TipToi: Mathe 2. Klasse

Das kleine Burggespenst Erasmus von Rechenstein und seine Freunde Johanna und Jakob sind die Hauptpersonen in einem der neuesten Bücher aus der tiptoi-Reihe, die sich mehr und mehr auch mit Schulwissen beschäftigt.

Erasmus ist nicht mehr der Jüngste. So manches Mal verrechnet er sich ein bisschen und da ist er froh, dass die beiden Kinder ihm helfen. Räumliches Denken mithilfe der Ahnengalerie, Verdoppeln und das Kennenlernen geometrischer Figuren anhand geheimnisvoller Spiegel, dreidimensionales Denken mithilfe alter Burgmauersteine – langweilig wird es nicht. Und am Schluss wartet die große Prüfung im Thronsaal. Wird Erasmus diese bestehen und darf dann weitere 100 Jahre auf Burg Rechenstein bleiben?

Fast 50 Aufgaben und Spiele sind hier so gut verpackt, dass das Kind kaum merkt, dass es eigentlich übt, lernt und wiederholt.

tiptoi ist ein Lernsystem. Mit dem Stift, den man extra kaufen muss, dann aber für alle tiptoi-Produkte verwenden kann, tippt man die einzelnen Spielflächen an und kann so zwischen verschiedenen Optionen wählen. Interaktiv und spannend.
4.4 Stars (4,4 / 5)

Binette Schroeder: Der Zauberling

Zokko ist ein kleiner Zauberlehrling und er lebt bei seinem Großvater, dem berühmten Zonobu. Eines Tages schleicht er sich davon, nicht ganz unbemerkt, aber vom Alten toleriert, und erlebt so einiges mit einem frischgeschlüpften Drachenbaby und Rotkäppchen höchstpersönlich. Doch plötzlich hat er das Zaubern wohl etwas überstrapaziert und schafft es nicht, seinen Unsichtbarkeitszauber wieder rückgängig zu machen. Doch wozu hat man Freunde?

Diese mit fantasievollen, manchmal etwas altertümlich anmutenden Zeichnungen versehene Bilderbuchgeschichte im typischen Binette Schroeder-Stil lässt leider textlich ziemlich zu wünschen übrig. Sie ist weder sehr fesselnd, noch sind ihre Sprachspielereien gelungen, sie führen eher zur Verwunderung beim Kind denn zu einem fröhlichen Grinsen. Ein weiterer Nachteil, der leider immer öfter bei Bilderbüchern vorkommt: der Druck. Hierbei wird nicht darauf geachtet, dass eine schwarze Schrift auf einem dunklen Hintergrund nur schwer zu lesen ist, gerade in der typischen Vorlesesituation abends im Bett. Schade, sind doch sonst die Bücher aus dem NordSüd-Verlag meist ein Garant für etwas außergewöhnliche, aber mitreißende Bilderbücher.
1.1 Stars (1,1 / 5)

Anja Freudiger: Ein Koffer voller Mama-Momente

Mama, Papa, Bertil und die kleine Elsa sind eine Familie wie aus dem Bilderbuch. Doch in diesem Bilderbuch ist es nicht so, wie es sein sollte. Denn Mama ist krank, sehr krank. Und ihre Zeit im Krankenhaus eine große Herausforderung für die ganze Familie. Bertil ist wütend, dass Mama zu den Ärzten muss und nicht bei ihnen sein kann. Und traurig, sehr traurig. Denn egal, was Oma oder Papa machen, es ist gut, aber nicht so gut, wie das, was Mama macht. Das fängt beim morgendlichen Aufwecken an und hört bei der abendlichen Gute-Nacht-Geschichte auf. Doch Bertil hat eine Idee: Als Mama zu einem „Krankenhausurlaub“ für ein paar Tage zu ihrer Familie kommt, sammelt er mit ihr gemeinsam Mama-Momente.

