Christina Moracho: Zwillingssterne

Althea und Oliver sind unzertrennlich. Sie verleben ihre Kindheit zusammen, die Jugend, den ersten Kuss – doch bevor sie ihr vertrautes Dasein genießen können, passiert etwas Seltsames. Oliver fällt immer wieder in einen tiefen Schlaf, der manchmal Wochen, manchmal aber auch Monate dauert. Die kurzen Momente, in denen er wach ist, sind Momente, in denen der Junge nicht er selbst ist. In denen er lediglich seine Akkus füllt und wie ein Zombie agiert. Doch Altheas Leben geht weiter. Sie färbt sich die Haare, beginnt zu rauchen, hört mit dem Sport auf, verändert sich komplett. Die Gefahr der Entfremdung wird immer größer. Bis seine Mutter herausfindet, was mit Oliver los ist. Doch gibt es Hoffnung auf Heilung? Und was ist dann mit der jungen Liebe, wenn Oliver dazu wegmuss? Wie wird es den Zwillingen ergehen?

Die Geschichte, ein Debüt, endet anders, als man erwarten würde, Und ist vielleicht genau deswegen ziemlich spannend. Sucht doch jeder von uns irgendwie seinen Seelenverwandten. Und wer will ihn dann, wenn er ihn gefunden hat, schon wieder aufgeben?
3.0 Stars (3,0 / 5)

Anica Schriever: Wer ich sagt, muss auch liebe dich sagen


Bald wird Mia 30 und alles läuft schief. Der Mann, von dem sie sich einen Heiratsantrag erhofft hat, schmeißt sie stattdessen raus und zwar nicht nur aus seinem Leben, sondern auch gleich aus der Wohnung. Als sie dann auch noch den Job verliert, langt’s ihr. Sie flüchtet zu ihrem alten Busenfreund Gunnar. Wobei sie ganz vergessen hat, dass sie mit ihm einmal eine Wette bezüglich der Männer und ihres vollendeten dritten Lebensjahrzehnts abgeschlossen hat.

Diese Situation und noch ein paar andere so ganz zuuuufällige Zufälle sind der Rahmen einer Geschichte, die sich einreiht in Tausende anderer ihrer Art. Und dabei liegt sie gut im Mittelfeld. Weder besonders herausragend noch besonders schlecht. Ein typischer Roman, der unter dem Stichwort Frauen in die Regale der Buchhändler einsortiert wird. Wobei es durchaus eine Menge Frauen gibt, die lieber zu etwas anderem greifen.
1.5 Stars (1,5 / 5)

Marina Boos: App ins Glück – Installieren, Herz verlieren

Die fünfzehnjährige Fee ist so richtig angenervt. Nichts passt. Äußerlich hat sie eine ganze Menge an sich auszusetzen, fühlt sich ihrem Namen überhaupt nicht gerecht und dass sie ihre Wochenenden eher zuhause als auf spannenden Partys verbringt, macht sie auch nicht gerade glücklich. Doch als echter Digital Native weiß Fee sich zu helfen. Sie programmiert sich einfach selbst eine App, die ihr helfen soll, hip zu werden. Und die ganz nebenbei auch noch in der Lage ist, Alarm zu schlagen, wenn der ach-so-ersehnte Prinz endlich anreitet. Aber was da angeritten kommt, ist so ganz und gar nicht in Fees Sinn.

In Ich-Form erzählt spricht dieses Buch einem weiblichen Teenie mitten aus dem Herz. Der Roman ist perfekt zugeschnitten auf die Zielgruppe und hat das Zeug, Mädchen im Alter von 13 bis 15 Jahren dazu zu bringen, sogar mal das Smartphone aus der Hand zu legen.
4.8 Stars (4,8 / 5)

Rowan Coleman: Einfach unvergesslich

“Einfach unvergesslich“ erzählt die Geschichte von Claire, die bereits in jungen Jahren, genau wie ihr Vater an einer degenerativen Gehirnkrankheit erkrankt, dies aber noch jahrelang vor ihrer Familie und ihrer Umgebung und letztendlich auch vor sich selbst verheimlichen kann. Sie hat zwei Töchter, zum einen Caitlin, die bereits im studierfähigen Alter und gleichzeitig bereits schwanger ist und Esther, erst drei Jahre alt und das Ergebnis einer ganz großen Liebe zu dem deutlich jüngeren Handwerker Greg, mit dem sie erst seit Kurzem verheiratet ist.

