Dani Atkins: Die Nacht schreibt uns neu

Ein schreckliches Unglück tötet eine von drei Freundinnen und damit fast auch Freundschaftsbande, die lebenslang hätten währen sollen. In Kombination mit der obligatorischen Liebesgeschichte inklusive Gefühlsverwirrung ist das die Kurzbeschreibung dessen, was den Leser erwartet.

Das Buch ist in der Retrospektive geschrieben, beginnt mit dem Heute. Einem festlichen Tag. Wohl die Hochzeit? Doch die Hochzeit mit wem, fragt man sich während der Lektüre. Die mit dem smarten Amerikaner, der ihr das Leben gerettet hat oder doch dem Altbewährten, der sich nicht wirklich als Freund erwiesen hat? Der aber auf ewig Besserung schwört?

Das Buch zieht einen lang nicht so in seinen Bann wie „Die Achse der Welt“. Obwohl es allein schon die Umschlaggestaltung versprach. Sie ist nicht schlecht, die Geschichte, aber irgendwie auch an den Haaren herbeigezogen und reichlich übertrieben. Um mit so viel Kitsch zu arbeiten, hätte die Grundidee deutlich besser sein müssen. Das Ende allerdings ist nicht schlecht. Aber gerade, wenn einem der Vorgänger extrem gut gefallen hat, sollte man dieses Buch lieber stehen lassen und aufs nächste warten. Und dabei hoffen, dass die Autorin wieder ganz zu ihrem alten Stil zurückfindet.
2.9 Stars (2,9 / 5).

Rowan Coleman: Zwanzig Zeilen Liebe

Stella arbeitet in einem Hospiz. Und schreibt dort für die Betreuten ihre letzten Briefe, schreibt für sie Dinge auf, die sie noch belasten und überreicht diese Briefe, wenn diejenigen, die noch etwas auf Herzen hatten, verstorben sind. Dabei hat Stella selbst genug Probleme. Denn ihre Ehe ist einer großen Belastungsprobe ausgesetzt. Ihr Mann war Soldat und hat ein Bein verloren. Darüber kommt er nicht hinweg, genauso wie über das, was er erlebt hat. Am schlimmsten aber ist für ihn, dass er sich schuld fühlt am Tod seines besten Freundes – bzw. Stella irgendwie die Schuld dafür gibt. Weil er für sie leben wollte.

Dieses Buch von Rowan Coleman – zeigt einem, wie kostbar Erinnerungen sind, dass es immer noch einen Weg gibt und dass man sich darüber bewusst sein sollte, dass es, wenn man zu lange zögert, einfach schon zu spät sein kann.

„Zwanzig Zeilen Liebe“ ist nicht wirklich ein Liebes-, sondern eher ein Lebensroman. Einer von denen, die einem etwas mitgeben, bei denen man nach lange danach nachdenkt über den Stoff und den Bezug zum eigenen Leben. Ähnlich wie es bei „Einfach unvergesslich“ ist, wobei Letzteres noch einen Tick besser war.

Das Hörbuch wird gelesen – und zwar ungekürzt auf zwei mp3-CDs – von einem hochkarätigen Sprecherensemble, bei dem das Zuhören richtig viel Spaß macht. Gerade, aber nicht nur in der Vorweihnachtszeit trifft es den Nerv.
3.9 Stars (3,9 / 5)

Matze/Feli im Land der Kinderseelen

Was ist, wenn jemand stirbt? Und wo war er eigentlich vor seiner Geburt? Das sind Fragen, die Kinder beschäftigen, auf die sie Antworten suchen und bei denen sie allzu oft leider abgespeist werden. Doch gerade, wenn es um Verluste geht oder wenn eine Krankheit bedrohend wird, dann können Antworten auf diese Fragen elementare Sicherheitsstützen im Leben werden. Und auch, wenn es keine wissenschaftlich fundierten Antworten sind, so gleichen sich die Antworten derer, die versuchen, welche zu geben, überall auf der Welt. Letztendlich geht es immer um die Seele, die unsterbliche, die reine Seele – manchmal hat sie Aufgaben, manchmal ist sie auf Durchgangsreise und manchmal, so wie bei Isabel Schneider, kommt sie aus dem Land der Kinderseelen bewusst auf die Erde. Und durchläuft dafür einen Prozess, der sie stärken und schützen soll. Wieso die Seele, die sich für Männlichkeit entschieden hat – Matze – ausgerechnet beigebracht bekommt, dass Mädchen blöd sind, erschließt sich nicht wirklich – auch die Trennung in einen Jungs- und einen Mädchenteil des Buches ist nicht logisch anhand der Neutralität der Seelen, selbst wenn sie mit dem Kreislauf des Lebens verglichen wird.
Aber ansonsten ist es ein schönes, ruhiges und irgendwie tröstliches Buch, das auch und vor allem aufgrund seiner kleinen Randzeichnungen besticht.
3.0 Stars (3,0 / 5)

