Dr. Dominic Walliman/Ben Newman: Professor Astrokatz – Universum ohne Grenzen

Dieses Buch ist alles andere als nur für Kinder geeignet. Auch Erwachsene können hier schon allein beim Vorlesen eine ganze Menge lernen und/oder wiederholen. Man erfährt, wie man das Echo des Urknalls noch heute per Radio einfachen kann, wie eine Rakete funktioniert oder wie die ersten Raketen vor 1000 Jahren in China aussahen. Doch auch, wenn es für kleine und große Klugscheißer die perfekte Infoquelle ist, so ist dieses Buch doch noch viel mehr: Ein Schatz reich an Entdeckungen, ein Buch, das man nicht am Stück liest, sondern in dem man immer wieder stöbert und immer wieder etwas Neues, Spannendes entdeckt.

All diejenigen also, die sich schon immer für Sonne, Mond und Sterne sowie die Geheimnisse des Universums interessiert haben, sind hier bei Professor Astrokatz genau richtig. Einzig nicht so schön, aber das ist letztendlich Geschmacksache, sind das unhandliche Format und das raue Papier.
3.9 Stars (3,9 / 5)

Julia Volmert/Elke Broska: Ein Rucksack voller Glück

Das Auto muss in die Werkstatt und der geplante Ausflug fällt ins Wasser. Flo und Mia sind echt enttäuscht. Doch dann erzählt ihnen ihre Mama vom Glücksrucksack: Jeder Mensch, vom Baby bis zum Opa, trägt einen unsichtbaren Rucksack auf dem Rücken. Der eine ist schwer und voller Sorgen, drückt den Rücken des Betroffenen weit nach unten und lässt ihn traurig schauen. Ein anderer ist randvoll und wenn man glücklich verliebt ist, dann wachsen dem Rucksack sogar Flügel. Die Mama zeigt den beiden, wie man schlechte Gefühle durch gute ersetzt. Was man tun kann, damit der Rucksack wieder schön leicht wird.

Dieses Bilderbuch ist so, wie man es von Julia Volmert gewohnt ist. Allerdings fehlt es ein bisschen am Spannungsbogen. Irgendwie erwartet man sich mehr. Aber der Ansatz ist gut. Die Idee, die Seele als Rucksack darzustellen, den man beliebig füllen kann, macht das Thema deutlich anschaulicher und lang nicht so abstrakt wie es eigentlich ist.

Ein schönes Extra, ganz typisch für die Bücher aus dem albarello-Verlag, sind die Glückspostkarten im Buch. Wunderbar geeignet, anderen ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern und somit auch deren Glücksrucksack mit Positivem zu füllen.
2.9 Stars (2,9 / 5)

David McKee: Sechs Männer

Diese eindrucksvolle Geschichte, der es gelingt, schon kleinen Kindern den Ursprung von Kriegen zu erklären, zeigt, wie aus sechs friedlichen Männern in Nullkommnix sechs feindlich eingestellte Kriegsherren werden. Und immer geht es um Macht, Geld und Missverständnisse. Die Zeichnungen wirken in ihrer Art fast unschuldig, wie von Kinderhand gezeichnet stolzieren die kleinen Männchen durch das Buch und landen am Schluss genau da, wo sie hergekommen sind: auf der Suche nach einem Ort, wo sie in Frieden leben und arbeiten können.

Aktueller könnte das Buch kaum sein. Es reiht sich ein in eine ganze Anzahl von Büchern, die versuchen, den Krieg zu erklären. Keines der Lieblingsthemen von Kinderbuchautoren, aber teilweise extrem gut gelungen. Wie zum Beispiel auch „Rosa Weiß“, „Der rote Schuh“ oder „Akim rennt“.
3.4 Stars (3,4 / 5)