Rowan Coleman schrieb keine Geschichte mit Riesenspannungsbogen, im Gegenteil, sie plätschert eher. Aber im positiven Sinne. Erzählt aus vier Perspektiven ergibt sie erst so ein Gesamtpuzzle von Claires Schicksal, das ja letztendlich nicht nur ihres ist. Es ist verbunden mit dem ihres Mannes, dem ihrer Mutter und vor allem mit dem ihrer Töchter. Sie alle müssen lernen, langsam aber sicher Abschied zu nehmen.

Die Dramatik, die in dieser Geschichte steckt – übrigens überwiegend gut gelesen – eröffnet sich dem Zuhörer erst im Lauf der Zeit, dann aber umso heftiger, mit einem überraschenden Ende. „Einfach unvergesslich“ ist tatsächlich unvergesslich. Vor allem dann, wenn man selbst bereits erlebt hat, wie ein Mensch durch Demenz oder Alzheimer sich Stück für Stück von einem Richtung Vergangenheit entfernte und zwischendurch doch wieder ganz da war. Etwas, was im Lauf der Zeit immer mehr von uns passieren wird.
4.8 Stars (4,8 / 5)

Dani Atkins: Die Achse meiner Welt

Rachel hat alles, was sich ein junges Mädchen nur wünschen kann. Einen tollen Freund, eine Clique, die zusammenhält wie Pech und Schwefel, sie sieht gut aus und wird bald das Studium beginnen, von dem sie immer geträumt hat. Alles ist perfekt. Bis zu diesem einen Abend, an dem alle noch einmal gemeinsam feiern wollen. Ein unglaublicher Unfall und eine Verkettung von Umständen nimmt ihr den besten Freund, jeglichen Lebenswillen und die Schönheit. Glücklich wird sie nie wieder. Jahre später kommt es erneut zu einem Unfall, doch als Rachel im Krankenhaus aufwacht, ist ihr Leben plötzlich genauso, wie sie es sich vor dem ersten Unglück erträumt hat. Jimmy lebt und er liebt sie. Genau wie sie ihn. Und endlich sind sie bereit, sich das einzugestehen. Das ist die Quintessenz. Doch was ist die Realität? Das Leben, an das sich Rachel erinnert oder das, das sie jetzt führen soll? Die Wirklichkeiten scheinen sich zu überschneiden, so manches Mal rutscht auch noch etwas anderes, nicht Greifbares hinein…

Dieses Romandebüt, das sich zunächst einreiht in eine Art Strömung, die derzeit auf dem Buchmarkt herrscht, hat ein unglaubliches Ende. Wer jetzt allerdings dieses zuerst liest, nimmt sich selbst viele Stunden echten Lesegenuss. Der Roman, der in England absolut eingeschlagen hat, wird in vielen Ländern verlegt und es ist eines der Bücher, die man in seinem Regal stehen haben sollte. Eines der richtig guten! 
5.0 Stars (5,0 / 5)

Jennifer L. Armentrout: Obsidian – Schattendunkel

Eine große Liebe zwischen Licht und Schatten – besser als der Verlag selbst hätte man diese Geschichte wohl nicht auf einen Punkt bringen können. Katy ist 17 und dass ihre Mutter sie in ein Kaff am Ende der Welt verfrachtet, findet sie nicht gerade lustig. Dass ihr Nachbar, ebenfalls in ihrem Alter und dummerweise blendend aussehend, sie mega-abweisend behandelt, passt da doch nur ins Bild. Doch dann kommt seine Zwillingsschwester ins Spiel und Katy gewinnt eine Freundin. Doch das passt Daemon überhaupt nicht. Warum nicht, welche Rolle ein ferner Planet spielt, was vulkanisches Gesteinsglas damit zu tun hat und wie es ist, einen Alien zu lieben – das beschreibt Jennifer L. Armentrout in diesem ersten Band der Reihe sehr ausführlich, manchmal fast schon semi-erotisch – genau richtig für die Zielgruppe der zwölf- bis sechszehnjährigen Mädchen.

Daemon verkörpert alles, was ein Mädchen von ihrem Held erwartet: Er sieht hammermäßig gut aus, beschützt sie und ist im richtigen Moment schwach….