Astrid Ruppert: Wenn’s am schönsten ist

Peter, Lukas und Sabine waren einmal eine Familie. Doch das sind sie schon lange nicht mehr. Lukas lebt bei seiner Mutter. Der 18-Jährige macht bald Abitur, spielt leidenschaftlich gerne Klavier, hat eine feste Freundin und glaubt, nicht zu vermissen in seinem Leben. Bis er nach vielen Jahren wieder auf seinen Vater stößt.

Peter ist damals einfach weggewesen aus dem Leben des Jungen. Von einem Tag auf den anderen schien er kein Interesse mehr an seinem Sohn zu haben. Die Verletzung sitzt tief und wird auch diesmal wieder verstärkt. Peter rennt wieder weg. Weniger vor der Situation als mehr vor sich selbst, wie er schnell merkt. Es dauert eine ganze Weile, bis sich Vater und Sohn angenähert haben. Hoffnung, wiederentdeckte Gefühle und Verständnis füreinander werden immer wieder abgelöst von Wut und Enttäuschung. Doch mehr und mehr erkennen die beiden Ähnlichkeiten an sich, nähern sich an. Verstehen, welche Rolle Sabine bei der Entfremdung gespielt hat und wollen neu anfangen. Doch dann erfährt Peter, dass er Leukämie hat…

Die Art und Weise, wie Peter mit seiner Krankheit und dem bevorstehenden Tod umgeht, ist stark geprägt von seinem Drang nach Freiheit, auch innerer Freiheit.

Dieses Buch ist anrührend, traurig und hoffnungsvoll stimmend zugleich. Interessant auch die Darstellung weiterer Charaktere: Hanna, die mir ihrer unaufdringlichen Liebe zu Peter ganz tief in dessen Seele dringt, Sabine, die nach so vielen Jahren eine innere, befreiende Wandlung durchmacht, die sie von so vielen anderen alleinstehenden Frauen abhebt und Peters Eltern, die nur langsam, aber noch früh genug verstehen, dass es nie zu spät ist. Ein wunderschöner Roman über das Leben und Sterben.
4.9 Stars (4,9 / 5)

Catherine Leblanc/Eve Tharlet: Wirst du mich immer lieb haben?

Dem kleinen Bären ist ein Missgeschick passiert: Er hat sich beim Spielen seine Jacke zerrissen. Doch wider Erwarten ist seine Mama gar nicht böse. Das bringt ihn auf den Gedanken, wann denn Schluss wäre mit der mütterlichen Liebe und er beginnt ein Fragespiel. Was, wenn er in der Schule faul wäre? Was, wenn er absichtlich alles kaputt machen würde? Und was, wenn er mal so sauer auf seine Mama wäre, dass er sie nicht mehr lieb haben könnte? Mit Erstaunen stellt der kleine Bär fest, dass es nichts gibt, das die Liebe seiner Mutter zu ihm vermindern könnte. Wirklich gar nichts?, fragt sich der kleine Kerl. Und es dauert eine Weile, bis er sich zu fragen traut, was ihm wirklich das Herz schwer macht: Was, wenn Mama stirbt?