Géraldine Elschner/Antoine Guilloppé: Wie ein Wolf

„Um den Hals ein Band. Am Band eine Kette. An der Kette ein Pfahl, tief im Beton versenkt.“ Dieser Hund lebt wirklich wie ein Hund. Keiner traute sich zu ihm. War er doch wie ein Wolf. Dabei wollte er doch nichts anderes als über die Felder zu springen und eine freundliche Hand auf seinem Fell zu spüren. Doch dann kam er ins Tierheim und dort wurde es sogar noch schlimmer. Jetzt kam nicht einmal mehr das Tageslicht zu ihm. Alle hatten Angst vor dem vermeintlichen bösen Wolf. Alle, bis auf einen…

Diese Geschichte rührt einen ganz tief im Herzen. Die Bilder erinnern fast ein bisschen an einen Scherenschnitt. Sie sind klar und doch verwirrend in ihrer Art, in ihrem Perspektiven- und Größenwechsel. Ein typisches Minedition-Buch, nicht Mainstream, sondern etwas ganz Besonderes. Gewidmet ist es dem Unbekannten, der jeden Morgen so heulte.
5.0 Stars (5,0 / 5)

Giuliano Ferri: Das wundervolle Geschenk

Luca ist ein kleines Mäuschen und als er Geburtstag hat ist er ein wenig enttäuscht von dem Geschenk seines Großvaters. Ein kleines Säckchen voll mit Körnern? Was soll er denn damit? Aber dann zeigt der Opa ihm, wie man sich richtig um die kleinen Saatkörner kümmert, damit sie das bieten, was Luca versprochen wurde: dass er mit dem Geschenk rutschen, schaukeln und sich verstecken kann – und es am Schluss sogar verspeisen kann. Luca und seine Freunde kümmern sich daraufhin liebevoll um die kleine Saat und die geht auch bald auf. Und bietet den schönsten Kinderspielplatz, den man sich nur vorstellen kann.

Die Bilderbücher von Giuliano Ferri sind an sich schon ein Geschenk für Kinder und Eltern. Die Geschichten haben immer einen tieferen Sinn, die Zeichnungen sind wunderschön und die Moral der Geschichte ist immer glaubwürdig. Auch dieses Bilderbuch fällt eindeutig in diese Kategorie. Die Geschichte erinnert ein wenig an Hokuspokus Blumibus und hat doch ihren eigen Stil.
4.1 Stars (4,1 / 5)

Dani Atkins: Die Achse meiner Welt

Rachel hat alles, was sich ein junges Mädchen nur wünschen kann. Einen tollen Freund, eine Clique, die zusammenhält wie Pech und Schwefel, sie sieht gut aus und wird bald das Studium beginnen, von dem sie immer geträumt hat. Alles ist perfekt. Bis zu diesem einen Abend, an dem alle noch einmal gemeinsam feiern wollen. Ein unglaublicher Unfall und eine Verkettung von Umständen nimmt ihr den besten Freund, jeglichen Lebenswillen und die Schönheit. Glücklich wird sie nie wieder. Jahre später kommt es erneut zu einem Unfall, doch als Rachel im Krankenhaus aufwacht, ist ihr Leben plötzlich genauso, wie sie es sich vor dem ersten Unglück erträumt hat. Jimmy lebt und er liebt sie. Genau wie sie ihn. Und endlich sind sie bereit, sich das einzugestehen. Das ist die Quintessenz. Doch was ist die Realität? Das Leben, an das sich Rachel erinnert oder das, das sie jetzt führen soll? Die Wirklichkeiten scheinen sich zu überschneiden, so manches Mal rutscht auch noch etwas anderes, nicht Greifbares hinein…

Dieses Romandebüt, das sich zunächst einreiht in eine Art Strömung, die derzeit auf dem Buchmarkt herrscht, hat ein unglaubliches Ende. Wer jetzt allerdings dieses zuerst liest, nimmt sich selbst viele Stunden echten Lesegenuss. Der Roman, der in England absolut eingeschlagen hat, wird in vielen Ländern verlegt und es ist eines der Bücher, die man in seinem Regal stehen haben sollte. Eines der richtig guten! 
5.0 Stars (5,0 / 5)