Die Geschichte lehnt sich an an viel Bekanntem: Ein bisschen Biss, ein wenig E.T., hier ein wenig Wunderwaffe, dort die Leidenschaft der Liebe und dass die Autorin sich ganz gern mal den einen oder anderen Zombiefilm reinzieht, lässt sich auch nicht leugnen – aber trotzdem hat die Story etwas. Ein großer Kritikpunkt allerdings ist die Wahl der Sprecherin. Sie ist eine der typischen Stimmen für Jugendbücher, aber dieser kindliche Unterton, den Merete Brettschneider hier wählt, passt eher zur „Freche-Mädchen“-Reihe als zu so einem Buch.
3.0 Stars (3,0 / 5)

Karine Tuil: Die Gierigen

Samuel, Samir und die obligatorische Frau in der Runde, Nina, sind eng befreundet. Man könnte fast sagen unzertrennlich. Sie leben dasselbe Leben, haben die gleichen Werte. Samuel und Nina sind ein Paar, Samir derjenige, der die Zweisamkeit ins Wanken bringt. Eine leidenschaftliche Affäre zwischen Nina und ihm zerstört die Harmonie des Trios, nimmt der Jugend die Unbekümmertheit und verändert Leben. Nicht nur einmal, sondern zweimal. Denn Samir, der in Frankreich aufgrund seiner arabischen Herkunft keinen Fuß auf den Boden bekam, und der sich dann die Identität und Geschichte seines ehemaligen Freundes zu eigen gemacht hat um fortan als vermeintlicher Jude Sam seinen beruflichen und privaten Weg zu machen, kommt den beiden, denen es nie gelungen ist, ihren Platz am Rande der Gesellschaft zu verlassen, noch einmal in die Quere. Oder andersherum. Inzwischen hoch dotierter und äußerst angesehener Anwalt in Amerika, verheiratet mit einer einflussreichen Frau aus der High Society, belanglose Affären, zwei wohlgeratene Kinder, erzogen von den Nannys bringt ihn nur eines ins Schwanken – Nina. Denn die taucht plötzlich wieder in seinem Leben auf. Sie und Samuel haben den verschollen geglaubten Freund in einer Fernsehsendung entdeckt und Nina lässt es darauf ankommen. Samuel lässt es geschehen. Kommt erst einmal ein Stein Bewegung, bricht die Lawine los. Und wird von Samirs ungeliebtem Stiefbruder noch so richtig ins Rollen gebracht. Und auch, wenn es sich über 500 Seiten hinzieht, so erstaunt es doch, wie schnell ein scheinbar perfekt auf den Trümmern anderer aufgebautes Leben ins Wanken, Schleudern und Scheitern geraten kann.

Dieser Roman über einen Aufsteiger aus der Pariser Banlieue und die, die dabei auf der Strecke geblieben sind, wurde in Frankreich geradezu als literarische Sensation gefeiert. Und ist harter Tobak in Bezug auf Gesellschaftskritik. Die Autorin macht einen regelrechten Rundumschlag. Nichts bleibt außen vor und doch verzichtet sie, und das dürfte in diesem Fall nicht leicht gewesen sein, komplett auf Klischees. Die Sprache, die sie verwendet und die von Maja Ueberle-Pfaff, die auch bereits Mark Twain und Jules Verne übersetzt hat, nahezu perfekt ins Deutsche übertragen wurde, ist anders als man es von einer Frau in ihrem Alter erwartet hätte. Besonders interessant sind einige Stilmittel, die sie dabei verwendet. Wobei man sich bei dem ein oder anderen durchaus wundert, warum man es nicht selbst schon verwendet/benützt/eingesetzt hat.

Karine Tuil, geboren 1972, studierte selbst Jura, schrieb nebenbei den einen oder anderen Roman und beschäftigt sich derzeit nicht nur mit ihren Kindern, sondern auch mit ihrer Doktorarbeit. Eine Autorin, von der man sicher noch einiges hören wird.
3.9 Stars (3,9 / 5)

Silke Porath: Mutti muss mit

Ein bisschen unglaubwürdig ist sie ja schon, die Geschichte von der Geliebten, die diesen Mann so unbedingt will, dass sie seine Ehefrau aufklärt und statt hochkant rausgeschmissen zu werden, von dieser dazu eingeladen wird, mit der Schwiegermutter in spe in Urlaub zu fahren. Noch ein bisschen unglaubwürdiger ist, dass gerade diese eine Schwiegermutter das so sang- und klanglos mitmacht. Denn sie ist das, was man einen echten Besen nennt. Ein Schwiegermuttermonster, das zum Lachen höchstens in den Keller geht, das anderen sämtliche Freuden des Lebensversagt, weil es selbst keine Freude am Leben hat und das tyrannisiert. Doch all das macht Claudia gar nicht aus, will sie doch über diesen steinigen Weg das Herz ihres Geliebten komplett gewinnen. Das allerdings geht mega-schief.