Dieses Bilderbuch, wie gewohnt perfekt illustriert von Eve Tharlet, erfüllt mehrere Zwecke. Auf der einen Seite eignet es sich für alle Kinder. Schließlich ist es wichtig, dass sie wissen, dass man vielleicht mal sauer ist, aber die Liebe deswegen nicht weniger wird. Es eignet sich für Familien in schweren Abschiedssituationen, mit dem Versuch zu erklären wie unendlich Liebe sein kann. Und es ist ganz prima geeignet für all diejenigen, die bald Konkurrenz in der Familie bekommen werden und diese jetzt schon fürchten. Denn das ist wohl das Erstaunlichste auf der Welt: Egal, wie viele Kinder in eine Familie geboren werden, eine Mama muss vielleicht ihre Zeit teilen, aber nie ihre Liebe. Denn davon scheint es unendlich viel in unseren Herzen zu geben.
4.4 Stars (4,4 / 5)

Stephen King/Stewart O‘Nan: Ein Gesicht in der Menge

Dean Evers lebt ganz alleine in Florida. Kaum dahin umgezogen, ist seine geliebte Frau verstorben und er saß alleine da. Ohne Familie, ohne Freunde, gar ohne Bekanntenkreis. Mit nur einem einzigen Freund, der ihm aus der Schulzeit geblieben war und mit dem er gelegentlich mal Kontakt hat. Seine einzige Freude ist das Fernsehen. In der Regel Baseball. Als er wieder einmal abends vor der Glotze sitzt, fällt ihm ein Gesicht in der Menge auf. Der Mann sieht aus wie sein alter Zahnarzt. Der kann es aber nicht sein, denn er ist seit Jahren verstorben. Doch Evers hat sich nicht getäuscht. Immer mehr bekannte Gesichter tauchen im Publikum auf, selbst seine tote Frau ist dabei und es gelingt ihm sogar, mit ihr zu telefonieren – was nicht nur sein Weltbild im Allgemeinen verändert, sondern im Besonderen auch die Sicht auf seine Ehe.

Die Wendung, die diese Kurzgeschichte zweier für ihre Brillanz bekannter Autoren – Stephen King und Stewart O’Nan – macht, ist eher überschaubar. Das Stück ist gut, aber nicht überraschend. Herausragend allerdings der Sprecher David Nathan, die deutsche Stimme von Johnny Depp – er versteht es, Untertöne laut werden zu lassen.
3.9 Stars (3,9 / 5)

Markolf H. Niemz: Lucy im Licht

Was geschieht beim Übertritt vom Leben zum Tod? Gibt es überhaupt ein Jenseits? Die Beantwortung dieser Fragen war bisher immer Glaubenssache. Doch jetzt hat sich ein reiner Naturwissenschaftler mit diesem heiklen Thema auseinandergesetzt – und er kommt zu interessanten Schlüssen.

Prof. Dr. Markolf H. Niemz ist Medizintechniker und Physiker an der Universität in Heidelberg und neben seinen Forschungen zur Lasermedizin interessiert ihn ganz besonders ein bestimmter Grenzbereich zwischen Theologie, Medizin, Philosophie, Psychologie und Naturwissenschaft: der Tod, bzw. genauer gesagt das Sterben an sich.

Man kennt die typischen Nahtoderfahrungen: das gleißende Licht am Ende eines Tunnels, der schnelle Durchlauf des eigenen Lebens, das Wiedersehen mit bereits Verstorbenen – Aussagen klinisch toter Menschen nach dem Wiedererwachen, die sich interessanterweise rund um die Welt und durch alle Kulturkreise gleichen. Man kennt aber auch wissenschaftliche Annahmen darüber, dass es sich sozusagen um die „letzten Zuckungen“ des Gehirns handelt, um Halluzinationen also.

Beweisen lässt sich hier erst mal gar nichts, aber das ist bei den Naturwissenschaften ja nicht zum ersten Mal so. Man stellt eine These auf, eventuell sogar mit ein oder zwei Unbekannten und überprüft sie soweit es geht. Das hat Herr Niemz getan. Bzw. nicht er selbst, sondern seine Kunstfigur Lucy, eine junge Wissenschaftlerin, die man bereits aus dem Buch „Lucy mit c“ kennen könnte. Lucys Axiom: Mit dem körperlichen Tod wird unsere Seele (unser geistiges Ich, unser Bewusstsein) auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigt, damit sie ins Jenseits übergehen kann. Auf Basis dieser Annahme verbindet der Autor theologische Begriffe (Ewigkeit und Omnipräsenz), Erkenntnisse der modernen Sterbeforschung (Tunnelerlebnis) und Effekte der modernen Physik (spezielle Relativitätstheorie). Die Inhalte verschiedenster Fachgebiete verzahnen sich und ergeben nur zusammen das vollständige Bild, das Niemz malt.