Jennifer L. Armentrout: Obsidian – Schattendunkel

Eine große Liebe zwischen Licht und Schatten – besser als der Verlag selbst hätte man diese Geschichte wohl nicht auf einen Punkt bringen können. Katy ist 17 und dass ihre Mutter sie in ein Kaff am Ende der Welt verfrachtet, findet sie nicht gerade lustig. Dass ihr Nachbar, ebenfalls in ihrem Alter und dummerweise blendend aussehend, sie mega-abweisend behandelt, passt da doch nur ins Bild. Doch dann kommt seine Zwillingsschwester ins Spiel und Katy gewinnt eine Freundin. Doch das passt Daemon überhaupt nicht. Warum nicht, welche Rolle ein ferner Planet spielt, was vulkanisches Gesteinsglas damit zu tun hat und wie es ist, einen Alien zu lieben – das beschreibt Jennifer L. Armentrout in diesem ersten Band der Reihe sehr ausführlich, manchmal fast schon semi-erotisch – genau richtig für die Zielgruppe der zwölf- bis sechszehnjährigen Mädchen.

Daemon verkörpert alles, was ein Mädchen von ihrem Held erwartet: Er sieht hammermäßig gut aus, beschützt sie und ist im richtigen Moment schwach….

Die Geschichte lehnt sich an an viel Bekanntem: Ein bisschen Biss, ein wenig E.T., hier ein wenig Wunderwaffe, dort die Leidenschaft der Liebe und dass die Autorin sich ganz gern mal den einen oder anderen Zombiefilm reinzieht, lässt sich auch nicht leugnen – aber trotzdem hat die Story etwas. Ein großer Kritikpunkt allerdings ist die Wahl der Sprecherin. Sie ist eine der typischen Stimmen für Jugendbücher, aber dieser kindliche Unterton, den Merete Brettschneider hier wählt, passt eher zur „Freche-Mädchen“-Reihe als zu so einem Buch.
3.0 Stars (3,0 / 5)

Chesterton: Pater Brown – Der Marquis von Marne

Wenn jemand sich komplett zurückzieht, dann ist das den Leuten immer ein wenig unheimlich. Und schnell kursieren dann die abenteuerlichsten Gerüchte. So ist es auch bei James Mair, dem Marquis von Marne. Auch um ihn und seine völlig eingekapseltes Leben auf seinem Schloss ranken sich die Geschichten. Eine davon lautet, er sei, nach dem Tod seines Gegners bei einem Duell in wahnhafte Schuldgefühle verfallen, angefacht von religiösen Mächten. Das kann Pater Brown so nicht auf sich und der Kirche sitzen lassen. Er beginnt der Sache auf den Grund zu gehen und kommt hinter eine ganz erstaunliche Geschichte.

Dieses Hörspiel in alter Manier fasziniert gerade durch seine Machart – man hat das Gefühl, in den Sechzigern vor einem alten Radio zu sitzen und Westdeutschen Rundfunk zu hören. Besonders herausragend dabei Inge Meysel, die alle anderen Sprecher mühelos schon damals in den Schatten stellte. Schade, dass nicht Heinz Rühmann den Pater gesprochen hat. Das wäre das Tüpfelchen auf dem i gewesen.

Gilbert Keith Chesterton war nicht nur Schriftsteller, sondern auch Journalist. Seine Freundschaft mit einem katholischen Pater brachte ihn nicht nur dazu, zu konvertieren, sondern diente ihm auch als Basis für seine Pater Brown Geschichten – heute weltberühmt. Und in ihrer Art einfach unantastbar.
3.9 Stars (3,9 / 5)

