Teri Terry: Mind Games

Eine Dystopie ist im Prinzip so etwas wie eine Anti-Utopie. Malt diese die Zukunft rosig, so wollen die Autoren einer Dystopie in der Regel auf heutige Missstände hinweisen, deren Folgen in der Zukunft äußerst negativ sein könnten. Teri Terry, bekannt geworden durch ihre „Gelöscht“-Trilogie, trifft bei Mind Games mal wieder den Nagel auf den Kopf. Verfeinert sie doch das auf der Kölner Gamescom ganz klar sich herauskristallisierende Spiel mit der Illusion. In Lunas Welt lässt sich kaum noch auseinanderhalten, was real ist und was virtuell. Denn im Gegensatz zu heute, wo man noch mit klobigen Brillen arbeiten muss, um Illusion zu erzeugen, wird die Zukunft mit einem eingebauten System arbeiten – vermutet Terry. Luna allerdings ist einer der wenigen Verweigerer. Ihre Mutter kam in einem Videospiel ums Leben und die gesellschaftlichen Nachteile, die Luna durch die Verweigerung hat, nimmt sie billigend in Kauf. Nicht zuletzt deswegen, weil sich die virtuellen Räume bei ihr sowieso ein bisschen anders verhalten als bei anderen. Umso verwunderter ist das Mädchen, als es von dem alles beherrschenden Unternehmen PareCo zum begehrten Einstufungstest eingeladen wird. Was steckt dahinter, welche Ziele verfolgt die Firma und warum kehrt niemand von PareCos begehrtestem Arbeitsplatz, einer einsamen Insel, zurück? Als Luna Gecko kennenlernt, lüften sich die Geheimnisse.

Dieses Buch hat absolute fünf Sterne verdient. Es ist super geschrieben, hat eine Geschichte mit Biss und einer Menge Phantasie und es ist spannend, ohne unangenehme Gänsehaut zu erzeugen. Und zwar bis zum letzten Buchstaben. Für Dystopieliebhaber ein Muss, für alle anderen eine echte Empfehlung. Vor allem für Jugendliche, denn das Buch bietet Denkansätze, ohne zu verteufeln.
5.0 Stars (5,0 / 5)

tiptoi® Star Wars(TM) Episode I-VI

Noch cooler geht es kaum: StarWars für Anfänger und Profis als Tiptoi-Buch. Kindgerecht aufbereitet erfährt man viel über die Handlung und ihre Hintergründe, über die wichtigsten Figuren und das Ganze mit den Originalstimmen.

Filmszenen aus den sechs Episoden ermöglichen es, wie live dabei zu sein und mit Anakin Skywalker, dem Hohen Rat der Jedi und Meister Joda und seinen besonnenen Entscheidungen das Imperium mitzuerleben.

Mithilfe der Geräusche und Bilder aus den Filmen taucht man in das galaktische StarWars- Imperium ein. Das optimale Geschenk für kleine Schulanfänger, die ja schließlich auf ihre Art auch große Helden sind. Ohne Laserschwert, dafür mit Schultüte. Möge die Macht mit ihnen sein! Und mit einem Autor, der aus der Kinderbuchwelt nicht mehr wegzudenken ist: THiLO.

„Es hat wahnsinnig Spaß gemacht, meine Kinder nach dem Mittagessen abzuwimmeln: ‚Nein, ich kann leider nicht Vokabeln abhören, ich muss leider, leider StarWars schauen!’Tja, das war mein Los über Wochen und Monate. Alle sechs Episoden rauf und runter schauen. Die besten Bilder für das Buch aussuchen. Die passenden Original-Töne finden. Die bekanntesten Zitate mussten auch ins Buch. Und dann noch die komplette Geschichte – bisher – zusammenfassen.“

Kein Problem für jemanden, bei dem Riesen, Zwerge, Hexen, Feen, sprechende Koffer, Monster und Ritter sich nur so auf dem Schreibtisch tummeln. Und dessen Bücher mit einer Auflage von über drei Millionen in zwanzig Sprachen übersetzt wurden.
5.0 Stars (5,0 / 5)