Turbulenter als diese Geschichte könnte das Leben selbst nicht sein. Hier wird wirklich jedes Klischee bedient und selbst, wenn es beseitigt werden soll, wird es durch ein noch größeres ersetzt. Was wiederum aber für den einen oder anderen Leser, bzw. für die eine oder andere Leserin, denn die sind ganz eindeutig die angestrebte Zielgruppe, durchaus seinen Reiz haben könnte. Irgendwie hat das Buch was, man schüttelt zwar beim Lesen automatisch immer wieder den Kopf, bleibt aber trotzdem dran. Schließlich will man dann nämlich doch wissen, wie dieses obskure Experiment mit den vielen Nebenschleichwegen und -schauplätzen ausgeht.

Silke Porath, die Mitautorin von „Schokolade ist auch nur Gemüse“, hat wie in ihren anderen Büchern auch einen leichten Ton angeschlagen, dem Genre entsprechend arbeitet sie mit einfachen Sätzen und kleinen Sprachspielchen. Nett. Mehr aber auch nicht.
1.9 Stars (1,9 / 5)

Hans D. Meyer zu Düttingdorf: Das Bandoneon

Was macht man, wenn man im Nachlass der eigenen Mutter, eingeklemmt hinter einer alten Kommodenschublade, einen alte Postkarte aus Buenos Aires, auf der vier Musiker abgebildet sind mit der Nachricht: „Das Bandoneon trägt mein ganzes Leben – E.“ findet? Entweder man wirft sie weg und vergisst sie oder man macht es wie Christina, die schon allein von Berufs wegen neugierig ist. Die Journalistin macht sich auf die Suche und begibt sich auf die Spuren der Karte nach Argentinien. Was sie dort entdeckt, fasziniert sie völlig. Nicht nur das wunderbar, fremde Land, sondern auch die Dinge, die sie über ihre Urgroßmutter Emma herausfindet, die als junges Mädchen den Schritt in eine andere Welt wagte und wie sollte es anders sein, sich dort Hals über Kopf verliebte…

Christinas Wurzeln waren unbekannt, die Mutter aufgewachsen in einem Waisenhaus, konnte nicht viel dazu sagen. Umso wichtiger erscheint es der jungen Frau, herauszufinden, was geschehen ist. Ihre Reise zurück in die Zwanziger Jahre, ihr Entwirren des Knotens – ein lesenswerter Roman über schwierige Zeiten, eine spannende Familiengeschichte und deren Auswirkungen auf die Zukunft.

Der Autor mit dem wunderschönen Namen Hans Meyer zu Düttingdorf ist Musiker, Schauspieler und Unternehmenscoach, seine deutschsprachigen Chansons wurden bereits mehrfach ausgezeichnet. Sein Partner kommt aus Argentinien und daher stammt auch die Liebe für das Land und den Tango. Die Idee zu der Geschichte entwickelte das Paar, das abwechselnd in Bielefeld und an der Küstenstadt Necochea lebt, gemeinsam. Vielleicht ist sie auch deswegen so authentisch.
3.9 Stars (3,9 / 5)

Gernot Gricksch: Die Bank der kleinen Wunder

Es sind die kleinen Geschichten, die das Leben schreibt, die uns am meisten zu Herzen gehen. Sie wie die Geschichte einer unscheinbaren Parkbank, die zur Klaviatur des Lebens zu gehören scheint. Ein Supermodel, ein Mann, der seine große Liebe über Jahrzehnte in sich verschließt, eine junge Frau, die wie durch ein Wunder vor dem sicheren Tod bewahrt wird oder ein Großstadtsingle, der von heute auf morgen zum Vater wird – all diese Lebensgeschichten sind auf faszinierende und Griksch-typische Weise miteinander verbunden. Kitschig wird er nie, gefühlvoll schon.

Gernot Griksch ist ein inzwischen häufig verfilmter Autor. Wotan Wilke Möhring, Hauptdarsteller seines letzten Films, schwört auf ihn und seinen Stoff. Wobei „Die Bank der kleinen Wunder“ ganz sicher bisher zu seinen besten Büchern zählt. Und das will etwas heißen.

Eine Neuauflage mit einigen Geschichten-Extras und einem deutlich besseren Cover.
5.0 Stars (5,0 / 5)