den Miriam immer gern in ihm gesehen hätte. Doch die Rechnung geht nicht auf und Sebastian muss feststellen: Das Leben ist ein Arschloch.

Die Geschichte ist witzig, viele Situationen sind so hanebüchen an den Haaren herbeigezogen, dass es schon wieder Spaß macht, sich darauf einzulassen. Dieses Buch fällt damit unter die Kategorie Comedy-Roman und ist so in bester Gesellschaft. Claudius Pläging, dessen Frau von ihm behauptet, er hätte mit seinem Antihelden einiges gemeinsam, ist eigentlich ein studierter Politikwissenschaftler, arbeitet heute aber als Autor diverser Comedy- und Unterhaltungsshows wie TV-Total. Und kann damit problemlos mithalten mit Tommy Jaud und Kollegen.
3.7 Stars (3,7 / 5)