Einigermaßen verständlich erklärt er die notwenigen Grundlagen – vor allem die der Physik, anschaulich untermalt mit zahlreichen Graphiken und ergänzt durch kleine Experimente. Aber genau hier rutscht das Buch etwas ab vom eigentlichen Niveau. Mir persönlich gefällt schon die Kunstfigur Lucy nicht, sie wirkt albern und macht bisweilen aus einem ernsten Thema Slapstick. Ich habe auch keine Lust, Alufolie auf eine bestimmte Seite in einem Buch zu kleben, um mir auf diese Weise das Phänomen eines Spiegels bewusst zu machen. Hier bekommt das Ganze dann doch eher den schalen Geschmack eines schlechtens Meditationswochenendes.

Aber: Der Inhalt des Buches an sich ist super-interessant. Niemz gelingt es, interdisziplinär zu argumentieren und so gut zu „beweisen“, dass man glauben möchte, was er sagt. Bzw. dass man für das, was man glaubt, endlich meint, wissenschaftliche Beweise gefunden zu haben. Je nachdem.
4.4 Stars (4,4 / 5)

Frances H. Burnett/Betina Gotzen-Beek: Der geheime Garten

Diese Geschichte von Frances H. Burnett ist, genau wie „Der kleine Lord“, ein Meisterstück aus der Feder der Autorin. Angesiedelt in ihrer Zeit, Ende des 19. Jahrhunderts, handelt sie von einem einsamen Mädchen, einem noch einsameren Jungen und einem Mann, der über den Verlust seiner Frau sein eigenes Kind vergisst.

Mary muss, nach dem Tod ihrer Eltern, zu ihrem Onkel ziehen. Doch der, versunken in der Trauer um seine verstorbene Frau, will nichts von ihr wissen, genauso wenig wie von seinem eigenen Sohn, dem man so lange eingeredet hat, er sei ein Krüppel, bis dieser das auch glaubte und aus Wut auf das Leben, das ihm nicht nur seine Mutter, sondern auch seine Gesundheit nahm, selbstgefällig und herschsüchtig wird – in stetem Wechsel mit unbändigem Selbstmitleid.

Mary, die selbst zunächst arrogant und hochnäsig mit ihrem Schicksal hadert, stößt eines Tages auf einen geheimen Garten. Was es mit diesem auf sich hat und wie er das Leben vieler Menschen verändert, ist in diesem zauberhaften Märchen verpackt.

Mit einer Verpackung, die sich sehen lassen kann. Wie übrigens auch die anderen Klassiker dieser Reihe, erscheint ‚Der geheime Garten‘ in einem edlen, mit Samt verzierten Einband. Die Zeichnungen von Betina Gotzen-Beek sind dem Werk entsprechend und ganz anders, als man es sonst von der Illustratorin gewohnt ist.
4.0 Stars (4,0 / 5)

Jutta Treiber/Maria Blazejovsky: Die Blumen der Engel

Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn das eigene Kind vor einem stirbt. Das Leid, das diese Eltern durchmachen, ist mit nichts zu vergleichen. Doch auch für die Geschwister, die zurückbleiben ist eine solche Situation unglaublich schwer. Und manchmal auch mit heftigen Schuldgefühlen verbunden. Jutta Treiber und Maria Blazejovsky haben sich mutig eines Themas angenommen, das normalerweise nicht zu denjenigen eines bunten Bilderbuches gehört….

Die Geschichte der kleinen Sonja, die durch einen Autounfall ihre jüngere Schwester Mara verloren hat und die sich in ihrer Trauer alleine gelassen fühlt, geht unglaublich zu Herzen. Der schreckliche, alles verändernde Anruf, der Schock, der die Familienmitglieder erfasst, die Gedanken, die Sonja durch den Kopf gehen, das verlassene Gefühl, die Erinnerungen, die unfassbare Traurigkeit und das ganze Zeremoniell, mit dem sie sich überfordert fühlt – man kann gar nicht anders, man leidet mit. Und bekommt sofort das unbändige Bedürfnis, die eigenen Kinder ganz fest in den Arm zu nehmen, zu beschützen und nie mehr loszulassen.