Karine Tuil: Die Gierigen

Samuel, Samir und die obligatorische Frau in der Runde, Nina, sind eng befreundet. Man könnte fast sagen unzertrennlich. Sie leben dasselbe Leben, haben die gleichen Werte. Samuel und Nina sind ein Paar, Samir derjenige, der die Zweisamkeit ins Wanken bringt. Eine leidenschaftliche Affäre zwischen Nina und ihm zerstört die Harmonie des Trios, nimmt der Jugend die Unbekümmertheit und verändert Leben. Nicht nur einmal, sondern zweimal. Denn Samir, der in Frankreich aufgrund seiner arabischen Herkunft keinen Fuß auf den Boden bekam, und der sich dann die Identität und Geschichte seines ehemaligen Freundes zu eigen gemacht hat um fortan als vermeintlicher Jude Sam seinen beruflichen und privaten Weg zu machen, kommt den beiden, denen es nie gelungen ist, ihren Platz am Rande der Gesellschaft zu verlassen, noch einmal in die Quere. Oder andersherum. Inzwischen hoch dotierter und äußerst angesehener Anwalt in Amerika, verheiratet mit einer einflussreichen Frau aus der High Society, belanglose Affären, zwei wohlgeratene Kinder, erzogen von den Nannys bringt ihn nur eines ins Schwanken – Nina. Denn die taucht plötzlich wieder in seinem Leben auf. Sie und Samuel haben den verschollen geglaubten Freund in einer Fernsehsendung entdeckt und Nina lässt es darauf ankommen. Samuel lässt es geschehen. Kommt erst einmal ein Stein Bewegung, bricht die Lawine los. Und wird von Samirs ungeliebtem Stiefbruder noch so richtig ins Rollen gebracht. Und auch, wenn es sich über 500 Seiten hinzieht, so erstaunt es doch, wie schnell ein scheinbar perfekt auf den Trümmern anderer aufgebautes Leben ins Wanken, Schleudern und Scheitern geraten kann.

Dieser Roman über einen Aufsteiger aus der Pariser Banlieue und die, die dabei auf der Strecke geblieben sind, wurde in Frankreich geradezu als literarische Sensation gefeiert. Und ist harter Tobak in Bezug auf Gesellschaftskritik. Die Autorin macht einen regelrechten Rundumschlag. Nichts bleibt außen vor und doch verzichtet sie, und das dürfte in diesem Fall nicht leicht gewesen sein, komplett auf Klischees. Die Sprache, die sie verwendet und die von Maja Ueberle-Pfaff, die auch bereits Mark Twain und Jules Verne übersetzt hat, nahezu perfekt ins Deutsche übertragen wurde, ist anders als man es von einer Frau in ihrem Alter erwartet hätte. Besonders interessant sind einige Stilmittel, die sie dabei verwendet. Wobei man sich bei dem ein oder anderen durchaus wundert, warum man es nicht selbst schon verwendet/benützt/eingesetzt hat.

Karine Tuil, geboren 1972, studierte selbst Jura, schrieb nebenbei den einen oder anderen Roman und beschäftigt sich derzeit nicht nur mit ihren Kindern, sondern auch mit ihrer Doktorarbeit. Eine Autorin, von der man sicher noch einiges hören wird.
3.9 Stars (3,9 / 5)

Peter Brown: Der neugierige Garten

Es war einmal eine Stadt ohne Gärten, ohne Bäume, ja gänzlich ohne das kleinste bisschen Grün – so beginnt die Geschichte eines kleinen Jungen, der liebend gerne draußen war. Liam erforschte bei jedem Wetter seine Umwelt und fand bei einer seiner Exkursionen ein kleines bisschen, verdorrtes Grün. Noch unerfahren aber voller Tatendrang versucht er es zu pflegen und auch, wenn die Pflanzen ein bisschen darunter leiden müssen, sie wissen es zu schätzen. Über kurz oder lang breitet sich das Grün dankbar und auch neugierig aus und es findet mehr und mehr Gärtner. Jahre später blüht die ganze Stadt.

Dieses Bilderbuch erinnert sehr an Hokuspokus Blumibus. Aber es ist, das muss man zugeben, noch deutlich schöner. Das beginnt bereits auf der taktilen Ebene, denn es ist mit bedrucktem Stoff eingebunden. Ein echtes Erlebnis für die Sinne. Zum Hören, Sehen und Fühlen.
5.0 Stars (5,0 / 5)