Daniel Glattauer: Die Wunderübung

Wenn man einmal beim Paartherapeuten landet, ist in der Regel schon einiges im Argen. So wie bei Joana und Valentin, deren Ehe an einem absoluten Tiefpunkt angelangt ist und die sich nur noch in Form von extrem bissigen und sarkastischen Kommentaren begegnen. Der Therapeut tut sein Bestes, um die beiden Streithähne in den Griff zu bekommen. Doch keine Chance. Valentin und Joana sind zu sehr eingespielt, zu intelligent, um auf die psychologischen Tricks hereinzufallen. Doch dann wandelt sich das Blatt und der Therapeut zeigt sich von einer ganz anderen Seite. Verletzlich, angegriffen, negativ – die beiden bohren ein bisschen nach und finden heraus, dass seine Frau ihn verlassen hat. Just in der Pause der Therapie. Und das, obwohl er, so die Worte der Gegangenen, nichts falsch gemacht hat. Sich immer wie ein perfekter Mann und Partner verhalten hat. Oder besser gesagt, nicht obwohl, sondern gerade deswegen. Was soll Valentin daraus für Schlüsse ziehen und wie geht Joana mit der Situation um?

In diesem Stück von Daniel Glattauer kommen alle Höhen und Tiefen zum Tragen. Eigentlich als Komödie bezeichnet ist es eher eine Form humoristischer Tragödie. Im Hörspiel unter anderem grandios gesprochen von Andrea Sawatzki und Christian Berkel, auch im echten Leben ein Paar und vielleicht gerade deshalb so geübt darin, sich kräftig anzugiften?
Ein Werk, das dem Autor wieder einmal voll und ganz gerecht wird. Keiner kann die Stimmungen der Menschen besser und wirklichkeitsgetreuer zeichnen als Daniel Glattauer. Keiner schafft es besser, seinen Lesern und Hörern ein Dauergrinsen ins Gesicht zu zaubern. Ein echter Meister seiner Kunst – das hat der Österreicher hier wieder einmal bewiesen.
5.0 Stars (5,0 / 5)

Guillaume Musso: Lass mich niemals gehen

Ethan hat keinen Bock darauf, sein Leben als Arbeiter zu verbringen, nur weil das Schicksal ihm das vorzugeben scheint. Bei einem Ausflug nach New York, den er mit seiner Verlobten und seinem besten Freund Jimmy unternimmt, taucht er von einem Moment auf den anderen unter und beginnt ein neues Leben. Ziemlich erfolgreich. 15 Jahre später hat er in Manhattan eine steile Karriere als Psychologe hingelegt, veröffentlicht zahlreiche Bücher und wird als Lebensberater gebucht. Dass die Frauen dem attraktiven Mitdreißiger zu Füßen liegen, gefällt ihm zwar, aber seine große Liebe Céline, die er auf seinem Weg nach oben getroffen und wieder verlassen hat, kann er nicht vergessen. Als Céline ihn an einem schicksalsträchtigen Tag zu ihrer Hochzeit einlädt und unübersehbar hofft, dass er diese verhindert, versaut es Ethan. Doch er bekommt eine neue Chance. Und nicht nur eine. Er darf den Tag nochmal und nochmal erleben, trifft dabei auf Schicksal und Karma.

Das Muster ist bei Guillaume Musso oft das Gleiche. Der Franzose liebt es, starre Zeitschienen aufzulösen und seine treuen Leser damit immer wieder aufs Neue zu überraschen. Das ist ihm auch diesmal ziemlich gut gelungen. Das Buch ist spannend bis zur letzten Seite. Was nicht zuletzt mit der Rolle eines jungen Mädchens zu tun hat und damit, dass es fast nicht möglich ist, sein Schicksal auszutricksen. Aber eben nur fast nicht möglich.

Wer Lust hat, das Original zu lesen: Es ist 2008 unter dem Titel „Je reviens te chercher“ erschienen.
4.8 Stars (4,8 / 5)

Ivonne Keller: Hirngespenster

„In dem Moment, als ich mit dem Kopf auf den Beton aufschlug, bereute ich, Anna niemals gesagt zu haben, wie sehr ich sie bewunderte.“ Doch dafür war es nun zu spät. Sylvies Schwester Anna scheint wie vom Erdboden verschluckt, sie kommt nie zu Besuch, kann möglicherweise nicht ertragen, dass Silvie gefangen ist in ihrem eigenen Körper, sich nur schwer verständlich machen kann und darunter leidet. Vor allem, weil sie ausgerechnet bei der Frau lebt, die ihr Mann schon immer geliebt hat. Sabrina kümmert sich aufopferungsvoll. Um Silvie, ihre Söhne und um Johannes.