Die Vorstellung, dass er diese wohl noch sehr häufig brauchen wird, macht den (Vor-)Lesenden traurig. Aber die Kinder sind begeistert von dieser Idee und die Gespräche, die sich daraus ergeben, was ihre Mama-Momente seien, sind äußerst interessant. Und ergeben Blickwinkel, die man vorher gar nicht vermutet hätte. Bei dieser Geschichte bekommt man einen kleinen Eindruck davon, wie Kinder darunter leiden, wenn die Eltern nicht mehr stark und vom Leben unbesiegbar sind, sondern verletzlich und schwach. „Und obgleich sie nicht verschweigt, dass Kinder dem Schicksal oft ohnmächtig gegenüberstehen, zeigt sie auch, dass sie die Kraft entwickeln können, ihr Erleben unmittelbar zu verbessern“, heißt es bei einem Gutachten der Stiftung Gesundheit. Dem ist an dieser Stelle zum Thema Resilienz nichts mehr hinzuzufügen.

Das Buch aus der Reihe „Kids in Balance“ sollte weder in Kindertagesstätten noch in Krankenhausbibliotheken oder Beratungsstellen fehlen. Auch, wenn es durchaus an manchen Stellen hätte noch ehrlicher sein dürfen.
3.2 Stars (3,2 / 5)

Springer/Derenbach: Onno & Ontje

Onno, ein alter Fischer, ist ein echter Eigenbrötler. Gerade mal seine Frau, die Olga, hält er einigermaßen in seiner Nähe aus. Und selbst von ihr braucht er oft tagelang Abstand auf dem Meer. Doch eines Tages wird Onno seekrank und kann nicht mehr seinem Beruf nachgehen. Olga muss zum Fischen. Was Onno gar nicht so schlecht findet, hat er doch so auch seine Ruhe. Die allerdings durch ein kleines angeschwemmtes Wesen empfindlich gestört wird. Es scheint eine Seerobbe oder so etwas zu sein, vermutet Onno und bringt das Tier auf eine Sandbank. Aber es kommt zurück. Also versucht er es erneut, und wieder kam das Tier zurück. Und auch das Schicksal schien nicht zu wollen, dass der kleine Otter, der er in Wahrheit ist, Onno wieder verlässt…

Diese Geschichte um den knorrigen alten Fischer und das treue kleine Wesen, das ihn um den Finger wickelt, ist putzig. Anders kann man nicht sagen. Der kleine Otter erinnert an Kinder. Die mit ihrer Art auch direkt in die Herzen anderer eindringen können.

Besonders schön und detailverliebt sind die Zeichnungen von Matthias Derenbach. Da könnte man stundenlang Einzelheiten betrachten. Ein Buch, das nicht nur den Kleinen, sondern auch den Großen Spaß macht und einen daran erinnert, dass man „allerdickste Freunde“ manchmal gerade dann findet, wenn man nicht danach sucht.
4.1 Stars (4,1 / 5)

Tip Toi: Mein großer Weltatlas

Am Anfang herrschte ja ein bisschen Skepsis, ob sich dieses System durchsetzen würde, doch inzwischen hat sich tiptoi einen Namen gemacht und ist aus den Kinderzimmern nicht mehr wegzudenken. Mithilfe des orangenen, sprechenden Stifts ist ein Buch nicht mehr nur ein Buch, sondern auch ein interaktives Medium.

Zudem bietet das System für die noch nicht lesekundigen Vorschüler einen netten Zeitvertreib, wenn grad mal keiner Zeit hat zum Vorlesen. Ein Ersatz ist es nicht, aber eine super Ergänzung. Und eine Quelle des Wissens.

Wie zum Beispiel der Titel: „Mein großer Weltatlas“. Über 1500 Geräusche und Texte bietet dieses audiodigitale Lernsystem. Man lernt etwas über die Kontinente, über Flüsse und Gebirge, Bräuche, Flora und Fauna und vor allem über Artenvielfalt in jeglicher Hinsicht. Man kann zahlreiche Spiele spielen und viel entdecken. Allerdings gibt der Verlag die Altersgruppe zu Recht mit fünf bis acht Jahren an, denn für größere Grundschulkinder hätte es noch viel mehr Infos über die einzelnen Länder und Bräuche gebraucht.
3.2 Stars (3,2 / 5)

Jedermann für jedes Kind

Hugo von Hofmannsthal, sein Jedermann und die Stadt Salzburg sind eng miteinander verbunden. Für uns Erwachsene. Kindern ist der Jedermann in der Regel fremd. Und das auch, weil er so ist, wie sie nie sind. Habgierig, selbstbezogen, geldgeil und egoistisch. Doch als der Tod kommt, wird ihm das klar, dem Jedermann, der so ist wie irgendwie jeder Mann, und im letzten Moment kommt er zur Besinnung. Die Gestalt der Guten Werke hilft ihm dabei und rettet ihn so vor dem Fegefeuer.