Es hat aber auch etwas Tröstliches, dieses Buch und es ist sicher wunderbar geeignet für Familien, die sich in einer solchen oder ähnlichen Situation befinden. Und wahrscheinlich auch für diejenigen Kinder, die sich mit dem Thema entweder nur am Rande oder noch nie befasst haben, befassen mussten. Dann allerdings muss man sehr behutsam vorgehen, um nicht unnötig Ängste zu wecken. Und zwar die Ängste, die einen selbst befallen, wenn man sich mit dem Thema ‚Tod eines Kindes‘ auseinandersetzt und die man selbst kaum in den Griff bekommt – sie können bei Kindern ausufern und müssen gut eingedämmt, bewacht und bearbeitet werden….
4.8 Stars (4,8 / 5)

David Safier: Mieses Karma

“Der Tag an dem ich starb, hat nicht wirklich Spaß gemacht.“

Gibt es ein Leben nach dem Tod? Muss es ja wohl geben, denn ein Satz wie obiger kann kaum von einer Leiche kommen. Und wenn man den Buchtitel sowie das Titelbild mit der Abbildung einer Ameise in Kombination mit dem ersten Satz betrachtet, dann wird nicht nur bei Menschen mit dem festen Glauben an Reinkarnation die Neugier geweckt.

Karriere oder ihre kleine Tochter, der altgediente brave Ehemann oder der coole Geliebte, Menschlichkeit oder Stutenbissigkeit – für Kim lange keine Frage. Das bisschen schlechte Gewissen lässt sich herunterschlucken und morgen ist ja auch noch ein Tag. Denkt sie. Denn in der Nacht wird die frisch mit dem Fernsehpreis ausgezeichnete Moderatorin von einer aus dem All stürzenden Raumstation erschlagen. Und findet sich als Ameise reinkarniert wieder.

„Ich sah das Licht.
Es wurde immer heller.
Es war wunderschön.
Es umhüllte mich.
Sanft.
Warm.
Liebevoll.
Ich umarmte es und ging darin auf.
Gott, ich fühlte mich so wohl.
So geborgen.
So glücklich.
Ich war wieder voller Urvertrauen.
Doch dann wurde ich von dem Licht wieder abgestoßen.
Ich verlor die Besinnung.
Als ich wieder aufwachte, merkte ich, dass ich einen riesigen Kopf hatte.
Und einen wahnsinnigen Hinterleib.
Und sechs Beine.
Und zwei extrem lange Fühler.
Und das war die Nummer Eins der miesesten Augenblicke des Tages!“

Es war doch ein bisschen viel schlechtes Karma, das sie so angesammelt hatte. Der Weg zurück ist mit einigen Krümeln von Riesenausmaßen gepflastert. Doch Casanova höchstpersönlich steht ihr tapfer zur Seite und schafft es dabei auch selbst – nach etlichen Ameisenleben – ein Stückchen weiter Richtung Nirwana.

„Der Tag, an dem ich starb, hat nicht wirklich Spaß gemacht.“ Allein das „nicht wirklich“ lässt linguistisch gesehen auf ein frisches Buch voll Ironie schließen. Und eins kann vorweg genommen werden: Man wird nicht enttäuscht. Der Autor hält, was er im ersten Satz seines Romans verspricht. Seine Geschichte ist gut, seine Sprache einfach aber nicht banal, seine Protagonisten überzogen aber nicht lächerlich

Auch, wenn er zum ersten Mal die Seiten eines Romans gefüllt hat, ein unbeschriebenes Blatt ist der in Bremen lebende David Savier wahrlich nicht. Seine Drehbücher zu einigen TV-Hits haben ihm bereits eine beträchtliche Anzahl an Preisen eingebracht. Mit dem Grimme-Preis, dem Deutschen Fernsehpreis und dem Emmy ausgezeichnet, hat er jetzt auch auf dem Gebiet der Schriftsteller eine wahre Meisterleistung vollbracht. „Mieses Karma“ ist eines der phantasievollsten, witzigsten und originellsten Bücher der letzten Zeit.

Extrem empfehlenswert!
5.0 Stars (5,0 / 5)