Dieser Roman wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, jede mit ihrem eigenen Blickwinkel. Es rollt auf, wie die Dinge zusammenhängen, was das Schicksal geplant hat. Besonders spannend, vor allem beim zweiten Lesen, ist die Sicht Silvies. Und das Ende, das einen wirklich umhaut. Ein Buch, das nachhaltigen Eindruck hinterlässt. Und ein unglaubliches Debüt. Ivonne Kellers zweites Buch, Lügentanz, hat seine ebook-Premiere am 15.12.
5.0 Stars (5,0 / 5)

Dave Eggers: Der Circle

Mae Holland macht eine Wahnsinnskarriere bei „The Circle“, einem Konglomerat von Google, Facebook, Twitter, Youtube und Apple, geführt von den Drei Weisen. Immer unter dem Gutmensch-Motto schleicht sich das Social-Media-Unternehmen, das über ziemlich radikale Ansichten hinsichtlich der Selbstbestimmung verfügt, in die Leben seiner Mitarbeiter und auch in die, die versuchen, dem zu entkommen. Monopolisierung, Datenspeicherung, Überwachung – die totale Kontrolle, immer unter dem Deckmantel der Wohltätigkeit, des Schutzes und des Praktischen. Mae gefällt das. Ihr Blickwinkel ist der einer nach Anerkennung strebenden jungen Frau mit Karrierewunsch. Die Vorzeigemitarbeiterin ist gern bereit ist, ihr Leben dem Unternehmen zu widmen und den Campus so gut wie gar nicht mehr zu verlassen. Sie wird transparent. Der einzige, der Mae immer wieder aus dem Konzept bringt, ist ein junger Mann, der nicht nur in unregelmäßigen Abständen aus dem Nichts aufzutauchen scheint und sie sexuell anzieht, sondern der sie auch immer wieder warnt. Warnungen, die Mae ignoriert, bestenfalls für Prüfungen hält, genau wie sie auch über die Bedenken ihrer Freunde und Familie fast herzlos hinweggeht.

Zu sehr ist sie fasziniert von dieser Welt, die ihr alles bietet, was sie zu brauchen glaubt. Gratisessen, zubereitet von den besten Köchen, ein immer perfekt aufgeräumtes Wohnheimzimmer mit stets nach ihren Wünschen gefülltem Kühlschrank, Gratisveranstaltungen en masse und vermeintliche Freunde, die mit ihr auf einer Linie liegen und ihr Likes ohne Ende spendieren. Dave Eggers, einer der bedeutendsten Autoren unserer Zeit, zeichnet in The Circle ein Bild von Neuzeiterrungenschaften, die einzeln und scheinbar unauffällig in unserem Leben bereits Einzug gehalten haben, die ganz unauffällig beginnen, unser Leben zu kontrollieren. Was einem, liest oder hört man dieses Buch, erst einmal wieder so richtig bewusst wird. Wer 1984 gelesen und verstanden hat, weiß, dass der Circle die Fortsetzung ist. Eine Dystopie vom Feinsten. Obwohl…: Von pessimistischem Zukunftsbild kann kaum mehr die Rede sein, sind wir an dieser Form von Zukunft doch deutlich näher dran als manch einem von uns lieb sein dürfte.

Es gibt Stimmen, Dave Eggers sei ein Internethasser. Vielleicht ist er aber doch eher einer, der uns bewusst machen will, wie sehr die Technologiebranche sich die Naivität der Gesellschaft zunutze macht. Und welche Gefahr von falscher Social Media Nutzung ausgehen kann. Vor allem für die, die mit dem Netz aufgewachsen sind. Ein Buch also nicht nur für die Generation Y und darüber, sondern vor allem auch eine Warnung für die Digital Natives.
Die Geschichte, gelesen von Torben Kessler lässt einen jeden Stau in Minutenschnelle vergessen.
5.0 Stars (5,0 / 5)

Bharat B. Aggarwal: Heilende Gewürze

Der Autor stammt aus Indien und ist aufgewachsen in der Farben- und Geruchsvielfalt tausenderlei Gewürze. Schon lange haben ihn diese auch beruflich in der Hand: In seinem Labor erforscht der Wissenschaftler Dr. Bharat B. Aggarwal die Heilkraft von Gewürzen, auch und vor allem in Zusammenhang mit Krebs. Er und seine Kollegen sind den molekularen und biochemischen Geheimnissen hinter der Heilkraft dieser alten Arzneimittel auf der Spur und sie sind bereit, ihr Wissen zu teilen.