Es ist eine harte Kost, die Kindern hier von Werner Thuswaldner nacherzählt wird. Auch die Illustrationen von Julian Crouch – die auf einer Produktion der Salzburger Festspiele basieren – sind nicht gerade gefällig. Aber der Text ist leicht verständlich und der Inhalt jedem Kind sofort klar. Wer so handelt und denkt wie der Jedermann, der kann von Glück sagen, wenn so eine kindliche Gestalt daherkommt und ihn belehrt. Das ist irgendwie wie im richtigen Leben. Denn wer Kinder hat, dem wird klar, was wirklich wichtig ist im Leben!

Ein sehr schönes und zartes Heranführen an ein Werk wie dieses. Allerdings sicher nicht für jedes Kind geeignet. Dafür aber mit Sicherheit für jeden kulturbegeisterten Erwachsenen.
3.9 Stars (3,9 / 5)

Erkläre mir die Weihnachtszeit

Wer hatte eigentlich die Idee zum Adventskranz und wieso hatte der erste Adventskranz zwanzig kleine und vier große Kerzen? Wie baut man eine Krippe auf, was hat der Nikolaus, der übrigens in der Türkei gelebt hat, mit drei armen Mädchen zu tun? Und was haben eigentlich die Äpfel am Weihnachtsbaum mit dem Paradies zu tun?

Diese Fragen beantwortet ein kleines und anschauliches Büchlein aus der Reihe „Der kleine Himmelsbote“, einer religiöse Reihe für die Kleinsten. Das geeignete Alter für dieses Buch ist allerdings allerfrühestens ab vier oder sogar erst ab fünf, auch wenn sein Aussehen und die enthaltenen Zeichnungen anderes vermuten lassen. Denn leider ist die Sprache nicht ganz so kindgerecht wie auf dem Cover angegeben. Viel zu viele Nebensätze. Am besten wäre es eigentlich gewesen, ein solches Buch so zu gestalten, dass Erstleser es selbst schon lesen können. Denn die Erstklässler sind in der Regel bis Weihnachten so weit – und hätten sicher ihren Spaß daran. Auf diese Weise wäre auch garantiert, dass die Sprache einfach genug für Kleinkinder wäre.

Wenn man sich aber nicht von der Aufmachung des Buches in die Irre führen lässt und dieses Buch mit einem großen Kindergarten- oder einem kleinen Schulkind liest, dann ist es sehr informativ und liefert auch Erwachsenen noch die eine oder andere Information zu Weihnachten und vor allem rund um die Bräuche bis zum 6. Januar, die man entweder gar nicht wusste oder mit Sicherheit schon wieder vergessen hat.

Ingmar Wendland, der Autor, zeigt liebevoll und unaufgeregt, dass die Monate Dezember und Januar einem jahrtausendealten Rhythmus folgen und Weihnachten mehr ist als nur beschenkt zu werden.
3.4 Stars (3,4 / 5)

Matthias Sodtke: Die Geschichte, wie Nulli und Priesemut Freunde wurden

Nulli und Priesemut gehören zu der ‚Sendung mit der Maus‘ wie die Maus selbst. Ihre Geschichten gibt es auch als Bilderbücher in allen möglichen Formaten – inklusive einem für die Handtasche (und zwar in gebundener Form). Das Neueste aus dem Hause von Hase und Frosch erzählt in Form von Oma Bär über die Anfänge der Geschichte. Wie zwei einsame Lebewesen sich nach einem Freund sehnen, irgendwie zu niemand passen und sich sicher sind, dass das Leben noch ein bisschen mehr Spaß machen könnte, wenn man nicht alleine wäre. Was sie dann ja auch bestätigt bekommen.

Das Buch unterstreicht die jeweiligen Typen der beiden. Die wie immer charakteristischen Zeichnungen von Helmut Kollars mit ihren ausgefallenen Details, die man erst auf den zweiten Blick erkennt, machen es bunt und fröhlich und die Sprache ist auch diesmal wieder perfekt zum Vorlesen geeignet.