Dieses Buch ist 500 Seiten stark und es ist – das kann man getrost sagen – eines der besten seiner Art. Es betrachtet beide Seiten der wichtigsten Gewürze: Gewürze als Freund der Ärzte, aber auch als Stolz der Küche. Und kombiniert dabei uralte Heilkunde mit neuesten Erkenntnissen über die Juwelen des Pflanzenreichs.
Hier erfährt man, wie und wo man Gewürze kauft, wie man sie aufbewahrt und vor alle, wie man sie verwendet, damit sie ihre volle Kraft entfalten. Inklusive der richtigen Rezepte.

Dieses Werk ist nicht nur besonders schön und liebevoll aufgemacht, es ist eines von denen, die man immer griffbereit in der Küche haben sollte. Und in denen man dann immer mal wieder so richtig stöbern kann.
5.0 Stars (5,0 / 5)

Géraldine Elschner/Antoine Guilloppé: Wie ein Wolf

„Um den Hals ein Band. Am Band eine Kette. An der Kette ein Pfahl, tief im Beton versenkt.“ Dieser Hund lebt wirklich wie ein Hund. Keiner traute sich zu ihm. War er doch wie ein Wolf. Dabei wollte er doch nichts anderes als über die Felder zu springen und eine freundliche Hand auf seinem Fell zu spüren. Doch dann kam er ins Tierheim und dort wurde es sogar noch schlimmer. Jetzt kam nicht einmal mehr das Tageslicht zu ihm. Alle hatten Angst vor dem vermeintlichen bösen Wolf. Alle, bis auf einen…

Diese Geschichte rührt einen ganz tief im Herzen. Die Bilder erinnern fast ein bisschen an einen Scherenschnitt. Sie sind klar und doch verwirrend in ihrer Art, in ihrem Perspektiven- und Größenwechsel. Ein typisches Minedition-Buch, nicht Mainstream, sondern etwas ganz Besonderes. Gewidmet ist es dem Unbekannten, der jeden Morgen so heulte.
5.0 Stars (5,0 / 5)

Dani Atkins: Die Achse meiner Welt

Rachel hat alles, was sich ein junges Mädchen nur wünschen kann. Einen tollen Freund, eine Clique, die zusammenhält wie Pech und Schwefel, sie sieht gut aus und wird bald das Studium beginnen, von dem sie immer geträumt hat. Alles ist perfekt. Bis zu diesem einen Abend, an dem alle noch einmal gemeinsam feiern wollen. Ein unglaublicher Unfall und eine Verkettung von Umständen nimmt ihr den besten Freund, jeglichen Lebenswillen und die Schönheit. Glücklich wird sie nie wieder. Jahre später kommt es erneut zu einem Unfall, doch als Rachel im Krankenhaus aufwacht, ist ihr Leben plötzlich genauso, wie sie es sich vor dem ersten Unglück erträumt hat. Jimmy lebt und er liebt sie. Genau wie sie ihn. Und endlich sind sie bereit, sich das einzugestehen. Das ist die Quintessenz. Doch was ist die Realität? Das Leben, an das sich Rachel erinnert oder das, das sie jetzt führen soll? Die Wirklichkeiten scheinen sich zu überschneiden, so manches Mal rutscht auch noch etwas anderes, nicht Greifbares hinein…

Dieses Romandebüt, das sich zunächst einreiht in eine Art Strömung, die derzeit auf dem Buchmarkt herrscht, hat ein unglaubliches Ende. Wer jetzt allerdings dieses zuerst liest, nimmt sich selbst viele Stunden echten Lesegenuss. Der Roman, der in England absolut eingeschlagen hat, wird in vielen Ländern verlegt und es ist eines der Bücher, die man in seinem Regal stehen haben sollte. Eines der richtig guten! 
5.0 Stars (5,0 / 5)