Was allerdings verwundert, ist, dass sich Matthias Sodtke – ganz entgegen seiner sonstigen Art – nicht viel Mühe gegeben zu haben scheint beim Aufbau seiner Geschichte. Es hätte sich so schön angeboten, Priesemut erst einmal aus einer Kaulquappe entstehen zu lassen – aber diese Möglichkeit hat der Autor leider verstreichen lassen. Stattdessen werden die Kaulquappen zu Randfiguren degradiert. Schade.
3.4 Stars (3,4 / 5)

Drachenschnodder

So richtig gute Bilderbücher findet man irgendwie in letzter Zeit selten. Es wiederholt sich alles, scheint, als hätte so mancher Verlag keine Autoren mehr mit wirklich neuen Ideen. Was man vom Lingen Verlag nicht behaupten kann. Denn die haben Esther Miskotte und ihr Buch „Drachenschnodder“.

Da sitzen die Tiere des Waldes eines schönen Tages in ihrem friedlichen Wald und plötzlich ist ein Knall zu hören, der die Bäume zum Zittern bringt. Ein Donner irgendwie – ganz ohne Gewitter. Das wollen der Bär, der Hase und die anderen jetzt aber genauer wissen und gehen dem Lärm nach. Dabei finden sie einen ziemlich erkälteten Drachen, der erst wieder fliegen kann, wenn er gesund ist. Aber das, so sagt er, kann dauern. Doch darüber sind die Tiere nicht begeistert. Schließlich ist der Drache ein Fremder und man weiß ja nie….Doch der Hase ist mutig und versorgt den Drachen mit einer Menge Gemüse und Obst – und auch, wenn dieser lieber ein paar Prinzessinnen verspeisen würde, so merkt das Ungetier doch schnell, wie gut ihm die Vitamine tun. Und die Fürsorge….

Wie immer wurde dieses Buch an Kindern der entsprechenden Altersgruppe getestet. Und dabei wurde richtig viel gelacht. Und ein bisschen was gelernt.
Ein Buch, perfekt für alle, die mit Leib und Seele vorlesen und daraus auch ein bisschen ein Theaterstück für die Kinder machen. Denn die Rolle des erkälteten Drachen ist dankbar. Die Zeichnungen allerdings könnten noch phantasievoller sein. Sie orientieren sich sehr am Mainstream.
4.0 Stars (4,0 / 5)

Julia Volmer: Du gehörst zu uns oder Jeder ist ein bisschen anders

Der kleine Bär ist traurig. Die Elster hat ihn wegen seiner roten Nase aufgezogen, der Vogel weiß genau, wo er einen wunden Punkt treffen kann und nutzt das reichlich. Auch das Eichhörnchen, auf dessen Baum sich der Bär verstecken will, ist Opfer eines verbalen Elsteranschlags geworden. Und von dieser wegen seines Gewichts gemobbt worden.
Als die beiden Freunde erkennen, dass sie dasselbe Problem haben, versuchen sie sich gegenseitig zu helfen. Das Eichhörnchen macht alles, um den Bären von der roten Nase zu befreien – Heftplaster, anmalen und eine Pampe aus Blaubeeren und Kohle und der Bär lässt sich auch für seinen Freund etwas einfallen: Er spritzt ihn nass und schon sieht das Eichhörnchen gleich ganz schlank aus. Aber dann stellen beide fest: Sie hätten das alles gar nicht machen müssen, denn für ihre Freunde sind sie so wie sie sind genau richtig. Da kann die Elster sagen, was sie will.

Die gemeine Elster hat am Schluss das Nachsehen, die Freunde halten zusammen und wissen, wie wichtig es ist, dass jeder anders und jeder auf seine Art gut ist. Ein bisschen schade, dass es die Elster in diesem Buch nicht auch lernen durfte.

Julia Volmert, die nach ihrem Studium für Visuelle Kommunikation ihre Bücher auch selbst mit ganz charakteristischen Bildern bestückt, ist genauso ein Garant für schöne Bilderbücher wie der Albarello-Verlag. Die Bücher haben immer einen moralischen Hintergrund und sind doch nie dem erhobenen Zeigefinger gewidmet.
3.4 Stars (3,4 / 5)